Grundstücksgrenzen/Zäune

Sehe ich auch so.

Das ist doch etwas mehr, als ich gedacht hatte. Mal aus Neugier: Wie viele Grundstücke bzw. Flurstücke gibt es denn grob geschätzt in deinem Landkreis? Und wodurch kommen diese vielen Änderungen? Sind das Landverkäufe etc., die zur Änderung von Grenzverläufen führen?

Na gut, das würde ich nicht als sooo großes Problem sehen, weil OSM-Daten sicher nicht als Grundlage für eine Klage ausreichen sollten - dafür sind sie dann doch zu fehlerbehaftet und eben nicht offiziell. Für eine Klage braucht es schon die offiziellen Daten. Aber mit der Klagewut der Deutschen hast du natürlich Recht.

Das macht mich jetzt noch mal neugierig: Gibt es denn immer solche Grenzmarken, also an jeder Grenze (sei es nun Grundstück oder Flurstück)?

Physikalisch vorhandene und sichtbare (und damit oberirdische oder oberirdisch markierte) Objekte wie Hecken und Zäune tragen wir ja ohnehin (der eine mehr, der andere weniger) in OSM ein, das ist (relativ) unbestritten. Was genau dieser Zaun dann markiert, ist letztlich zweitrangig - da ist ein Zaun, also tragen wir einen Zaun ein.

Das bestreitet sicher niemand hier :wink: Danke auf jeden Fall für diese Insiderinfos!

Die Zahlen von CalliBrown und das Argument von Tordanik finde ich zusammen genommen auf jeden Fall überzeugend: Der Aufwand wäre sehr hoch, da es eine große Zahl von Änderungen an den Grenzverläufen gibt, aber der Nutzen wäre gering, da wir nur eine Kopie von bereits vorhandenen Daten hätten. Also macht es keinen Sinn, sie in OSM einzupflegen. Das ist die Begründung, nach der ich gesucht habe.

Ich find spannend, was man mit einer Frage so alles lostreten kann. Ich denke auch, dass sichtbare Barrieren ausreichend sind. Auch durch die hier ziemlich einstimmig verlaufenden Begründungen. Danke.

Also zu Grundstücken kann ich nichts sagen. Flurstücke haben wir ca. 120.000. Ich habe mich bei dieser Zahl auch erstmal erschrocken. Nicht alles sind Vermessungen, Verkäufe oder Verschmelzungen. Es wird auch noch Kartenverbesserung betrieben, wo die derzeitige Karte mal abdigitalisiert wurde und jetzt alle Grenzpunkte neu nach Vermessungszahlen gerechnet und verschoben werden. Wo da die Anteile liegen kann ich aber beim besten Willen nicht sagen. Dazu stecke ich nicht tief genug drin.

Das sehen wir so. Aber frag’ mal beim Gericht was da alles eingereicht wird… :wink:

Nein, vor allem in Städten und dicht bebautem Gebiet sind viele Grenzen unvermarkt. Ob man den Unterschied in der Liegenschaftskarte erkennt hängt dann vom Darstellungskatalog des Bundeslandes ab.
Es gibt da auch 'ne gute Bandbreite von der Kunststoff-Schlagmarke, übers Rohr mit Kappe, gemeißeltem Kreuz bis zum Granitstein.

Ekhm, wie ich´s als Externer begriffen habe, ist es des Öfteren eine Art Betriebsgeheimnis der Vermesser. :wink:
Hintergrund: Viele Schlaumeier haben versucht die Grenzmarken male ein Wenig zu verschieben in der Hoffnung, auf diese Art Teile des Besitzes der Nachbarn unbemerkt zu ergattern.

