Zweite Meinung gefragt - Stichwort: Micromapping und Überschneidungen

Selbst wenn wir mal für einen Moment annehmen, dass landuse=residential im Optimalfall trennscharf das tatsächliche Wohngebiet umfassen sollte, stellt sich mir direkt danach die Frage, ob es wirklich Sinn macht, in einem etwa 100 Quadratkilometer großen Gebiet, in dem in den letzten 6 Jahren nur 3 Mapper mehr als eine Handvoll Änderungen vorgenommen haben, so eine Mammutaufgabe in Angriff zu nehmen, bevor nicht die allgemeine Kartenqualität einen gewissen Mindeststandard erfüllt.

In meinem obigen Beispiel (Karlsruher Innenstadt: https://www.openstreetmap.org/#map=18/48.99905/8.38955)) gibt es mitten im Wohngebiet landuse=grass + natural=scrub.

Andere Frage: Macht es Sinn, Gebäuden ohne Hausnummer und Straßen- (addr:street) bzw. Ortsbezeichnung (addr:place) eine Postleitzahl zu verpassen? Oder anders gefragt, sind das hier: https://osm.zz.de/dbview/?db=addresses-bw&layer=addresserror#49.35115,9.33334,18z falsch positive Fehler?

Bei den Straßen bin ich bei Dir, aber was nur ausnahmsweise zulässig ist sollte idealerweise schon extra gemappt werden, das sind interessante Informationen, die Besonderheiten die aus dem Meer der Wohnhäuser rausstechen, und die wir normalerweise auch sowieso irgendwie mappen, als office, amenity oder ähnliches. Auch würde ich den Augenmerk bei landuse=residential eher auf “reine Wohngebiet” lenken.

Das aber sowieso immer als “kann”, zwar würde ich mich beschweren wenn jemand mühsam gemappte einzelne landuses durch Löschen wieder zu einem großen undifferenzierten landuse “generalisieren” würde, aber man kann natürlich niemanden zwingen, die bestehenden landuses zu verfeinern, wenn sie keine Lust dazu haben.

Z.B. sind Kindergärten auch in reinen Wohngebieten zulässig, oder z.B. Kirchen, Jugendhäuser und Sportanlagen in Kleinsiedlungsgebieten und allgemeinen Wohngebieten, trotzdem sind das aber andere Nutzungen, und im Liegenschaftskataster, das es im Gegensatz zu B-Plänen überall gibt, und das mind. bezogen auf ein einzelnes Flurstück (Grundstück, Parzelle, teilweise aber sogar auf Teilen von Flurstücken) die tatsächliche Nutzung (soweit sie eingetragen ist natürlich, also idealerweise) angibt, wird das auch unterschieden.

Ich im Gegensatz würde mich beschweren, wenn jemand beginnt, die von mir eingezeichneten Landuses (v.a. landuse=residential) unnötig klein an jeder Straße aufzudröseln. Es gibt eben unterschiedliche Auffassungen davon, was landuse=residential alles umfasst und ich finde, man sollte respektieren, wie es momentan vor Ort gemappt wurde.

Ich würde z.B. nicht auf die Idee kommen, die Landuses in Berlin, die an jedem kleinen Sträßchen getrennt wurden, zusammenzufassen. Im Umkehrschluss erwarte ich aber auch, dass kein Sesselmapper plötzlich hier bei mir dieses Schema versucht durchzusetzen, nur weil es seiner Ansicht nach detaillierter und besser ist.

Flächen an Flächen ja. Lineare Wege (Ways die fürs Routing sind) an Flächen nein.
Boundaries (z.B. PLZ-Gebiete) auch lieber freistehend, die sind so groß das man sie gerne mal mit Overpass laden möchte, und dann ist ne Verklebung mit irgendwas außer weiteren PLZ-Fragmenten hinderlich.

Das seh ich im Prinzip genauso. In neun von zehn Fällen treiben mich Flächen an Wegen zur Weißglut.

Sicher? Dann kann man das Nacht- und Wochenendparkverbot für LKW >7.5 t in allgemeinen und reinen Wohngebieten (§ 12 Abs. 3a StVO) ersatzlos streichen, weil das ist dann nicht mehr anwendbar. Am Straßenrand (auf der Verkehrsfläche) darf ich meinen LKW direkt vor der Haustür meines Einfamilienhauses parken. Prima Argumentation.

Bitte für andere Fragen einen eigenen Thread öffnen. Oder dort lesen/ergänzen: https://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=66640

etwas OT:

Ich sehe das - schon aus praktikablen Gründen für ein weltweites Projekt - für sinnvoller (und international vergleichbarer), wenn mindestens kleinere Straßen Teil des “landuse” sind. Man darf hier residential nicht einfach wortwörtlich übersetzen, so wie man highway nicht wortwörtlich nehmen darf.
Jetzt so zu tun, dass das “wirklich, wirklich nur das Baugrundstück”) immer schon richtig gewesen sei (oder man jetzt so sehen müsse/solle) bedeutet ein etabliertes tagging umzudeuten und alles bisher Erfasste als ungenau (oder auch als in Teilen falsch) zu definieren. Von der bereits angesprochenen Problematik der Mischgebiete einmal völlig abgesehen.

