Landflächen-Multipolygone

Hallo zusammen,

bin gerade etwas am zweifeln. Ich dachte eigentlich immer, wenn Landflächen (Acker, Weiden, Gebüsch, etc.) gemalt werden, werden diese als Fläche gezeichnet. Angrenzende Landflächen werden dann ggf. “doppelt” an der Grenzlinie gezeichnet. Ein Multipolygon wird dann erstellt, wenn man aus einer Fläche irgendetwas “herausschneiden” will (wenn also z.B. mitten in einem Acker ein Gebüsch oder kleiner Wald ist).

Soweit so gut - habe jetzt aber bei einem User eine andere Herangehensweise gefunden: Er zeichnet Flächen ähnlich Grenzverläufen. D.h. gemeinsame Flächenlinien werden nur einmal gezeichnet, die umrandende Flächenlinie entsprechend aufgespalten und die einzelnen Linien-Stücke in einer Multipolygon-Relation zusammengefasst (Beispiele: https://www.openstreetmap.org/relation/5802635, https://www.openstreetmap.org/relation/5802628, https://www.openstreetmap.org/relation/5802660)).

Sicher - beide Vorgehensweise sind technisch nicht zu beanstanden und “funktionieren” auch. Aber welche der beiden Herangehensweisen ist die “bessere”?

Aus meiner Sicht ist die erste Herangehensweise die am übersichtlichsten und mit wenigsten Pflegeaufwand verbunden.

Wie seht ihr das? Würdet Ihr solche “Monster-Multipolygone” manuell korrigieren oder eher strikt löschen und dann komplett neu malen?

Besten Dank & Grüße,
Thorsten

Da gibt es kein “gut” oder “schlecht”, nur verschiedene Meinungen. Hat beides Vor- und Nachteile.

Alles pauschal Umtaggen macht deshalb m.M.n. wenig Sinn.

Nu, das ist ein wenig kompliziert: Die von dir als “erste” benannte Methode ist die neuere/jüngere, die sich erst seit einigen Monaten so langsam durchsetzt.
Vorher war es durchaus Usus, Landuse-Gebiete als MP aus gemeinsam genutzten Stücken “zusammenzubasteln”. (*)

Zurückbauen würde ich nur die krassesten Fälle, die ja als Monster-MP bezeichnen werden. Ansonsten stelle ich solche MP nur in einfache Polygone um, wenn ich eh dort was verändern will.

Gruss
walter

*) Ein mir näher bekannter Mapper aus meiner Gegend hat das früher immer so gemacht, bis ich meine Arbeitsmethode korrigiert habe :wink:

Diese Methode ist mir als Multipolygonitis bekannt. Der Pflegeaufwand ist hoch, das hast du schon richtig erkannt. Außerdem sind die Dinger ansteckend: Mappe ich eine Wiesenfläche, die an ein Wohngebiet angrenzt, muß ich das Wohngebiet, sofern noch nicht geschehen, auch in ein MP umwandeln, um seine Außengrenze aufspalten zu können in den Teil, den ich für meine Wiese mitnutze, und den, den nicht. Und so weiter.

Vorteil: Es liegen keine Linien übereinander, und dieses Vorgehen geht schnell und ist zunächst mal elegant. Beim Erstmappen. Allerdings verleitet es auch zu großzügigem Arbeiten („ach komm, das machen wir komplett landuse=meadow“) – und derjenige, der später die Gebüschflächen nachmappen will, hat die Arbeit, das wieder aufzudröseln.

Großer Nachteil, den man nicht gleich sieht: Durchgehende Wege müssen in Dutzende Teilways zerlegt werden. Das kann richtig Ärger machen, wenn da ein längeres Stück Teil einer Relation ist (Fernwanderweg), die hat dann gleich mal grenzwertig viele Elemente, weil alle 30 Meter ein neuer Way anfängt, sobald sich links oder rechts das landuse ändert.

Ich hab auch mal ein paar Wochen so gearbeitet, Dinger wie http://www.openstreetmap.org/relation/5293252 zeugen noch davon. 13 outer-Stückchen. Grausig. Mach ich nicht mehr. Flächen sind Flächen, und highways sind highways. Direkt aneinandergrenzende Flächen (See an Wiese, Wiese an Wald) zeichne ich mit shared nodes, ansonsten parallele Grenzlinien zum highway dort, wo auch die wirklichen Wegränder sind.

–ks

Multipolygone verwende ich in der Regel auch nur, wenn sie notwendig sind. Beim Editieren solcher landuse-Multipolygone belasse ich die Relation aber normalerweise, vermeide beim Erweitern aber keine überlappenden Linien.

