wheelchair=yes bei Aachener Bushaltestellen

einige Bushaltestellen in Aachen sind mit wheelchair=yes getaggt. Das scheint mir unpassend. Die Haltestellen sind zwar alle ebenerdig (wie alle anderen Bushaltestellen auch) haben aber keine erhöhten Bordsteine, so dass zum Einsteigen mit Rollstuhl immer fremde Hilfe nötig ist (z.B. zum Ausklappen der Rampe im Bus). Ich fände daher wheelchair= limited passender. Kennt sich da jemand aus und weiß, wie das normalerweise gehandhabt wird?

http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:wheelchair#.C3.96PNV-Linien
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Key:wheelchair#Bus_stop

Gruß,
Mondschein

Das würde ich so interpretieren, dass ich recht haben.

Ist das nicht immer der Fall? Wo kann ein Bus so nahe an den Bordstein heranfahren, daß ein Rollifahrer ohne Rampe hinein oder heraus kommt (kein Spalt)? Bei einem Bus ist aber stets garantiert, daß jemand zum Ausklappen der Rampe verfügbar ist - mindestens nämlich der Fahrer.

Ich bin da jetzt kein Experte, aber in anderen Städten gibt es zumindest Bordsteine die so hoch sind, dass kein Höhenunterschied mehr besteht. Wenn der Bus dann bis auf 5 cm heranfahren kann, gilt das wohl meistens als Barrierefrei, soweit ich das gerade recherchieren konnte. Die Barrierefreiheit von Straßen- U- und S-Bahnen ist aber wohl mit Bussen grundsätzlich nicht zu erreichen. Aber gerade dadurch erscheint ein wheelchair=yes doch besonders zweifelhaft.

Also in Hagen gibt es Bushaltestellen(meist “auf dem Land”) die haben keine Bordsteinerhöhung. Da würde ich limited sagen, die mit erhöhten Bordstein sind yes

Ansonsten kann man bestimmt auch mal über Twitter Raul oder andere von wheelmap.org oder den SOZIALHELDEN anschreiben. Da sind die am besten drüber erreichbar.

Also um den Vourteilen mal vorzubeugen:
Ich würde ohne erhöhten Bordstein maximal limited erfassen, weil es eben nicht ohne Ausklappen der Rampe geht. Wheelchair yes gibt es nur dann wenn der Bus an der erhöhten Bordsteinkannte hält und das Einfahren ohne Rampe möglich ist.

Nicht überall wo ein Bus hält, der eine Rampe mitbringt, kann diese auch benutzt werden. Es hilft ja nichts die Rampe auszuklappen, wenn der Fußweg so schmal ist, dass die Rampe dann bereits vor einem Zaun oder eienr Mauer endet. dann kommt man nämlich nicht hoch oder runter. Auch können gewise Kurvengeometrien das bündige Halten am Bordstein verhindern. Insbesondere im Schienenverkehr.

Es ist nicht unmöglich Straßen- und U-Bahnen barierrfrei zu machen. Stuttgart beispielsweise hat konsequent auf Hochbahnsteige umgebaut. Dresden und Berlin setzen auf Niederflurfahrzeuge, welche mit dem Hohenbordstein des Busses auch barrierefrei sind.

Tja, Experte bin ich da auch nicht. Die Definition von wheelchair=* ist leider selten wirklich eindeutig und kann je nach Objekt sehr variabel ausgelegt werden. Aber wenn die “Barrierefreiheit” in der Praxis an mehreren Kriterien hängt, die von Bussen meist gar nicht erfüllt werden können, ist natürlich die eindimensionale Definition “bei erhöhten Bordstein” im Wiki eher fragwürdig. Solange auf den verkehrenden Linien Niederflurbusse mit Rampe eingesetzt werden, sollte die Bordsteinhöhe fast egal sein. Interessanter ist, ob etwa Treppen den Zugang zur Haltestelle versperren (vgl. Audimax stadtauswärts) oder der Warte- und Einsteigebereich erhöht in der Fahrbahnmitte liegt und keine Absenkung hat, oder wie breit dieser ist.
Die meisten wheelchair-Tags an Haltestellen stammen von einem einzelnen Mapper. Kannst den ja mal fragen, was er dazu sagt.

In Aachen haben die Busse eine Besonderheit. Sie können zur Gehwegseite hin abgesenkt werden (Luftfederung, sieht seltsam aus, wenn man das zum ersten Mal sieht). Dadurch ist (den meisten) Rollstuhlfahrern ein Einfahren ohne fremde Hilfe möglich. Für Personen mit Kinderwagen oder Rolator ist das auch recht nützlich.

