Berlin: Übergeordnetes Hauptverkehrsstraßennetz

Moin,

ich versuche die Beschreibung des Problems mal auf möglichst kurze Stichpunkte zu reduzieren. Alles Weitere kann man dann ja diskutieren.

  • In Berlin gibt es keine Unterscheidung nach Bundes-, Landes-, Verbindungs-, Usw.-Straßen. In Berlin gibt es das übergeordnete Hauptverkehrsstraßennetz (StEP-Netz, benannt nach dem Stadtentwicklungsplan Verkehr), das konstant fortgeschrieben wird. Alles, was nicht im StEP-Netz drin ist, ist Nebenstraße. Das StEP-Netz enthält die Stufen 0 bis III für Verbindungsfunktionsstufen unterschiedlichen Rangs sowie die zusätzliche Kategorie IV, die Straßen ohne Verbindungsfunktion, aber trotzdem Wichtigkeit beinhaltet. Das sind in der Regel Straßen, die eigentlich Nebenstraßen sind, aber aus irgendeinem Grund trotzdem T50 haben sollen, z.B. weil da ein Bus fährt (oder eher mal irgendwann zu West-Berlin-Zeiten gefahren ist). StEP-IV-Straßen sind aber explizit nicht als Verbindungsstraßen gedacht, sondern wie gesagt Nebenstraßen.

  • In Berlin gibt sich daher neben der Problematik das Primary/Secondary/Etc.-Konzept auf Deutschland zu übertragen zusätzlich die Problematik, Verbindungsstraßen usw. in StEP-Straßen in der OSM zu übersetzen. Das geht z.B. ganz gut über StEP 0 und StEP I als Primary, StEP II als Secondary, StEP III als Tertiary und StEP IV entweder als Ortsstraße oder Nebenstraße.

  • Das ist in Berlin bisher total inkonsistent, weil irgendwelche Straßen gegeneinander in der OSM abgestuft wurden, die eigentlich dieselben StEP-Stufen haben. Es gibt auch StEP-Straßen, die als solche gar nicht eingetragen sind und umgekehrt angebliche Hauptverkehrsstraßen, die eigentlich ganz normale Nebenstraßen sind.

  • Das Netz wird außerdem kontinuierlich fortgeschrieben und es ergeben sich immer mal wieder Änderungen.

Das aktuelle Netz findet ihr im FisBroker unter „Übergeordnetes Hauptverkehrsstraßennetz“. Sollen die StEP-Stufen sich in der OSM als solche auch abbilden oder wird hier eher eine gefühlte Hierarchisierung angestrebt? Die Frage beschäftigt mich schon länger, aber bisher hatte ich nicht die Ruhe, das komplette HVS-Netz von Berlin zu überarbeiten.

Viele Grüße :slight_smile:

Ich bin absolut dafür bei den Straßen in Berlin aufzuräumen, aber nicht durch Übernahme der StEP Einstufung. Stattdessen sollten wir, wie allgemein vorgesehen, die reale Nutzung und Bedeutung der Straßen als Grundlage nehmen. StEP Einstufung und noch mehr die Verkehrszählungsdaten sind aber gute Grundlagen.

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Die Klassifikation von Straßen nach ihrer Verbindungsfunktion ist keine Berliner Spezialität sondern das wird überall so gemacht. Bundesstraßen gibt es auch in Berlin (also Straßen deren Unterhaltung der Bund macht), z.B. B1, B2, B96a.
Grundsätzlich sehe ich es so wie SpaLeo, das sind Anhaltspunkte und die Klassifikation machen wir wie immer nach Gutdünken

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Ja, das stimmt. Aber die Einstufung in StEP-Stufen ist dahingehend anders, weil die Klassifikation von Straßen nach ihrer Verbindungsfunktion normalerweise nach den Richtlinien für integrierte Netzgestaltung vorgenommen wird, die ausschließlich auf den ländlichen Raum anwendbar sind. Darauf basiert dann auch das deutsche System von Landes- und Kreisstraßen usw. Das ist international auch grundsätzlich identisch.

In den Großstädten geht es daher eher um die Verbindung von Ortsteilzentren und sowas, die sich in der StEP niederschlagen. Die Klassifikation als StEP-Straße macht sie zur Hauptverkehrsstraße, also T50 und vorfahrtberechtigt. Der Senat definiert damit auch, welche Straßen für den überörtlichen Verkehr sind und welche explizit nicht.

Alle Straßen, die nicht im StEP-Netz sind, sind keine Hauptverkehrsstraßen, explizit nicht für überörtlichen Verkehr bestimmt und das Durchfahren stellt entsprechend Schleichverkehr dar. Diese Straßen sind in 99% der Fälle T30-Zone. Es gibt einzelne Ausnahmen (z.B. weil man keine T30-Zonen in Gewerbegebieten ausweisen kann, aber die Straßen sind dennoch nicht für überörtlichen Verkehr bestimmt, sondern nur zur Erschließung).

Grundsätzlich gehe ich da mit. Die Frage ist allerdings, was “die reale Nutzung und Bedeutung der Straßen” denn eigentlich ist. Die StEP-Einstufung ist ja genau dafür da und richtet sich u.a. nach der Verkehrsstärke im Kfz-Verkehr.

Wenn z.B. eine Nebenstraße, wo viele Leute unerwünschterweise durchfahren, dann in der OSM als HVS gelistet wird, sorgt das in erster Linie dafür, dass das Routing dann die Nebenstraße benutzt, wodurch sich die Verkehrsstärke in der Nebenstraße noch stärker erhöht. Umgekehrt macht es genauso wenig Sinn, eine als solche deklarierte Hauptverkehrsstraße als Nebenstraße in der OSM einzustellen.

