DE:Good_practice - Regeln widersprechen sich

Dann mal zu den Selbstständigen ohne Schild an der Tür. Auf einem Kulturgelände befinden sich zwei Psychotherapeuten. Alle paar Tage laufen an deren Tür hunderte von Leuten vorbei. Also müsste man denken, ein Schild an der Tür als Werbung wäre für die interessant. Fehlanzeige. Trotzdem tragen sich die beiden fleißig in die entsprechenden Portale ihrer Branche ein.

Ich kenne die beiden, ich kann mal fragen, ob ich sie eintragen soll?

Was soll die Geschichte illustrieren? Ein Türschild ist nicht zwingend bei einer ernsthaften Tätigkeit. Zweitens solche Daten können durch Beziehung oder genaue Kenntnis vor Ort entstanden sein. Also sollte man auch mit dem Löschen, weil es kein Schild gibt, vorsichtig sein.

Bei Tagesmüttern dürfte es ähnlich sein. Man muss nicht den Leuten täglich erklären, wo man ist, sondern die Kunden sind über längere Zeit dieselben, die wissen, wo sie hinlaufen müssen.

Zu dem Einwand der Privatsphäre. Wenn es tatsächlich gegen den Willen des Betreffenden ist, dann stelle ich die These auf, dass es vermutlich in OSM am leichtesten ist, die Daten zu löschen. (Aber vielleicht bilde ich mir das ein, weil ich weiß, wie es geht.)

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Wenn diese Portale nicht nach dem Prinzip “Map what’s on the ground” arbeiten, ist das ihr gutes Recht. Bei OSM sollten eingetragene Daten aber von anderen Mappern nachvollziehbar sein, am besten On-the-ground, notfalls auch über andere öffentliche und erlaubte Quellen. Im oben diskutierten Fall z.B. ist die Kinderbetreuung mitsamt Adresse auch im Telefonbuch enthalten.

Nein, zwingend für die Tätigkeit ist es nicht. Wenn sie ihre Tätigkeit allerdings bei OSM verortet haben möchten, würde ein Türschild Diskussionen wie diese hier vermeiden.

Wenn ich das jetzt aber wieder auf das Extrembeispiel Frauenhäuser beziehe, würde das bedeuten, dass auch diese wieder gemappt werden dürfen, von jedem der das Wissen “durch Beziehung oder genaue Kenntnis vor Ort” erlangt hat. Oder wo zieht man da die Grenze?

Wenn die Adresse von der betroffenen Person/Einrichtung selbst im Internet veröffentlicht wird, sieht das wieder anders aus, dann halte ich eine Eintragung auch ohne Schild für in Ordnung.

Wie soll dann der Mapper, der vor Ort ist, unterscheiden, ob es nie ein Schild gegeben hat und die Einrichtung noch aktiv ist, oder ob es mal ein Schild gegeben hat und dieses jetzt entfernt wurde, weil die Einrichtung geschlossen wurde?

Und wie stellst du sicher, dass die Information dann nicht von einem anderen wieder eingetragen wird? Ein
note=Hier hat Max Mustermann sein Büro, aber bitte nicht wieder eintragen, das darf nämlich keiner wissen
bringt ja nicht viel.

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Die gewerblich tätige Person trägt hier die Informationen selbst bei den entsprechenden Portalen ein, weiß daher von der Existenz der Einträge und kann diese deshalb bei Bedarf auch wieder zügig ohne Suchaufwand entfernen. Nach Löschung einer Eintragung von diesen Portalen verschwindet diese in der Regel unverzüglich. Bei OSM entfernte Daten hingegen können bei vielen Datennutzern, auf Grund der freien Lizenz sind diese deutlich verteilter, noch lange im Bestand bleiben, etwa wenn diese nur selten ihre OSM-Daten aktualisieren. Im Zweifel müsste dann die entsprechende Person herausfinden, wer die OSM-Daten noch im Bestand hat und diese dann einzeln auffordern die Daten zu entfernen.

Wenn ich das jetzt aber wieder auf das Extrembeispiel Frauenhäuser beziehe, würde das bedeuten, dass auch diese wieder gemappt werden dürfen, von jedem der das Wissen “durch Beziehung oder genaue Kenntnis vor Ort” erlangt hat. Oder wo zieht man da die Grenze?

die Grenze zieht man bisher bei Frauenhäusern, nur die tragen “wir alle” absichtlich nicht ein (es sei denn sie sind allgemein bekannt und machen öffentliche Veranstaltungen oder so), und evtl. Nistplätze von seltenen Tierarten oder Standorte seltener Pflanzen.

Es ist auch ein großer Unterschied ob man sich selbst entschließt etwas nicht zu mappen oder ob man das löscht wo ein anderer sich entschlossen hatte es einzutragen.

Das ist so nicht richtig. Meine Geschäftsdaten sind auf diversen Seiten (häufig mit veralteten Angaben) eingetragen, obwohl ich diese dort nie hinterlegt habe. Auf anderen Portalen, ja. Auf diesen Portalen nicht. Häufig sind mir diese auch unbekannt und ich komme eher durch Zufall darauf.

Wer also (geschäftliche) Daten ins Internet stellt, muss davon ausgehen, dass diese sehr lange und unter Umständen dauerhaft erhalten bleiben.
Spätestens Seiten wie archive.org haben ja ausdrücklich das Ziel diese Daten auch nach Löschung zu erhalten.

Bei öffentlich zugänglichen Unternehmensdaten kann man also grundsätzlich davon ausgehen, dass diese verwendet werden dürfen und auch sollen.

