Grober Fehler in OSM und Qualitätssicherung

Irgendwann vor gut einem Monat hat jemand, vermutlich im Bemühen, Abbiegespuren einzutragen, ein sehr kurzes Stück der Autobahn A3 (von Frankfurt in Richtung Köln) kurz vor der Ausfahrt Neustadt/Wied gelöscht. Mir fiel beim Navigieren mit OSMand auf, dass OSMand mich zwischen Neuwied und Neustadt/Wied immer über die Landstraße führen wollte. Eine Werbung für die Qualität von OSM ist so etwas sicher nicht. Erst jetzt, beim zweiten Mal, bin ich bei der Nachforschung auf das Fehlen des Teilstücks gestoßen und habe den fehlenden Abschnitt ergänzt.

Fehlendes Teilstück der A3 So sieht das fehlende Stück in OSMand aus. Die entsprechende Stelle in OSM ist hier: http://osm.org/go/0Dd1lbKqN-

Mich wundert, dass ein derartig kapitaler Fehler in der Datenbank so lange unkorrigiert geblieben ist und auch in OSMand (Offline-Karten vom 04.09.2015) unbeanstandet übernommen wurde. Ich erinnere mich, dass es irgendwo Tools gibt, die z.B. die Autobahnen auf derartige Fehler hin überprüfen. Wäre es nicht sinnvoll, eine regelmäßige automatische Prüfung zu organisieren?

Willkommen bei OSM. Es ist nicht gerade schön, wenn Fehler in OSM sind. Aber leider kann man das nie ausschließen. Noch besser aber ist, dass du diesen Fehler nicht nur bemerkt hast, sondern ihn behoben hast. Sollte solch ein Fehler in anderen Geodaten auftreten, kannst du nur auf ein Update hoffen. Das manchmal auch noch kostenpflichtig ist.
Mehr Qualitätssicherung bei OSM ist sicher wünschenswert. Aber es braucht außerdem auch noch Mapper, welche diese Probleme dann abarbeiten können, falls diese erkannt werden.
Bei den Grenzen und Postleitzahlen gibt es inzwischen Nutzer, welche Veränderungen ziemlich genau im Auge behalten und auf mögliche Fehlentwicklungen hinweisen.
Bei anderen Strukturen, wie Straßen oder Flüssen, fehlen wahrscheinlich auch noch die Kriterien um dort Fehler zu erkennen. Denn nur weil ein Weg gelöscht wurde, heißt es nicht das jetzt etwas fehlt. Genausowenig wenn Wege hinzukommen können dadurch Lücken entstehen. Es braucht also dort wahrscheinlich einen anderen Ansatz.

Da scheint ein Neuling am Werk zu sein, der wohl einen Mentor bräuchte. Hier hat er z.B. einen Weg mit highway=yes eingezeichnet: https://www.openstreetmap.org/way/369062827

Vermutlich gibt es noch weitere fehlerhafte CS.

Nein und nein. “Jemand” hat den motorway_junction-node gelöscht.
Nun fehlt allerdings der Node (bzw seine Eigenschaften) immer noch.
Ich halte es für sinnvoll, die beiden letzten Changesets (also inklusive Deinem) zurückzusetzen und den Komplettzustand vom 2. Februar wiederherzustellen.
Wenn’s da keine Einwände gibt, würde ich das machen.

es gibt ja reichlich Tools, bspw.: Keepright oder Osmose. (OSMI hat komischerweise keine Prüfung dafür)
Müsste nur eben jeder mal öfter in seinem Bereich sich umschauen nach solchen Dingen.
Alternativ könnte man wahrscheinlich auch mittels Overpass-api eine Abfrage nur für Autobahnen erstellen.

Der OSMI hat einen Routing-View, der AFAIK von OSRM-Nebenprodukten beliefert wird. Dieser zeigt auch Routinginseln an, aber keine Routingquellen und -senken. Routingquellen hat man, wenn eine Einbahnstraße (wie z.B. eine Autobahn-Richtungsfahrbahn nicht am Anfang und Ende mit dem Rest der Welt verbunden ist). Routingsenken sind Einbahnstraßen, die Sackgassen sind und in Richtung des toten Endes zeigen.

Schön dass du ansprichst was viele nicht zu sagen trauen.
Du wolltest hören, “Ja, es gibt in OSM eine funktionierende, permanente Überwachung. Schlechte Änderungen werden normalerweise herausgefischt; in diesem Fall war die Änderung wegen - was auch immer - leider unter dem Radar”.
Dem ist aber nicht so. Nein, die traurige Wahrheit ist, entweder wird so ein Fehler zufällig gefunden, oder auch nicht. Und wenn in der Zeit zwischen Eintragen und revertieren bzw. korrigieren, jemand daraus Navi- oder sonstige Offline-Daten erzeugt, dann bleiben diese bis zum nächsten Update - evtl. Jahre - dort drin. Es gab mal Ansätze, die aber leider immer noch Hirngespinste einiger weniger sind, eine Art Changeset-Quarantäne für problematische Edits: http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=22014
Weiß jemand, ob es in die Richtung weitergeht?

