Nutzung Karten in kommerziellem Programm

Hallo zusammen,

wir sind gerade unsicher, inwieweit wir die OSM-Daten in einem kommerziellen Programm nutzen dürfen.

Es geht um einen ganz einfachen Anwendungsfall - die eingefärbte Darstellung von Bundesländern nach bestimmten Daten. Ihr kennt bestimmt diese Karten, wo die Bundesländer z.B. nach Wirtschaftswachstum, Bevölkerungsdichte oder ähnlichen Werten eingefärbt sind.

Unser Programm ist zur Auswertung von statistischen Daten da, die eben auch für Bundesländer vorliegen. Normalerweise werden die Daten tabellarisch dargestellt - jetzt überlegen wir uns, ob wir im Falle der Gebiete auch eine Karte mit einblenden könnten. Die OSM-Daten scheinen dafür geeignet zu sein.

Aber aus den Nutzungsbedingungen werde ich nun nicht schlau. Was ist das dann, was wir machen? Ein Produkt (Produced Work)? Oder ist das eine abgeleitete Datenbank, weil die Daten in unserem Programm mit den Kartendaten verbunden werden (unsere Daten sind für die Einfärbung zuständig)?

Eine Nennung der Quelle ist natürlich vorgesehen - aber hier tappe ich noch im Dunkeln, ob und wie wir die OSM-Daten dafür nutzen dürfen. Kann mir da jemand weiterhelfen?

Danke,
Gerhard

Tag,

also ich halte das für eine abgeleitete Datenbank, Ihr müsstet die Daten (also die Zahlen hinter der Farben) auf Anfrage freigeben, falls Ihr die Karte veröffentlicht. Oft ist das aber keiner grosse Einschränkung. Falls Ihr z.B. sowieso eine Tabelle daneben stellt, tut Ihr das ja schon.

Grüße, Max

Mal ein Beispiel, das m.E. völlig ausreichend wäre:

Eheschliessungen 2011 (pro 10000 Einwohner)

Kartendaten von OpenStreetMap-Mitwirkenden, Statistische Daten von den Statistischen Ämtern des Bundes und der Länder

*PS: Den genauen Lizenztext unter der Karte könnte man noch diskutieren
PPS: Dieser Beitrag kann Spuren von Nüssen enthalten
*

Hallo Max,

vielen Dank für die schnelle Antwort.

Jetzt wird es evtl. ein wenig problematisch. Ich hole mal ein wenig aus:

Uns gehören die darzustellenden Daten nicht. Das sind Umfragedaten, die von unseren Kunden bezogen werden. Die basteln sich Auswertungen daraus - und eine der möglichen Auswertungen ist eben die Auszählung in Gebieten. D.h. wir selbst wissen überhaupt nicht, was unsere Kunden da auswerten und darstellen. Das lässt sich auch nicht vorab sagen.

D.h. wir veröffentlichen da auch nicht, wir geben nur anderen die Möglichkeit, diese Darstellung zu nutzen. Dafür verknüpfen wir unsere Gebietscodes mit denen der OSM (bzw. wir würden es dann tun).

Unsere Kunden würden dann wiederum evtl. die so erstellten Daten veröffentlichen, d.h. in Präsentationen nutzen oder auf ihrer Website darstellen.

Die Routinen zur Darstellung des ganzen würden wir selbst schreiben. Außerdem würden wir auch Zusammenfassungen der Bundesländer in sog. Nielsen-Gebiete vornehmen. Da sind dann beispielsweise SH, HH, NDS, BR und MV gemeinsam Nielsen I.

Scheint mir irgendwie eine schwierige Sache zu sein, das zu beurteilen. Hast Du da noch einen Hinweis für uns, ob das machbar ist?

Danke und Gruß,
Gerhard

Hi, eventuell mal bei den Leuten von der geofabrik.de nachfragen die kennen sich gut aus.

Ich hätte als Dienstleister Angst, dass ich das den Kunden nicht wirklich kommunizieren kann…

Eigentlich ist es ja für den Kunden nicht schlimm. Er muss
(a) “Karte von OpenStreetMap” oder ähnliches dazuschreiben.
(b) Die Daten freigeben, die auf der Karte zu sehen sind.

Er muss also nicht die Rohdaten der Umfrage hergeben, nicht mal das Ergebnis, sondern nur “10-20% aller befragten Nielsen I-Bewohner kaufen mein Produkt, aber nur 0-10% der Nielsen II”. Das sind eigentlich unbedenkliche Werte, die man auch aus der Farbe ersehen müsste, ansonsten wäre die Karte wirklich nicht gut gemacht :wink:

Nur, wie sag ich das meinem Kunden?