Ich erinnere mich gerade an einen Tauchshop in München. In der Szene sehr bekannt, weil große Auswahl an hochwertiger Ausrüstung, auf für technisches Tauchen. Dinge, die es in einem „normalen“ Shop nicht oder nur vereinzelt gibt.
Der Showroom war damals in einem Keller in einem Wohnhaus der Eltern, in einem reinen Wohngebiet.

An der Türe stand es sich dran. Von der Straße aus war es nicht zu erkennen. Die Adresse war aber auch absolut kein Geheimnis und u.a. auf der Seite als Showroom angegeben.
Ich habe mich damals sehr geärgert, dass es auf keiner Karte eingetragen war. Das hätte mir ein deutlich besseres Gefühl gegeben. Denn so bin ich mit dem Gefühl dort hin gefahren, dass es mit der Adresse vielleicht doch ein Missverständnis gewesen sein könnte…

Argumente wie Frauenhäuser oder dass „Tagesmütter“ grundsätzlich (auf Grund ihres Geschlechts) ein erhöhtes Risiko für Übergriffe hätten sind bestenfalls Strohmann-Argumente.
Es geht schließlich nicht um vertrauliche Informationen, die eingetragen werden, um jemandem vorsätzlich zu schaden bzw. obwohl eine entsprechende Gefährdung offensichtlich ist…

Ebenso ist die Diskussion, ob jemand später Angaben wieder löscht, weil vor Ort nicht mehr die Richtigkeit verifiziert werden kann eine komplett andere. Denn hier wurden ja Daten wider besseren Wissens bzw. eben weil man weiß, dass diese richtig sind, entfernt.

Und wegen dem „on the ground“ Grundsatz… Bei alten Bahnanlagen usw. hieß es doch, dass diese (mit entsprechendem Tag) eingetragen bleiben, wenn sie z.B. auf Luftbildern auf Grund des (fehlenden) Bewuchses noch erkennbar sind.
Wenn ich vor Ort stehe erkenne ich davon ja aber nichts… trotzdem bleibt es…

Wenn ich also kein Schild erkenne, aber es offensichtlich wird, wenn ich auf die Klingel schaue… Wieso sollte das was anderes sein?

Ich bin der Meinung, dass wir viel diskutieren können, ohne zu einem pauschalen Ergebnis zu kommen. Letzten Endes hängt ein Eintrag doch davon ab, ob die entsprechende Tagesmutter diese Daten selbst öffentlich macht (durch Aushand oder Anzeigen), sie also als “Geschäftsfrau” mit diesen Daten aktiv öffentlich auftritt. Und dabei sollte man auch darauf achten, ob die Daten auch in genau dieser Kombination öffentlich beworben werden. Wenn eine Tagesmutter z.B. nur eine Handynummer bei ihrer Werbung nennt, nicht aber ihre genaue Adresse, sollte man von einem Eintrag absehen. Man würde dann eine Verknüpfung zwischen Adresse und Telefonnummer herstellen, die so nicht von der betroffenen Person autorisiert wurde. Wenn man Zweifel hat, wie es sich bei einem Eintrag verhält kann man entweder den OSM-Aktiven fragen, der den Eintrag gemacht hat oder man fragt bei der Tagesmutter direkt nach. Einfach auf Spekulationen solche Einträge pauschal zu löschen ist meiner Überzeugung nach ebenso falsch, wie sie pauschal einzutragen.

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Es vermeidet erst einmal die moralische Aufgeladenheit über Verletzung der Privatspäre. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich bei einem Selbstständigen damit die Privatsphäre verletzte, ist eher als gering einzuschätzen.

Ich rede über Selbstständige. Aber wenn Du sie reinbringst,

Es gab ja die Vorlage mit Vergewaltigung. Ich glaube, damit lässt sich ziemlich leicht differenzieren. Ins Frauenhaus flüchtet man, weil der Alltag Gewalt enthält, weil man eine Frau ist. Sollte man eine Situation herbeiführen, dass jemand einem hohen verlässlichen Gewaltrisiko ausgesetzt wird, dann Finger weg.

Zum Beispiel in dem Auslöserfall soll der Löscher hingefahren und kontrolliert haben. Kein Schild, Katze tot. Persönlich wäre mir lieber, wenn das ein Vor_Ort-Mapper machen würde als ein angereister, weil ich annehme, dass er die Verhältnisse besser kennt und leichter zusätzliche Recherchen anstellen kann. (Ich finde auch so Internetrecherchen wie Seite ist tot, lösche ich, merkwürdig.)

Wenn es dann doch der reisende Mapper sein muss. Erst einmal nicht davon ausgehen, dass da böse Buben oder Mädchen ihr Handwerkbetrieben haben, sondern dass sich jemand etwas gedacht hat und guten Willens war.

Eine Note hinsetzen, wenn da keine Info kommt, dann löschen.

Langer Rede kurzer Sinn. Die Moral rausnehmen und pragmatisch sehen.

Wenn ich einen Selbstständigen mappe, werde ich vermutlich keinem schaden. Wenn ich so etwas sehe, nicht gleich Hausmeister spielen, sondern überlegen, ob ich mit meinem Kurzeindruck den Scharfrichter mit dem Beil geben will. Wenn, das ein viertel Jahr später verschwindet, reicht doch auch.

Edit:

Das habe ich vergessen noch zu schreiben.

Weil ich fand auch interessant, wie man schlüssig feststellen kann, dass jemand aus google oder sonst wo abgeschrieben hat?

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