An sich ein Nebenthema, das sich aus
AustrianMap - Aufnahmedatum entwickelt hat, aber möglicherweise breitere Aufmerksamkeit verdient (ich darf mal zusammenfassen, was ich aus diversen bilateralen Korrespondenzen und Selbstlektüre verstanden habe, aber ich bin bei GIS eigentlich immer noch ein Greenhorn und blutiger End-User):
Das BEV hat 2013 aus Sparsamkeitsgründen aufgehört, selbst Wegmarkierungen im Gelände zu erheben. Seit ca. 2016 wird mit den in Ö maßgeblichen Alpinvereinen (ÖAV, NF, ÖTK, tw. DAV, nach Möglichkeit auch Tourismusverbände etc.) versucht, eine “große” Lösung gemeinsam zu entwickeln (sh. https://www.bev.gv.at/dam/jcr:9dab2628-98c7-42f8-8d6c-d05428bce935/AKTUALISIERUNGSKONZEPT_WEGMARKIERUNGEN.PDF). Der Plan ist der: Die Alpinvereine etc. lassen ihre Wegewarte / -referenten markierte Wege in ein GIS (Alpines Wegeinformationssystem AWIS, Software “Contwise Infra”) einpflegen, das vom Softwareentwickler General Solutions (Landeck, Tirol) gemanagt wird. Irgendwann sollen dann diese Daten ins BEV-System (Graphenintegrationsplattform GIP) importiert werden, der ganze Vorgang heißt dann AWIS.GIP (siehe z.B. https://awisgip.at/ und Wegedatenbank Contwise Alpenverein). Sowohl Alpinvereine als auch BEV wollen sich damit offenbar auch von OSM abkoppeln (können). Zweifellos ein fettes Vorhaben, und es ist nicht ganz unverständlich, dass vieles erst im Entstehen ist, obwohl schon 9 Jahre ins Land gezogen sind. Für viele old-school Wegewarte ist auch mit den meines Wissens angebotenen Schulungen die Dateneingabe in ein komplexes GIS wohl ein wenig, hmmm, “ungewohnt”
Jetzt sind zumindest für mich mal folgende 6 Fragenstränge entstanden, aber es gibt wohl noch viele mehr. Gleich vorweg: Mir ist bewusst, dass das ein Riesenprojekt ist, vor dem ich im Grunde meinen Hut ziehe. Daher möchte ich mit dem Folgenden niemand auf den Schlips treten, sondern einfach nur verstehen, wie die Abläufe sind. Ich weiß z.B. gar nicht, wieviele OSM-Mapper gleichzeitig auch in Alpinvereinen oder auch bei Bund oder Ländern mitwirken, und freue mich über hilfreiche Inputs, und vielleicht können wir auch den Gesamtprozess ein wenig verbessern helfen (auch wenn OSM in dem Prozess langfristig umgangen werden soll nach Wunsch der anderen Akteure, aber mal sehen…).
- Werden die von den Wegewarten ins AWIS eingegeben Daten von einer “höheren” Stelle innerhalb der Alpinvereine irgendwie auf Plausibilität und stichprobenartig auf Vollständigkeit überprüft? Bei kurzer Nachschau im Bereich Lungau & Umgebung sind manche Wegrelationen nur bruchstückhaft vorhanden. In manchen Fällen hab ich schon zuvor aus OSM-Optimierungsgründen heraus versucht, die zuständigen Wegewarte zu erreichen, aber das ist aus verschiedensten Gründen schwierig, und der Tenor ist auch: “Das ist alles noch ein bissl unklar, ich muss mal nachfragen.”
- Wie läuft der Import der allenfalls intern “gesichteten” Daten ins BEV - importiert das BEV diese Wege “ungschauter” aus dem AWIS in die GIP? Gibt es beim BEV noch einen Zwischenschritt? Was machen die Naturfreunde, der ÖTK usw.? Arbeiten die auch schon mit dieser Datenbank?
- Möglicherweise kann das BEV im Wege der Verwaltung der Republik ja auf die Gemeinden und damit assoziierten Tourismusverbände noch eher als auf die unabhängigen Alpinvereine “durchgreifen”, aber ist damit zu rechnen, dass auch lokale Wanderwege (lwn, idR ein- bis zweistellig nummeriert) wirklich grosso modo miterfasst werden können, oder fallen die zukünftig eher unter den Tisch? Das lwn ist ja durchaus erheblich und wichtig, wobei wir da auf OSM selbst noch erhebliche Erfassungslücken haben.
- Nicht zuletzt gibt es wohl in vielen Gegenden noch einen ziemlichen Wirrwarr und Graubereiche, welcher Weg nun von einem Alpinverein und welcher von einem TVB etc. nummeriert, gewartet und beschildert wird (ich hoffe, dass z.B. die in Note: 56437 | OpenStreetMap geschilderte Fragestellung ein bissl komplizierter als der Normalfall ist, aber ich fürchte, dass sowas eher “Standard” ist…). Das AWIS kann da vielleicht mithelfen, das Wirrwarr aufzulösen, vielleicht wird es damit aber auch nur noch schlimmer.
- Bis das ganze implementiert ist, vergehen sicher noch einige Jährchen. Bis dahin ist aus meiner Sicht klar, dass viele Wanderwege in der ÖK50 den Stand vom Jahre Schnee haben (ich kenne Beispiele, wo in AustrianMap “aktuell” dargestellte ÖK50-Wegmarkierungen seit >10 Jahren nicht mehr existieren) und mittlerweile anders verlaufen, vom Grundeigentümer gesperrt, aufgelassen, kaputt etc. sind. Meines Erachtens sollten wir auf OSM daher nicht einfach vom Sofa aus ÖK50-Markierungen abmalen, sondern sehr kritisch hinterfragen und viel mit mapping on the ground arbeiten, was natürlich sehr aufwendig ist. Andere OSM-Benutzer sehen das hingegen einiges sportlicher, wie ich in bilateralen Korrespondenzen wahrnehme. Auch hier würd ich gerne ein Stimmungsbild einholen.
- Was natürlich am allerwenigsten unser Problem ist, nur ein Gedanke von mir: Ich finde es mutig, dass sich BEV (also die Republik) und alle Alpinvereine (und ggfs. TVB) mit einer kleinen (wenn auch wohl feinen, das will ich vorerst gar nicht in Frage stellen) Softwareschmiede für viele Jahre “verheiraten”. Ich will niemand was unterstellen, aber es können immer unvorhergesehene Dinge passieren. Dann steht das ganze Projekt, oder? Klar kann auch mit OSM irgendwas passieren (Musk oder Putin lassen grüßen…), 100% Sicherheit gibt es auf der Welt nicht.
So, das ist jetzt ganz schön lang geworden. Falls mehrheitlich die Meinung vertreten wird, dass wir einzelne Fragen völlig auslassen oder in einen eigenen Thread verschieben sollen, soll es mir recht sein. Falls ich etwas Deppertes geschrieben habe, was geeignet ist, bei irgendwelchen Akteuren erheblichen Unmut zu erzeugen, lösch ich auch gerne noch was raus.
Ich freue mich auf Eure Inputs.