Dieser Bericht wurde für die Mitgliedsversammlung des FOSSGIS e.V. geschrieben, die Ende März stattfindet, aber interessiert sicher auch ein breiteres Publikum.
Seit November 2023 gibt es im FOSSGIS e.V. eine bezahlte OSM-Stelle (Umfang: 100 Tage/Jahr). Hier ist eine Zusammenstellung der wichtigsten Dinge, die im Rahmen dieser Tätigkeit passiert sind. Die Arbeit findet in der Regel im Homeoffice statt, von diversen Trips zu Veranstaltungen abgesehen.
Dieser Bericht kann naturgemäß nur die wichtigsten Themen erwähnen bzw. die, in die die meiste Zeit geflossen sind.
Für Fragen, Ideen und Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung.
Jochen Topf (jochen.topf@fossgis.de)
Webseite openstreetmap.de
Die Webseite openstreetmap.de hat nie besonders viel Inhalt gehabt und ist schon seit vielen Jahren nicht weiterentwickelt worden. Aber es ist eben doch der Ort, den Leute finden, die (auf Deutsch) nach Informationen über OpenStreetMap suchen. Die Webseite bietet uns eine Möglichkeit, OSM nach Außen darzustellen und Fragen zu beantworten, aber kann auch für die Community ein erster Anlaufpunkt bei vielen Themen sein, der etwas “benutzerfreundlicher” ist als unser Wiki und die Foren, die einen auf den ersten Blick oftmals mit zu vielen Informationen und Meinungen erschlagen.
Anfang 2024 haben wir ein kleines Redaktionsteam gebildet, dass sich mit der Frage befasst hat, was die Webseite sein soll, was wir darstellen wollen, wie wir sie strukturieren und vieles mehr. Es war dann viel Arbeit, die Texte zu schreiben und daneben musste auch das Layout der Seite weiterentwickelt, Bilder zur Illustration gesucht und die vielen anderen Dinge getan werden, die in so eine Webseite reingehen.
Die neue Webseite ist dann im Oktober 2024 online gegangen und wir haben seither viele positive Rückmeldungen bekommen. Diese Webseite kann jetzt viele Fragen beantworten, die rund um OSM immer wieder auftauchen, gerade auch rechtliche Fragen und die Möglichkeiten für Firmen und Organisationen OSM zu nutzen bzw. beizutragen. Wir können jetzt viel häufiger sagen: “Und wenn Du mehr wissen willst, dann geh auf diese Webseite und lies die Details.”
Natürlich ist die Webseite damit nicht fertig. Es sind seither schon immer wieder Änderungen eingeflossen, und das wird auch weiter passieren, wann immer neue Themen und Fragen aufkommen. Und weil wir jetzt einen soliden Grundstock haben, ist das dann jeweils mit weniger Arbeit verbunden.
Finanzierung
Die OSM-Stelle ist bisher von der Mitgliederversammlung des FOSSGIS auf zwei Jahre befristet worden. Aber natürlich gibt es auch danach noch viel zu tun. Um die langfristige Finanzierung der Stelle zu sichern, sie vielleicht irgendwann erweitern und auch neue Projekte angehen zu können, brauchen wir eine stabile Finanzierung.
Um unsere Optionen zu erkunden habe ich im Laufe des Jahres 2024 viele Gespräche geführt, mit Mitgliedern der Community aber auch mit potentiellen Geldgebern und anderen Leuten, die in ähnliches Situationen waren oder sind. Ich war im März 2024 auch auf der FOSS-Backstage-Konferenz, die sich mit Fragen um Community-Organisation und Finanzen in Open-Source-Projekten beschäftigt.
Zusätzlich habe ich mehrere Diskussionen zum Thema Finanzen organisiert (zum OSM-Samstag bei der FOSSGIS-Konferenz 2024, Vereinstreffen im Linuxhotel und Online Anfang März 2025). In diesen haben wir dann Stück für Stück den Plan für ein Förderprogramm herausgearbeitet, der zur Mitgliederversammlung des FOSSGIS Ende März 2025 zur Abstimmung vorgelegt wird. Ziel ist es Firmen und anderen Organisationen die Möglichkeit zu geben, offiziell als Förderer von OSM Deutschland aufzutreten.
