Neue Lizenz

Es gibt seit einiger Zeit die OSM-Abteilung im FOSSGIS e.V. (http://lists.openstreetmap.org/pipermail/talk-de/2008-November/029038.html), die sich sicher auch mit dieser Frage befassen wird. Aber im wesentlichen geht es bei der Lizenz sowieso um EU-Recht, mit dem sich die britischen Juristen genauso gut auskennen, wie deutsche.

Das heißt es. Aber in dem Sinne daß keine Verpflichtung besteht, die Daten für alle Zeiten so zur Verfügung zu stellen. Solange wie sie da sind, unterliegen sie der Lizenz, aber wenn man z.B. beschließt, sie in einer neuen Form (z.B. API 0.6 anstatt API 0.5) oder unter einer neuen Lizenz bereitzustellen, hat niemand Anspruch darauf, daß Du sie weiterhin in der alten Form bereitstellen mußt.

Äußerst sinnvolle Regel finde ich.

Und genauso klar wird im Abschnitt 4.5 (“Share Alike does not apply”) gesagt, dass ein aus den Daten erstelltes “Produced Work” nicht unter SA-Bedingungen fällt. Im Sinne der ODbL ist ein “Produced Work” keine Datenbank und damit auch nicht Gegenstand der ODbL. Bisher galt halt auch für solche abgeleiteten Werke die CC-BY-SA-Lizenz. Jetzt wird dazu gar nichts mehr gesagt. Viellmehr ist man auf die FIL für die einzelnen Daten verwiesen. Diese Lizenz wird aber als “MIT/BSD for factual information” beworben und enhält gerade keine SA-Bedingung mehr.

Die Folge ist, dass die Datenbank mit einer spezifischeren SA-Bedingung besser geschützt wird als bisher, die einzelnen Daten aber schlechter. Jenes finde ich gut, dieses schlecht.

Die Datenbank ist besser geschützt (in manchen Ländern ist sie bisher ja überhaupt nicht geschützt). Das finde ich gut.

Durch die Trennung von Datebank und Endprodukt wird es endlich möglich, aus OSM-Daten und Daten aus anderen Quellen etwas sinnvolles zu bauen. Das finde ich noch besser!

Erstmal geht es um den Schutz der Daten und nicht darum ob du deine persöhnliche Wanderkarte in Zukunft mit Höhendaten aus irgendwelchen anderen Quellen füttern darfst.

Ich frage mich sowieso warum du nicht die SRTM nimmst. Die sind PD und damit auch mit der alten Lizenz vereinbar. Und Löcher kann man z.B. mit MicroDEM stopfen. So errechne ich seit Jahren ohne Probleme Geländemodelle. Für eine Schummerung reicht die Auflösung mehr als aus.

Es handelt sich hier aber nicht um einen Einzelfall. Es handelt sich um ein generelles Problem bei Share-Alike-Lizenzen: Andere Daten können für den Einsatzzweck verfügbar oder sogar dem gleichen Geist nach frei sein (GFDL als Beispiel), sie sind trotzdem inkompatibel. Das verhindert legale Kombination dieser Datenquellen und verringert den Wert unserer Daten für wünschenswerte Nutzungen.

Echt missbräuchliche Verwendung unserer Daten, die so problematisch wäre, dass sie eine Ausschaltung sinnvoller Nutzungen rechtfertigen würde, halte ich für eher fiktiv – oder kennt jemand eine reale Bedrohung? Man bedenke, dass ein Nutzer immer noch - unter anderem - verpflichtet ist, sämtliche Daten, die er den OSM-Infos zur Erstellung eines “Produced Work” hinzufügt/ändert/etc., verfügbar zu machen. Normalerweise dürfte eine Reproduktion des Werks ohne Probleme möglich sein, wenn man alle zugrundeliegenden Daten besitzt.