Für Grenzen und PLZs gibt es eine Art Dauerüberwachung. Für Autobahnen hat sich noch keiner gefunden, auch weil die Routen-Relationen auf Autobahnen in D überhaupt nicht komplett sind. Wenn die Routen alle mal da wären könnte man Unterbrechungen leicht monitoren.

Na ja, Fehler an weniger wichtigen Objekten fallen oft erst nach Jahren auf.

OSMand als 1 Mann Unternehmen kann natürlich nicht alle Daten vor dem Import korrigieren.

Bei Crowd-Projekten wie OSM gibt es keine Fehlerfreiheit, die gibt es bei kommerziellen Datenanbietern allerdings auch nicht. :wink:

Chris

Es wird auf absehbare Zeit keine Changeset-Quarantäne geben.

Google Map Maker hat uns wunderschön vor Augen geführt, dass eine Changeset-Sichtung recht teuer wird, und die deutsche Wikipedia hat auf diese Weise ein negatives Community-Wachstum erreicht. Weitere Argumente gegen Zwangssichtungen von Änderungen kannst du den bisherigen Diskussionen entnehmen. Ich wäre bestimmt nicht der einzige Mapper, der sein Engagement als Mapper überdenken würde, wenn es eine Zwangssichtung für Newbies oder alle Mapper geben würde.

Ich weiß bis zum heutigen Tag nicht, wozu diese Routenrelationen bei Autobahnen, Bundesstraßen usw. taugen sollen, wenn das schon als ref=* getaggt ist.

Viel schöne fände ich es, wenn so ein Straßenmonitoring-System einfach die Reisezeiten und -entfernungen zwischen place-Nodes beobachtet und bei nennenswerten Änderungen diese in eine Review-Liste einträgt, die dann von Menschen gesichtet wird. Sprich der Dienst berechnet regelmäßig eine Matrix mit Reisezeiten und Entfernung für folgende Relationen berechnet:

  • cities und towns untereinander
  • villages zu umliegenden villages, umliegenden towns und den nächsten drei cities
  • je größer die Einwohnerzahl, desto größer ist die Anzahl der place-Nodes, zu denen die Entfernung und Reisezeit berechnet wird

Fehlalarme dürften bei Baustellen und der Eröffnung neuer Straßen auftreten. Andererseits fände man damit auch Fantasie-Straßen, die Vandalenwerke sind, und kurzzeitige Baustellen, die in OSM eingetragen werden, aber eigentlich in OSM nicht erwünscht sind [1].

Viele Grüße

Michael

[1] gemeint: Baustellen als highway=construction oder highway=* + access=no einzutragen, obwohl sie nur zwei Wochen dauern

Kann ich absolut nachvollziehen. Ich würde mich auch nicht wohlfühlen, wenn ich wüsste dass mir jemand permanent auf die Finger schaut.
Wenn aber diese (automatische!) Erkennung so eingestellt wäre, dass sie 99,5% aller Edits durchlässt und nur die wirklich problematischen zurückhält, oder zumindest meldet, würde ich das akzeptieren. Alles manuell zu prüfen wäre sowieso unpraktisch - siehe Gockel’s gescheiterter Mapmaker…

Ich bin mir absolut sicher, dass es sowas schonmal gab (oder noch gibt?), weil ich damit im August 2012 schonmal ein aehnliches Problem (oneway in falscher Richtung auf einer Autobahn-Bruecke) gefunden hatte. Das war eine Tabelle, die taeglich die grossen deutschen Staedte und die jeweils (per OSM Router) dazwischen berechneten Strecken zeigte. Wenn die Laenge der Route auf beiden Richtungen grob unterschiedlich war, wurde das farbig markiert. Genau das waere hier der Fall gewesen, weil ja nur die eine Fahrtrichtung unterbrochen war.

Ich hab das gerade aber leider nicht wiedergefunden.

Ich jedenfalls habe da keine Einwände.

Sollte ich mal Zeit haben, würde ich mal schauen, ob ich mit Hilfe der Overpass API ein Monitoring der Autobahnen auf einem meiner Server einrichten kann.

Mach ich heute Nachmittag, falls bis dahin nix mehr kommt.

Meinst du etwas ähnliches wie dies:

http://www.openstreetmap.org/user/naoliv/diary/35981 ??

Alter Stand wiederhergestellt: https://www.openstreetmap.org/changeset/34434445