GPS-Track aufzeichen - welches Speicherinterval -welche Einstellungen?

Hallo,
bisher dachte ich immer umso kürzer das Aufnahmeinterval gewählt wird umso besser ist die Qualität des aufgezeichneten Tracks weil man ja auf diese Weise mehr Punkte - also in kürzeren Abständen - aufzeichnet und somit eine genauere “Spur” bekommt. Dazu noch umso besser umso langsamer ich mich bewege. Ich zeichne mit meinem Samsung S4 hauptsächlich mit dem Fahrrad auf (15-20 km/h) und ab und zu auch zu Fuß. Meine Einstellung lag bei einem Aufzeichnungsinterval von 1 sec (meist mit osmand+, früher mit mytracks). Als A-gps-Einstellung bei meinem Handy habe ich hohe Genauigkeit unter Zuhilfenahme der GSM-Daten usw… gewählt.
Durch das Lesen einiger Forumsbeiträge bin ich mir nun aber nicht mehr sicher. Hier steht sinngemäß das Gegenteil. Umso langsamer man sich bewegt umso “höher” sollte das Aufzeichnungsinterval gewählt werden.

Was wäre empfehlenswert?
Änderung der Einstellungen beim Wechsel von Rad auf zu Fuß?

Danke

Wie lang brauchst du für die längsten Kurven, die du noch per Spur genau erfassen willst, wo dir also ein nur abknickender Track nicht reicht? Das durch drei oder vier dividiert ergibt einen guten Wert.

Im Auto mit dem Empfänger an günstiger Stelle (unschlagbar: unter der Windschutzscheibe dicht am unteren Rand) ist 1 Sekunde schon gut. Zu Fuß reicht ein 5-Sekunden-Intervall. 10 wär mir zu sparsam, eine enge Waldwegkurve laufe ich in vielleicht 20 Sekunden, da möchte ich schon 3-4 Punkte haben. Aber mit 1 s wird das doch schon ein arger Zickzack.

Garmin-Geräte bieten automatische Intervallwahl, dann werden die Punkte bei Geradeaus-Abschnitten großzügiger gesetzt. Software wie QMapShack ermöglichen auch nachträgliches Glätten, in meinen 1-s-Spuren reduziert das die Punktanzahl auf etwa 20 bis 30 Prozent.

–ks

Grundsätzlich gilt: Je mehr, desto besser, wenn man anschließend glättet.
Die Glättung durch die Geräte sehe ich mit Skepsis. Weggeworfenen Messpunkte können nie wieder restauriert werden. Ich arbeite lieber mit Algorithmen auf dem PC in der Nachbearbeitung, bei denen ich die Parameter unter Kontrolle habe.

Als zwingenden Grund für längere Aufnahmeintervalle sehe ich nur Speicherplatzbeschränkungen bei (meist älteren) Geräten.
Ich verwende 1/2/5-10-s-Intervalle zu Fuß/mit Fahrrad/mit Auto.
[edit]Gerade anders rum, häufig aber 1 s[/edit]

Ich logge bei Berg- und Rad-Touren meist mit 1-s-Intervall. Die Tracks filtere ich anschließend mit dem Douglas-Peucker-Algorithmus, z.B mit http://www.javawa.nl/rtwtool_en.html

Der Kurvenverlauf des Tracks bleibt dabei weitestgehend erhalten, die Anzahl der Trackpunkte wird aber erheblich verringert. Typischerweise wird bei einem minimalen Punktabstand von 1 m (wählbar in den Einstellungen) die Punktanzahl um mehr als 90% reduziert - wie gesagt, ohne sichtbare Vergröberung des Trackverlaufs.

Die gefilterten Tracks lade ich meist in die OSM-Datenbank, insbesondere wenn ich abseits auf vergessenen Pfaden unterwegs war. :slight_smile:

Die Genauigkeit hängt nicht von der Häufigkeit sondern von der Bewegungsgeschwindigkeit während des Aufzeichnens ab. Ein GPS fix dauert immer ein paar Sekunden und wenn Du öfter Aufzeichnest machst Du eigentlich nichts anderes als Werte zu interpolieren. Und eine interpoliarisation wird nicht besser, indem mehr punkte interpoliert werden.