Man kann die Rollstuhl-Eignung eben auch in die Fahrzeuge einbauen und nicht nur an den Haltestellen. Mir scheint das in Aachen also durchaus gerechtfertigt zu sein.

Edbert (EvanE)

Ulkig: mir war gar nicht bewußt, daß es sich dabei um eine Aachener Besonderheit handelt.
Aber was soll’s, wir haben auch einen Elektrobus, der ohne Passagiere immer um die Stadt herum fährt (dabei aber an den Haltestellen hält, die Türen öffnet, wieder schließt und weiterfährt).

Vor vielen Jahren war ich regelmäßig in Aachen. Da ist mir das zuerst aufgefallen. Nach einigen Überlegungen wurde mir dann auch klar, wofür das gut war. In Köln oder Bonn habe ich solche Busse noch nicht gesehen.

Ich schätze, die Aachener Busse mit Absenkung waren auch erst mal im Probebetrieb ohne Passagiere, bevor die auf die Kundschaft losgelassen wurden. Das dürfte bei deinem E-Bus Beispiel ähnlich sein. Hält der auf Dauer dem täglichen Betrieb stand, ohne zwischendurch nachladen zu müssen? Das ist ja eine wichtige Frage, bevor man sich eine größere Zahl solcher Fahrzeuge zulegt. (Wo findet dieser Betriebstest statt?)

Edbert (EvanE)

Klar, es handelt sich um ein bloßes Testfahrzeug: http://www.aseag.de/presse/pressemitteilungen/ein_elektrobus_f__r_aachen_____der_prototyp_des____smart_wheels___-elektrobus_wird_vorgestellt.html
Allerdings testet nicht die ASEAG, ob sie diesen Bustyp einsetzen will, sondern die beteiligten Uni-Institute testen die von ihnen entwickelten Komponenten.
Gesehen habe ich ihn einige Male im Hochschulerweiterungsgebiet und auf der Vaalser Straße, da hatte ich ihn auf den 3er-Linien vermutet; aber wahrscheinlich werden mehrere Linien durchgespielt. Ich verstehe zwar, daß er nicht im richtigen Liniendienst mit Passagieren getestet wird (was sicher auch rechtliche Gründe hat), aber es mutet schon eigenartig an, wenn so ein Bus menschenleer um die Stadt herumfährt, während die Busse auf den parallel verkehrenden Linien teils proppenvoll sind.

Also bei dem Absenken der Busse(kneeling) handelt es sich definitiv nicht, um eine Besonderheit Achens.
http://www.rvk.de/startseite/info-barrierearm/barrierearmes-busfahren.html ganz unten steht die Ausstatung der barrefreien Busse
Aber auch andere Städte wie Berlin und Dresden setzen diese Technick ein.

http://www.campusbahn-aachen.de/fileadmin/user_upload/PDF/Barrierefreiheit_Mobilitaetsausshuss__September_2012.pdf
In diesem Dokument wird von 5 cm maximalem Spalt gesprochen. Das schafft man bei normalem Bordstein auch mit kneeling nicht.
http://www.vrk-sh.de/Info/mobilitaetseingPersonen.htm

Danke für den Link.

Auch eine Hochschule muss mittlerweile nachweisen, dass ihre Entwicklungen im Alltagsbetrieb funktionieren. Wobei die RWTH Aachen das ja schon seit vielen Jahren macht.

Nebenbei bemerkt:
Interessant fand ich, dass man sich für eine kleinere Batterie mit 45 kWh (statt 120 kWh) mit häufigerem Nachladen über den Tag entschieden hat. Folge ist ein geringeres Eigengewicht des Fahrzeuges und damit einhergehend eine höhere Passagierkapazität. Das geht aber nur, da ihnen die STEAG Ladestationen mit 60 KW zur Verfügung stellt. Mit diesen kann in 20 Minuten ca. 20% der Kapazität nachgeladen werden. Für allfällige planmäßige Pausen passt das recht gut.

Weiter interessant, das Bremsenergie in die Batterie zurückgespeist werden kann. Das ist bei Bussen mit potentiell vielen Haltestellen plus viel Stop-and-Go innerhalb einer Stadt eine nicht zu unterschätzende Eigenschaft.