Die Frage an dijenigen, die eine “genauere” Erfassung der reinen Bauflächen wünschen ist: Schlagt doch einfach ein entsprechendes Tag vor (so wie es für die, die das meinen zu brauchen, auch ein “plot” gibt ( https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:place%3Dplot ).
Und dann sieht man auch, dass man auch Verwaltung/Bauwillige oft jahrelang darüber streiten, ob denn im bisher wohnlich genutzen Garten noch ein weiteres Haus gebaut werden darf.
Dann wäre ich raus und erfasse gelegentlich landuses in Indien, wo sich die Frage nicht einmal ansatzweise stellt :stuck_out_tongue:

Zum Thema:

Grundsätzlich halte ich es für Quatsch, Sträucher in einem Hausgarten als natural=scrub, und kleine Baumgruppen auf Wohngrundstücken als landuse=forest zu mappen. Es ist halt nur schön bunt und hat sich daher irgendwie etabliert Meine letzte Diskussion mit einem “Ein Baum ist auch ein Wald”-Mapper verlief auch sehr frustrierend. Ich hatte mir erlaubt den “Wald” mit einem natural=tree zu ersetzen… war ihm zu “unrealistisch” :frowning:

Ich würde ohne mich genauer damit beschäftigt zu haben davon ausgehen, dass die Definition der StVO hier leicht von der der BauNVO abweicht und Straßen die durch Wohngebiete führen mit einschließt. Das ist ja schon deswegen nötig, weil viele Wohngebiete gar keine B-Pläne haben und eine entsprechende Beschilderung erst recht fehlt.

Vorallem sich dabei auf das BauGB und die BauNVO zu berufen läuft dabei völlig falsch. Erstens bildet OSM nicht das deutsche Baurecht ab und zweitens kann man sich aus dem deutschen Baurecht nicht nur das heraussuchen, was am besten zur eigenen Ansicht passt.

Ja, Bebauungspläne (auch: Verbindliche Bauleitpläne, siehe § 9 BauGB) bilden “Wohngebiete” grundstücksgenau ab. Hierbei werden die Verkehrsflächen außen vor gelassen bzw. separat behandelt - bis hin zu Verkehrsflächen besonderer Zweckbestimmung wie Fußgängerbereiche und Parkflächen. Das entspricht etwa der Ansicht, ein residential an der Grundstücksgrenze enden zu lassen.

Aber: vor den verbindlichen Bauleitplänen kommen im BauGB erst die vorbereitenden Bauleitpläne, besser bekannt als Flächennutzungspläne (siehe § 5 BauGB). Das ist ein bischen wie OSM - auf den Grad der Detailierung kommt es an. Die Flächennutzungspläne weisen auch nur noch etwas gröber, unterteilt in Wohnbauflächen, Gemischtbauflächen und Gewerbebauflächen sowie Sonderbauflächen gemäß § 1 Abs. 1 BauNVO aus. Auch hier kann man sagen, dass entspricht in etwa den landuses residential, industrial usw. (nicht alles ist 1:1 vergleichbar, Gemischtbaufächen fehlen in OSM, wie bereits festgestellt).
Verkehrsflächen werden im Flächennutzungsplan nur noch für Autobahnen, Bundesstraßen (überörtlicher Verkehr) und Hauptverbindungsstraßen (örtliche Hauptverkehrszüge) separat ausgewiesen (siehe § 5 Abs. 2 BauGB). Diese Darstellung entspricht in etwa der Ansicht in OSM, dass untergeordnete Straßen wie z.B. highway=residential zu den landuse=residential dazugehören (die Namensgleichheit ist ja auch schon augenfällig). Und nur wenn man dies so betrachtet, macht dann auch wieder der § 12 Abs. 3a StVO Sinn, wo das Parken für Kfz über 7.5 t in reinen und allgemeinen Wohngebieten verboten ist.

Insofern mein Fazit: Beide Seiten haben recht, beide Mapping-Varianten sind irgendwie richtig. Da aber OSM nicht den Anspruch erhebt, deutsches Baurecht abzubilden, schon gar nicht bei internationaler Betrachtungsweise, bevorzuge ich persönlich die zweite Variante: Auftrennung von landuse=residential an Hauptstraßen und Wohnstraßen gehören in Wohngebiete rein.

… und die (weltweite) Definition in OSM sowieso davon abweicht.

Weiterhin sollte man auch den Unterschied im allgemeinen Sprachgebrauch zwischen “Wohngebiet” und baurechtlicher “Wohnbaufläche”/“baureife Wohnbaufläche” nicht ignorieren.
Ich verstehe das - wie oben bereits gesagt - eher im Sinne der Wohn-/Mischgebiete laut Flächennutzungsplan (plus der tatsächlichen Nutzung als solcher!). Und in dem werden (zumindest hier: https://www.nuernberg.de/internet/stadtplanung/fnp_download.html)) die "Wohn-"Straßen absichtlich “übermalt”.

edit:
PS: Ich wollte hier nicht wiederholen: Mammi war mit dem FNP-Vergleich schneller.