Häufig bemühtes fiktives Beispiel: Der gedruckte OSM-Atlas aus Mapnik-Renderings.
Bisher hätte (nach den allgemein verbreiteten Interpretationen) zwar das endgültige Werk unter CC-BY-SA stehen müssen. Die möglicherweise erfolgten Verbesserungen/Korrekturen des OSM-Datenmaterials vor dem Druck hätte der Anbieter aber unter Verschluss halten dürfen, wodurch es dem Anbieter möglich gewesen wäre, einen Vorsprung gegenüber der Originaldatenbank und deren Nutzern zu haben – die Rückgewinnung der Daten aus dem gedruckten Material wäre bestenfalls zeitaufwendig, umständlich und ungenau, schlimmstenfalls technisch unmöglich.
Mit ODbL wäre ein solches Zurückhalten von Verbesserungen nicht mehr möglich. Hier ist es zwar erlaubt, dass das Druckerzeugnis selbst nicht unter einer freien Share-Alike-Lizenz steht (das ist der von manchen hier angebrachte Kritikpunkt), dafür müssen allerdings sämtliche Verbesserungen an den Daten verfügbar gemacht werden und können ohne Probleme in den OSM-Datenbestand zurückfließen. Dies macht es möglich, sich die Karten mit gleichwertigem Material selbst zu rendern – und diese Renderings können dann natürlich unter den gewünschten freien Lizenzen verbreitet werden.

(Wie üblich, ich bin kein Jurist etc.)

So, jetzt bin ich mal ein Karten Multi und möchte einfach nur Geld sparen und Gewinn machen. Ich habe zwei DB, eine mit meinen schon vorhandenen Daten und eine mit OSM Daten. Die OSM Daten sind aber nur Füllstoff für meine nicht abgedeckten Ecken. Diese Daten erweitere ich nicht, sondern nur meine eigene Datenbank, ohne OSM oder Ableitungen daraus. OSM muss ich in dem Fall nichts zurückgeben und überprüfen kann das auch keiner.

Was hat OSM in dem Fall davon? Nix, aber auch garnichts. Kein großer wir hier irgendwas freiwillig einbringen, abgreifen aber gerne. Das wäre eine Weltpremiere. Die schenken dir maximal den Ausschuss, Straßendaten von 1976 oder so. Reale Bedrohung? Marktinteressen eines Millionenmarktes?

Vielleicht denke ich hier auch zu schwarz. Aber meine zahlreichen Erfahrungen mit der sogenannten “Marktwirtschaft” sind nicht unbedingt die besten.

Wenn deine nicht abgedeckten Ecken tatsächlich so scharf abgegrenzt sind, dass du de facto nur fertige Kartenstücken nebeneinander klebst, dann können wir dir juristisch wohl in der Tat wenig anhaben. (Die Bereiche müssten aus technischen Gründen freilich recht groß sein, wegen der Abweichungen. Straßen picken dürfte wohl kaum möglich sein, ohne die Daten aneinander anzupassen.)

Allerdings: Wenn wir vor diesem Hintergrund verbieten, dass sich OSM-Rendering mit Inhalten inkompatibler Lizenz die Papier- oder Bildschirmseite teilen (falls das überhaupt geht), machen wir halt auch andere Dinge mit platt – fängt schon bei den hier recht beliebten OSM-Yahoo-Google-Vergleichsseiten an, aber könnte natürlich auch Abbildungen in Büchern oder was weiß ich betreffen.

Ein bisschen Öffentlichkeitswirkung, ähnlich wie die ganzen “Bundesverfassungsgericht/Radio bla/sonstwer verwendet OSM”-Meldungen in letzter Zeit, die ja eigentlich auch einseitiges Bedienen an unseren Karten sind. Kann man sich natürlich nichts kaufen von.

Das muss man aber auch umgekehrt betrachten: Was schadet es uns denn? Dein Kartenmulti hätte unter keinen Umständen* seine Daten oder Karten rausgerückt, wenn seine Existenz eben davon abhängt, bessere Karten als die Konkurrenz zu haben – da wäre auch die CC-BY-SA-Scannerhorde nicht akzeptabel.

Es mag uns nicht gefallen, dass jemand Geld mit unseren Daten verdient, ohne dass wir viel davon haben. Nur besteht die Alternative in diesem Fall eben darin, dass der Jemand kein Geld mit unseren Daten verdient, aber wir trotzdem nichts davon haben – und wir gleichzeitig anderen freien Projekten und Nutzern unserer Daten einen Klotz ans Bein binden. Auch nicht so attraktiv.