Aus genau diesem Grund finde ich eine der wichtigsten Einstellung dem GPS zu sagen, es soll nach einer gewissen Zeit - und eben nicht nach einer gewissen Distanz - einen neuen Messpunkt setzen. Normalerweise sind die Stellen, an denen man langsam fährt / läuft auch die Interessantesten.

GPS Signale zu empfangen verbraucht sehr viel Strom. Das ist wohl die übliche Beschränkung, die es notwendig macht, die Anzahl der Punkte in vernünftigem Rahmen zu halten. Die allermeisten Geräte, denen man sagt sie sollen öfter messen, schalten dass hintenrum aus Energispargründen wieder ab.

Der Fix findet doch nur einmal nach dem Anschalten statt?

Ich schließe mich der Ansicht „je mehr, desto besser – glätten oder Punkte rauswerfen kann man später immer noch selbst“ an.

Interpolation ist mir noch auf keinem Gerät aufgefallen, Extrapolation bei Signalausfall (Tunnel) ist ja was anderes.

Einen kürzeren Abstand als die gerätespezifische Mindestdauer (meist 1 s) bekommt kein Logger hin.

Der Empfang (Signalsynchronisation) dürfte im Betrieb dauerhaft eingeschaltet sein. Die Berechnung und das Abspeichern kosten die meiste Energie. Es gibt aber Geräte, die intern sogar noch mehr Punkte berechnen und diese dann in den Rauschfilter füttern.

Das Speichern nach Zeit halte ich aber im Normalfall ebenfalls für zweckmäßiger.

Es gibt einige Logger, die mit 5-10 Hz aufzeichnen.
https://www.google.de/#q=gps+logger+10hz

Hmm, ich weiß zwar nicht mit welchen Geräten oder Apps du diese Erfahrung gemacht hast, aber mein Wintec-Logger oder mein Garmin messen das, was ich Ihnen sage und sogar mein iDingens kann sekündlich aufzeichnen, allerdings nicht 15 Stunden am Stück :wink:

+1 Das war jetzt eine gute Zusammenfassung!

Hier meine individuellen Trackaufzeichnungs-Einstellungen (Zeitintervall/Mindestabstand zw. 2 Punkten) mit Locus (bzw. auch Oruxmaps).

Wandern: 8 sec., 10m
Kajak: 8 sec., 10m
Joggen: 3 sec., 6m
Rad/MTB: 4 sec., 10m
Auto: 2 sec., 20m

Hatte eine Weile herumgefriemelt, bis ich zu diesem Ergebnis kam. Ich bin mit diesen Einstellungen zufrieden, die Aufzeichnungen sind ausreichend genau, Punkteknäuel entstehen beim Wandern und MTB-Touren bei kurzen Stopps durch die gesetzten 10m nicht. Wohl aber sehe ich, wenn ich bei einer Rast mit dem Kajak langsam treibe.
Locus misst laut definiertem Zeitintervall und schreibt den Punkt in die Trackdatei, sofern der definierte Mindestabstand zum letzten geschriebenen Punkt erreicht ist.
Weiterer Pluspunkt mit diesen Einstellungen: Wanderungen mit Nonstop-Trackaufzeichnung über 10 Stunden sind kein Problem trotz recht schmalbrüstigen und über 4 Jahre alten Smartphoneakku. Habe meine Mini-Powerbank für unterwegs noch nie ernsthaft gebraucht.
Bei schnellen kurvigen MTB-Bergabfahrten schneidet natürlich der so aufgezeichnete Track die Kurve, das ist bei diesen Einstellungen vorhersehbar. Wenn es mich stört, wird es im Nachhinein korrigiert. Auch das geht fix und komfortabel mit Locus.
Mich stört es jedoch selten…

Das Intervall hängt von der (gewünschten) Genauigkeit ab und wie weit ich zwischen zwei Punkten von der geraden Verbindung seitlich entfernt sein kann. Und das hängt direkt von der Querbeschleunigung ab.

