OpenStreetMap-Förderprogramm des FOSSGIS e.V

Das OpenStreetMap-Projekt stellt ein öffentliches Gut kostenlos zur Verfügung, das von unzähligen Firmen und anderen Organisationen genutzt wird. Dieses öffentliche Gut kann auf Dauer nur bestehen und OSM als zuverlässige Plattform erhalten bleiben, wenn wir alle gemeinsam OSM auch finanzieren. Der FOSSGIS e.V. als “local chapter” der OSM Foundation in Deutschland plant ein Förderprogramm einzurichten, das einen Beitrag leisten soll, diese Finanzierung sicherzustellen.

Firmen und andere Organisationen, die OSM intensiv nutzen, sollen als Förderer gewonnen werden. Förderer zahlen jährliche Beiträge, in verschiedenen Förderstufen. Mehrjährige Förderverträge werden angestrebt, um eine dauerhafte Finanzierung zu sichern. Mit diesem Geld sollen die bestehenden Aktivitäten des FOSSGIS e.V. im Bereich OSM auf eine solide finanzielle Basis gestellt und mittelfristig auch weiter ausgebaut werden. Angesprochen werden sollen in erster Linie deutsche Firmen und Organisationen, finanziert werden damit auch in erster Linie Aktivitäten in Deutschland. Viele Aktivitäten des FOSSGIS e.V. bzw. der deutschen OSM-Community kommen aber auch dem Projekt als Ganzem zu gute. Es gibt auch eine direkte finanzielle Förderung der OSM Foundation durch den FOSSGIS, die damit weiterhin gesichert wird.

Das Förderprogramm ist unabhängig von der Mitgliedschaft im FOSSGIS e.V. und auch getrennt vom Sponsoring der FOSSGIS-Konferenz.

Die Ideen und Konzepte zu diesem Programm sind im Laufe des Jahres 2024 in viele Diskussionen bei diversen Veranstaltung erarbeitet worden ([1], [2], [3]). Wir wollen sie in einer Online-Veranstaltung vorstellen und mit Vereinsmitgliedern, OSM-Community und allen Interessierten diskutieren. Auf der Mitgliederversammlung des FOSSGIS e.V. im Rahmen der FOSSGIS-Konferenz Ende März soll das Programm dann formell beschlossen werden.

Wir treffen uns am Dienstag, den 4. März 2025 um 19 Uhr online unter FOSSGIS/OSM Deutschland . Ihr könnt natürlich auch hier im Forum zu diesem Thema Fragen stellen oder diskutieren.

[1] FOSSGIS 2024/OSM-Samstag/Ergebnisse/Finanzierung - OpenStreetMap Wiki
[2] FOSSGIS OSM Communitytreffen 2024 Nummer 21/Finanzierungsmöglichkeiten – FOSSGIS Wiki
[3] FOSSGIS OSM Communitytreffen 2024 Nummer 22 – FOSSGIS Wiki

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Die angedachte Strategie wirft Fragen auf, denn ‘FOSSGIS ist ungleich OSM’. Finanzielle Zuwendungen müssen direkt der OSM Foundation zufließen. Die Foundation entscheidet dann, welcher Teil davon dem deutschen OSM-Chapter (zur Zeit FOSSGIS) zugewiesen wird. Nur dieses Vorgehensmodell ist im Sinne von OSM nachhaltig und wirkmächtig.

Der Spendenzweck kann tatsächlich zweckgebunden sein, was aber einige Einschränkungen mit sich bringt und meiner Erfahrung nach sehr viel Aufwand im Verein verursacht.

Jede Spende kann vom Spender mit einem Spendenzweck versehen werden. Der Verein muss diese Spende dann zweckgebunden verwenden. Neben der Zweckbindung kann bei einer zweckgebundenen Spende auch eine Mittelverwendung zum Tragen kommen, die besagt, dass diese zweckgebundene Spende zeitnah zu verwenden ist.

