Obwohl ich selber (muss das zur Vermeidung von Mißverständnissen immer voraus schicken), grundsätzlich für einen höflichen und respektvollen Umgang miteinander bin und die meisten der in der Etiquette Guideline enthaltenen Forderungen auch ohne Guideline einhalte, bin ich trotzdem gegen die Übernahme dieser Guideline in der aktuellen Form, weil ich nicht glaube, dass sie dazu beitragen würden, die Debattenkultur hier im Forum zu verbessern.
Dazu sind sie zu oberflächlich, enthalten zu viele Allgemeinplätze, schwammige Formulierungen und sowohl überflüssige als auch unvollständige Auflistungen von Einzelkriterien und bieten damit jede Menge Angriffsfläche für immer wiederkehrende Meinungsverschiedenheiten.
Es ist ja nicht so, dass nicht jeder Teilnehmer heutzutage wüsste, dass z.B. rassistische Witze nicht mehr zeitgemäß sind, Anspielungen auf sexuelle Identität inakzeptabel, das Posten von gewaltverherrlichendem Material oder Pornofotos in einem Fachforum für Geodatenbankfragen deplaziert usw. usw. Und es dürfte auch jedem klar sein, dass gegenseitiger Respekt und Höflichkeit jeder Debatte grundsätzlich gut tun.
Das alles explizit aufzulisten und zusätzlich zu erklären, was damit gemeint ist, bringt m.E. keinen echten Mehrwert, denn das eigentliche Problem ist nicht das Fehlen einer detaillierten Darstellung, sondern die Unschärfe, die all diese schönen Leitlinien enthalten.
Wenn in einer Leitlinie steht, dass jede Art von diskrimierenden oder beleidigenden Äußerungen inakzeptabel sind, muss man in jedem Einzelfall trotzdem entscheiden, ob z.B. die Aussage “Die Deutschen sind so richtige Korinthenkackeer” diskriminierend oder beleidigend ist oder ob es nicht doch eher als flapsiges Stereotyp hingenommen werden kann. Und genau daran werden sich die Geister immer wieder scheiden.
Wenn die Leitlinien weiter präzisiert werden durch die Festlegung, dass diskriminierende und beleidigende Äusserungen in Bezug auf Rasse, Nationalität, Geschlecht etc. etc. verboten sind, macht man die Sache damit keineswegs klarer. Es ist zwar bei dem vorstehenden Beispiel dann ein Bezug zur Nationaliät erkennbar, aber der Festlegung, ob Aussage als solche diskrimierend oder beleidigend ist, kommt man damit keinen Millimeter näher, es bleibt wie zuvor Interpretationssache.
Von daher wäre mein Vorschlag, die ausufernde Richtlinie nach der Devise “so wenig wie möglich, so viel wie nötig” auf eine Liste allgemeiner Grundsätze einzudampfen und darauf hinzuweisen, dass die Frage, ob ein Beitrag diese allgemeinen Grundsätze verletzt, zwar diskutiert werden kann, aber die letztendliche Entscheidung darüber bei dem Moderatorenteam liegt, denn so ist es ja in der Realität.
Ganz ähnlich sind die aktuellen “Forumregeln” gestaltet und die haben jahrelang ausgereicht.