nein gibt es nicht
Gerade auf Feldern verschwinden auch die oberirdischen Markierungen sofern diese überhaupt mal dauerhaft markiert waren.
Dann heißt es graben und versuchen, die alte unterirdische Sicherung, z.B. ein Ton- oder Glasgefäß bzw die Scherben davon aufzuspüren.
Die Abweichungen der Karte zur wirklichen Lage können mehrere Meter betragen, innerörtlich durch die vorhandenen Bezugspunkte (Häuser) meist weniger. Die digital vorliegenden Katasterkarten entstanden durch Scannen und Digitalisieren der handgezeichneten Karten und werden nur langsam verbessert wenn eben mal eine Vermessung dort beauftragt wird.
Auch eine Markierung an sich kann sehr unterschiedlich sein: der bekannte Grenzstein aus Granit oder Beton , ein Stahlrohr mit Plastekappe, eine Messingmarke oder nur mit der Flex eine Kerbe in den Bordstein gemacht (letzteres möglichst nach der Bauabnahme :wink: Früher wurde wohl auch gern mal ein Baum als Grenzmarke gepflanzt, sowas ist mir aber noch nie untergekommen.
Bei Neuvermessungen gab es in den letzten Jahrzehnten eine Abmarkungspflicht, in Thüringen wurde die mit der letzten Änderung des Katastergesetzes allerdings aufgehoben

Dafür gab es und gibt es in einigen Regionen noch die sogenannten “Feldgeschworenen”
Eine Gruppe von allerseit anerkannten und verschwiegenen Männern überwachen das Setzen des Grenzsteins, merken sich die Lage und/oder machen sich Notizen mit den Abständen zu benachbarten unveränderlichen Objekten um bei Entfernung den Grenzstein wieder herzustellen zu können. Oft nahm man auch einen Jungen des Ortes mit weil der mit seiner höheren Lebenserwartung längere Zeit bezeugen konnte, wo der Grenzstein war. Hatte der Legende nach den Nachteil, dass der Bub bei jedem Grenzstein eine Ohrfeige bekam um sich durch den erlittenen Schmerz besser erinnern zu können.
Bevor die Frage kommt, warum keine Frauen oder Mädchen dabei waren : Ich sagte etwas von Verschwiegenheit :wink:
SCNR

Jein. Hier wird auch direkt Kartenverbesserung gebietsweise durchgeführt. Nicht nur wenn eine Vermessung in ein Kartenmäßig “schlechtes” Gebiet fällt. Aber das ist ja wieder Länder- oder Landkreissache. Je nachdem, wo das Kataster angesiedelt ist.

Das sind ja doch einige - und wenn ca. 1/6 davon pro Jahr geändert werden… Prost Mahlzeit.

Das hatte ich ehrlich gesagt gar nicht im Kopf. Ich hatte gedacht, sowas ist irgendwo digital oder auf Papier festgehalten und daran wird nicht gerüttelt. Aber gut, wenn man durch neues Vermessen die Genauigkeit verbessern kann, macht das natürlich Sinn - und Arbeit :wink:

Ich glaube, solche Rohre mit Kappe schon öfter gesehen zu haben, mit Sicherheit sagen könnte ich es aber nicht. Auf jeden Fall interessant zu wissen.

Das erinnert mich irgendwie an die Verschiebung von Grenzverläufen in OSM bei umstrittenen Gebieten - Editwar mal anders :wink:

Genau, so ein editwar zwischen Landwirten wird dann auch gerne mal im bare-knuckle-Modus ausgefochten… :open_mouth:

Hatte früher aber ernsthafte Konsequenzen: http://www.regionalgeschichte.net/bibliothek/texte/aufsaetze/grenzfrevler.html

Gruss
walter

Hallo,

Grenzpunkte (z.B. Grenzsteine) können zu ihrem Schutz auch unterirdisch sein.

Ob eine Grenzmarke verschoben wurde oder nicht, kann man feststellen, wenn man den Grenzpunkt mit den Koordinaten aus dem Vermessungszahlenwerk (nicht die Liegenschaftskarte) absteckt. Die Koordinaten kann jeder bekommen, der ein “berechtigtes Interesse” vorweist.

Viele Grüße,

Michael
(studiert Vermessungswesen im 3. Semester)