Bei einer zweckgebundenen Spende hat jeder Spender das Recht zu erfahren, wie und ob seine Spende verwendet wurde. Dies ist nicht nur mit bürokratischem Aufwand verbunden, um die Nachvollziehbarkeit zu gewährleisten, sondern der Spender hat bei zweckwidriger Verwendung auch einen Rückforderungsanspruch. Der Verein muss für solche Fälle Rücklagen bilden, um in solchen Fällen eine Rückforderung auszahlen zu können.

Um die zweckgebundenen Mittel korrekt zuordnen zu können, müssen diese in der Buchhaltung getrennt von den Einnahmen und Ausgaben kontiert und gebucht werden. Unter Umständen muss dafür zunächst die SKR erweitert werden.

Übrigens: Wird die zweckgebundene Spende nicht dem Zwecke oder nicht unmittelbar verwendet, haftet der Verein - konkret der Vorstand.

Das ist eine Behauptung, die ich so (und das sage ich als ehemaliges Vorstandsmitglied von beiden Organisationen) nicht unterschreiben kann. Ich finde es sogar für die Nachhaltigkeit von OpenStreetMap sehr wichtig, dass starke “local chapters” in OpenStreetMap eine Mitsprache haben und dass nicht der OSMF-Vorstand alles selber entscheidet. Denn auch ‘OSMF ist ungleich OSM’!

@mcliquid das Wort “Spenden” kommt in Jochens Beitrag nirgendwo vor. Ich habe kein Insiderwissen über diese Förderungs-Pläne, aber da von Unternehmen die Rede ist, spielt das Thema “Spenden” vermutlich eine geringe Rolle. Für ein Unternehmen ist es steuerlich wurscht, ob es an den FOSSGIS eine “Spende” oder einen “Mitgliedsbeitrag für die Industrievereiningung der OSM-Freunde” zahlt.

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Das stimmt, ich hatte auf die drei Links in seinem Post geklickt und dort mehrfach das Wort “Spende”, “Spendenbescheinigung” und “Privatpersonen” bzw. “Private Spender” gelesen. Wenn es bei dem Förderprogramm nur um Unternehmen geht, dann ist das natürlich etwas anderes und mein Post völlig irrelevant :slight_smile:
Ich hatte (offensichtlich fälschlicherweise) verstanden, dass der Fokus auf Privaten Spendern (3) und Firmen (4) gleichermaßen liegt.

Das ist eine Behauptung, die ich so (und das sage ich als ehemaliges Vorstandsmitglied von beiden Organisationen) nicht unterschreiben kann. Ich finde es sogar für die Nachhaltigkeit von OpenStreetMap sehr wichtig, dass starke “local chapters” in OpenStreetMap eine Mitsprache haben und dass nicht der OSMF-Vorstand alles selber entscheidet. Denn auch ‘OSMF ist ungleich OSM’!

soweit ich weiß ist es bereits gelebte Praxis dass LC direkt von Firmen Geld bekommen, z.B. OpenStreetMap US (Frederik, korrigiere das bitte wenn es nicht stimmt)

FAQ zum geplanten OSM-Förderprogramm des FOSSGIS e.V.

Wir haben hier mal ein paar Informationen zusammengefasst, wie der aktuelle Stand der Diskussion zu dem OSM-Förderprogramm aussieht, dass der FOSSGIS e.V. einrichten will. Alles, was hier steht, kann sich im Verlauf der weiteren Diskussion natürlich noch ändern und viele Details sind auch noch umzusetzen.

Wie läuft die Förderung ab?

Förderer unterschreiben einen Vertrag mit dem FOSSGIS e.V., idealerweise für mehrere Jahre. Sie bekommen dann eine jährliche Rechnung vom Verein. Förderer ordnen sich selbst in eine der Stufen ein. Details zu den Stufen müssen noch herausgearbeitet werden, es ist aber geplant, dass wir Stufen von kleinen Organisationen bis zu großen Firmen mit 5-stelligem Jahresbeitrag vorsehen werden.

