Ich bin immer noch ein bisschen ratlos, worum es jetzt eigentlich genau geht - ob GUFSZ mit mir persönlich ein Problem hat oder mit der Art und Weise, wie die DWG arbeitet.
GUFSZ verwendet den Begriff “Strafmaßnahmen”.
Die DWG verfügt als “Strafmaßnahmen” nur über die Möglichkeit, Accounts zu sperren oder Edits zu revertieren. Alles, was darüber hinausgeht und was “offiziell” sein soll, müsste die OSMF als Organisation machen.
Die DWG weist allerdings durchaus öfters Projektteilnehmende, die sich missverhalten, auf mögliche Folgen ihres Missverhaltens hin. Die Wortwahl hängt da stark von der Situation ab. Ich habe in Sperrnachrichten schon sowas geschrieben wie “die wiederholte Änderung dieser Daten fällt in Ihrem Land under das XY-Gesetz und ist strafbar”, aber auch “wenn Du so weitermachst, müssen wir an die Schule schreiben, von der aus Du diese Edits machst, und dann werden Deine Eltern Dir den Computer wegnehmen”.
Dabei geht es aber in der Regel nicht darum, dass irgendjemand “bestraft” werden soll; es soll lediglich ein Weitergehen des Vandalismus unterbunden werden - idealerweise, indem derjenige einsieht, dass er vielleicht doch nicht vom Schuldirektor herbeizitiert werden möchte, oder im Notfall eben, dass man ihm von Schuldirektor herbeizitieren lässt.
Ich erinnere mich an einen Fall vor vielen, vielen Jahren, da trat jemand bei uns wiederholt als Mitarbeiter einer kirchlichen Organisation auf und hat ständig, unter wechselnden Namen, Murks gemappt. Als der trotz mehrfacher Aufforderung nicht aufhörte, habe ich einen Brief an die Organisation geschrieben, bei der er angeblich arbeitete, und darum gebeten, dass man uns mal kontaktieren möge. Es stellte sich dann heraus, dass es ein übereifriger Praktikant war. Ich habe denen dann erklärt, dass es bei uns ein paar Verhaltensregeln gibt und dass ihr Praktikant gerne mitmachen darf, wenn er sich eben daran hält. All das ist keine “Strafmaßnahme”, sondern dient der Schadenabwehr.
Ganz konkret im vorliegenden Fall wollte ich mit meiner von GUFSZ oben zitierten Anmerkung auch das erreichen - dass der Vandale, von dem wir wussten, dass er hier mitliest, mal tief Luft holt und sich fragt, wie sein OSM-Verhalten auf andere in seinem sozialen Umfeld wirken würde. Sowas hilft oft, wenn man sich furchtbar in irgendwas hineinsteigert Ich hätte ihm vielleicht auch, um diesen Gedanken anzuregen, einen Brief geschrieben, wenn es nötig geworden wäre; mit “Strafmaßnahmen” hat das nichts zu tun, es geht darum, jemanden zur Einsicht zu bewegen. Ich selbst hatte zu keiner Zeit die Absicht, persönlich das soziale Umfeld des Vandalen auf sein Handeln aufmerksam zu machen, aber ich hatte Grund zu der Annahme, dass andere da nicht so zimperlich sein würden.
Im vorliegenden Fall hat das funktioniert, und eigentlich könnten wir alle einen Haken dranmachen und weitermappen.
Was den “Mapper der dir und anderen Gewalt androht” betrifft: GUFSZ sagt ja nicht, was er genau meint. Ich erinnere mich an eine anonyme “note”, die vermutlich von einer eiskalt-glasklar-Reinkarnation stammte und in der sowas stand wie “vielleicht komme ich mal zum Hackweekend und dann knallts” oder so. Ich hatte das damals persönlich nicht als ernsthafte Drohung aufgefasst. Ich habe das Herumgepolter unterbunden, sah aber keinen Grund für eine Anzeige bei der Polizei. Das war in meinen Augen sowas wie wenn einer sagt “dir müsste man mal ordentlich die Fresse polieren” - ist nicht schön, gehört ganz bestimmt nicht nach OpenStreetMap und wenn ein Mapper sowas sagt, wird er eine gewisse Zeit lang gesperrt und/oder aufgefordert, sich zu entschuldigen. Aber deswegen zur Polizei zu gehen (und das wäre die nächst verfügbare Eskalationsstufe gewesen) schien mir nicht angemessen. Es ist mir aber sehr unangenehm, jetzt beliebige einzelne Fälle aus den letzten 20 Jahren aufzuwärmen, nur damit der Kollege GUFSZ bewerten kann, ob alles auch mit rechten Dingen zugeht. Der ganze Stress mit eiskalt-glasklar damals hatte sich schon auch deshalb zugespitzt, weil GUFSZ als “Gegenseite” nicht locker lassen konnte und immer noch weiter bohren musste - genau so, wie wir es hier im Thread beobachten.
Ein anderes Thema, das hier tangential angesprochen wird, ist, dass es in OSM keine festen Verhaltensgesetze und Strafkataloge gibt. Die DWG ist hier sehr frei darin, wie sie Leute behandelt. Es kann sein, dass zwei Leute für die exakt gleiche Sache von einem DWG-Mitglied eine 0-Stunden-Sperre kriegen und von einem anderen 2 Tage - oder es verhält sich sogar das gleiche DWG-Mitglied unterschiedlich je nach Tagesform. Wir versuchen in der DWG schon immer, die Gesamtsituation zu bewerten - um wen gehts, was hat die Person falsch gemacht, ist sie neu oder schon länger dabei, hatte sie mit guten Absichten Murks gemacht oder wollte sie absichtlich Murks machen, und und und. Das kann man nicht “maschinell” entscheiden und deswegen gibt es immer einen Interpretationsspielraum. Dass die DWG den hat, ist gut, sonst würde jeder Fall viermal so lange dauern, um abgehandelt zu werden. Aber dass die DWG den hat, ist auch nur deshalb so, weil die Community der DWG weitgehend vertraut, das richtige zu tun.
Wenn ich GUFSZ richtig verstanden habe, dann kritisiert er aber ja aber eben gerade diese Gesamsituation nicht, sondern nur mich persönlich, dass ich in zwei vergleichbaren Fällen unterschiedlich geurteilt und damit den Interpretationsspielraum falsch angewendet hätte. Meiner Ansicht nach sind die Fälle aber überhaupt nicht vergleichbar, ich hoffe, das habe ich hier ausreichend klargemacht.