  • vielleicht nicht ganz unter keinen Umständen: Wenn die Firma der Konkurrenz hinsichtlich Datenqualität hinterherhinkt (und sich durch Markennamen, Vertriebskanäle o.ä. im Wettbewerb hält), durch eine Kooperation mit OSM aber den Vorteil der Konkurrenz eliminieren und ihre eigenen ausspielen könnte. Aber das nur nebenbei und eher theoretisch, ich schätze mal, der Kartenmulti im Beispiel ist eh ein böser Quasimonopolist. :wink:

Ich werde der neuen “Lizenz” auf keinen Fall zustimmen. Es sind viel zu viele Fragen offen. Offenbar soll die Annahme durch den extrem “ambitionierten” (sprich:kurzen) Übergangszeitraumm durchgepeitscht werden. Die OSM-Datenbank wird unter eine Lizenz gestellt, die von einer vollkommen unbekannten Organisation verwaltet wird und später von dieser auch nach belieben abgeändert werden kann. Es gibt noch viel mehr Merkwürdigkeiten. Auch sollen die Nutzer zur Abgabe der Zustimmung quasi mit der Drohung der vollständigen Datenlöschung gezwungen werden, was bei mir ein Geschmäckle hinterlässt. Wenn man hier zustimmt, kann man seine Daten auch gleich Google oder anderen kommerziellen Firmen schenken, ich sage nur z.B. Cloudmade, die von Risikokapitalgebern finanzierte Firma des OSM-Gründers. Auf die paar OSMFoundation-Kuratoriumsmitglieder würde ich nicht vertrauen, wer weiß, aus welchen Motivationen diese handeln. Selbst wenn es unter ihnen einzelne Abweichler geben sollte, so könnten diese leicht überstimmt werden.

Wie ich es verstanden habe, wird bereits ein Fork vorbereitet, bei dem man unter der bisherigen, tatsächlich freien, Lizenz CC-BY-SA weiterarbeiten kann. Ich kann jedem nur raten, die neue Lizenz zunächst abzulehnen und abzuwarten. Vielleicht besinnen sich die Verantwortlichen noch eines besseren.

Schöne Grüße
Longbow4u

Wenn jemand der OSM-Datenbank Daten in erheblichem Umfang entnimmt, um seine DB aufzubessern, erzeugt er eine abgeleitete DB und müßte diese zugänglich machen, da greift die Lizenz. Nachweis und Klage sind eine andere Sache, aber zumindest ist es ganz klar widerrechtlich.

Aber bleiben wir mal bei der heutigen Lizenz und Deinem skrupellosen Multi. Heute kann er ganz einfach die ganze OSM-DB z.B. in den USA einkassieren, mit der Begründung es sei nur faktische Information und als solche nach örtlichem Recht nicht copyrightfähig. Das ist ganz legal. Aber es will hoffentlich keiner behaupten, daß das besser oder erwünscht ist, oder?

Es sind noch Fragen offen, da besteht kein Zweifel. Allerdings halte ich es nicht für sinnvoll, der neuen Lizenz aus diesem Grund “auf keinen Fall zuzustimmen”. Man kann natürlich ankündigen, nicht zuzustimmen, wenn wesentliche Fragen bis zur Entscheidung nicht geklärt werden und nach Möglichkeit auch dazu sagen, was für Fragen das sind.

Die Lizenz ist prinzipiell seit gut einem Jahr in Diskussion. Die Lizenz liegt außerdem noch nicht mal in der endgültigen Fassung vor, du kannst immer noch Probleme damit melden, was auf den unterschiedlichen Kanälen auch getan wird. Lies dir einfach mal die Mailinglisten zum Thema durch und du erkennst, dass zwar in der Tat noch offene Fragen bestehen, die aber auch diskutiert werden.

Die Abstimmung findet ja auch nicht morgen statt. Selbst die Entscheidung der Foundation ist erst in der Woche ab 31. März zu erwarten, die Entscheidung der Mapper dann anschließend.

Das ist eine übliche Vorgehensweise und findet sich in eigentlich allen freien Lizenzen, einschließlich CC und GPL. Wenn irgendwelche EU-Gremien in zehn Jahren meinen, die Datenbankgesetzgebung ändern zu müssen, dann muss die Lizenz womöglich an die neue Rechtslage angepasst werden, um weiterhin gültig zu sein. In dieser Situation jeden einzelnen Bearbeiter fragen zu müssen, hieße, dass wir die Daten gleich wegschmeißen können. Bis dahin werden nämlich viele Mapper nicht mehr erreichbar sein. Und ebenfalls bis dahin wird eigentlich fast jede Gegend zahlreiche Bearbeiter haben, was die Kollateralschäden von nicht erfolgenden Zustimmungen deutlich erhöhen würde. Ein Lizenzwechsel ist schon jetzt nicht ganz einfach, in Zukunft würde er ohne Updateklausel de facto unmöglich.

