Ich denke auch, dass die Katastralgemeindegrenzen nicht die geeignete Grundlage ist, um die Zuordnungsproblematik zu lösen. Sie sind historisch gewachsen und spiegeln nicht die aktuellen Verwaltungsstrukturen wider.
Möglicherweise sind die BEV-Adressdaten dafür besser geeignet. Eine Adresse ist dort einer politischen Gemeinde und einer bestimmten Ortschaft innerhalb dieser Gemeinde zugeordnet. Damit diese Zuordnung möglich ist, muss es definierte Grenzen für die Ortschaften innerhalb der Gemeinde geben. Falls diese Grenzdaten verfügbar sind und als boundaries in OSM importiert werden könnten, wäre damit die Zuordnung von Straßen, Adressen,… zu Ortschaften gelöst.
Soweit ich weiß gibt es für Ortschaften keine (für jedermann), dowloadbaren Grenzen, obwohl diese natürlich interssant wären. Die Statistik Austria muss für deren Statistiken ja auch irgendwie wissen welche Adressen zu welcher Ortschaft zu zählen sind.
Und auch dann wäre noch zum Überlegen: Nicht jeder Siedlungs-Node (place=hamlet) oder Stadtteil-Node (place=neighbourhood) wird auch eine gleichlautende Ortschaft gemäß BEV/Statistik Austria haben. Damit würde eine Adresse erst wieder z.b. einer benachbarten Siedlung zugewiesen die Namensgeber für die gesamte Ortschaft ist.
Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass Statistik Austria einfach mit Listen arbeitet ohne eine Grenze zu brauchen.
Und ja, es gibt sehr sehr viele hamlets (auch mit richtigen Ortsschildern an den Straßen und an den Häusern), die keine Ortschaft im Sinne von Statistik Austria sind. Damit muss man bei Fehlen von Straßennamen korrekterweise sowohl “addr:place=” als auch “addr:hamlet=” mappen, was tw. auch gemacht wird, aber ich lege meine Hand nicht für Vollständigkeit ins Feuer. Eigentlich sollte mit “addr:city=” ja wohl der Standort des zuständigen Postamts eingetragen sein, tw. wird aber auch die postamtslose Ortschaft als “addr:city=” gemappt (und dann der hamlet als “addr:place=”), was wohl nicht ganz korrekt ist, oder?
Ja, die Statistik Austria greift auf die vorhandenen Daten des BEV-Adressregisters zurück. Dort ist jede Adresse bereits einer Gemeinde und einer Ortschaft zugeordnet.
Bei neuen Adressen muss aber festgestellt werden können, in welcher Gemeinde und in welcher Ortschaft sich die Adresse befindet. Das ist objektiv nur mit Hilfe von Gemeinde- und Ortsgrenzen möglich, über die das BEV bzw. die Gemeinden verfügen müssen.
Ein anschauliches Beispiel dafür ist die von @Luzandro zuvor bereits erwähnte Gemeinde Alland.
Dort gibt es die Ortschaft “Holzschlag”, die zur Katastralgemeinde “Raisenmarkt” gehört und auch die Ortschaft “Maria Raisenmarkt” ist Teil dieser Katastralgemeinde.
Um nun für diese beiden Adressen (Adresse1, Adresse2) entscheiden zu können, in welcher der beiden Ortschaften sie sich befinden, braucht es dazwischen eine Grenze - ich nehme an sie verläuft entlang der L4004 - im NÖ Atlas ist sie jedoch nicht erkennbar.
Die Idee wäre, die Ortsgrenzen als Polygone mit boundary=administrative + admin_level=10 (Gemeindeteile ohne Selbstverwaltung) zu importieren und damit die bestehenden Gemeinde-Polygone weiter zu unterteilen. Die Place-Nodes bleiben unabhängig davon bestehen und können auch weiterhin von Datenkonsumenten für eine noch genauere Zuordnung verwendet werden.
Auch die Erfassung von addr:place und addr:hamlet bleibt aus meiner Sicht davon unberührt und können wie bisher weitergeführt werden.
Bei addr:city orientiere ich mich an der Empfehlung im Wiki
Name der Stadt beziehungsweise der Ortschaft allgemein (Dorf uw.), wie er in postalischen Adressen angegeben wird.
und den lokalen Gegebenheiten.
Die Verwendung des Ortsnamens anstelle des Gemeindenamens hat (derzeit) auch den Vorteil, dass die Adresse eindeutig einer Ortschaft zugeordnet werden kann - durch die Gemeinde-Grenz-Polygone erfolgt dann automatisch die Gemeindezuordnung.
Das erinnert an den andren Topic Nominatim Suche - addr:place ist (nicht nur für Nominatim) etwas ganz etwas anderes als addr:hamlet. Das place in addr:place steht für alle place=* (hamlet, village, city usw.) Ich finde das sogar logisch konsequent, das gesondert zu behandeln. Nebenbei erlaubt es, Adressen auffindbar zu machen, die sich auf etwas beziehen, das nicht eine benannte Straße ist, sondern auf etwas, das anscheinend Konskriptionsnummer heißt.
Äh doch, wie von @PPete2 im letzten Absatz angemerkt, ist es in Wien schon anders als in Oberösterreich: In Wien ist die Katastralgemeinde oft das einzige “Offizielle” (und flächenmäßig klar Begrenzte), das von einem eingemeindeten Vorort noch übrig ist, der im allgemeinen Sprachgebrauch nach wie vor besteht. Hirschstetten ist z.B. nur noch eine Katastralgemeinde, dennoch ist von den Blumengärten der Stadt Wien über einen Badeteich bis zu einem S-Bahn-Bahnhof alles Mögliche danach benannt.
Wobei allerdings in den Innenbezirken die Katastralgemeinden auch unbrauchbar sind, weil dort mit den Bezirken fast deckungsgleich (aber eben nur fast, weil es bei den Bezirken zu Grenzverschiebungen gekommen ist, die bei den Katastralgemeinden nicht übernommen wurden). Die ehemaligen Vorstädte sind da nicht mehr berücksichtigt. Deshalb hat z.B. “Sankt Ulrich” gar keine klaren Abgrenzungen mehr.
Klar ist Wien (wie immer) ein Sonderfall. Bei den Vorstädten kann man jedoch oft die Pfarrgrenzen heranziehen (sie waren oft aber nicht immer Namensgeber für oder ungefähr deckungsgleich mit der Vorstadt), die kann man mindestens auf Bestände | Matricula Online (zumindest die historischen) sehen. Aber im Detail wird’s auch hier natürlich schnell kompliziert, weil ja auch Pfarrgrenzen verschoben, gesplittet, wieder zusammengeführt etc. wurden.