Bei üblichen Tätigkeiten (Wandern, Radfahren, paddeln, …) ist die Querbeschleunigung gering, beim Orientierungslauf oder beim Autofahren etwas höher. 2 s bis 5 s sollten für alle diese Tätigkeiten genügen. Auf dem Kreuzfahrschiff genügen sicherlich Zeiten > 10 s.

Nur bei höheren Querbeschleunigungen (Rallye oder Achterbahn) benötigt man kürzere Aufnahmefolgen.

Bernhard

Zeichne einfach mal allerhand auf, zieh’s in JOSM oder Google Earth oder sonstwo rein und schau’s dir an.
So einfach ist das.
Eine allgemeine Regel will ich nicht geben. Bei meinem Oregon 600 habe ich schlechte Erfahrungen bei niedrigen Geschwindigkeiten, da liegen viele Punkte abseits des Weges. Irgendwie scheint das Gerät bei höherer Geschwindigkeit bessere Mittelwerte zu erhalten. Was dein Gerät angeht, mußt du selbst herausfinden. Also: aufzeichnen und anschauen!

…dann versuch ich halt mal…

Danke

Dieses Verhalten ist typisch für praktisch jeden Consumer-Chip, da die Grundalgorithmen ähnlich implementiert sind.
Ich empfehle, die selbe Strecke (mit ein paar scharfen Abbiegungen) einmal mit Rad und einmal zu Fuß zurückzulegen: Dann sieht man den Unterschied.

Ich kann jetzt nichts über “praktisch jeden Consumer-Chip” allgemein sagen, aber der Garmin Oregon 600 und Edge 1000 haben in etlichen GPS-Foren eher negative Kritik für die GPS-Aufzeichnung bekommen. Nach meinen Erfahrungen ist der Edge 1000 im Vergleich zu einem hochwertigen Consumer-Logger (Wintec 202 mit ublox 5-Chipset) fast immer unterlegen.

Hier ein Vergleich von heute: Forststraße, freier Südhang, Bergmischwald → also keine besonders anspruchsvolle Umgebung - trotzdem liegt der der Garmin teilweise bis zu 15 m neben der Straße.

Garmin Edge 1000 (magenta) und Wintec 202 (türkis)

Was die kritisierte Genauigkeit des Garmin Oregon und Edge angeht: Ich habe schon eine ganze Reihe Garmin-Geräte ausprobiert und meiner Erfahrung nach ist das genaueste interessanterweise auch das billigste Gerät: Das Garmin eTrex 10. Ich habe das eTrex 10 auf allen meinen Touren als Backup-Gerät und Trackaufzeichner (neben einem weiteren Kartenfähigen Garmin) dabei. Die Trackaufzeichnungen des eTrex 10 übertreffen bei allen Bedingungen fast immer die Genauigkeit anderer Geräte. Warum es Garmin ausgerechnet beim preiswerten eTrex 10 so gut schafft und bei anderen teureren Geräten nicht, ist mir selbst ein Rätsel.

Gruß
unixasket

Im Wiki habe ich damals ™ die Einstellungen zusammengefaßt, welche ich im Forum/IRC gefunden/erhalten hatte. Vielleicht kann man das noch an anderer Stelle im Wiki festhalten - falls es das nicht schon gibt. Das hiesige Wiki habe ich nicht so genau im Blick. Falls es da Korrekturbedarf gibt: im Wiki ändern. :slight_smile:

Ich habe den Wintec auch. Er ist fast immer etwas besser als die anderen, aber im Schnitt nicht allzuviel:
In den letzten Monaten mittlere Abweichung Wintec 2,6 m vs. 3,1 m beim Oregon 450 (30 Tracks, 30000 Messpunkte)
Anm.: Ein paar Kilometer Track geben keine verlässliche Aussage über die Qualität. Jedes Gerät hat mal phasenweise “Schwächen” verglichen mit den anderen. Ein paar Stunden in unterschiedlichen Szenarien sollten es schon sein.

Erwähnenswert ist vielleicht noch, dass sich das Wintec mit speziellen Tools des Chipherstellers feintunen lässt (zulässige Position der Satelliten, Schnelligkeit vs. Stabilität). Eine Anzeige und einen barometrischen Höhenmesser hat es halt nicht.