Oberlauf der Dahme als Fluss oder Bach?

Ich wundere über eine Änderung, die im Januar am Verlauf der Dahme (linker Nebenfluss der Spree zwischen etwa Dahme (Stadt) und Berlin-Köpenick) gemacht wurde. Und zwar wurde der Unterlauf bis Staakmühle als “waterway=river” belassen, der Oberlauf ab Staakmühle jedoch als “waterway=stream” getaggt. Der Gesamtverlauf wurde dabei über eine Relation “waterway=river” zusammengefasst.

Hier der Übergang:

http://osm.org/go/0MaKraOc4-

Die Dahme ist ein langer und wichtiger linker Nebenfluss der Spree, der fast 2000 km2 entwässert, insbesondere auch oberhalb von Staakmühle.

Ist es sinnvoll und richtig, den Verlauf so zu trennen? Laut Wikipedia werden in den Geowissenschaften die Abgrenzungen Bach/Fluss/Strom eher vermieden, was dafür sprechen würde, den Flußverlauf komplett als “river” zu taggen. Wir haben hier natürlich wie so oft den allgemeinen Widerspruch der OSM zwischen semantischer Information und realen Verhältnisse (Hauptstrom der regionalen Entwässerung vs. schmales Flüsschen oder zunächst sogar ausgetrocknetes Bachbett) und keiner eindeutigen Regelung, wie das zu trennen wäre.

Gibt es dazu eine Diskussion oder sonstige Festlegungen? Im Wiki steht nur, dass schmale “Flüsse” als Bach (“stream”) getaggt werden sollten, aber nichts davon, Flussläufe irgendwo zu trennen.

– erik

Wenn dieser Fluss als Fluss gilt, dann sollte er auch als Fluss getaggt werden, meiner Meinung nach :wink:

Sieht für mich nach Mapping für den Renderer aus, was hier gemacht wurde. Vor allem wenn der Fluss auch noch mit einer Relation waterway=river zusammengefasst ist, das ist ja äußerst inkonsistent.

Es gibt breite Bäche, schmale Bäche, breite Flüsse, schmale Flüsse, flache Gewässer, tiefe Gewässer, … Es hat nicht sonderlich viel aussagekraft, ob ein Gewässer als Fluss oder Bach getaggt ist.

Um die Breite eines Gewässers anzugeben gibt es die Keys width=* oder als Fläche mit waterway=riverbank

Gruß JohnDoe

Hallo Erik

Die meisten Flüsse beginnen an ihrer Quelle als Bach, teilweise als Rinnsal. Durch eine Reihe von Zuflüssen durch andere Bäche / Rinnsale wächst der Wasserlauf dann irgendwann zum Fluss heran. Ich würde den Wechsel Bach → Fluss bei einem größeren Zufluss machen und nicht irgendwo.

Bei solchen Dingen spielt natürlich immer auch ein wenig Lokal-Patriotismus mit. Die Stadt Dahme (Mark) liegt natürlich lieber an einem Fluss als an einem Bach. So kurz nach der Quelle ist das jedoch eher unwahrscheinlich.

In der Tat gibt es keine Regel bei OSM, wo dieser Übergang erfolgen sollte. Wie gesagt, würde ich das bei einem größeren Zufluss machen, an dem sich die Wassermenge (und gegebenfalls auch die Breite) deutlich vergrößert. Ob die gewählte Stelle deines Flusses die optimale Stelle ist, lässt sich aus der Ferne nicht einschätzen.
Ein Indiz für den Übergang wäre vielleicht noch ob (Ruder-)Boote den Fluss/Bach benutzen (können / dürfen).

Edbert (EvanE)

Hallo Erik,

Das mit den Gewässern ist ja so eine Sache, im Spreewald ist es ja auch nicht einfach. Meine Erkentnis ist, daß es in OSM eine Gewässerklasse zwischen river und stream fehlt.

Im Spreewald habe ich mit vielen Gewässern das Problem, daß sie schiffbare Landesgewässer sind und das Befahren auch erlaubt ist. Gemäß Definition müsste man sie (da Schiffbar) als river erfassen, was mit bei vielen kleinen Gewässern widerstrebt. Ich bin der Meinung, daß auch ein stream schiffbar sein kann. In OSM fehlt ohnehin auch eine sinvolles Tagging von Schiffbarkeitsklassen nach Bundes- und Landesrecht…

Zur Dahme

Bis Märkisch Buchholz ist sie ja Landeswasserstraße (Gewässer 1. Ordnung; siehe unten) , da ist river auf jeden Fall gerechtfertigt.
Beim Rest wäre es die Frage… ich meine, ein river=stream mit den entsprechen access-Tags sollte reichen. Ich habe in Spreewald auch nicht alle Gewässer als river erfasst, auch wenn sie schiffbar und befahrbar sind. Abgesehen davon ist glaube ich der Abschnitt Märkisch-Buchholz - Staakmühle auch ganzjährig für die Befahrung gesperrt.

Bei den Gewässerdaten, die ich dienstlich verarbeite, gibt es die Eigenschaft “Widmung” Da unterscheidet es sich:

  1. Bundeswasserstraßen
  2. Gewässer 1. Ordnung; Landesgewässer (Gewässerunterhaltung Land)
  3. Gewässer 2. Ordnung (Gewässerunterhaltung WBV)
  4. kleinere Entwässerungsgräben, ect.

