Ich bin gerne mit dem Rad im Wald unterwegs und nutze mein Garmin mit diversen OSM-basierten Karten. Bei der Navigation habe ich allerdings das Problem, dass “tracktype” komplett ignoriert wird. Auch in der Darstellung ist es manchmal sehr schwer zu unterscheiden, ob das nun ein gut ausgebauter Waldweg oder nur ein Trampelpfad ist. Bei unserer hügeligen Gegend kann es dann sein, dass man nach 2km feststellen muss, dass der weitergehende Weg ein unbefahrbarer Trampelpfad ist und man die nächsten paar hundert Meter schieben muss oder eben wieder zurückfahren muss.
Daher kam mir folgende Idee: mit Overpass kann man ja einzelne Objekte aus den OSM-Daten selektieren und exportieren. Z.B. alle Tracks mit Tracktype 1 oder 2 und diese dann als GPX-Datei speichern. Die kann ich dann zwar in der Karte sehen, aber nicht damit routen/navigieren.
Gibt es eine Möglichkeit, sich für ein begrenztes Gebiet definiert OSM-Daten rauszulassen und eine Garmin-taugliche Karte zu erstellen, auf der dann z.B. alle unklassifizierten Tracks oder Tracktype 4 und 5 gar nicht enthalten sind?
Ja, die gibt es. Ich nutze dafür das Java Programm mkgmap. Erfordert allerdings einiges an Einarbeitung. Auf meinem Garmin Oregon habe ich meine “eigene” Karte, auf der ich die OSM Objekte, die ich gerade aktiv mappe, besonders hervorhebe.
Achtung: Das Programm gibt es schon sehr lang und man findet viele Anleitungen, die sich aber oft auf sehr alte Programm-Versionen beziehen.
Konkret zu Deiner Frage:
Ich nutze für Radtouren bis ca. 100 km normalerweise einen oder mehrere Downloads in JOSM, die ich einfach als *.osm Datei speichere. Diese (kleine) Karte kann mkgmap normalerweise ohne weitere Schritte (wie splitten) verarbeiten, allerdings muss man drauf achten, den Parameter --ignore-osm-bounds zu setzen.
Nutzt Du die JOSM-Downloads als “vorgefertigte” Touren, also ähnlich wie GPX-Tracks, die Du dann einfach “entlangfährst” oder als Wegenetz, mit dem das Garmin dann auch routen kann?
Aktuell habe ich “Variante 1”, also die vorgefertigten Touren bereits so im Workflow installiert, dass ich mir mit Overpass die “für mich fahrbaren” Tracks als GPX exportiere, im Garmin Basecamp importiere, mir dort eine Route plane und diese dann als GPX-Track ins Garmin importiere. Diese Tracks kann ich dann im Garmin (GPSMap 66s) “entlangfahren” oder als Navigationsgrundlage nutzen. Das funktioniert.
Wo es nicht funktioniert ist, wenn ich frei Schnauze in den Wald fahre, dann an einem unbekannten Punkt lande und mir im Garmin auf OSM-Kartenbasis eine Rückroute planen lasse. Da verwendet es dann eben auch Tracks, die eigentlich nicht fahrbar sind. Geht das mit Deiner Lösung (JOSM)?
Danke und Gruß Tilman
P.S.: wenn ich es weiß und der Track in der OSM falsch oder gar nicht klassifiziert ist, dann füge ich die Infos natürlich zur OSM hinzu bzw. korrigiere sie.
Route planen im Webbrowser (bikerouter.de), GPX track exportieren
In JOSM den GPX track laden, “Download from OSM along this track” mit z.b. 2000 m . Das ergibt typischerweise 10-20 downloads
Save As → c:\temp\mapdata.osm
Script starten, welches mkgmap aufruft mit der Eingabe-Datei c:\temp\mapdata.osm und daraus eine (routing-fähige) Garmin Karte fürs Oregon erstellt (gmapsupp.img)
Oregon als USB device am Rechner anstöpseln
gmapsupp.img und GPX track in die entsprechenden Verzeichnis übertragen
Oregon abmelden, PC ausschalten, Oregon einschalten, vergewissern, dass der neue Track angezeigt wird, “Reset Reisedaten”, losradeln.
Der gerade kopierte Track wird - wenn man es genau so macht - automatisch verwendet, die Karte auch.
Evtl. andere vorhandene Karten auf dem Garmin besser deaktivieren.
Welche Karte hast du denn auf dem Garmin installiert? Ich nutze die OpenFietsMap und finde, dass dort zumindest befestigte und unbefestigte Wege gut unterscheidbar sind.