Die Datenlöschung ist ja keine willkürliche Drohung, sondern einfach eine Notwendigkeit auf Grund des Share-Alike-Charakters der CC-BY-SA-Lizenz.

Und warum musst du denen vertrauen? Die Lizenz liegt zu deiner Einsicht – mittlerweile sogar übersetzt – bereit.

Du bist der erste, von dem ich von einem Fork höre. Dass die aktuelle “tatsächlich freie” Lizenz für Daten einfach nicht funktioniert und eigentlich alle bisherigen Nutzungen nur möglich waren, weil wir sämtliche rechtlichen Fragen gekonnt ignoriert haben, interessiert hier offensichtlich keinen. Da wird fröhlich die neue Lizenz mit der eigenen Auslegung der CC-BY-SA verglichen. Und natürlich kann keine real existierende Lizenz mit der eigenen Wunschinterpretation mithalten…

Hast du die selben Maßstäbe auch angelegt, als du der CC-BY-SA zugestimmt hast?

Ich kann nur jedem raten, eine Lizenz nicht aufgrund eines vagen Unbehagens und einem Misstrauen gegen Veränderungen abzulehnen. Und im Falle von Bedenken oder offenen Fragen diese den Verantwortlichen mitzuteilen – da wird sich nämlich bei manchen der Fragen rausstellen, dass sie gar nicht so ungeklärt sind.


Genau das meinte ich: Die Probleme der CC-BY-SA werden hier, wie erwähnt, viel zu oft ignoriert.

Irgendwo in Zentralchina? :smiley: Die Kommunikation und Gedankenaustausch innerhalb OSM ist wie schon des öfteren festgestellt wurde, schlicht weg scheiße und dezentral. Newsgroups, Foundations, Vereine, Foren, Twitter, IRC, Wiki, Entwicklerhomepage, Messestände, Regionalgruppen und alles in doppel Xfacher Ausführung in diversen Landessprachen und der ganze Käse. Bestes aktuelles Ereignis z.B. neulich der Spendenaufruf. Irgend eine kleine Gruppierung entscheidet etwas, was der ahnungslose Rest zu schlucken hat.

Die Art und Weise, wie über diese neue Lizenz lange Zeit hinter verschlossenen Türen diskutiert wurde und die späte und mangelhafte Informationspolitik sind definitiv nicht in Ordnung. Und das wurde den Verantwortlichen aus der Reaktion auf den Mailinglisten auch sehr deutlich, wenn sie nicht völlig taub sind. :slight_smile:
Meine emotionale Reaktion auf diese Bevormundung war auch erst mal sehr stark. Aber sich deshalb querzustellen bringt uns auch nicht weiter. Meld’ Dich lieber auf der talk-Liste zur Wort und erzähl ihnen dort nochmal direkt, daß das so keine Art war.

An der alten Lizenz festzuhalten ist keine Lösung. Die alte Lizenz schützt die Daten nicht ausreichend und wie “frei” eine Lizenz ist, die jegliche Zusammenarbeit mit anders lizenzierten Projekten verbietet, darüber läßt sich auch streiten.

Von daher kann ich jedem nur raten, sich die neue Lizenz durchzulesen und sich seine eigene Meinung zu bilden was zukunftsträchtiger ist. Mittlerweile gibt es auch zwei unabhängige Übersetzungen ins Deutsche, somit sollte das kein Problem mehr sein.

Im zuständigen Planungsamt auf Alpha Centauri natürlich. :wink: Dass wir ein Problem mit unseren Kommunikationskanälen haben, ist leider offensichtlich. Inzwischen ist die Info aber hoffentlich einigermaßen verbreitet, und wir sind ja noch in einer Phase, in der Änderungen möglich sind.

Ansonsten Zustimmung @ Nop. Die alte Lizenz behalten ist keine wünschenswerte Option, für wichtig halte ich jetzt, dass wir die verbleibenden Probleme und offenen Fragen bei der neuen ausräumen und – sofern uns das gelingt – einen sauberen Übergang schaffen.

Wie gesagt: Die Informationspolitik war lausig und ich mußte mich auch ganz schön durchfragen, bis ich erfahren habe daß eine neue Lizenz diskutiert wird. Allerdings habe ich dann auch erstaunt festgestellt, daß dies nicht im Geheimen oder in Zetralchina passiert, sondern daß die Argumente und Erläuterungen schon lange für jeden sichtbar im Wiki stehen.

