Bundesamt für Kartografie und Geodäsie (BKG) erstellt "Digitalen Zwilling von Deutschland"

Moie!

Habe vor ein paar Tagen diesen Bericht gefunden :hushed:, über dessen Bedeutung ich gerne mit Euch Gedanken austauschen möchte:

Im ersten Anlauf habe ich das am falschen Platz gepostet, heut’ nehm ich mir auf Anregung von @Map_HeRo mal Zeit, das hier vorzustellen, denn mich bewegt vorallem die Frage, wie sich so eine “Konkurrenz” auf die deutsche Arbeit an OSM auswirken könnte.

Ich finde gut, wenn der Staat dafür Geld in die Hand nimmt und 400 Beamte da dransetzt. Aber was bedeutet das für unsere “Bedeutung”? Wo geht die (zumindest deutsche) Arbeit in Zukunft hin? Was wird von unserem Schaffen noch gebraucht? :thinking:

Besonders um die emsigen Mapper im Emergency-Bereich (z.B. Feuerwehr/THW u.a.) sorge ich mich und frage Euch: Macht für Euch die Mitarbeit bei OSM bei solchen Nachrichten noch Sinn? Wieviele Mapper werden ihre Arbeit einstellen? Läuft das Engagement dann nur noch für und über Biker und Hiker, wenn doch schon alles “offiziell” erfasst wird?

Mich wird es zwar nicht abhalten, “meine Welt ein wenig schöner machen” zu wollen, nur in welche Richtung geht’s zukünftig weiter?

Was denkt Ihr :question:

Die Technik findet dann auch Saugstellen im dichten Wald? Unterflurhydranten unter einer Dreckschicht (die ich zwecks Kontrolle natürlich wegkratze). Unterflurhydranten, die halb unter einem Flaschencontainer stecken? Daher: völlig gelassen :smiley:

P.S.: Super übrigens, dass jeder separat loszieht (siehe z.B. Rhein-Kreis Neuss: Land übergibt Förderbescheid zum Aufbau eines kreisweiten digitalen Zwillings)

Das BKG hat insgesamt 400 Planstellen, das meinen die damit.

Das Projekt “Digitaler Zwilling” wird hier BKG - Forschung - Digitaler Zwilling Deutschland beschrieben. Es geht um einen bundesweiten 3D-Datensatz mit LiDAR (Airborne Laserscanning) + hintendran etwas Segmentierung und Klassifikation.

Die ganze Pressemitteilung ist natürlich zu Ehren des "Antritts"besuches von Frau Faeser geschrieben.

Das Projekt ist ganz cool. Für OSM ändert sich nichts.

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Ich würde mich freuen, wenn bestimmte Daten systematisch erfasst werden. Die Hoffnung wäre ja, dass diese langfristig auch uns zur Verfügung stehen. Ich sehe es auch nicht als Stärke von OSM, Daten konsistent und lückenlos zu erfassen und auch noch aktuell zu halten. Dafür braucht man automatische Erfassungsmöglichkeiten. Zudem ist die Breite der von denen erfassten Daten sehr beschränkt. Wir hingegen sind sehr breit aufgestellt. Ich sehe die Datenerfassung daher als willkommene Ergänzung – so wie ALKIS.

Ich würde mir in vielen Bereichen mehr Datenerfassung/Datenaustausch der Behörden wünschen. Warum gibt es z.B. kein bundesweites Register aller (zumindest neu aufgestellter/ausgetauschter) Verkehrsschilder? Ich vermute mal, das gibt es nichtmals auf Landesebene.

Abseits der Datenerfassung: “Digitaler Zwillling” ist seit einigen Jahren ein Hype-Thema. Die technische Ausführung steckt meist noch in den Kinderschuhen – und wird anders als Kinder nicht so schnell erwachsen. Eine Grundeigenschaft des digitalen Zwillings ist eine Feedback-Loop: Man hat eine digitale Repräsentation der physischen Welt und kann Simulationen durchführen; die Simulationsergebnisse nutzt man, um Änderungen in der physischen Welt zu veranlassen, die dann wieder die Simulationsergebnisse beeinflussen. Das verlangt also eine hohe Güte in den Daten und Simulationen, was meist sehr anspruchsvoll ist. Wenn ich da lese, dass das Projektende in 2027 ist, grummelt es bei mir innerlich. Das ist doch garantiert wieder ein unterfinanziertes Projekt, das in wenigen Jahren Riesiges schaffen soll. Und was passiert nach 2027? Läuft das dann alleine und jemand drückt einmal im Jahr auf den Updateknopf? Ich würde erwarten, dass man sich beim Wunsch, solch ein digitales Arbeitsmodell zu haben, so einig ist, dass eine Verstetigung von vornherein gewünscht ist. Oder möchte man in 2027 sagen “Mist, wird sind nicht fertig geworden. OK. Lassen wir es einfach bleiben.” Hoffentlich wird das kein digitaler Friedhof. Auch aus Simulationssicht sehe ich es kritisch: Je mehr Details man nutzen möchte, desto hochauflösender müssen auch die Simulationen sein; der Anspruch wird über die Zeit weiter steigen. Das ist kein Selbstläufer, sondern ein ewiges Forschungsprojekt. Aber vielleicht läuft dies unter “ein Problem von morgen”.

