Hallo zusammen,
Ausgehend von dem Thread Automatisches Straßenbegleitgrün… möchte ich hier einen neuen Diskussionsthread zum Thema Straßen als Fläche mappen eröffnen.
Kurz vor-weg… Das Thema ist schon in der Vergangenheit immer mal wieder in verschiedensten Diskussionen aufgekommen und man findet auch einiges über die Suche. Exemplarisch sind hier mal die beiden Theads verlinkt, Rendering von area:highway und Strassen als Fläche.
Warum also eine neue Diskussion…
Weil ich denke, das dieses “Straßen als Flächen” eines der interessanteren Themen der aktuellen OSM ist und es zudem in der heutige OSM-Community breit gefächerte Meinungen dazu gibt - und ich finde, das dieses Thema deutlich mehr Beachtung verdient.
tldr - bitte zu “Straßen sind Flächen” springen
Ganz kurz möchte ich mal meinen eigenen Hintergrund anreißen… Ich selbst bin schon von Anbeginn begeisterter OSM’ler. Ich habe schon recht früh angefangen GPS-Daten zu sammeln und kenne die Map noch aus Zeiten, in denen noch keine Wälder, Felder und schon gar keine Häuser darauf zu sehen waren… Von anderen grauen teilen der Erde mag ich gar nicht erst sprechen Kurz gesagt, war ich dabei als es bei OSM darum ging vordergründig Straßen zu mappen um a) freies Wissen zu schaffen und b) auf Grundlage diesen freien Wissens tolle Anwendungen zu ermöglichen (z.B. Routing etc.pp.). Zu dieser Zeit war es gar keine allzu große Frage wie man die Straßenzüge mappt, da sich Polylinien als sehr gut geeignetes Instrument ergeben haben. Gerade über die fein graduierbaren Tag-Strukturen kann man damit ein tolles Abbild der Realität gewährleisten und da ein Autofahrer, Fußgänger und Co. sich super als finiter Punkt auf einer Linie darstellen lassen kann man sogar mathematisch viele schöne Dinge (Zeit-Weg-Isolinen / Routing / tollste Auswertungen über Straßenverläufe usw.) damit anstellen. Ich selbst habe mich langsam aus OSM etwas zurückgezogen, da ich weniger Zeit hatte - weshalb ich den richtigen Mapping-Boom auch etwas verschlafen hatte. Zurückgekommen bin ich - zu einer Karte - die weit mehr als eine “Street-Map” war. Eine Karte die mittlerweile gefüllt von allerlei Informationen ist, die sehr gute Qualität haben, aber auch mittlere und weniger gute. Auch die Datendichte hat explosionsartig zugenommen, so dass - fast überall Häuser, Wälder, Flüsse usw. erfasst sind. WOAH DUDE!
Aber - eine Sache wurde beim Gang hin zu einer “OpenSuperMap” konsequent unterschlagen und es hat sogar noch mit dem Kernstück - den Straßen - zu tun. Nachdem der eigentliche Sinn der OSM weitgehend (bis auf die Mühsame tägliche Pflege und das erfassen von neubauten) erfüllt war - und die Straßen so in der Datenbank abgebildet waren, dass wir all die schönen Open-Data-Projekte damit machen konnten, die wir heute haben - haben wir uns zwar der Erfassung von allen nur Erdenkbaren Flächen gewidmet und haben Multipolygonmonster erschaffen die uns heute teilweise Auffressen, haben logische Relationsmoster (die zwar sehr geil sind) erschaffen die es Anfängern fast unmöglich machen ohne Studium der Materie Dinge zu ändern, haben aber eine Sache ganz vergessen und (bewusst) unterschlagen (da darin kein Sinn gesehen wurde). Gerade in den letzten Jahren, in denen wir vielerorts auf hochqualitative Luft/Satbilder zurückgreifen können haben wir nun die Chance bekommen, diesen für mich superlogischen Schritt nachzuholen.
Straßen sind Flächen
Ich bin der Meinung, wir sollten langsam anfangen (für die Daten) und aber auch - oh nein er sagt die bösen Worte - für die Renderer Straßen als Flächen zu erfassen*.
Es gibt hierzu auch ein sehr ausführliches Proposal Proposed features/Street area von dem oben genannten Marek und ein weniger komplexes Proposed features/area:highway", die sich damit schon sehr umfassend befasst haben. Ebenso werden die Proposals in anderen Teilen der Welt (Russland) und sogar in Berlin schon fleißig angewand (danke tox-rox für den Hinweis)
Ich selbst habe mich sehr dem Micromapping von Straßenbegleitflächen verschrieben und da sind diese Überlegungen natürlich für mich Gold, denn wie im Thread von *OkerJoker *stören mich natürlich auch immer die “weißen Flecken” zwischen den abstrakt gerenderten Straßen und den anhand von Sat-Bildern relativ gut platzierten Straßenbegleitflächen. Topologisch gesehen bin ich strikt gegen ein “ankleben” von Flächen an Linien, auch wenn es durchaus in manchen Situationen absolut Sinn machen kann. Die Straßen würde ich auch gar nicht abschaffen oder ändern wollen, sondern stattdessen “unter den Straßen” die Proposals umsetzen. Also die Flächen auf denen die Straßen liegen konsequent als Flächen zu mappen und somit die Lücken zu den Straßenbegleitflächen zu schließen. Wie viel Vorteile dies hat, geht m.M. nach aus den Proposals hervor… und “kaputt” macht es - so wie ich das sehe - auch nichts. Jetzt lebt aber die Openstreetmap von der diskutierenden Community und deshalb finde ich - bevor jeder wild anfängt - sollte man so ein gewaltiges Vorhaben entsprechend besprechen und diskutieren…
Ich für meinen Teil bereite diese Art von Mapping fleißig vor - da ich meine Straßenbegleitflächen so mappe, dass die Straßenfläche dadurch als leerer Bereich sichtbar wird (die Daten sind somit eigentlich schon erfasst Beispiel aus meiner Heimatstadt, wo die Straßen sich durch die Begrenzungsflächen bereits jetzt schon abzeichnen (bitte nicht so genau in die Gegend herumgucken - hier ist noch viel Arbeit, auch ohne das ganze Micromapping und “Straßen als Flächen”-Thema
- von daher ein eher schlechtes Beispiel, aber eben eines das ich kenne)… Und das kann ich schon an vielen Orten (wo hochqualitative Sat/Lufaufnahmen zur Verfügung stehen) erkennen… Fehlt also eigentlich die letzte Konsquenz die Straßenoberflächen auch als solche in den Daten zu repräsentieren…
- Ich merke, ich schreibe langsam zu viel … Daher sei mal an euch “Befürworter” und “Gegner” weitergegeben…
edit:
- Für die Renderer - Deshalb, weil es wahnsinnig schwierig ist aus Straßenbreiten und Abbiegunsbauvorschriften realistische Straßenoberflächen, insbesondere in Kreuzungs-, Abbiege- oder Parkplatzbereichen zu rendern. Deswegen auch - für diejenigen die später aus “unseren” Daten, Bilder malen wollen