Definition und Erfassung von Wattrinnen

Auf 450 km Länge und 40 km Breite erstreckt sich zwischen Esbjerg in Dänemark und dem niederländischen Den Helder das größte Wattengebiet der Erde. Insbesondere in Küstennähe ist das Gebiet durch zahlreiche Wattrinnen durchzogen.

"In den Landschaften des Wattenmeers unterteilt man fünf Arten von Rinnen. Priele sind kleine Rinnen die bei Niedrigwasser weniger als einen Meter Wasser führen und schmaler als 20, höchstens aber 30 Meter sind. Baljen nennt man mittelgroße verzweigte Rinnen, deren Einzugsgebiet auf den Wattflächen liegt. Tiefs, oder genauer auch Außentiefs, heißen diejenigen Rinne, die Süßwasser vom Festland bringen. Die sogenannten Legden sind flache und sehr breite rinnenartige morphologisch Depressionen, also Absenkungen. Sie sind oft nur wenige hundert Meter lang, also sehr viel kürzer als Baljen und Tiefs. Und schließlich gibt es noch die Seegatts mit Tiefen von oft über 20 Metern. So nennt man die Durchlässe zwischen den Inseln.

Klein, schmaler als 20 m = Priel
Größer, immer wasserführend = Balje
Süßwasser vom Festland = Außentief
Kurz, breit, flach = Legde
Tief, zwischen Inseln = Seegatt

Priel: Ein Priel ist eine beständige Wasserrinne in der Wattlandschaft. Priele können für Wattwanderer schnell lebensbedrohlich werden.

Balje: Als Balje oder Balge bezeichnet man auch bei Niedrigwasser noch befahrbare Priele. Ein Beispiel nahe der Nordseeinsel Wangerooge ist die Blaue Balje.

Außentief: Durch abfließendes Süßwasser aus dem Binnenland im Wattenmeer erzeugte Vertiefung, oft rinnenartig: solche Außentiefs sind oft tief genug, dass sie von Booten und Schiffen als Fahrrinne genutzt werden können. An solchen Außentiefs liegen berühmte Sielhäfen wie Neuharlingersiel, Bensersiel oder Harlesiel.

Legde: Als Legden bezeichnet man eher flache, breite und nur wenige Hundert Meter lange Vertiefungen (Depressionen) im Wattenmeer. Sind diese Vertiefungen Länger, bezeichnet man sie auch als Priele oder Baljen.

Seegatt: Ein Seegatt ist ein schmaler Durchlass zwischen eng beieinanderliegenden Inseln. Seegats weisen oft sehr starke Strömungen auf. Das Wort ist mit dem Deutschen Wort Gatter und auch dem englischen Gate verwandt."

Quelle: Rinne (Übersicht)

Wattrinnen können/sollten in OSM mit “waterway=tidal_channel” erfaßt werden. Siehe auch hier: https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:waterway%3Dtidal_channel

Aktuell werden Objekte vom Typ “waterway=tidal_channel” allerdings auf OSM-Carto nicht gerendert, wobei das Tag über 15.000 mal verwendet wird. Hilfsweise (?) sind Wattrinnen deshalb mit “waterway=stream” oder waterway=stream + tidal=yes".

Mögliche Verbesserungen der Situation:

  • Rendern von waterway=tidal_channel auf OSM-Carto.
  • Typisierung (Priel, Balje, …) der Wattrinnen im OSM-Wiki.
  • Anpassung “waterway=stream” → “waterway=tidal_channel”.

Denkbare detaillierte Erfassung von Wattrinnen (Idee):
waterway=tidal_channel
tidal_channel=de:priel

1 Like

Wie bereits in dem Parallelthread ab Beitrag #77 (mit praktischem Beispiel) gesagt, stimmte ich Deinem Vorschlag zu und bin der Meinung, dass alle Arten von Wattrinnen auch in Carto gerendert werden sollten, da sie ein ganz wesentliches Landschaftselement des Wattenmeeres darstellen.

Der “Umweg” über waterway=stream + tidal=yes ist m.E. Taggen für den Renderer und daher keine schöne Lösung.