OSM-Community
Ich bin selbst seit 2006 bei OSM aktiv. Ich kenne viele Leute aus der Commnity, aber noch viel mehr natürlich auch nicht. Ich habe versucht, durch Präsenz im Community-Forum und teilweise auch persönliche Gespräche mit Mappern meine Kontakte zur Community auszubauen.
Im Jahr 2024 gab es online drei “Vernetzungstreffen”. Die Idee war, einen Ort zu schaffen, and dem Aktive in der OSM-Community sich gegenseitig über Projekte informieren und diskutieren können. Das hat zu einem gewissen Grad auch funktioniert (auch wenn ich durch einen Fehler meinerseits versäumt habe im Community-Forum zum dritten Treffen einzuladen, was sich dann auch in einer niedrigeren Teilnehmerzahl niedergeschlagen hat).
Das Format für das Vernetzungstreffen ist noch nicht ideal. Und viele Aktivitäten im Projekt laufen nebeneinander ab, man bekommt nicht immer mit, was so passiert. Hier bleibt noch einiges zu tun, um die Kommunikation innerhalb der Community zu verbessern.
Kontakte zu Behörden und Organisationen
Ein wichtiger Teil meines Auftrags ist der Kontakt zu Behörden und zivilgesellschaftlichen Organisationen. Teilweise melden die sich per E-Mail oder Telefon mit ihren Fragen und Anliegen, ich werde aber auch auf Veranstaltungen angesprochen oder gehe von mir aus auf entsprechende Organisationen zu.
Das OSM immer mehr genutzt wird besteht ein großer Beratungsbedarf bei denen, die (eventuell) vorhaben, OSM zu nutzen, aber auch bei denen, die durch die Nutzung betroffen sind. Es geht viel Zeit dahin, OSM immer wieder zu erklären, sei es in Präsentationen, sei es im (Online-)Gespräch in kleiner Runde. Manche Fragen kann ich aus meiner Erfahrung “einfach so” beantworten, aber es gibt auch immer wieder Dinge, die ich erst recherchieren muss. Ich fungiere dann sozusagen als Übersetzer zwischen OSM-Projekt und dem Rest der Welt.
Auf der anderen Seite habe ich auch den Kontakt gesucht zu ähnlich gelagerten Organisationen mit dem Wikipedia e.V., erste Kontakte, die in Zukunft noch weiter ausgebaut werden müssen.
Ein Kontaktpunkt ist auch die “AG Open Data” im Verein. Hier treffen wir uns mit Mitarbeitern des BKG (Bundesamt für Kartographie und Geodäsie) und dabei gibt es immer wieder vorallem rechtliche Fragen zu OSM und Open Data zu besprechen, die teilweise vom BKG selbst aber vielfach auch via BKG von anderen Behörden kommen. Gerade aus den Themen und Fragestellungen in der AG haben sich auch viele Inhalte für die Webseite entwickelt.
Naturschutz, Tourismus, Outdoor-Aktivitäten
Gerade im Bereich Tourismus wird OSM viel genutzt. Wanderer und Radfahrerinnen benutzen Apps, um Routen zu planen und Draußen zu navigieren. Und ganz häufig stehen letztlich OSM-Daten hinter diesen Anwendungen. Das führt auch immer wieder zu Konflikten, wenn in OSM zum Beispiel Wege in einem Naturschutzgebiet eingezeichnet sind, die die Verantwortlichen da gerne nicht hätten.
Hier muss OSM und unsere Arbeitsweisen immer wieder erklärt werden und auch die Unterschiede zwischen OSM als Projekt und den Apps, die OSM nutzen. Es gibt hier seit vielen Jahren Erfahrungen von einigen Aktiven und inzwischen auch mehreren sogenannten Digital Rangers, die für Naturschutzgebiete Social Media und eben auch OSM bearbeiten. Ich habe hier immer wieder mit Kontakten beim Deutschen Wanderverband, bei Naturschutzgebieten, dem Verein Digitize the Planet, und Firmen in diesem Bereich geredet und an Online- und Vor-Ort-Veranstaltungen teilgenommen, um die OSM-Seite zu vertreten.
