Fahrrad routing

Hallo,

da ich in letzer Zeit wieder mehr mit dem Rad unterwegs bin, habe ich Straßen festgestellt, die zwar offiziell nicht verboten sind mit dem Rad zu befahren, aber selbiges für den Rad und die Autofahrer eine Gefahr darstellt.
Diverse Router schlagen den Weg darüber vor, denn das wäre tatsächlich die kürzeste Route.

Gibt es irgend eine Möglichkeit solche Straßen für Radfahrer zu taggen nach dem Motto “nach Möglichkeit vermeiden” (also für router: hohe penalty).
Ich weiß: Wir mappen nicht für den router. Nur: woher sollte ein router so eine info hernehmen, wenn nicht aus den osm Daten?
Ich verstehe auch: Das ist schwierig, denn was sind die Anhaltspunkte.

Vielleicht gäbe es allerdings tatsächlich eine Möglichkeit das im Router zu lösen - vielleicht basierend auf den Speedlimits: je höher die Geschwindigkeit, desto höher die penalty.

Danke.

Selbst britische A-Klasse-Straßen (2+2 spurig, nicht kreuzungsfrei, Fahrräder zulässig, und zuweilen bis 112km/h befahrbar) könnte man ja eben genau anhand dieser Keys (lanes, maxspeed) und anhand der Kreuzungsdaten in einer Routeranwendung aussortieren lassen.

“gefährlich” ist subjektiv. Was auf manche Leute gefährlich wirkt, ist für andere eine Fahrbahn, auf der man bequem, zügig und sicher vorankommt. Das hängt auch noch vom Wochentag (-> Sonntagsfahrverbot für LKW) und der Tageszeit (->Rush Hour) ab.

Für subjektive Einschätzungen gibt es class:bicycle=*, aber das wird von Routern nur teilweise unterstützt. Unten auf der Seite stehen noch viele “herkömmliche” Tags, die von Routern ausgewertet werden können.

Beim Brouter https://brouter.de/brouter-web gibt es die Optition “Sicherste Route”.
Sie weicht teilweise deutlich von anderen Radroutenvorschlägen ab.

Und man kann sich auch ein eigenes Profil erstellen bzw. ein bestehendes Profil für sich anpassen (die Kosten für zu vermeidende Straßen höher ansetzen).

Das stimmt leider nicht. Da wo DE:urban gilt also maxspeed=100 können ja auch kleine, einspurige Straßen,
ausserhalb geschlossener Ortschaften sein die du fahren WILLST.

Wichtig ist halt das das tagging komplett ist. D.h.

highway=unclassified
lanes=1
maxspeed=100
surface=asphalt
shoulder=no
cycleway=no
sidewalk=no
lit=no

Etc etc … Schon kann irgendjemand mit den informationen was anfangen. D.h. du musst im routing dann eine classification machen. highway=tertiary/secondary/primary -10 Punkte. lanes>1 -10 Punkte etc etc

Flo

Ich habe Schwierigkeiten, mir das vorzustellen. Wo stellen (korrekt fahrende) Radfahrer eine Gefahr für Autofahrer dar?

Danke für eure Antworten. Gibt wohl noch mehr Nachteulen ?

Klingt nach einer persönlichen Preferenz, die man idealerweise als Parameter für den Router konfigurieren kann.

Das subjektive class:bicycle=* kannte ich nicht. Ist interessant, scheint aber tatsächlich umstritten zu sein.

Zum Thema Gefahr ein Beispiel aus meiner Erfahrung:
highway=primary
lanes=2
maxspeed=70
cycleway:both=no
Mit ausreichendem Sicherheitsabstand passen dort nicht 2 Autos und ein Fahrrad nebeneinander.
Wenn dort Radfahrer mit 30km/h unterwegs sind staut sich der Verkehr und es kommt zu gefährlichen Überholmaneuvern. Ich selbst möchte als Radfahrer dort nicht lang fahren - erst Recht nicht mit Kindern, aber das ist vielleicht subjektiv.

Ist bei nicht asphaltierten Wegen ja genauso, die können ja nach Wetter der letzten Tage und Wochen so bequem zu fahren sein wie asphaltiert oder selbst mit breiten Reifen unbefahrbar.

