Routenplaner scheitern an "Anlieger frei" in Fußgängerzone

Es geht unter anderem um folgende Wegestücke: https://www.openstreetmap.org/way/1027477113, https://www.openstreetmap.org/way/193927367, https://www.openstreetmap.org/way/1027556630

Keiner der gängigen Routenplaner scheint motor_vehicle=destination zu berücksichtigen, wenn es sich um highway=pedestrian handelt:

Sind die Tags unglücklich gesetzt, oder liegt die Schuld allein bei den Routenplanern?

Naja, Schuld würde ich das nicht nennen, eher Designentscheidung zB aus Performancegründen.

Beim Brouter kannst Du das Problem evntl über ein Custom Profil lösen.

Ist wohl eine absolute Randerscheinung: https://taginfo.openstreetmap.org/tags/motor_vehicle=destination#combinations (die Kombination gibt es bisher offenbar nur 3125 Mal).

Was mach ich jetzt? Einfach akzeptieren, dass ich die Route durch Korrigieren der Rohdaten kaputt gemacht habe?

wie ist denn die genaue Beschilderung, dürfen da Anlieger fahren, oder nur Anwohner, ggf. mit Berechtigungsausweis? Darf man als Hotelgast zum Hotel vorfahren? Handwerker auch außerhalb ggf. verordneter Ausnahmezeiten?
Für Postdienstleister gibt es sowieso immer eine Ausnahme laut StVO.

Wichtig sind korrekten Daten.
Sollten diese nicht zum gewünschten Routing führen, kannst du einen anderen Router verwenden (welcher richtig routet) oder helfen die von dir gewünschten Router zu verbessern.

Was sollen diese Router denn da berücksichtigen, dazu bräuchten die doch mehr/konkrete Informationen zu deinen individuellen Berechtigungen als Fahrer/in am Start/Zielpunkt oder in einem definierten Bereich.

motor_vehicle=destination ist nicht individuell…

… Der Tag ist nicht individuell in dem Sinne, dass pot. jede(r) berechtigt sein könnte - das hängt von der individuellen Situation ab über die die Router in #1 keine hinreichende Information haben.
Da würde ich jetzt keinen Router schelten, auf Basis von Nichtinformation eben auch Kraftfahrzeuge nicht über highway=pedestrian/footway zu routen.

Den genauen Wortlaut hab ich nicht im Kopf, aber sinngemäß steht auf dem Schild, welches die Fußgängerzone ankündigt, dass für Eulenhof und Schlossberg “Anlieger frei” gilt.

Aktuell werden die Wege behandelt, als wären sie mit motor_vehicle=no getaggt.

Bei normalen Straßen mit motor_vehicle=destination funktioniert es doch auch?

Wegebeziehungen auf einer pedestrian-Area müssen keineswegs zwingend highway=pedestrian sein.
Eine realexistierende KFZ-Wegebeziehung zum Schlossberg z.B. kann nach on-the-ground-Einschätzung durchaus auch als highway=service/whatever erfasst werden.

Im Auto-Profil ( https://github.com/abrensch/brouter/blob/master/misc/profiles2/car-vario.brf ) gibt’s eine Liste von Wegtypen, die durch access-tagging freigeschaltet werden können:

assign maxspeed_implicit =
switch highway=motorway 999
switch highway=motorway_link 130
switch highway=trunk 250
switch highway=trunk_link 100
switch highway=primary|primary_link 100
switch highway=secondary|secondary_link 90
switch highway=tertiary|tertiary_link 80
switch highway=unclassified 50
switch route=ferry 10
switch highway=bridleway 10
switch isresidentialorliving 30
switch highway=service 30
switch highway=track|road|path switch tracktype=grade1 30 5
0

“pedestrian” also nicht der einzige, der sich nicht freitaggen lässt.

Sondern auch “footway”, “cycleway”, “construction”, “abandoned”, “proposed”

Wäre schon gut hier eine gemeinsame Sicht zu entwicklen. Wiel richtig ist es dann, wenn sich Mapper und Router einig sind. Und bei “construction” hätte ich arge Bedenken, dass dazu zu schreiben.

Das ist inline mit der Doku:

https://wiki.openstreetmap.org/wiki/OSM_tags_for_routing/Access_restrictions#Germany

pedestrian ist no für alles ausser foot.