Bei mir in der Gegend wurde die Multipolygon-Methode sogar bei Doppelhaushälften angewandt, aber ich glaube, das hat sich auch gelegt :slight_smile:

In dem Fall kann man auch auf eine Mischform ausweichen, um aus dem Wohngebiet keine Relation machen zu müssen: Einfach den neuen Teilweg der Wiese über den gemeinsamen Teil der Wohngebiets-Fläche zeichnen.

Die Verwendung von landuse-Multipolygonen hat zunächst mal nichts damit zu tun, ob man den Weg als Grenze verwendet oder die landuse-Grenze separat zeichnet. Im letzteren Fall entfällt dieser Nachteil.

Da kann ich nur zustimmen.
Ich bin mir nur bei einem Fall noch nicht ganz im Klaren, wahrscheinlich auch, weil er bei mir selbst schon länger nicht mehr vorkam:
Bei einem Feldweg mit einer Wiese links und einem Acker rechts ist es klar: Die Wiese und der Acker haben ihre eigene Grenzlinie links bwz. rechts vom Feldweg.
Liegt aber auf beiden Seiten des Feldwegs ein Acker, müsste man der Konsistenz wegen die beiden Äcker auch separat zeichnen, aber meistens (vermutlich?) wird der Einfachheit halber nur 1 Polygon verwendet.

Gut, dass du wohl nicht in Salamanca/Spanien editierst :slight_smile:

Bitte im Editor (möglichst Josm) andächtig betrachten. (noch ein wenig reinzoomen)

Gruss
walter

Hast du Angst, das ginge mir aufs Herz? :slight_smile:
Aber stimmt, übermäßig spaßig fänd ich das nicht mehr.

Was war jetzt nochmal der “Vorteil” diesen Acker: https://www.openstreetmap.org/relation/5802635
(um beim ersten Beispiel des Posters zu bleiben)
als Multipolygon in der OSM-datenbank abzulegen?

…, dass Mapper und Datennutzer mehr Zeit zum Anlegen, Editieren, Nachdenken und Verarbeiten brauchen. Für jemanden, der Redundanz hasst, wie der Teufel das Weihwasser, ist das der Königsweg zum Flächenmapping. Ich bitte um andächtig staunendes Schweigen wegen dieses vorbildlichen Mappings.

Kann es sein, dass zur Anfangszeit bei OSM es darum ging, möglichst viel Flächen ganz grob zu bestücken (mit Multipolygonen), damit da nicht soviel unbearbeitet bzw. “Weiss” ist und jetzt eben es darum geht genauer bzw. ins Detail zu gehen?

Multipolygone gab es in der Anfangszeit gar nicht. Details siehe Wiki.

Ich weiß auch nicht, wieso man Freiflächen unbedingt nach Nutzung erfassen muß. In der TK sind diese Bereiche auch einfach weiß, damit konnte ich einklich immer ganz gut leben. Erschwerend kommt hinzu, daß ich schon oft umgewidmeten Wiesen und Äckern begegnet bin. Verbietet ja keiner dem Bauern, seine Wiese zu pflügen. Da kommen wir kaum hinterher, und, wie gesagt, den Wert dieser Information halte ich für bescheiden. Dann lieber Waldstückchen, auch kleine, ausführlicher mappen, das sind Orientierungsmarken.

–ks

Ganz so ist es nicht, denn es gibt Verordnungen zur Erhaltung von Dauergrünland (z.B. Dauergrünlanderhaltungsverordnung - DGL-VO NRW), die eine beabsichtigte Umwandlung regeln.

Gruß Klaus

Zunächst mal vielen Dank für Euer Feedback.
Ich habe mich dann auch noch mal etwas näher mit dem Wiki beschäftigt. Auf http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Relation:multipolygon ist eindeutig folgendes beschrieben:

Es ist empfehlenswert, immer die einfachste mögliche Darstellung zu wählen. Einfache Flächen können von allen Editoren dargestellt werden und sind für alle Kartierer und Anwender der Daten am leichtesten verständlich und veränderbar.

Für einfache Flächen empfehlen sich einfache Polygone (geschlossene Linienzüge).
Für Flächen mit Löchern empfiehlt sich eine Multipolygon-Relation, die nur einfache Polygone (geschlossene Linienzüge) Area enthält.
Für sehr komplexe Objekte oder Objekte, die sich über ein sehr großes Gebiet erstrecken, ist eine Multipolygon-Relation wie hier beschrieben notwendig.

Hieraus deute ich mal, dass “einfache” Ackerflächen immer als Flächen (“geschlossene Linienzüge”) getagged werden sollten. Bei größen Landflächen (z.B. Waldgebiete) sollten hingegen in mehrere Linien aufgeteilt und diese dann zu einer MP-Relation zusammengefasst werden sollten.