Dann gibt es ja auch Dinge wie unscheinbar wirkende highway=unclassified oder sogar nur service im Wald, die sich dann aber als Zufahrt zur Kiesgrube herausstellen, wenn man dann genau den Zeitpunkt trifft an dem dort eine Kolonne losfährt ist das eher unangenehm.

Bei so etwas kommt eine Karte und erst recht automatisches Routing an die Grenzen. Für die subjektiv schönste Route kommt man um manuelles erstellen oder Nutzen einer Route von Anderen oder auch offizielle Routen nicht drum herum.

Fahren möchte ich da auch nicht gerne, aber wenn es doch mal passiert, dann heist es “Präsenz zeigen”: Nicht so sehr rechts fahren, dass Autofahrer glauben, sie könnten auf der gleichen Spur vorbeifahren. Gilt erst recht bei durchgezogener weißer Linie.
Ein guter Fahhradrouter sollte solche Strecken aber eh meiden. Ich kenne allerdings auch das Problem mit Garmin Karten, die nicht speziell für Radler optimiert sind, sondern eher für Autofahrer. Da wird man dann auch als Radler zu oft auf die Hauptstraßen geschickt.

Kennst du bereits den bikerouter und darin das Profil von FFMbyBicycle? Dieses Profil ist ziemlich genau das was du suchst. Dort werden, soweit natürlich die Daten in OSM vorhanden sind, die großen Verkehrsstraßen gemeidet und dafür schöne Strecken herausgesucht, auch wenn das sogar einen Umweg bedeutet.

https://bikerouter.de/#map=15/50.1085/8.6936/standard,Smoothness&profile=ffmbb-long-distance-cycling

Vielleicht hilft dir das etwas weiter :slight_smile:

Das Profil FFMbyBicyclescheint eher das Gegenteil zu tun. Habe das gerade mal mit ein paar Strecken ausprobiert und es schickt mich auf großen Umwegen über die Radwege entlang von Hauptstraßen (B6) anstatt auf viel kürzerem Wege über hw=unclassified.
https://bikerouter.de/#map=12/52.9393/8.8011/standard,Smoothness&lonlats=8.587189,52.908799;8.77533,52.918736;8.823051,52.887829&profile=ffmbb-long-distance-cycling

Danke euch.

Ich habe ein paar Router verglichen. An dieser Stelle weniger um “gefährlich” oder nicht, sondern einfach wie sie sich an einer etwas komplexeren Stelle verhalten, die ich kürzlich aktualisiert habe. Hier mal eine Analyse. Hoffe das ist interessant. Gerne können noch mehr aufgeführt werden.

Szene:

  • östlich: cycleway:both:lane=advisory
  • mitte: Übergänge von/zu dem gemeinsam genutzen Bürgersteig (siehe auch https://www.openstreetmap.org/note/3128837)
    • highway=cycleway, oneway=yes
  • westlich: gemeinsam genutzer Bürgersteig:
    • “Fahrrad frei”: footway=sidewalk, segregated=no, bicycle=yes
    • beidseitig befahrbar: oneway:bicycle=no

Router (ich habe jeweils beide Richtungen getestet):

  • Cyclosm zeigt die meisten Radeigenschaften gut an (läd oft langsam / nur "tile"weise)
  • brouter Treckingrad routet an sich gut, aber auf Radweg auch entgegen oneway=yes, Rennrad bleibt auf der Straße
  • bikerouter FFMbyBicycle routet wie erwartet / erwünscht*
  • Openroutservice routet über den Fußweg (offenbar auf älteren Daten)
  • OSRM bleibt auf der Straße
  • OSRM Debug Map zeigt interessante Daten zur Geschwindigkeitsbewertung (Daten sind fast aktuell**; läd manchmal langsam).
  • GraphHopper Fahrrad bleibt auf der Straße, MTB routet über den Fußweg (die Daten sehen aber fast aktuell aus**)
  • OsmAnd (mit live Aktualisierung): Fahrweise “Ausgewogen” routet wie erwartet / erwünscht*, “Kürzere Routen” bleibt auf der Straße
  • Organic Maps: noch nicht aktuelle Daten zum Download

*meine subjektive Erwartung
** nur die letzte Änderung an der westlichen Einmündung ist noch nicht sichtbar