Das mit “(c) OSM” kennt er von anderen Anbietern, versteht er auch.

Das mit den Daten dürfte er eher falsch verstehen und anschliessend verdrängen. Falls später wirklich mal jemand nach den Daten nachfragen sollte und dieser Brief beim Kunden als “die verlangen unsere geheimen Umfragewerte!” ankommt, könnten die ein wenig erschrecken. Und dieses Erschrecken könnten sie an Dich weitergeben :wink:

Um welche Auflösung geht es denn? Das Bild da oben ist in Wirklichkeit nicht mit OSM-Daten gemacht, sondern mit CC0-Daten, Bundesländer gibts auch public domain bei Natural Earth. Die sind nicht so genau wie OSM, aber solange Deutschland nicht größer als ein Bildschirm wird, reichen die völlig aus…

Grüße, Max

Wenn ich das hier lese:

könnte ich mir gut vorstellen, daß es keine abgeleitete sondern nur eine Sammeldatenbank ist. Verknüpfung über Bundesland würde ich vergleichbar sehen wie Name/Ort.
Anscheinend hat die neue DB-Lizenz nicht wirklich bewirkt, daß alles klarer geworden ist, es bleibt wohl doch Interpretationsspielraum. :confused:

Hallo Max

Ich sehe das mit den Daten bei weiten weniger kritisch.
Meines Erachtens sind das zwei getrennte Datenbanken respektive OSM-Karte plus ein Ergebnis aus der Kunden-Datenbank. Ebenso sind das auch zwei getrennte Layer auf der Karte. Von daher sehe ich nicht, dass da etwas zu OSM zurückfließen müsste, oder das Kundenergebnis überhaupt freigegeben werden müsste. Suche mal nach dem Stichwort “Collective Database” in der ODbL.

Soweit es um die Darstellung am Bildschirm oder auf einem Din-A4 Ausdruck geht, sollten die Daten von natural Earth völlig reichen. Wenn es auf Kreisebene (je Bundesland) runtergebrochen werden soll, müsste man nochmal prüfen. Wenn man Daten auf Gemeindeebene darstellen will, dann wird OSM wahrscheinlich die bessere Wahl sein. Wie gesagt sehe ich nicht, dass der Kunde seine Ergebnisse (wie auf der Karte dargestellt) auch unter ODbL stellen muss.

Edit: Ich sehe das so wie Zecke.

Edbert (EvanE)

Letztlich kommt es doch drauf an, wie man den Prozess gestaltet. Nimmt man bspw. die OSM-Grenzen und fügt an diese die Information dran, dass diese Fläche 10% beinhalten soll, so hat man eine abgeleitete DB erstellt und muss die 10% unter ODbL freigeben können.

Wenn man aber einmal die Info “das ist Hessen” in der einen DB speichert und die Info “Hessen hat 10%” in einer anderen DB, dann sind das zwei DB’s.

Jo, ich bin überzeugt: Man kann das als Sammeldatenbank sehen und das Einfärben als Regel für einen Renderer, dessen Stil man ja auch nicht veröffentlichen muss.

Man kann seine Kunden schlecht dazu verpflichten, das “2-Layer-System” auf allen Veröffentlichungen beizubehalten.

Sehe ich auch so. Allerdings halte ich es mehr für ein Problem, die Lizenzbestimmungen zu verkaufen, als für ein rechtliches. Eben besonders für Dienstleister. Die müssen unsere Regeln den Kunden näherbringen und im Zweifel sitzen sie im Interpretationsspielraum zwischen den Stühlen.
Für ein praktisches Problem halte ich es in diesem Fall nicht: Man müsste in diesem Fall genau das freigeben, was man sowieso in die Legende schreiben würde.

Grüße, Max

Die Karte wird ja als Ganzes weitergegeben und unterliegt als “Produced Work” einer weitgehend frei wählbaren Lizenz. Von daher sehe ich keine Notwendigkeit, Nachnutzern das “2-Layer-System” aufzuzwingen.
Nur wenn man die Karten-Kacheln von einer anderen Institution bezieht, sprich nicht selber rendert, muss man die Lizenz des Kachel-Lieferanten ggfs. weitergeben. Im Falle von OSM-Kacheln wäre das (zur Zeit) CC-BY-SA 2.0.

Dem kann ich voll zustimmen, oder kurz: ACK.

Edbert (EvanE)