Bei den Stufen orientieren wir uns an den entsprechenden Programmen der OSM Foundation bzw. des US local chapter der OSMF, die so etwas schon betreiben.

Welche Gegenleistungen gibt es?

Förderer werden in geeigneter Weise auf openstreetmap.de als Förderer genannt, je nach Förderstufe auch mit Logo. Förderer können auch auf ihrer eigenen Webseite oder dergleichen damit werben, dass sie OSM unterstützen.

Rechtlich gesehen geht es also nicht um eine Spende, weil Spenden immer ohne Gegenleistung gegeben werden. Es handelt sich eher um ein Sponsoring, wie man es auch von Sportvereinen und dergl. kennt.

An wen richtet sich dieses Förderprogramm?

Das Förderprogramm richtet sich an Firmen und Organisationen, die mit OSM Geld verdienen oder OSM intensiv nutzen.

Für Privatpersonen (und auch alle anderen) gibt es weiterhin natürlich die Möglichkeit, dem FOSSGIS Geld zu spenden. Daran ändert sich nichts. Und es gibt auch weiterhin die Möglichkeit, Mitglied im FOSSGIS e.V. zu werden und OSM dadurch zu unterstützen. Das neue Förderprogramm ist lediglich eine weitere Möglichkeit für die Förderung durch Organisationen, die wir bisher nicht gut abgedeckt haben.

Ist mit der Förderung auch ein Mitspracherecht verbunden?

Nein. Wer mitreden will, sollte Mitglied in der OSM Foundation oder im FOSSGIS e.V. werden und/oder sich in der OSM-Community engagieren. (Aber eine Organisation kann natürlich Förderer sein und auch Mitglied.)

Die Mitgliedschaft im FOSSGIS für juristische Personen kostet nur 200 EUR im Jahr, damit kann man natürlich nicht viel erreichen. Es wurde auch diskutiert,
die Mitgliedschaft anders zu strukturieren und auch höhere Mitgliedsbeiträge einzuführen. Letztlich haben wir uns aber dagegen entschieden, weil das größere Verwerfungen in der Mitgliederstruktur und bei bisherigen Mitgliedern bedeuten würde. Und die meisten potentiellen Förderer wollen auch garnicht unbedingt mitreden oder können aus rechtlichen Gründen keine Mitgliedschaft eingehen.

Warum gilt das nur für OSM und nicht auch andere FOSSGIS-Themen?

Die Haupteinnahmequelle des FOSSGIS ist das Sponsoring für die jährliche Konferenz. Das Geld kommt dabei weniger aus dem OSM-Bereich als aus dem Bereich der Open-Source-Software. Die Ausgaben haben sich in den letzten Jahren aber immer mehr Richtung OSM verschoben. Das Förderprogramm soll auch dazu dienen, hier wieder mehr in eine Balance zu kommen. Es ist auch leichter die Förderung nach Außen zu kommunzieren, wenn klar dargestellt wird, was hier gefördert werden soll.

Die bestehenden Möglichkeiten mit Spenden und Sponsoring des FOSSGIS zu unterstützen gibt es auch weiterhin. Und vielleicht werden wir die auch zu einem späteren Zeitpunkt weiter ausbauen oder ergänzen.

Warum werden explizit Organisationen angesprochen nicht individuelle Förderer?

Für Privatpersonen haben wir schon die (steuerlich absetzbare) Möglichkeit dem FOSSGIS zu spenden. Damit kommt aber nicht genug Geld rein, individuelle Spenden sind klein und machen im Vergleich zu einer Förderung durch Firmen und Organisationen mehr Aufwand bei der Anwerbung und Verwaltung in Relation zum eingenommenen Geld. Daher wollen wir jetzt erstmal dieses Programm starten.

Mittelfristig muss der FOSSGIS e.V. aber auf mehreren Beinen stehen und soll natürlich nicht alleine von Firmen abhängig sein. Wir freuen uns also weiterhin über Mitglieder und Spenden und werden vielleicht zu eine späteren Zeitpunkt auch noch aktiver versuchen, mehr Mitglieder und Spenden zu gewinnen.