Kann ich nicht finden. Wo ist da ein oneway=yes?
Edit: Hab ihn: https://www.osm.org/way/1052848947

Ich weiss nicht, wie das bei den anderen Routern ist, aber bei brouter kann man recht genau einstellen, ob man auch über oneway=yes in der falschen Richtung schieben möchte oder nicht. Für Deinen Fall sind die berechneten Kosten geringer als die etwas längere Fahrt auf dem highway=secondary, weil es ja “nur” ein Radweg ist. Wenn man unten die 4.0 durch 20 ersetzt, dann wählt bouter den anderen Überweg.


assign onewaypenalty =
       if ( badoneway ) then
       (
         if ( cycleway=opposite|opposite_lane|opposite_track ) then 0
         else if ( oneway:bicycle=no                         ) then 0
         else if ( highway=primary|primary_link              ) then 50
         else if ( highway=secondary|secondary_link          ) then 30
         else if ( highway=tertiary|tertiary_link            ) then 20
         else 4.0
       )
       else 0.0

BRouter unterstellt, daß man sein Rad auch mal gegen die Einbahnstraße schiebt.

Danke für die Erklärung zum oneway=yes. Nach ein bisschen Suchen habe ich die Code-Anpassung gefunden (*Werkzeugschlüssel *rechts → *Profil * Tab).
Sehr interessant, da sieht man ja wirklich alle Berechnungsgrundlagen und bei dem Tabellenicon rechts noch die genaue Auswertung der aktuellen Route.
Auf Anhieb verstehe ich noch nicht alle Spalten bei der Tabelle, aber bei Bedarf schaue ich mir das vielleicht noch genauer an.

Was mich ein bisschen wundert ist, dass bei meinem Beispiel als erster Eintrag dort steht: reversedirection=yes
Aber in den OSM Daten kann ich nichts erkennen, was darauf hin deutet. Oder ist das immer so bei dem ersten Eintrag einer Route?

Was mich mehr interessiert:
Wie kann man einen solchen Übergang vom Gehweg (separat) zum Radschutzstreifen (Attribut der Straße) so darstellen, dass der Router sie wirklich nur oneway verwendet (denn für reverse schieben sind sie einfach zu schmal und definitiv nicht dafür gedacht, siehe Foto).
Ist vielleicht highway=cycleway dann nicht das richtige tag dafür?

Eigentlich hätte ich auch erwartet, dass zwischen den Übergängen der Fuß- und Radweg nicht mehr beidseitig befahren werden darf. Es gibt da aber kein “Ende” Schild, siehe Foto aus der Gegenrichtung. Trotzdem habe ich für den Abschnitt zwischen den Übergängen kein bicycle:oneway=no mehr gesetzt (aber auch kein yes), das scheint aber eh keinen Einfluss zu haben.
Gilt das “Fahrrad frei” und “in beide Richtungen” dann nach StvO bis zur nächsten Einmündung oder “ewig”?
Am westlichsten Ende des Fuß- und Radwegs gibt es hingegen ein “Fahrrad Ende” Schild.

Das reversedirection=yes bezieht sich auf die Richtung, in der der OSM Weg gezeichnet ist, bzw. das die berechnete Route in Gegenrichtung verläuft.

bicycle:oneway ist sehr unüblich, oneway:bicycle ist der übliche Schlüssel. Generell ist das Fahrradrouting ziemlich schwierig, da es so viele verschiedene Tagging-Verfahren gibt und kaum Einigkeit besteht, was die Tags im Detail bedeuten. Der eine nutzt highway=cycleway, der andere highway=path;bicycle=designated, der nächte wieder was anderes. Ich würde für strassenbegleitenden Radwege nie hw=cycleway nutzen, weil ich auf solchen Wegen nur ungern radel; aber natürlich lieber auf so einem Weg als direkt auf einer hw=primary. Ein hw=cycleway wäre für mich ein Weg, der nur (oder vor allem) für Radler da ist und nicht neben einer anderen Straße entlang läuft.

Wobei das in diesem Fall doch recht klar ist. Der Weg ist primär ein Fußweg und da er nur durch den Bordstein von der Fahrbahn getrennt ist auch nicht separat zu mappen.

Dort wäre also:

sidewalk:left/right=yes
sidewalk:left/right:bicycle=yes