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… genau so wie “AI” bzw. “KI”. Im Grunde entsteht da ja nichts wirklich neues, es ist lediglich eine Zusammenführung von längst vorhandenen Daten, die teilweise auch schon realisiert wurde. Aus den vielfach frei verfügbaren Gedodaten, wie z.B.

  • Liegenschaftskataster
  • DGM1 und DOM1
  • georeferenzierte Luftbilder

etc., lassen sich bereits jetzt Karten erstellen die zumindest schon mal sämtliche Wege, Wasserläufe, Gebäude, Landcover und Geländeprofile enthalten. Ein Beispiel dafür ist die auf eben diesen Daten basierende basemap.de, die von vielen Ländern jetzt als Basiskarte angeboten wird und die zuvor auf OSM-Daten aufgebaut war (und zu der Zeit TopPlusOpen hieß).

Auch die geplante Befahrung der Wege zwecks “scannen” der Umgebung ist ja im Prinzip nichts neues, das gibt es in ähnlicher Form auch bereits seit Jahren (street view, mapillary etc.). Wie schnell die über alle Maßen gehypte KI dazu in der Lage sein wird, aus den gescannten Daten verlässliche 3D Modelle zu erstellen, bleibt abzuwarten. Und ob die dafür bereitgestellte Kohle reichen wird, hat ja auch @crodthauser zu Recht schon angezweifelt.

Aber selbst wenn das

nicht zutreffen sollte, steht und fällt so ein Modell mit der Aktualität der Daten und den erfassten Details. Ob beim Scannen wirklich Kleinstobjekte wie Hydranten komplett erfasst werden können (siehe Kommentar von @rempshaener). Oder die Qualität von Wegoberflächen? Wanderwegrelationen? Geschäfte mit allen relevanten Daten?

Das größte Problem wird aber die Aktualität der verarbeiteten Daten sein. Wir kennen das alle von den Luftbildern und von Mapillary, aber das ist nichts im Vergleich zu amtlichen Daten. Hier mal ein Beispiel aus dem schönen Ringsheim:

Die aktuelle Basemap enthält alleine auf diesem kleinen Ausschnitt 4 Gebäudefehler. Links oben fehlt eine Garage (erbaut 2007) rechts daneben das kleine Rechteck war mal ein Turm für Oberleitungen (abgerissen 2007), unten links ein Stallabriss 2009 und rechts ein Stallneubau 2015. Und die Umspannstation an der Großen Wolfgangstraße fehlt auch …

Auf unserer Karte sieht das so aus:

Hier stimmt es weitgehend mit der Realität überein (außer das eine Umspannstation keinen Eigennamen hat … :roll_eyes:).

Also wenn der “digitale Zwilling” genau so daherkommt wie die Basemap, brauchen wir diese Konkurrenz für die nächsten Jahr(zehnt)e eher nicht zu fürchten.

So wie der Beschrieb tönt glaube ich nicht, dass es eine Konkurrenz zu OSM sein soll.

Aber natürlich ist das generell eine Gefahr, die man nicht ganz ignorieren kann, so baut die swisstopo (das Schweizer Äquivalent zum BKG) schon länger an einem OSM Ersatz (inklusive eine Version davon in OSM Format, so dass man dann OSM in allen Anwendungen ersetzen kann). Bis jetzt fehlt noch ein Gesetz mit dem man den Gebrauch de facto erzwingen kann, aber das wird noch kommen (siehe Bundesgesetz über die Mobilitätsdateninfrastruktur).

Wenn das alles mal soweit ist, wird es mindestens auf die Nachbarländer eine gewisse Ausstrahlung haben, mit Österreich sind schon länger Gespräche im Gange.

Und in der Realität sind die Hausnummer 6 und 10 je dreimal und die Hausnummern 2 und 8 je zweimal vor Ort anzutreffen? :see_no_evil:

Das liegt daran, dass ein fleissiger Mapper dort auch der Scheune eine die Hausnummer zugeteilt hat … sicher ist sicher … :upside_down_face: - ändert aber nichts daran, dass die Bauwerke in OSM korrekt erfasst sind. Ich werde das mal korrigieren … :innocent:

Es ist m.E. “richtiger”, die Hausnummer an der Scheune zu lassen als sie wegzumachen, denn gültig ist sie wahrscheinlich