Darf ich Dich an Deine Reaktion erinnern, als man die aktuelle Entwicklung hier im Forum gepostet hat:

Bei der Haltung brauchst Du dich nicht wundern, wenn Du hinterher auch nicht im Bilde bist.

Du hast Recht, ich werde der Lizenz unter der Bedingung nicht zustimmen, dass die für mich offenen Fragen bis zur Abstimmung nicht geklärt sind. Ich erwarte allerdings auch keine Klärung mehr.

Stimmt, seit einem Jahr wurde über eine Lizenz diskutiert, am 27. Februar wurde eine andere Lizenz veröffentlicht.

Ich bin gerade dabei. Ich habe auch schon diverse Emails geschrieben und werde weitere Emails schreiben.

Ich lese seit Anfang Januar die relevanten Mailinglisten mit (im Archiv, z.B. legal-talk, die englische und deutsche Talk-Liste) mit. Gerade das macht mich besorgt. Legitime Kritiker werden dort von OSM-Boardmitgliedern teilweise persönlich angeraunzt.

Ich finde die Diskussionsfrist für einen erst am 27. Februar veröffentlichten Lizenzentwurf viel zu kurz. Laut Zeitplan soll die Community nach der Annahme der Lizenz durch das OSMF Board Ende März die Lizenz bereits ca. 1 Woche später annehmen, Kommentare werden nur noch bis zum 20. März akzeptiert. Das ist für mich eine Blackbox, sorry.

Das ist alles andere als eine übliche Vorgehensweise. Ich bin mit Upgradeklauseln vertraut und habe nichts grundsätzlich dagegen. Ich störe mich daran, das eine mir vollkommen unbekannte Organisation, Opendatacommons, den Schlüssel zu meinen Daten hält. Bei CC-Lizenzen und der GPL ist das anders, dahinter stehen Creative Commons Foundation und Free Software Foundation, Organisationen, die transparent sind und sich seit Jahren als Verfechter von Freier Software und Open Source verdient gemacht haben. Wer garantiert mir, dass hinter OpenDataCommons nicht irgendein Industrieunternehmen steht? Wer sind die Kuratoriumsmitglieder, und wie werden die Stellen dort besetzt?

Viele Community-Mitglieder vertrauen auf die OSMF-Boardmitglieder bei der Entscheidung, ob die Zustimmung sinnvoll ist. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass deren Empfehlung möglicherweise durch Interessenkonflikte bestimmt ist.

Es gibt keine Beweise, dass die bisherige Lizenz unbrauchbar ist für OSM. Wenn sie nicht funktionieren würde, hätte sich sicher schon irgendein Unternehmen unsere Daten unter den Nagel gerissen. Offenbar hat sie unsere bisherige Lizenz davon abgehalten. Im Gegenteil, kommerzielle Unternehmen haben uns sehr wertvolle Datensets überlassen, z.B. AND das Straßennetz der Niederlande. Das ist funktionierendes Copyleft in Aktion. Ich kann mir schon vorstellen, dass die bisherige Lizenz einigen Unternehmen bei der kommerziellen Verwertung im Weg ist. Aber das liegt daran, dass diese Unternehmen offenbar nicht nach Copyleftspielregeln spielen wollen.

Ich arbeite seit Jahren bei freien Projekten wie Wikipedia, Wikisource, Wikimedia Commons etc. mit, und habe auch bewusst unter der Bedingung von CC-BY-SA bei OSM mitgemacht. Ich halte CC-BY-SA auch für die derzeit beste Copyleft-Lizenz für freie Inhalte jenseits von Software. Nach dem demnächst zu erwartenden Lizenzwechsel der Wikipedia auf CC-BY-SA wird sich der freie Pool weiter vergrößern. Und insbesondere Vertraue ich auch der Creative Commons Foundation, dass sie meine Inhalte durch wohlüberlegte Lizenzupgrades nicht verschenken/verkaufen. Kurz: Ja, ich habe die gleichen Maßstäbe angelegt.

Longbow4u

Vielleicht liegt es aber auch nur daran, daß die OSM-Daten bisher sehr ungleich vollständig sind und damit für einen globalen Anbieter (noch) kein lohnendes Ziel abgegeben haben. Je weiter das Projekt kommt und je größer die zusammenhängenden Gebiete mit hinreichender Erfassung werden, desto interessanter werden die Daten. Willst Du wirklich abwarten, bis Du Deinen Beweis hast? Z.B. bis wir eine routingfähige US-Karte haben - und die von einem kommerziellen Anbieter einfach geschluckt wird?

