Auf der de-Mailinglist wird grade diese Frage aufgeworfen.
Was könnt ihr euch so vorstellen an ausgefallenen Produkten?
Ich könnte mir vorstellen, Fahrschulsimulator mit OSM karten, wo alle Umgebungsdetails verzeichnet sind, wie Bäume, Lichtmasten, Zebrastriefen, Ampeln, alle Fahrspuren, …
Die erwähnte ML-Diskussion befindet sich übrigens hier. Ich kopiere meine Antwort jetzt auch nicht hier her, sondern verlinke sie einfach mal.
Man kann so viele schöne Sachen mit OSM machen, dass der Engpass wohl eher bei Arbeitskraft und Geld für die Umsetzung liegt. Ich habe ja selber schon mehr Ideen/Konzepte, die ich gerne umsetzen würde, als ich jemals in meiner Freizeit programmiert bekommen werde. Hat natürlich den Vorteil, dass man sich die interessantesten Aufgaben rauspicken kann. Aber für OSM als Ganzes wären ein paar Entwickler mehr ein Segen.
Was passiert eigentlich, wenn in London eine große Bombe explodiert? Gibt es dann noch Ersatzdatenbanken in anderen Städten oder sind unsere Daten dann unrettbar verloren?
Was passiert eigentlich, wenn alle Banken und Supermärkte geschlossen werden?
Wie schnell wird dann die Karte an veränderte Rahmenbedigungen angepasst.
Wie taggt man eine Straßensperre durch brennende Barrikaden? Wie lange dauert es, bis Mapnik die brennenden Barrikaden rendert?
Wie dauert es, bis die neuen Grenzen eines zerfallenden Staates eingepflegt sind?
Falls es 2020 immer noch OSM gibt, dann wird es hoffentlich deutlich interaktiver sein - vergleichbar mit Google Street View. Beim Klicken auf ein Gebäude sieht man dann Beschreibung, Foto, Innenansicht, Öffnungszeiten, Verweise auf Bewertungsseiten, Webcam usw.
Es gibt dann hoffentlich individuelle Renderer, die für einen geringen Betrag eine persönliche Weltkarte erstellen. Auf der persönlichen Weltkarte wird dann die persönliche Lieblingssprache angezeigt, die Restaurants, deren Küche man mag, die Gotteshäuser der eigenen Konfession, die Verkehrswege des bevorzugten Verkehrsmittels. Wenn jedes der 100.000 deutschen OSM-Mitglieder nur 10 Euro für eine individualisierte Weltkarte ausgeben würde, dann könnte eine Firma wie die Geofabrik damit 1 Million Euro Umsatz generieren.
Deutschland wird dann wahrscheinlich vollständig erfasst sein. In Afrika wird es dann immer noch einige weiße Flecken geben. Vielleicht werden Drogenhändler und Schmuggler den Wert einer offenen Karte erkennen und Daten spenden. Vielleicht wird Openstreetmap in einigen Ländern wie China immer noch gesperrt bleiben. Vielleicht wird es auch mehrere konkurrierende Karten geben.
Wird es im Jahr 2020 noch offizielle Katasterämter geben? Vermutlich, aber es ist vorstellbar, dass die Städte, Gemeinden und Immobilenentwickler ihre Geodaten aus Imagegründen möglichst schnell freigeben werden, nach dem Motto: Wir haben hier ein Neubaugebiet und suchen dafür möglichst viele Interessenten.
Möglicherweise wird OSM in Zukunft mit Werbung, z.B. von Immobilienmaklern, verbunden werden. Zum Verkauf stehende Gebäude blinken dann und beim Anklicken erscheint der erwartete Kaufpreis.
Ich denke in den kommenden Jahren wir es immer weiter dazu kommen, dass es DAS OSM so direkt für den Endbenutzer sichtbar nicht mehr gibt. Ähnlich Google wird das Datenmaterial einfach überall drin stecken.