Auf openstreetmap.de gibt es dazu einen Themenbereich, der aber noch mit mehr Inhalten gefüllt werden muss.
Bundeswaldgesetz
Ziemlich kalt erwischt hat uns im November 2023 ein Entwurf für ein neues Bundeswaldgesetz. Der Entwurf enthielt einige unklare Formulierungen, bei maximaler Auslegung hätte er bedeuten können, dass wir ohne die Zustimmung des Waldbesitzers und der zuständigen Behörde im Wald keine Daten mehr erfassen dürfen. Das hat verständlicherweise zu vielen Diskussionen in der OSM-Community geführt.
Ich habe mich dann in die Thematik eingearbeitet und sie mit verschiedenen Stakeholdern besprochen. Per E-Mail und in einem Gespräch mit dem Ministerium habe ich OpenStreetMap, unserer Arbeitsweise und unsere Position erklärt. Und auch von anderen Seiten gab es viel Kritik an dem Gesetzesentwurf.
Im Oktober 2024 wurde dann ein neuer Entwurf veröffentlicht, in dem die problematischen Passagen wesentlich entschärft waren. Damit ist das Thema dann fürs erste vom Tisch, zumal es sehr fraglich ist, ob das Gesetz von der neuen Bundesregierung weiter betrieben werden wird. Die dahinterstehende Problematik wird uns aber sicher erhalten bleiben, dass manche Waldbesitzende unglücklich darüber sind, dass (häufig durch Social Media angeregt) viele Leute durch ihren Wald stapfen.
Mobilitätsdatengesetz
Noch ein anderes Gesetz hat uns 2024 beschäftigt: Das Mobilitätsdatengesetz setzt einige EU-Richtlinien in deutsches Recht um. Hier geht es um die Veröffentlichung von allen möglichen Daten zur Mobilität, von Informationen über Verkehrsinfrastruktur wie Bushaltestellen bis zu dynamischen Daten über die Auslastung von ÖPNV oder Ladestationen.
Wir finden es natürlich gut, wenn diese Daten als Open Data allgemein und europaweit zur Verfügung gestellt werden. Der Gesetzentwurf hat allerdings erhebliche Schwächen, was diese Offenheit angeht, die möglicherweise bedeuten, dass die Daten mit OpenStreetMap inkompatibel werden. Die Thematik ist äußerst komplex, es geht hier auch um zahlreiche EU-Verordnungen, die man erstmal verstehen und einordnen muss.
Der FOSSGIS e.V. ist vom Ministerium für Digitales und Verkehr zu einer Stellungnahme aufgefordert worden, für die wir nur wenige Tage Zeit hatten. Und ich hatte auch eine Chance unsere Bedenken im Rahmen einer Verbändeanhörung im Ministerium persönlich vorzubringen. Letztlich ist der Entwurf dann aber ohne Änderungen in diesem Bereich vom Kabinett verabschiedet worden und befindet sich jetzt im Gesetzgebungsprozess.
Die beiden Fälle aus der Gesetzgebung zeigen, wie stark Gesetze und die Politik das, was wir tun, beeinflussen können. Hier müssen auch in der Zukunft wachsam sein und versuchen uns rechtzeitig mehr einzubringen.
- BMDV - Entwurf eines Gesetzes zur Bereitstellung und Nutzung von Mobilitätsdaten und zur Änderung des Personenbeförderungsgesetzes
- DIP
Kontakt Forschung und Lehre
Alle benutzen OSM, auch in der Forschung und Lehre. Es gibt hier noch ein großes Potential an möglichen Mithelfern und Nutzern, aber auch viel Halbwissen über OSM.
Hochschulen sind auch potentielle Partner bei Projekten, sei es dass wir mal die eine oder andere Masterarbeit ausschreiben oder Studierende anderweitig in OSM-Projekte einbinden, sei es dass wir uns gemeinsam mit Hochschulen um Projektgelder bewerben.
Bei Besuchen beim HeiGIT und der Uni Münster hatte ich die Chance mit Professoren und Mitarbeitern zu reden und auch jeweils in einem Vortrag OSM vorzustellen. Wo sich Gelegenheiten ergeben, will ich diese Ansätze weiterverfolgen.