Wenn ich schnell mal über die OSRM profiles greppe fliegt pedestrian stumpf aus dem graphen. Also per definition nicht routingfähig für != foot

Ist für 99% der fälle auch richtig. Theoretisch haben viele Fußgängerzonen ja ein “Anlieferung frei” oder so - Aber das sind halt die 1%.

Flo

Da geht’s aber um default restricions. Frage hier war der Fall, dass es explizit getagged ist.

Deshalb hatte ich ja die OSRM profiles gefragt - Und die waren der Überzeugung pedestrian komplett zu ignorieren. Offensichtlich sind da die router klassisch davon ausgegangen das pedestrian “out of bounds” ist obwohl die Tag Doku durchaus davon spricht das es benutzbar wäre. Ich tippe drauf das das allerdings weitreichende Konsequenzen hätte.

*=destination verhält sich ja eh in den allermeisten routern ziemlich kaputt.

Das Thema *=destination ist ja zumeist nur über Kosten der Kanten des Graphen realisiert was ja nicht stimmt. D.h. wenn
du jetzt ein pedestrian/destination ins routing nimmst dann können die 30m (Schlecht gerechneter Graph) besser sein als die 5km Umweg drumherum.

Flo

Je länger ich darüber nachdenke, desto eher bin ich geneigt zu glauben, dass es wohl wirklich - insgesamt betrachtet - klüger ist, pedestrian komplett vom Car Routing auszuschließen.

Das klingt nach einem vernünftigen Kompromiss. Ich werde es auf jeden Fall in Erwägung ziehen. Danke für den Gedankenanstoß.

In der Debugansicht sieht man, was der default router aus den Tags macht:

Der Teil der Straßen, die in der Fußgängerzone liegen, wird, so wie Flo bereits sagte, unabhängig von den sonstigen Attributen strickt vom Autoverkehr ausgenommen.

So kann einen das Gedächtnis täuschen! Auf dem Schild steht tatsächlich: “Anwohner Schlossberg und Eulenhof frei”, damit hat sich die Problematik in diesem Fall dann wohl erledigt.

Einspruch. Eine Fußgängerzone, die für Anlieger frei gegeben ist, ist etwas ganz Anderes als ein highway=service. Zum Beispiel haben in der Fußgängerzone die Fußgänger absoluten Vorrang und Autofahrer dürfen dort nur in Schrittgeschwindigkeit unterwegs sein. Wenn man nun einen highway=service quer durch die Fläche einzeichnete, würde das z.B. den Anschein erwecken, es gäbe hier eine Fahrbahn, die von den Fußgängern nur unter Beachtung des dortigen Autoverkehrs überquert werden dürfen.

Meine Haltung dazu: Wenn man will, dass ein Router Anlieger auch durch eine Fußgängerzone routet, dann muss das Problem auf Routerseite gelöst werden. Um das Routingproblem auf Flächen zu umgehen, kann man meinetegen zusätzlich zur Fußgängerzonenfläche noch eine Linie einzeichnen mit higway=pedestrian wie in diesem Beispiel https://www.openstreetmap.org/way/532332565 einzeichnen, so dass ein Router eine Linie für das Routing nutzen kann.

+1. Eine Fußgängerzone ist eine Fußgängerzone und sollte so erfasst werden. Wenn Router mit expliziten access Tags nicht klarkommen, sind sie kaputt und müssen repariert werden.

Hierzulande ist die FuZo oft für Radfahrer zugänglich, zumindest zeitweise. Ich hab schon viel Spaß mit bicycle:conditional gehabt. Und auf Komoot routiert das auch. OSRM hab ich noch nicht ausprobiert.

PS: auch wenn die vorliegende FuZo kein “Anlieger frei” hat letzten Endes. Das motor_vehicle=destination von Beitrag #1 wäre so oder so nicht korrekt gewesen. Das heißt nämlich “Anlieger frei mit Motorfahrzeugen”, und so ein Schild hab ich noch nie gesehen.
Unqualifiziertes “Anlieger frei” gilt für alle Verkehrsarten inklusive Fahrräder, Reiter und fliegende Teppiche. access=destination ergänzt durch foot=designated (weil access den Defaultwert von foot überschreibt).
Hat natürlich den Nachteil, dass access=* auf Karto kaputt aussieht. Aber das muss Karto reparieren, nicht wir.

In Deutschland ist es das weitverbreitete Zeichen 260 + Anlieger frei.

VZ 260 ist aber keine Fußgängerzone