Wie ist die Beziehung zur OSM Foundation?

Die OSM Foundation (OSMF) vertritt das Projekt international. Der FOSSGIS ist das “local chapter” für Deutschland. Beide sind rechtlich gesehen komplett getrennte Organisationen mit eigener Mitgliederbasis.

Ein gesundes OSM-Ökosystem braucht viele Organisationen in vielen Ländern, die sich gegenseitig ergänzen. Die OSMF wirbt international Gelder ein. Wir wollen hauptsächlich deutsche Firmen und Organisationen ansprechen. Teilweise sind die natürlich schon Mitglied bei der OSMF, aber das sind nur sehr wenige. Wir wollen die Basis für die Unterstützung erweitern und das können wir als deutscher Verein in Deutschland wahrscheinlich besser als die OSMF.

Dadurch ensteht aber keine Konkurrenz sondern ein Miteinander. Jede Firma oder Organisation, die OSM fördern will, kann natürlich selbst entscheiden, welche Art der Förderung am besten auf sie passt.

Dazu kommt: Der FOSSGIS e.V. hat bereits 2023 beschlossen, dass wir die OSMF durch jährliche Zahlungen nach unseren Möglichkeiten und nach dem Bedarf der OSMF unterstützen. Kommt durch dieses Förderprogramm mehr Geld rein, können wir auch mehr Geld an die OSMF weitergeben.

Wer entscheidet, was mit dem Geld passiert?

Letztendlich die Mitgliederversammlung des FOSSGIS e.V. bzw. der Vorstand des Vereins. In der Praxis ist es aber eher so, dass die Aktiven im Verein und in der OSM-Community auch die Richtung bestimmen.

Auf jeden Fall werden die Gelder alle OSM in irgendeiner Weise zugute kommen. Eine Zweckbindung wird sich aus dem Vertrag mit den Förderern ergeben.

Was soll mit dem Geld bezahlt werden?

OSM wird mehr und mehr genutzt. Damit steigen die Anforderungen an OSM immer weiter. Bedarf bsteht bei:

  • Dokumentation und Beratung, sowohl für Leute und Organisationen, die an OSM interessiert oder neu dabei sind, als auch für Mapper, die mehr machen wollen.
  • Koordination von Aktivitäten, zum Beispiel Veranstaltungen, Konsensfindung in der Community und dergleichen.
  • An der Schnittstelle zwischen OSM-Community und Firmen, Staat und anderen Organisationen hakelt es oftmals. Hier gilt es Unterstützung anzubieten und die Interessen der Community zu vertreten.
  • Technik, Server, Dienste wie Tileserver, Routing-Server und dergl. müssen bezahlt und betrieben werden.
  • Softwarentwicklung für OSM-Dienste.
  • Die dauerhafte Qualitätssicherung, die sich an OSM als Ganzem und nicht nur an speziellen Interessen einiger Firmen orientiert, ist für den Langzeiterfolg von OSM wichtig.
  • Um so mehr OSM genutzt wird, um so mehr Konflikte gibt es auch. Hier müssen wir uns stärker aufstellen, damit OSM seinen Charakter als offene Plattform für alle nicht verliert.
  • Das politische Umfeld, neue Gesetze und EU-Regelungen betreffen OSM sehr. Hier müssen wir noch viel mehr unternehmen.
  • Und vieles mehr…

Einige dieser Aufgaben sind lokal an Deutschland gebunden, einige werden von uns für die weltweite Community übernommen (z.B. Serverbetrieb), andere betreffen OSM als Ganzes und werden von uns indirekt über die OSMF gefördert.

Konkreter gibt es seit etwas einem Jahr die Stelle des OSM-Beraters beim FOSSGIS, die bisher aus Rücklagen des Vereins finanziert wird. Die reichen aber natürlich nicht ewig. Wir brauchen eine neue Einnahmequelle, damit die Stelle verstetigt und ausgebaut werden kann.

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