Wen Weg mit dieser Kombination:
highway=track
tracktype=grade5
smoothness=very_horrible
ist so ein typischer, unbefestiger Weg im Wald. Gerade smoothness=very_horrible bedeutet, dass dieser Weg nur durch spezielle Fahrzeuge (Traktoren, Geländefahrzeuge) überhaupt passierbar ist. Wer meinte, auf einem solchen Weg einen entspannten Spaziergang machen zu können oder dort mit dem Rad entlang fahren zu könnten, wäre naiv. Solche Wege sind für den Einsatz von spezialisierten Forstfahrzeugen gedacht und angelegt. OSM ist eine Geodatenbank und keine Wanderkarte. Ob man auf einem Weg zu Fuß gut vorankommt oder nicht, kann insofern nicht das Kriterium sein, ob ein Weg in die Datenbank gehört oder nicht. Wer aus der Datenbank eine Wanderkarte erstellt, sollte Wege mit einer wie oben von mir aufgeführten Kombination entsprechend so darstellen, dass der Kartennutzer sieht, dass es sich nicht um einen typischen Wanderweg handelt, sondern damit zu rechnen ist, dass man auf einem solchen Weg nicht besser vorankommt als wenn man quer durch den Wald geht.
Solche unbefestigten Waldwege werden auch nicht wöchentlich befahren sondern nur dann, wenn eine entsprechende Durchforstungsmaßnahme in dem Waldabschnitt durchgeführt wird. Das kann dann schon mal einige Monate, manchmal auch einige Jahre dauern, bis die nächste stattfindet. Das bedeutet aber nicht, dass der Weg zwischendurch aufegeben wird, sehr wohl aber, dass er dort, wenn genügend Sonne durch die Baumwipfel auf den Boden fällt, zuwächst mit Gras, Brombeerranken, ja teilweise auch mit Baumsämlingen. Da in einem Hochwald die Abstände für Durchforstungsmaßnahmen teilweise einige Jahre auseinanderliegen, ist für mich eine Fausformel, dass ich einen Weg dann auf abandoned setze, wenn die darauf wachsenenden Jungbäume höcher als ca. 1,5m oder deren Stämmchen einen Durchmesser von mehr als 2 bis 3 cm haben. Aber auch dann lösche ich nicht sondern mache aus highway=track ein abandoned:highway=track. Denn wenn der Weg dann doch wieder genutzt wird und der Bewuchs in diesem Zusammenhang entfernt wird, sind noch alle Informationen über den Wegverlauf etc. vorhanden. Abgesehen davon: z.B. in OSMAND werden auch abandoned:highway=track blass dargestellt, was ich für die Orientierung im Wald durchaus für hilfreich halte.
Ich bin inzwischen ja schon ein paar Jahre für OSM viel in den Wäldern rund um meinen Wohnort unterwegs und kenne dort so ziemlich jeden Weg. Ich habe schon mehrfach beoachtet, wie Wege nach und nach zuwuchsen und umgekehrt durch eine einzige Forstmaßnahme wieder plötzlich zu einem breit ausgefahrenen Fahrweg wurden. Ich kenne Wege, die wurden bewusst und dauerhaft aus der Nutzung genommen, weil sie in einem Naturschutzgebiet liegen. Dort lässt man bewusst umgestürzte Bäume kreuz und quer über dem ehemaligen Weg liegen, damit Wanderer diese Wege nicht mehr nutzen. Dagegen gibt es andere Wege, auf denen auch kreuz und quer Bäume liegen, weil z.B. ein Sturm oder die Borkenkäfer gewütet haben, die liegen dort aber nur, weil noch niemand dazu gekommen ist, sie zu entfernen und sobald das Gebiet durchforstet wird, werden sie entfernt. Insofern habe ich schon so manchen Waldweg auch nach einiger Zeit wieder korrigiert. Teilweise, weil sich vor Ort etwas verändert hat, teilweise, weil ich Informationen gefunden habe (z.B. über ein Naturschutzgebiet). **Ich möchte aus eigenem Erleben dringend darum bitten, sehr, sehr zurückhaltend mit Löschungen von Wegen zu sein, **ich habe es leider schon als sehr frustrierend erlebt, das mühsam von mir vor Ort ausgekundschaftete und am PC nachrecherchierte Wege einfach nur deswegen komplett gelöscht wurden, weil mal einige Monate ein paar Fichten kreuz und quer drüber lagen.
Schwierig ist natürlich für den OSM-Aktiven, vor Ort zu erkennen, ob es sich um einen angelegten Weg oder um eine Rückegassen handelt. Ein Indiz sind tatsächlich die Markierungen an Bäumen (oft sind es 2 Schrägstriche auf der einen seite, ein Schrägstrich auf der anderen Seit). Weitere Anhaltspunkte sind:
- Verlauf des Wegs
- Erkennbarkeit, das ein Weg baulich angelegt wurde (Erdarbeiten)
- Auswertung von historischen Karten (was schon als Weg in einer aus der Zeit vor der Verbreitung von Harvestern in eine topografische Karte eingetragen war, ist wahrscheinlich keine Rückeschneise sondern ein Weg)
Für das geübte Auge ist nach einiger Zeit schon einigermaßen sicher erkennbar, was ein Weg ist und was nicht. Ein Vergleich der verschiedenen Wege und Rückegassen vor Ort hilft einem da auch weiter. Aber ich beobachte, dass in einigen Waldgebieten die alten, angelegten Wege teilweise nach und nach aufgegeben werden, da man sie nicht mehr benötigt. Ich leben ja in einer Mittelgebirgslandschaft und dort sind alte Forstwege aufwändig entlang der Höhenlinien angelegt worden, aufwändig wegen der dafür notwendigen Erdarbeiten. Moderne Harvester und Forwarder fahren inzwischen aber quer die Hänge rauf und runter. Und so kreuzen an manchen Stellen tiefe Fahrspuren einer Rückegasse einen teilweise zugewachsene alte Fahrwege. Für mich als Trail-Runner ist trotzdem der alte Fahrweg weit angenehmer zu laufen als eine Rückegasse und vom Waldrecht her gilt der alte Fahrweg als Weg und die Rückegasse nicht.