Mammi71
(One feature, Six mappers and still More ways to map it)
1
Ja, ich weiß (dank Discourse), dass es Ende 2017 dieses Thema bereits gab, aber nach 7 Jahren wollte ich das nicht wiederbeleben.
Wir hatten auch in jüngerer Vergangenheit sowohl die Themen Klassifizierung als auch Industrie-und Gewerbegebiete.
Wie klassifiziert Ihr Straßen in reinen Industrie- oder Gewerbegebieten? Ich stolpere immer wieder über residential, z.B. hier: Way: Siemensstraße (160291238) | OpenStreetMap
Bevorzugt Ihr residential oder unclassified? Das Wiki liest sich da nicht eindeutig (oder ich habe etwas übersehen).
PS: überraschenderweise ist die Straße,die sich genau zwischenWohn- und Industriegebiet befindet, als unclassified getaggt.
Wenn ich mir den deutlich ausführlicheren Text im englischen Wiki zu highway=residential durchlese, passt residential definitiv nicht, weil es sich nicht um eine “residential area” handelt.
Offtopic (und nicht ernst gemeint):
Ich bin immer wieder erstaunt, wo überall Straßen nach einem zwar denkmalgeschützten aber kleinen Bergarbeiterdörfchen benannt sind .
Solche, die Durchfahrtsstraßen sind als highway=unclassified und die, die nur „Schleifen“ bilden oder eben Verzweigungen, die an Geschäften oder in Sackgassen enden, als highway=service. Aber ich fasse keine vorhandenen Straßen an, es sei denn, es ist komplett falsch.
highway=residential halte ich in einem reinen Gewerbe/Industriegebiet für definitiv falsch, aber Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel.
Ich halte das Klassifizieren nach “Umgebung” für Blödsinn. Was soll diese Ausnahme bei residential? Was unterscheidet eine 50er Straße im Wohngebiet und im Gewerbegebiet? Anders ist es ggf. in Industriegebieten. Für mich sind innerörtliche Nebenstraßen residential, auch wenn sie in Gewebegebieten liegen.
Ihr dürft mich aber gerne von der Sinnhaftigkeit überzeugen.
Wer ein Fahrzeug führt, muss sich gegenüber Kindern, hilfsbedürftigen und älteren Menschen, insbesondere durch Verminderung der Fahrgeschwindigkeit und durch Bremsbereitschaft, so verhalten, dass eine Gefährdung dieser Verkehrsteilnehmer ausgeschlossen ist.
In einem Wohngebiet erwarte ich mehr Kinder und ältere Menschen als in einem Gewerbegebiet. Ein guter Router könnte dem Rechnung tragen und für ein maxspeed=50 bei hw=residential eine niedrigere Durchschnittsgeschwindigkeit als bei hw=unclassified annehmen. Daher halte ich eine Klassifizierung nach Umgebung hier für sinnvoll.
Im Gegensatz zu Hauptverkehrsstraßen steht bei Wohnstraßen nicht der möglichst ungehinderte Verkehrsfluss im Vordergrund, sondern vielmehr die Sicherheit und Lebensqualität der Anwohner.
Typischerweise zeichnen sich Wohnstraßen durch ein niedriges Verkehrsaufkommen, wenig Lkw-Verkehr, geringe Verkehrsemissionen (Lärm, Abgase und Staub), langsame Geschwindigkeiten und häufig auch durch verschiedene Gestaltungselemente aus, die darauf abzielen, den Straßenraum für Fußgänger, spielende Kinder und soziale Interaktionen attraktiv zu gestalten.
Dazu kommt auch ganz oft noch schlechte Einsehbarkeit von Kreuzungen durch Hecken.
Wenn man allerdings die Straße im landuse=residential lässt, könnte man dasselbe aus der landuse herleiten und eine allgemeinne „niedrigere Straße“ als unclassified haben, die abhängig von der sie umgebenden landuse andere Eigenschaften haben würde. Aber genau als das habe ich residential vs service für Industrie/Gewerbegebiete verstanden.
unclassified ist der (4.) Rang nach tertiary. Im Deutschen auch als Gemeindeverbindungsstraße bekannt. Das ist für das normale Stadtstraßennetz in einem Gewerbegebiet falsch.
service ist widerrum zu niedrig. Es bleibt einfach nur residential übrig. Nehmt nicht immer alles wörtlich, und erinnert euch, dass viele Begriffe einfach nur historisch gewachsen sind (und obendrein noch in UK seinen Ursprung hat), man denke da an klassische Fragestellungen wie “warum shop=bakery aber amenity=fast_food (statt shop)”.
Das war zumindest mal Konsens (“Verbindungsstraße”) bis man in den letzten 10 Jahren damit begonnen hat jegliche Hauptstraßen als tertiary zu taggen. Seitdem wird unclassified nicht mehr unbedingt höherwertig verwendet - stattdessen eher als “sonstige Straße”.