3 Likes

ich finde den Vorschlag aufs erste erst einmal gut, kenne mich allerdings mit Watt und Gezeiten eher weniger gut aus. Eine Rendererunterstützung würde natürlich ein Missbrauch von stream/river und bay das Wasser abgraben :wink:
Ich finde jedoch durchaus die Abgrenzung zwischen tidal_channel und river/stream schwierig.
Ein Beispiel (weil ein Teil meiner Familie dort einige Jahre lebte):
Die Coastline ist bereits tief in das Landesinnere bis zur Mündung des Tresillian River in den Truro river bei Malpas gelegt. Die Gezeiten beeinflussen jedoch den Flusslauf bis hinauf kurz vor Tresillian. An den Anblick habe ich mich erst gewöhnen müssen, dass der Zufluss bei St. Clement, auf den ich einen direkten Ausblick hatte, mal ein breitet Fluss-Nebenarm ist, und mal ein schmales, tief eingeschnittenes Rinnsal von Bach. Wo ist also die Grenze zwischen Fluss/Bach und tidal_channel? Das Wiki meint ja auch (noch) dass tidal_channel nur außerhalb der coastline verwendet werden sollte, gleichzeitig aber von Prielen in Salzgraswiesen spricht, die wiederum bereits zur Landmasse gehören.

Zusätzlich unschön, weil OSM-Carto einen “waterway=stream” im Watt gar nicht rendert.

vermutlich wird es schon gerendert, nur halt in der gleichen blauen Farbe wie das Meer außerhalb der coastline

Ich kenne den selben Fall vom Pentecoast River in Australien, wo bei Flut das Salzwasser rund 100 km von der Küstenlinie in das Flussbett gedrückt wird.

Ich denke, das ließe sich so handhaben, dass man Wasserwege, die von der Landseite her Süßwasser ins Meer führen, bis zur Küstenlinie nur als “river” taggt und Priele, die ausschließlich Salzwasser führen, als “tidal_channel”, auch wenn sie landseitig der Küstenlinie liegen.

Und wenn

dann ist es halt nur der misslungene Versuch, für den Renderer zu taggen … :wink:

Ich frage mich nur, woher man die Daten bekommt. Nach meinem Verständnis ändert sich die Lage bzw. Position nach jedem heftigen Sturm?

Wie gravierend diese Änderungen sind, kann ich nicht beurteilen, aber im Prinzip gilt das auch für die Küstenlinie, die ebenfalls permanenten Veränderungen unterworfen ist, wo sie nicht von Menschenhand befestigt wurde.

Und irgendwie sind ja die 15.000 “tidal_channel”, die toc-rox im OP genannt hat, auch in die Datenbank gekommen. Es wird also vermutlich entsprechende Quellen geben.

‘Nichts ist so beständig wie die Veränderung’, wobei sich aber die Lage der Wattrinnen an Land meines Erachtens eher selten ändert.

Auf den Bing-Luftbildern (die wir ja nutzen können) sind die Wattrinnen (Priele) gut zu erkennen:

Die würde ich deswegen auch nicht erfassen. :wink:

1 Like

Zur Frage, ob wir das erfassen sollten, sag ich nix, da fehlt mir der Sachverstand. Keine Ahnung.

Die Frage an sich fand ich aber interessant, deswegen habe ich mir mal 40 Jahre historische Bilder in Earth angeguckt (Angeguckt! Nicht: Quelle für irgendwas.)

Grobes Fazit:
Jein. Es gibt Verlagerung und Veränderung, aber es kann nicht die Rede davon sein, dass nach jedem Sturm die Karten neu gemischt sind.

Ich habe mal gehört, dass sich z.B. durch die Elbvertiefung innerhalb der Mündung solche Dinge verschieben, aber weiter draussen im Watt scheint sich die Form der Landschaft recht stabil durchzusetzen.

3 Likes

Nach jedem Sturm: nein.
Aber wenn man schon Priele mappt, sollte man wenigstens 1x im Jahr nachsehen (können). Es ist immer wieder zu beobachten, daß im Frühjahr nach dem Ausbringen der Sommerbetonnung die Wattfahrwasser außerhalb von waterway=stream, fairway bzw. tidal_channel liegen.

Ich denke, dass man grundsätzlich zwischen Prielen an Land und im Watt unterscheiden muss.

Dem stimme ich zu. Ich habe ebenfalls interessehalber mal ein paar Karten angeschaut und bin zu demselben Schluss gekommen. Selbst an der Elbmündung, wo menschliche Eingriffe auf jeden Fall negative Auswirkungen haben, sind die großen Strömungskanäle nur wenig verändert:

Wattenmeer-Schutz - Alarmstufe 1: Priele verlanden

Auch diese kleineren Veränderungen haben zwar entsprechende Auswirkungen auf die Umwelt, aber entsprechende Veränderungen gibt es im selben Zeitraum auch bei anderen Landschaftsobjekten, wie z.B. Wäldern und landwirtschaftlich genutzten Flächen. Das sollte also kein Kriterium sein, Wattrinnen überhaupt nicht zu mappen.

3 Likes