Die Dahme fällt im Oberlauf am Märkisch Buchholz unter die Nummer 3: Gewässer 2. Ordnung. Als Gewässer hätte ich nicht das Problem, den Oberlauf als Stream zu erfassen. Auch ein Gewässer fängt mal klein an :).

Das muß ich für den Spreewald noch nachtragen, werde es aus JOSM ausmessen.

Da bin ich ja ein Fan… und würdes es empfehlen, wo man es hinreichend im Luftbild sieht.

hoffe geholfen zu haben.

Sven

Hallo Sven, hallo Edbert, hallo JohnDoe,

danke für eure Kommentare. Im Wiki ist ja als Unterscheidungskriterium Bach/Fluss genannt, ob ein aktiver erwachsener Mensch noch darüber springen könnte. Leider kenne ich die Dahme nicht gut genug, um sagen zu können, wo das der Fall ist. Die viel kürzere Berste ist aber sehr wenige Kilometer nach ihrer Quelle kaum mehr überspringbar, weil sie durch sehr grundwassernahes Gelände führt, wo selbst einfache Entwässerungsgräben kaum trocken zu queren sind. Genauso für den zweiten Zulauf der Berste.

Ich werde die Einteilung der Dahme mal so lassen (die zugehörige Relation definiert sie ja im gesamten Verlauf richtig), und bei Gelegenheit vor Ort schauen, welche Breite sie von Dahme (Stadt) aus flussabwärts hat.

Bei der Gelegenheit aber noch ein andere Frage: Ich habe bisher alle Entwässerungsgräbe als “waterway=ditch” getaggt, bin jetzt aber beim Nachlesen darauf gestoßen, dass diese “waterway=drain” sein sollten. Die meisten dieser Gräßen sind voll und ein bis zwei Meter breit, also schon ganz gehörig. Was wäre da richtig? “ditch” ist vielleicht doch eher der “Straßengraben”?

Danke und grüße
– erik

Ich nehme ditch, wenn (meist) Wasser im Graben ist und drain für einen Graben der (manchmal) Wasser führt.
ditch = Wassergraben → drain = Abwassergraben in JOSM

Soweit ich weiß, wird waterway=drain für typischerweise betonierte Wasserwege benutzt, die zur Ableitung von Regenwasser oder Chemieabfall dienen? Steht jedenfalls hier: http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:waterway%3Ddrain

evtl. auch mit waterway=ditch + width=* taggen, width wird halt leider zumindest von Mapnik nicht berücksichtigt. Für breite Gräben fehlt auch eine sinnvolle Klassifizierung, zumindest ist mir keine bekannt, stand auch schon mal vor der Frage, wie ich einen solchen taggen soll.

Gruß JohnDoe

Edit: Wenn nicht immer Wasser im Graben ist, dann kann man das mit “intermittent=yes” angeben

“Drain” steht laut wiki eher für

Alles, was nicht als Kanal (z.B. Dahme-Umflut-Kanal) identifiziert werden kann, aber künstlich ist habe ich im Spreewald als waterway=ditch erfasst.

Sven

Vor allem gibt es hier in der Gegend eben enorm viele begradigte bzw. ganz künstlich angelegte Fließe, die aber das sonst in einem natürlich Wasserlauf fließende Wasser führen. Teilweise laufen die direkt neben einem aus einer anderen Ecke stammenden Bach (oder eben die vielen Mühlgräben, die Wasser auf einem anderen Niveau zur Mühle transportieren).

Bisher bin ich so vorgegangen, alles, was nicht identifizierbar ist als mehr oder weniger natürlicher Wasserlauf nicht als “stream”, sondern als “ditch” zu taggen. Hier ist über die Jahrhunderte so einiges künstlich umgelegt worden.

“riverbank” ist eine sehr schöne Sache, aber bei dem ganzen Baumbewuchs und den Auwäldern wäre das nur zu raten, wie der extakte Verlauf ja auch schon.

Ja wir sind eben eine Kulturlandschaft… Sofern ein Gewässer (anhand des Namens) als eher natürliches Gewässer zu identifizieren ist, würde ich es als stream erfassen. Gewässer wie Dobra, Schrake, Wudritz und so sind solche… Auch wenn sie teilweise extrem begradigt oder umverlegt sind. Andere wiederum wie Kabelgraben, Langtorgraben, Buschgraben ect. haben gewässermäßig auch ziemliche Bedeutung, sind aber künstlich und daher waterway=ditch. In unserer Ecke ist das aber immer eine kleine Gratwanderung, weil man nicht immer weiß, ob ein Gewässer(teil) nicht doch natürlich war/ist… Auch der Namenszusatz “…Graben” täuscht manchmal.

Hilfreich sind hier alte Karten, vor allem solche um 1900 und davor. Viele größere Gewässerveränderungen geschahen erst danach.

Auch wurde in den Jahren nach 1937 einige Gewässer “eingedeutscht” Das betrifft vor allem den Spreewald und tragen diesen im offiziellen Terminus noch heute. Lokal sind aber die korrekten Namen in Verwendung und auch an den Gewässern angeschrieben. Ich glaube aber im Bereich Luckau-Dahme war es nicht der Fall.

Ein Krasser Fall ist die Kschischoka (offiziell Greifenhainer Fließ), denn das Gewässer floss nie durch Greifenhain.
Ein anderer seltsamer Fall ist die Pretna-Zerra oder Pretna-Zerra-Fließ. Es heißt heute offiziell Ostgraben… ist aber ein natürliches Gewässer. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Sven