2 Likes
Mammi71
(One feature, Six mappers and still More ways to map it)
11
Ich habe da mal die Probe(mehrere Stichproben an unterschiedlichen Stellen) in UK gemacht:
Legende highway
grün: residential
schwarz: unclassified
grau: service
Mein Eindruck:
landuse=residential: erwartungsgemäß hauptsächlich hw=residential, auf Grund des UK-Klassifizierungssystems aber auch häufig unclassified
landuse=industrial: in der Fläche erwartungsgemäß service, die Erschließungsstraßen unclassified, sehr selten mal eine residential
landuse=commercial: gemischtes Bild - überwiegend unclassified, aber auch (öfter als bei industrial) residential (meine Vermutung: gemischte Nutzung in geschäfts- und Bankenvierteln denkbar)
Mein Fazit: auch die Briten bevorzugen innerörtlich in reinen Industrie- und Gewerbegebieten unclassified.
Auch ich plädiere klar für residential: Den Begriff darf man – wie so oft in OSM und wie @jengelh schon bemerkt hat – nicht wörtlich auslegen. Es geht alleine um die Verkehrsbedeutung und da haben wir auf der untersten Ebene nun mal nur unclassified für Straßen mit und residential für Straßen ohne Durchgangsverkehr.
Ob da Menschen “wohnen” oder nur zur Arbeit gehen, ist unerheblich, auch für die Rücksichtnahme im Straßenverkehr. Und wie schon angesprochen haben wir ja landuse, um bei Bedarf zwischen Straßen in “Wohngebieten” und Straßen in sonstigen Siedlungsgebieten (inkl. Industrie- und Gewerbegebieten) zu unterschieden.
Ich denke, dass unclassified in der Praxis überwiegt, ist nicht verwunderlich. Denn es ist bei solchen “ungünstig” gewählten Values nicht besonders intuitiv, sich von der Wortbedeutung zu trennen.
P. S.
Wenn du “residential area” als “Siedlungsgebiet” übersetzt statt als “Wohngebiet”, passt es. Denn da gehören Industrie-/Gewerbegebiete auch dazu. (Oder anders ausgedrückt: residential passt mMn innerorts immer.)
… oder in einem Stadtgebiet das, was man “Sammelstraße” nennt, von der dann die eigentlichen Nebenstraßen hw=residential abzweigen. Gerade in größeren Orten ist es durchaus sinnvoll, unterhalb von tertiary in Wohngebieten noch ZWEI Klassen haben zu können.
Im Gewerbegebieten verzweigt sich das Straßennetz nicht so fein, weil kleine schmale Sträßchen schon wegen den Lkw kaum sinnvoll sind. Von daher ist es eigentlich normal, wenn das Straßennetz im Gewerbegebieten bei unclassified endet, in Wohngebieten aber noch eins runtergeht mit residential.
Es geht alleine um die Verkehrsbedeutung und da haben wir auf der untersten Ebene nun mal nur unclassified für Straßen mit und residential für Straßen ohne Durchgangsverkehr.
laut Definition geht es nicht nur um die Verkehrsbedeutung sondern auch darum ob dort gewohnt wird
Ob da Menschen “wohnen” oder nur zur Arbeit gehen, ist unerheblich, auch für die Rücksichtnahme im Straßenverkehr.
stimmt nicht ganz, weil Kinder z.B. nicht arbeiten gehen in Deutschland, aber wohnen tun sie schon.
Wenns wirklich um die Kinder/wohnen gehen soll wäre das deprecated abutters=residential die bessere wahl, weil das funktioniert mit allen Straßentyoen.
Mammi71
(One feature, Six mappers and still More ways to map it)
16
@jengelh und @Supaplex030 wie erklärt Ihr Euch dann die auffällig überwiegende Verwendung von unclassified in Industrie- und Gewerbegebieten in UK? Am anderen Ursprung oder unpräziser Übetsetzung kann es nicht liegen.
Wenns wirklich um die Kinder/wohnen gehen soll wäre das deprecated abutters=residential die bessere wahl, weil das funktioniert mit allen Straßentyoen.
Bin kein englischer Muttersprachler, aber auch im englischen wird “residential” sicherlich eher mit “wohnen” als mit “siedeln” assoziiert sein (und daher hier zu mMn falschem Tagging verleiten)? Oder was meinst du?
Die Definitionen sind aber weiterhin interpretierbar.
residential – street or road generally used for local traffic within the settlement. Primarily used for access to residential properties but may include access to some non-residential properties (e.g. a corner shop or convenience store). Likely to have lower speed limits or traffic calming measures in place.
unclassified – roads with the lowest priority in the interconnecting road network. Use instead of highway=residential when the traffic is not just for residential access, even if residential properties may also be accessed by this road.
Use residential rather than unclassified on the road section if there are traffic restrictions (such as slower speed limits) or traffic calming features near small settlements. (See also highway=unclassified.)
Use instead of highway=residential when the traffic is not just for residential access, even if residential properties may also be accessed by this road.
Ich würde sagen nicht klarer sondern den Inhalt verändert? Bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher was die aktuelle Version wirklich bedeutet.