Wenn man sich an alle bisher aufgestellten Regeln halten wollte, wie würde man dann folgende Stelle mit möglichst hohem Detailgrad korrekterweise erfassen:

Corpus Delicti: https://www.openstreetmap.org/changeset/23166337
Mapillary: https://www.mapillary.com/app/?lat=49.352228091278&lng=9.3922246176471&z=17&pKey=375195903879739&focus=photo

Mein Vorschlag wäre mittels landuse=grass (die Straße überspannend) und natural=hedge bzw. natural=tree für das Grünzeug auf dem Straßenbegleitgrün:

Aber sowohl beim Stöbern in den Änderungssätzen anderer Nutzer als auch hier ist mir sehr häufig begegnet, dass Flächen, die Straßen überspannen, kategorisch abgelehnt wurden.

Wenn man dann zusätzlich fordert, dass Flächen keine Punkte mit Straßen teilen sollen, läuft es zwangsläufig auf freie Flächen zwischen Straße und Landfläche hinaus, was ich einerseits extrem unschön finde und andererseits auch nicht der Wahrheit entspricht.

Gibt es da einen Vorschlag, welcher der beste Kompromiss ist?

Das klingt nach einer sehr vernünftigen Vorgehensweise, ich denke daran werde ich mich künftig orientieren.

Das ist nur bei dem einen oder andere Renderer so, bei anderen Renderern wiederum nicht. Und wir taggen nicht für den Renderer, schon gar nicht nur für den einen. Und wenn da ne Lücke ist - shit happens! Die Straße ist nun mal im Datenmodell eine dünne Linie, was ja ebenfalls nicht der Wahrheit entspricht.

Im Einzelfall entscheiden:
Straßen und Wege, die sinnhafterweise zum entsprechenden landuse passen, habe ich keinen Schmerz damit, diese über die Straße drüber zuspannen. So kategorisch wurde das gar nicht abgelehnt, es gibt dazu verschiedene Meinungen und die eine Meinung war halt eine Zeitlang vehementer und “lauter” vertreten. Also: hw=residential kann auch mitten im landuse=residential liegen, hw=track können mitten im farmland oder forest liegen.
Je breiter die Straßen werden, destso stärker tendiere ich dazu, diese nicht mit anderen landuse zu überspannen. Und wenn man sich bereits die Mühe macht, das Straßenbegleitgrün samt Straßengraben usw. detailliert zu mappen, dann kann man es gleich auch beidseitig bis zum tatsächlichen Straßenrand machen. Wie breit der Renderer dann die Straße rendert und ob man da noch eine Lücke sieht oder die Straße so breit wird, dass man das Grün am Straßenrand eben nicht mehr sieht, das entscheidet dann der Renderer.

Ansonsten allgemein: Die Straße in etwa der Mittellinie folgend als Linie zeichnen und angrenzende Flächen nur bis dahin, wo diese in Wahrheit gehen. Wenn man später detaillierter das Straßenrandgrün oder die Straßenfläche einfügen will, erleichtert es die Arbeit erheblich.

Das eigentliche Thema ist ja Micromapping, da kommt dann die Frage, was ist, wenn die Straße auch flächig als area:highway erfasst ist. Sollen sich landuse und area:highway dann überschneiden und landuse dann auf jeden Fall an der Verkehrsfläche enden?

Wenn man davon ausgeht, dass sich area:highway in absehbarer Zeit flächendeckend durchsetzen wird, würde sich die Überdeckung von Landstraßen mit Landflächen tatsächlich verbieten.

Für den Fall dass sich area:highway nie durchsetzen wird, tue ich mir jedoch - zumindest in obigem Beispiel - schwer darin einen Mehrwert zu sehen, die Straße nicht gänzlich mit Straßengrün zu überdecken.

Die Überdeckung der Straße mit landuse=grass bitte in jedem Fall vermeiden. Das mag bei einem unbefestigten Feldweg noch angehen. Aber bitte nicht bei einer asphaltierten Straße.

Wenn man schon so detailiert zeichnet, dass man die Grasfläche zwischen Acker und Straße als eigene Fläche einträgt, dann sehe ich nicht ein, wieso man dann den kleinen Mehraufwand nicht auch noch betreibt und die Grasfläche nur dort einzeichnet, wo tatsächlich Gras wächst. Und dafür halte ich es für unerheblich, ob die Straße auch als Fläche eingezeichnet ist oder eben nur ausgespart wird.

+1

…übrigens auch eine Maßnahme, mit der den übermäßigen Einsatz von MP’s vermeiden kann.

Sven

Mit 190984 Verwendungen (Stand 28.1.2022 21:54) darf man area:highway als etabliert ansehen, auch wenn es hier und da am Rendering ermangelt.

Sven

Warum sollten sich area:highway=residential und landuse=residential nicht überdecken dürfen? Bei building=residential (usw.) oder man_made, office, shop etc. stellt das doch auch niemand in Frage.