Wenn es detaillierter sein soll, wirst du um eine Lösung mit mkgmap nicht herum kommen. Es muss ja keine komplette Karte sein, ein Overlay, welches nur Tracks und Paths mit deutlich hervorgehobener Darstellung enthält, wäre für deine Zwecke vielleicht ausreichend und einfacher zu realisieren als eine full-featured routingfähige Karte…
Hallo Rainer, danke für den Input! Ich nutze tatsächlich auch die Openfietsmap in verschiedenen Versionen (full / light) auf dem Garmin. Die Darstellung hilft mir zumindest bei Teilproblemen. Wenn ich dann aber in die größere Übersicht gehe, sehe ich zwar noch Straßen und “offizielle Radtouren”, aber keinen der (auch als offizielle Radwege ausgeschilderten) Wald-/Feldwege. So wird dann eine schnelle Übersicht schwierig.
Bilder sind jetzt vom Android, auf dem GPSmap 66s natürlich deutlich kleiner und gröber.
Zum Vergleich: mit Overpass Turbo generierte Auswahl aller Tracks mit Grade1-3 (“Meine” Radwege) (am PC generiert, als GPX-Tracks auch ins Garmin lesbar, aber eben nicht routbar):
Super, wie viele hilfreiche Vorschläge hier eingehen, herzlichen Dank!! Die meisten Ideen gehen in Richtung Darstellung, das hilft mir aber nur begrenzt. Es ist natürlich schön, wenn ich eine vom Garmin (GPSmap 66s) gewählte Route auf dem kleinen Display etwas besser erkennen kann, wenn ich überprüfen will, ob die Route auch überall fahrbar ist, besser wäre es aber, das gar nicht machen zu müssen.
Mein eigentliches Ziel ist es ja, dies überflüssig zu machen, indem ich die Navigation so beeinflusse, dass sie von vorne herein nur für mich fahrbare Wege wählt. Wenn ich dann an einem beliebigen Ort im Wald den Zielpunkt eingebe und weiß, dass die Navigation mich ohne Probleme ans Ziel bringt, dann brauche ich auch nicht die Route überprüfen (wobei da eine bessere Darstellung hilft).
Hatte das Thema schon in Garmin-spezifischen Foren diskutiert, aber leider kann man beim GPS66s die Navigation nicht direkt beeinflussen. Man kann sie umgehen, indem man z.B. über Komoot oder andere Apps routet und dann die “extern” ermittelte Route hochlädt. Kommt für mich - nach diversen Tests - hauptsächlich deshalb nicht in Frage, da alle mir bekannten Router (auch Komoot) keine Einstellungen hinsichtlich trackgrade,… zulassen.
Der andere Vorschlag war dann, das Kartenmaterial anzupassen, sprich nur die Tracks und Straßen in die Karte aufzunehmen, die für mich fahrbar sind. So wie ich Eure Antworten verstanden habe, komme ich dann um mkgmap nicht herum und werde das in einer ruhigen Stunde mal testen. Danke!!
Typischer Wald, durch den - wenn mit dem Rad unterwegs - mein Heimweg geht. Blau markiert sind alle Tracks, die ohne Trackgrade erfasst sind und damit von meinem Garmin auch für eine Route verwendet werden.
Denen möchte ich gerne den korrekten Tracktype zuweisen, fahre dann (mit eingeschalteter Routenaufzeichnung) die fahrbaren Wege im Wald ab und lande an irgendeinem Punkt, von dem ich mich dann SICHER zum Ziel navigieren lassen will.
Du solltest dir mal Freizeitkarte-Entwicklungsumgebung ansehen. Damit kannst du das Aussehen und Routing von Tracks steuern. Also z.B. grade4/grade5 ganz vom Routing ausschließen.
Gute Frage… Meinen Video-Aufzeichnungen nach (von letzter Woche) knickt die von West nach Ost laufende “Sauteichplanie” etwa bei N 48 47.685 E 010 09.020 nach NordNordOst ab und wird dann nach der L1084 der “Glashau-Weg”. Laut OSM heisst sie ab dem Knick “Birkenschläglesweg”, aber laut hölzernem Wegschild ist es bei N 48 47.890 E 010 09.172 noch die “Sauteichplanie”. Dort zweigt dann in OstNordOst-Richtung der “Birkenschlägleweg” ab, der dann ca. 750m später auf die L1084 trifft (ohne Weg auf der gegenüberliegenden Seite). Hier stimmt mein Videomaterial und die OSM überein.
