Hallo,
über einen anderen Thread hier im Forum bin ich ca. zwei Wochen über die Wiki-Seite VRR Tagging gestolpert. Zwischenzeitlich habe ich die gröbsten Fehler auf der Seite korrigiert. Dort wurde u.a. empfohlen, bei Bahnhöfen und Haltepunkten railway=station bzw. railway=halt auf die Halteposition (public_transport=stop_position) zu taggen. Damit wäre das Tagging im VRR inkompatibel zum Rest Deutschlands und der Welt gewesen, was IMHO nicht sein sollte. (Außerdem widersprach die Mappingpraxis im Ruhrgebiet der Wiki-Seite)
Bei einigen Fragen gehen die Meinungen von mir und Mappern, die sich um dieses Seite “kümmern” auseinander. Da ich Diskussionen auf einer Wiki-Seite nicht mag, ziehe ich diese Diskussion jetzt hier ins Forum herüber. Alle Zitate stammen von https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Talk:VRR_Tagging
Abkürzungen
Die Wiki-Seite empfiehlt Abkürzungen in network=* und operator=* zu verwenden. Ich bin hier anderer Meinung. Bei OSM haben wir den Grundsatz, dass wir Namen immer ausschreiben, denn abkürzen kann jeder Auswerter nachher selber, wenn ihm der String zu lang ist. Seht ihr das auch so?
Tippfehler sind kein Problem, wenn man die Autovervollständigung nutzt oder eine VRR-ÖPNV-Vorlage für JOSM erstellt (man kann dazu die bestehenden Vorlagen als Basis nehmen). Bei der OpenRailwayMap-Vorlage hatten wir bis vor Kurzem auch bei operator als Default “DB Netz AG” gesetzt. [1]
Die Verwendung von vrr:operator=* und vrr:name=* lehne ich ab, wenn dort das drinsteht, was andernorts als operator=* getaggt wird. Damit macht man globalen und nationalen Auswertern nur das Leben schwer. Es gibt nicht nur die paar Applikationen im Serverraum des VRR, die sich für die ÖPNV-Daten in OSM im Ruhrgebiet interessieren. Muss künftig ein Auswerter vrr:, vvs:, avv:, h3nv: usw. unterstützen, weil jeder Verbund wie auch schon bei Tarifen und Fahrplänen sein eigenes Süppchen in OSM kochen will?
tram_stop
Haben wir eigentlich einen Konsens, welcher Node einer Straßenbahnhaltestelle mit railway=tram_stop getaggt wird. Da Straßenbahnen auf Schienen fahren, sollte man sich eigentlich an das Eisenbahntagging halten. Dort wird pro Haltestelle nur ein Node mit railway=station/halt getaggt, egal ob die Station ein, zwei oder zehn Bahnsteige hat. Auch wenn zwischen den beiden Bahnsteigen eines Haltepunkts ein Bahnübergang liegt, stört das nicht, dann liegt der Node halt auf dem Bahnübergang. Großmaßstäbliche Karten sollten sowieso Bahnsteige rendern und nicht nur den tram_stop.
subway
Ich bin der Meinung, dass im VRR-Gebiet keine U-Bahn (subway) gibt. Zwar bezeichnen einzelnen Unternehmen (z.B. die Rheinbahn in Düsseldorf) ihre Stadtbahn als U-Bahn, in der Praxis handelt es sich dabei jedoch um eine Straßen- oder Stadtbahn. Eine echte U-Bahn zeichnet sich durch vollständige Trennung vom Individualverkehr aus. Bahnübergänge gibt es dort höchstens im Depot. Die Strecke verläuft entweder aufgeständert (z.B. U1 in Berlin) oder unterirdisch. In Düsseldorf ist jedoch nur der Abschnitt in der Innenstadt unterirdisch. Weiter draußen hat die Stadtbahn zwar ihr eigenes Gleisbett, aber zahlreiche höhengleiche Kreuzungen mit dem Individualverkehr. Es gibt auch Abschnitte, in denen die Bahn sogar in derselben Spur wie der Kfz-Verkehr fährt. Die Bahn ist also eine Stadtbahn, wie man sie aus Frankfurt am Main oder Stuttgart kennt. In der Innenstadt und vereinzelt in Außenbereichen unterirdisch, ansonsten oberirdisch, aber überwiegend mit eigenem Gleisbett. In Stuttgart sind die Strecken daher mit railway=light_rail getaggt.
Diskussions-Transparenz
Was mich als Außenstehender am gesamten Prozess stört, ist die mangelnde Transparenz. Ich finde im Wiki zwar, die Fragen, die man dem VRR auf diversen Treffen gestellt hat, aber keine Antworten. Wir Eisenbahninfrastrukturmapper (OpenRailwayMap), haben zwar letztes Jahr auch eine Vielzahl an Taggingänderungen hinter dem schwarzen Vorhang beschlossen, aber vor den Treffen schon auf Wiki-Seiten diskutiert und im Anschluss ein sauberes Protokoll veröffentlicht (auf Deutsch und Englisch!). Auf der NRW-Mailingliste finde ich auch keine Meldungen dazu außer der Ankündigungen der VRR-trifft-Community-Treffen.
Warum kann der VRR in der laufenden Diskussion sich nicht auf der Wiki-Seite äußern? [2]
Für eine so offene Community wie OSM gehört es sich meiner Meinung nach, dass man als Unternehmen nicht per PN und hinter verschlossenen Türen das Tagging ausdiskutiert, sondern die Diskussionsprozesse öffentlich macht. Oder hat sich jemand beschwert, dass die NRW-Mailingliste von “für ihn uninteressantem ÖPNV-Gedöns zugemüllt wird”? Ich glaube nicht.
Sorry, aber wer OSM nutzen will und Ansprüche ans Tagging stellt, aber sich nicht in den Diskussionkanälen der Community äußert, den kann ich nicht ernst nehmen und der ist für mich nicht beachtenswert. Der darf sich dann auch nicht beschweren, wenn er mit den Daten nichts anfangen kann, weil er mit dem Tagging nicht klarkommt.
Viele Grüße
Michael
[1] Ich habe es entfernt, weil unaufmerksame Mapper Privatbahnen der DB angeeignet haben.
[2] Mentz kann das. Der Auftraggeber nicht?