Ich würde daher in dem genannten Beispiel-Gebiet diese MP unverändert lassen. Da ich aber demnächst in diesem Gebiet die weiteren Landflächen ergänzen werde, würde ich dann - sofern notwendig - entsprechende vornehmen und die MP “auflösen”. Da es aber in diesen Fällen äußert kompliziert ist, würde ich diese MP löschen und dann entsprechend der Beschreibung neue Flächen hinzufügen.

Abschließend noch ein Hinweis: Der entsprechende User hat erst vor relativ kurzer Zeit (Ende letzten Jahres) diese Änderungen vorgenommen. Erst ist wohl auch noch in anderen Gebieten Deutschlands mit diesem Tagging-Schema unterwegs.

Viele Grüße,
Thorsten

Wenn die Wiese ein geschütztes Biotop nach Naturschutzrecht ist, macht der Bauer sich strafbar. Auch sonst sollte er sich hüten… Schließlich hängen da Fördermittel dran und es könnte dann Fördermittelbetrug sein.
Solange der Bauer nur Pächter der Fläche ist, liegt die Entscheidung auch ohnehin beim Eigentümer. Wenn der Eigentümer sagt, ich verpachte die Fläche nur noch als Grünland, das ist das so… Pachtverträge werden eh den Landwirtschaftsämtern angezeigt (zwecks Förderung). Dieses wird dann in den Invekos-Daten entsprechend hinterlegt und in den Nutzungsarten geändert.

Sven

Wie auch immer, jedenfalls bin ich schon an Wiesen vorbeispaziert, die definitiv Äcker waren.

Andererseits bin ich auch schon über Autobahnkreuze gefahren, wo mein Montänchen zwischen den Rampen (mit dem Traktor gar nicht erreichbare) Äcker vermutete, nachdem ein Makromapper gleich den kompletten umliegenden Quadratkilometer großzügig mit landuse=farmland zutapeziert hatte.

–ks

Ganz im Gegenteil. Die Nutzung Wiese/Acker kann jederzeit gewechselt werden. Es ist zwar richtig, daß eine Wiese wenn sie zu lange besteht (ich glaube 5 Jahre) als Dauergrünland geschützt wird und nicht mehr einfach verändert werden kann. Aber gerade deshalb achten Landwirte darauf, spätestens nach 4 Jahren solche Wiesen umzubrechen und mindestens ein Jahr als Acker zu nutzen, um diese Freiheit nicht zu verlieren. Es ist auch richtig daß es Vorgaben für Förderungen usw. gibt, deshalb werden woanders dafür als Auslgleichsflächen Äcker vorübergehend als Wiese angesäht, was zu noch mehr Änderungen in der Nutzung führt.

Wenn man noch sowas wie Gründüngung oder Wintergetreide berücksichtigt kann sich die Nutzung einer Fläche potentiell 2x im Jahr ändern. Theoretisch müßte der Wert mindestens jährlich überprüft werden, ansonsten veraltet er sehr schnell.

bye, Nop

Ok, man muß differenzieren… Bei mir im heimischen Spreewald (betrifft auch andere Brandenburgische Großschutzgebiete) geht das nicht so einfach… Auch andere Ecken in meinem Heimatkreis sind Wiesen Wiesen und viele das letzte mal (wenn überhaupt) vor über 25 Jahren (Zu DDR-Zeiten) umgebrochen worden. Viele Wiesen (und Weiden) sind hier auch auf grundwassernahmen Standorten und sind echte Wiesen (und Weiden).

Flächen, die alle paar Jahre umbebrochen werden würde ich nicht so schnell in die Definition Wiese packen wollen(=Saatgrasland)…

Eina andere Sache muß man aber auch beachten. Durch Änderung der landwirtschaftlichen Förderbedingungen der EU letztes Jahr kam es vermehrt zum Umbruch von echten stillgelegten Ackerflächen… Das wäre der Fall, den du meinst… Dadurch wurden in meiner Ecke einige stillgelegte Ackerflächen umgebrochen und wieder in Nutzung genommen.

Sven

Die im Wiki genannten großen Gebiete beziehen sich auf Objekte wie zB den Bodensee. Dort wird der umgebende Linienzug getrennt und als MP ausgeführt, damit der Linienzug (bzw. die Abschnitte) nicht zu lang wird. (Einzelne Linien sollten/dürfen nicht mehr als 2.000 Knoten haben.) Das trifft natürlich auch auf kleinere Seen, größere Inseln, Naturschutzgebiete o.ä. zu. Der Name kommt dann an die MP-Relation.

Bei Wäldern kann man die Flächen i.d.R. trennen, weil diese keinen Namen haben. Meist werden sie ohnehin durch einen Weg oder Fluss getrennt. Deshalb wäre es hier unnötig, ein MP zu verwenden und man kann statt dessen den einfacheren geschlossenen Linienzug verwenden.