Muss mal hinfahren und nochmals prüfen, dann kann ich die OSM korrigieren.
Ist eigentlich aber egal, da sich das alles auf Unterkochener Territorium abspielt…
Mammi71
(One feature, Six mappers and still More ways to map it)
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Ich habe in meiner Gegend die Erfahrung gemavht, dass die Forstwegbeschilderungen häufiger Eigenarten aufweisen. Ich bin mir da nie so sicher, ob der Ersterfasser in OSM einen Fehler gemacht hat, das vielleicht verwitterte Holzschild nicht korrekt entziffert hat, oder ob ForstBW beim Erneuern Fehler gemacht hat. Immer wieder sehe ich mehr oder weniger gravierende Abweichungen in der Schreibweise oder Namensschilder an Wegen, wo ich diesen Namen denklogisch nicht verortet hätte. Abweichungen zu historisch dokumentierten Namen kommen auch vor, leider gibt es zu wenig historisches Kartenmaterial, das Forstwegnamen enthält, um ForstBW auf eventuelle falsche Namen hinzuweisen.
Weil wir gerade in der Gegend sind: die B 29a ist primary und geht mit der L 1084 abruppt in eine secondary über. Das wäre nach offizieller Beschilderung und Baulastträger korrekt, entspricht jedoch nicht unbedingt der OSM-Philosophie. Je nach Verkehrsbedeutung und Verbindungsfunktion sollte entweder die L 1084 zu primary aufgewertet werden, wenn es eine wichtige Verbindung von der Autobahn nach Oberkochen und darüber hinaus ist. Oder die B 29a zur secondary runtergestuft werden, nur für den Verkehr zwischen dem westlichen Ebnat und Autobahn wäre primary etwas zu hoch gegriffen.
danke für den Hinweis! In den alten Flurkarten gibt es diesen Weg nicht, auf der Karte des Landesvermessungsamts ist er namenlos, auf der Karte der Stadt Aalen sind die Waldwege nicht benamt. Habe jetzt mal den Ersteller angeschrieben, woher er den Namen weiß. Was gibt es sonst noch für mögliche Quellen?
Sonst bleibt die philosophische Frage: wer hat das Recht, den Weg zu benennen? Gilt der vom Forstamt vergebene Name (der zumindest theoretisch mit dem Holzschild übereinstimmen sollte) oder ein umgangssprachlicher?
B29a-Thematik: die L1084 ist seit dem Bau der A7 (vor >30 Jahren) DER Autobahnzubringer für den Verkehr aus Remstal und Brenztal, also Oberkochen, Aalen, B29 entlang bis hinter Gmünd. Je nachdem, wo man hinwill, nimmt man diese Auffahrt oder Westhausen. Daher wäre aus meiner Sicht auch eine Hochstufung der L1084 besser als eine Runterstufung der B29a. Allerdings bin ich hier bei OSM noch Anfänger, lasse daher erstmal die Finger davon.
Wenn man die 40 jährige Geschichte der Ebnater Steige, der Ebnater Ortsumfahrung und weiter bis irgendwann die Entlastungsstrecke B29a steht in 50 Jahren betrachtet ist es korrekt gekennzeichnet.
Als Primary war es mal gedacht. Wird es nach aktuellem Stand (Bürgerinitiativen, LKW-Sperrung) ggf. nie werden. Dann vielleicht herabstufen? Westhausen und Heidenheim sollten höher sein.
Falls Zeiss in Ebnat baut sieht es schon wieder anders aus…
Jeder Außenstehende fragt sich natürlich “Was machen die da?”
Mammi71
(One feature, Six mappers and still More ways to map it)
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k. A., ich schrieb ja bereits, dass die Quellenlage dünn ist und auf alten Karten nur selten wenige Forstwege, die auf Altstraßen basieren, mit Namen verzeichnet sind. Wenn man nicht zufällig über sowas stolpert, hat man wohl kaum Chancen, gezielt danach zu suchen.
Zur L 1084 / B 29a:
Ob hochstufen oder runterstufen ist mir persönlich gleichgültig - ich fahr sowieso immer über Westhausen. Es gibt ja durchaus secondary und sogar tertiary als Autobahnzubringer. Nur sollte dies unabhängig von der offiziellen Klassifizierung (nach Baulastträger) in OSM durchgehend gleich sein. Die Verbindungsfunktion und Verkehrsbedeutung ändert sich ja nicht in Ebnat. In welche Richtung man ändert sollten sich die Mapper vor Ort einig werden.