Es werden sich sicherlich wie bei Wikipedia enorm ntuzen aber relativ wenige beitragen. Vielleicht wird trotzdem ein wenige mehr Organisation hier einziehen
An Anwendungen fällt mir erstmal Argumented Reality ein aber das gibts ja bei Navit schon Apropus sicherlich wird die Usability weiter verbessert werden
Es wird kein großes gefrickel mehr nötig sein, um sich eigene Karten für sein Navigatinsgerät zu erstellen und Tools wie Validator werden abgeschafft, damit die vielen Mapper alle was zutun haben
Ganz klar, 2020 werden kommerzielle Hersteller von Karten darunter leiden, dass OSM auf weiten Teilen der Erde viel viel besser und wirklich frei ist.
Im Grunde haben wir das schon mal gehabt: Wikipedia vs. Enzyklopädien.
Na, so drastisch würde ich es nicht ausdrücken - die stecken in einer (kleinen) Krise. Untergehen wird die Wikipedia dadurch nicht.
Im Übrigen exponiert OSM viel weniger bis gar keine solcher Diskussionsfelder. Es geht im Kern um physikalisch messbare Fakten (Positionen auf der Erdoberfläche) und nicht um geschriebene Artikel, die man bis ins Unendliche diskutieren kann und man die Grenze zwischen Meinung und Fakt immer wieder neu ziehen muss.
Ich persönlich bin absolut begeisterter Mapper aber würde aus o.g. Gründen nie komplette Artikel für die Wikipedia schreiben.
Im Jar 2020 werd ich wahrscheinlich immer noch keine Hausnummern eingezeichnet haben weil ich immer noch keine Hochauflösende Luftaufnahmen von meinem Ort habe und mit Interpolation es einfach NULL Spaß macht
Naja, Relevanzkriterien gibt es vielleicht weniger und die Fakten sind durch die Realität weitesgehend vorgegeben. Nur wie man die Realität in OSM abbildet, ist doch durchaus Gegenstand häufig langer Diskussionen:
highway=bicycle, bicycle=designated/official bezüglich ausgeschildeter Radwege oder Wege die nur als Radweg genutzt werden
smoothness bezüglich Objektivität
cycleway/footway vs. path
Gemeinsame Nodes für Flächen und/oder Wege oder nicht
Wie trägt man Gehwege/straßenbegleitende Radwege ein
Relations für Adressen oder alle Informationen redundant aber einfacher an den Adressen-Node
Die Liste könnte man sicher noch fortsetzen. Auch bei OSM ist nicht alles ganz eindeutig und klar, was auch manchmal frustrierend sein kann. Eventuell aber nicht ganz so frustrierend wie bei Wikipedia, da die eigenen Sachen nicht gleich gelöscht werden, sondern im Zweifel eher beibehalten und man zudem auch eigene Tags nutzen kann, solange sie nicht mit anderen kollidieren.
Warum das? Mit einem guten Logger kann man relativ genau die Hausnummern taggen. Zu Not auf nähe Straßenmitte gehen und Way-Points tracken.
Häuser kann man ohne Luftbilder zwar nur schwer richtig positionieren, aber man kann sie trotzdem sehr genau zeichnen indem man die Länge misst (Schritte zählen, Maßband, Fahrradcomputer, …).
Ich sag mal so, ein vom Luftbild (ala Dortmund) abgezeichnetes Haus mit Hausnummer ist zwar das Ziel. Das heißt aber nicht, dass alles, was diese Genauigkeit nicht erreicht Müll ist.
Besser ein geschätztes Haus oder ein einsamer Node mit der Adresse, der auch gerne in einem 10m-Radius liegen darf, als garnichts. Selbst eine Interpolation ist besser als nichts.
Also wenn du sie eintragen möchtest, dann mach es ruhig. Wenn nicht, schieb es nicht auf die fehlenden Luftbilder.