Damit für mich Schluss mit diesem Ausflug
Edbert (EvanE)

Das sog. Kneeling ist keine Spezialität von Aachen sondern das können praktisch alle modernen Niederflurbusse. Das habe ich z.B. schon vor 15 Jahren in Krefeld erlebt. Wenn man der Wikipedia trauen darf ist es aber so, dass selbst mit Kneeling nur in Kombination mit Hochbordsteinen ein wirklich ebenerdiger Einstieg möglich ist. Ansonsten muss für Elektrorollstühle immer noch manuell eine Rampe ausgeklappt werden, was man z.B. am Elisenbrunnen hin und wieder beobachten kann. Ich weiß gar nicht, ob es in Aachen eine Haltestelle gibt, wo man auf die Rampe verzichten kann.

Es ist zu lange her, als dass ich zum Restunterschied in Aachen noch eine genaue Aussage machen könnte. Vielleicht kann ja jemand von dort mal einen Blick darauf werfen. Übrigens müssen nicht alle Kneeling-Systeme gleich ausgelegt sein. Aussagen aus anderen Verbünden / von anderen Betreibern, sind daher nur begrenzt vergleichbar.

Edbert (EvanE)

In Aachen gab es das bereits vor zwanzig jahren. Es wäre verwunderlich, wenn das in Aachen erfolgreich war und nicht in die allgemeine Fahrzeug-Entwicklung eingeflossen wäre resp. von anderen Betreibern nachgefragt worden wäre.
Die heutige Situation in Aachen kenne ich nicht mehr im Detail.

Ansosnsten muss man mal nachfragen, welchen Begriff von wheelchair=yes der Ersteller angenommen hat. Es gibt durchaus auch die Auffassung, dass damit nur die Zugänglichkeit einer Haltestelle für Rollstuhlfahrer gemeint ist und nicht zusätzlich auch der Übergang ins Fahrzeug.
Bei der Eisenbahn wird das mit unterschiedlichen Farzeugen und unterschiedlichen Bahnsteighöhen deutlich. Bei der RE5 (Emmerich - Koblenz) hat das Fahrrad-/Rollstuhlabteil einen niedrigere Einstiegshöhe als der Rest des Zuges. Je nach Bahnsteighöhe liegt die niedriger / passend / höher als der Bahnsteig einer einzelnen Haltestelle. Für Fahrradfahrer in der Regel kein Problem, für Rollstuhlfahrer jedoch schon.

Edbert (EvanE)

Das können wir bei OSM sehr gut trennen. Es gibt zum einen die Haltestelle, welche die Zugänglichkeit ermöglicht. ohne Rampe wheelchair=yes mit Rampe wheelchair=limeted und keine Möglichkeit Rampe zu steil oder kein Platz oder Haltestelle nicht erreichbar wheelchair=no.
Fahrzeuge gehören zur Route die bekommt ebenfalls die Tags wheelchair=yes für fast alle Fahrzeuge sind behindertengerecht und ermöglichen das Einsteigen durch Kneeling an entsprechenden Haltestellen oder mit Rampe an weiteren geeigneten.
wheelchair=limeted wenn bei Überlandbussen beispielsweise nur ein Aufzug vorhanden ist und/oder nur ein Teil der Fahrzeuge behindertengerecht sind und wheelchair=no für Linien wo sich nur ausversehen mal so ein Fahrzeug verirrt.

Bis zu 6% Neigung einer Rampe wird diese noch als Rollstuhl-tauglich angesehen.
Ansonsten ACK

Wie bereits ausgeführt nützt einen Behinderten-gerechte Ausstattung nichts, wenn die Ein-/Ausstiegshöhen nicht passen.
In Bonn ist die Linie 63 (Stadtbahnfahrzeuge) Behinderten-gerecht da alle Haltestellen die gleiche passende Bahnsteighöhe haben. Die innerhalb Bonns gleich verkehrende Line 16 (Rheinuferbahn Bonn-Köln) ist jedoch nicht Behinderten-gerecht, weil ausserhalb Bonns die Bahnsteige teils nur Bürgersteighöhe haben (-> drei Stufen). Spezielle Ausstiegshilfen gibt es nicht, daher für Rollstuhlfahrer ohne fremde Hilfe nicht nutzbar. Auf beiden Linien werden identische Fahrzeuge eingesetzt. Dennoch gilt für die Linie 63 wheelchair=yes, für die Linie 16 wheelchair=no.

Edbert (EvanE)

Genau das würde ich nicht so machen! Denn innerhalb von Bonn kann man die Linie ja nutzen wie du sagtest. Daher yes. außerhalb ist die Linie zwar yes, aber die Haltestellen no, wenn es nicht möglich ist.