Die Löcher in der CC Lizenz sind bekannt und im Wiki nachzulesen. Was OSM bisher “geschützt” hat ist meiner Ansicht nach nur die Unvollständigkeit der Daten.

Das ist eine sehr gewagte Annahme. Es kann sie alles mögliche davon abgehalten haben: Der demolierte Ruf nach einer solchen Aktion. Die Tatsache, dass unsere Daten zwar mancherorts gut, aber für eine flächendeckende Verwendung noch nicht zu gebrauchen sind. Dass sie im Zweifel lieber abwarten, bis mehr zu holen ist – weil wir nach der ersten solchen Aktion sicher reagieren würden. Oder vielleicht ist das schon passiert und sie haben es uns nur nicht erzählt. :wink:

Muss denn wirklich erst das Kind in den Brunnen gefallen sein, bevor man Probleme mit der Lizenz angehen kann? Bei allen Unklarheiten, dieses Problem (Copyright auf Fakten funktioniert mancherorts nicht) scheint mir klar zu existieren.

Ich sehe nicht ganz, inwieweit uns dabei die CC-BY-SA-Lizenz geholfen hat. AND waren durch CC in keiner Weise verpflichtet, uns ihre Daten zu geben, sie hätten auch warten können, bis wir selber so gute Daten haben. Die Datenspende war wohl eher von der Absicht getrieben, diesen Prozess zu beschleunigen – eine Überlegung, die unter anderen Lizenzen genauso gegolten hätte.

Ansonsten ist nicht zu bestreiten dass neben dem konkreten “Produced Works”-Kritikpunkt (bei dem zu überlegen wäre, ob man nicht statt völliger Uneingeschränktheit eine Liste möglicher Lizenzen für solche Werke aufnimmt, was bei Kompatibilitätsproblemen auch helfen würde) hier vor allem ein Vertrauensproblem besteht. Und die Informationspolitik der Foundation war da bisher nicht sehr hilfreich (sie ist es generell nicht…). Ich hoffe trotzdem, dass wir noch zu einer zufriedenstellenden Lösung kommen.

Das ist ein Vorschlag, der mir gefällt. Mir wäre allerdings wichtig, dass alle diese Lizenzen dem SA-Prinzip genügen.

ACK. Für mich besteht dieses Vertrauensproblem vor allem darin, dass die bisherige SA-Lizenz, die, bei allen ihren Schwächen, für alle Daten und Nutzungsarten gedacht war, nun durch eine Lizenz ersetzt werden soll, bei der SA nur noch für die Datenbank gelten soll. Ein wichtiger Grund, zu OSM beizutrage, lag für mich gerade in der Gewissheit, dass auch abgeleitete Werke, “Produced Works” dem SA-Prinzip folgen müssen. Das jetzt aufzugeben bin ich nicht bereit.

Und gerade deshalb muss das derzeitige Lizenzproblem dringend behoben werden:

Die momentane Lizenz ist nicht für Datenbanken gemacht und passt mit dem europäischen Datenbankrecht nicht zusammen. Unter CC-BY-SA lizenziert die Foundation zwar das Copyright an den Werken/Daten/unabhängigen Elementen, aber nicht das Datenbankherstellerrecht. (Das europäische Datenbankrecht soll die Investition des Datenbankherstellers schützen, und in die OSM wurde nicht unerheblich investiert, da muss man sich nur die Serverkosten der Foundation ansehen.)

Das heißt, wenn die Foundation jetzt plötzlich sagen würde, unsere Tiles und einzelne Nodes oder Ways könnt ihr ja gerne nach Sharealike kopieren, aber für die Datenbank haben wir euch nie irgendwelche Rechte erteilt, müsste man damit rechnen, dass sie damit vor Gericht Recht bekommt. Wer die Datenbank (oder einen Fork) dann ohne Einwilligung der Foundation kopiert, kann nach § 108 UrhG mit bis zu drei Jahren Freiheitsstrafe rechnen.

Die Foundation wurde aus der Community heraus gegründet und die derzeitigen Mitglieder würden so etwas nicht zulassen. Aber die Möglichkeit besteht, und das ist ein massives Problem. Und deshalb brauchen wir eine Lizenz, die für Datenbanken geeignet ist!