Das kann man doch nach Ortskenntnis (wie immer - in gewissem Maße auch für Ämter - subjektiv) feststellen. Es gibt auch manchmal “Planungswünsche” zur Verkehrslenkung, die der “gemeine” (sic) Autofahrer einfach ignoriert :wink:
Als OSM-Anfänger (laut How did you contribute to OpenStreetMap? ) wäre ich etwas vorsichtiger und würde nicht gleich das ganze Hauptstadtstraßennetz verbessern wollen. Die bisherigen Mapper haben sich ja auch etwas dabei gedacht…

OSM ist nicht dafür da, den Verkehr zu lenken. Wir stellen nur die tatsächliche Situation fest. Auch wenn das jetzt nicht sehr wahrscheinlich ist, aber es könnte andersrum sein: Wenn wir sehen, dass hier viel Verkehr ist und das entsprechend taggen, dann könnte die Berliner Verkehrsplanung Maßnahmen ergreifen, um den Verkehr umzuleiten…

Auf den Kommentar habe ich gewartet :smiley: Doch, natürlich leitet die OSM den Verkehr, weil das Routing basierend auf der Netzeinstufung den Verkehr lenkt. Mein Anspruch ist auch nicht den Verkehr zu lenken, aber in der Konsequenz tun wir genau das.

Darauf wollte ich aber eigentlich nicht hinaus, sondern wie im Eingangpost geschrieben, dass die Einstufungen bisher inkonsistent sind. Wenn eine Straße als Hauptverkehrsstraße klassifiziert ist und da kaum jemand langfährt, macht es keinen Sinn, diese als Nebenstraße zu listen. Das sollte andersrum eigentlich genauso gelten.

Finde den Fehler.

Sorry, den Satz verstehe ich nicht. Wenn also die Stadt Berlin die Straße als Hauptstraße sieht, aber die Autofahrer nicht - warum sollte diese in OSM als Hauptstraße abgebildet werden?

Weil die Hauptverkehrsstraße ja mehr ist als eine Linie auf einer Karte. Tempo 50 und Vorfahrt zum Beispiel. Wenn 50% der Autofahrer lieber den Schleichweg durchs Wohngebiet nehmen, um sich z.B. eine Ampelkreuzung zu sparen und 50% der Autofahrer die designierte Hauptverkehrsstraße, macht das nicht beide Straßen zu Hauptverkehrs- oder Nebenstraßen. Obwohl sie gemessen am Verkehrsaufkommen dann identisch sind.

Die OSM dient der Information für die Routenfindung für Ortsunkundige (Ortskundige brauchen die OSM nicht). Und dazu gehört meines Erachtens nach sehr wohl die Aussage, wo die Straßen für den Durchgangsverkehr vorgesehen sind.

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Den StEP-Level könnte man natürlich als seperates Tag hinzufügen. Wenn die Lizenz es zulässt.

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Du bastelst dir deine Satzaussagen auch immer so zusammen, wie es Dir gerade passt.
Also: Eine Straße mit (relativ gesehen) geringem Verkehrsaufkommen ist in keinem Fall eine Hauptstraße. Und das Argument mit Tempo 50 benötigt keine Klassifizierung - das ist ein eigenständiges Kriterium und wird wohl von jedem vernünftigen Router entsprechend bevorzugt: Max speed overpass

Gibt es denn in Berlin Vorfahrtsstraßen mit Tempo 50, die nur als residential getagged sind?

Grundsätzlich gehe ich da mit. Die Frage ist allerdings, was “die reale Nutzung und Bedeutung der Straßen” denn eigentlich ist. Die StEP-Einstufung ist ja genau dafür da und richtet sich u.a. nach der Verkehrsstärke im Kfz-Verkehr.

Wenn z.B. eine Nebenstraße, wo viele Leute unerwünschterweise durchfahren, dann in der OSM als HVS gelistet wird, sorgt das in erster Linie dafür, dass das Routing dann die Nebenstraße benutzt, wodurch sich die Verkehrsstärke in der Nebenstraße noch stärker erhöht. Umgekehrt macht es genauso wenig Sinn, eine als solche deklarierte Hauptverkehrsstraße als Nebenstraße in der OSM einzustellen.

ich denke das macht nicht soviel Sinn das pauschal zu diskutieren, ich gehe davon aus dass die offizielle Klassifizierung sich im Wesentlichen auch in OpenStreetMap abbildet, und wo es vereinzelt Differenzen gibt kann man sich das gerne ansehen, aber es muss nicht unbedingt alles 1:1 in jedem Fall übereinstimmen, manchmal sind es wahrscheinlich Grenzfälle, die man also auch anders bewerten kann, oder manchmal vielleicht auch Wunschdenken oder Planung die noch nicht vollständig umgesetzt ist.

Davon unbenommen unterschreibe ich den Vorschlag von @chris66 die offizielle Einstufung einzeln zu erfassen.

Ja, z.B. Revaler Str., Großbeerenstr. (Kreuzberg) oder Schreiberhauer Str.

(Einfach “highway=residential and maxspeed=50” in overpass-turbo verwenden und dabei die “Zwischenstücke” bei zweibahnigen Straßen ignorieren)

Revlaer Str.

'Tschuldigung, wenn die Frage zu lapsig war. Ich meinte mit “Vorfahrtsstraßen” schon Straßen, die man auf Grund der Umstände (insbesondere Verkehrsbedeutung) auch als Normalmapper höherstufen würde.
Also persönlich würde ich wahrscheinlich “unclassified” nehmen (aus der Ferne!) - auch wenn die im “FIS-Broker” als grüne Linie dargestellt wird. Aber nicht höher. Nachdem ich ortsfremd bin, möchte ich das aber nicht im Einzelfall diskutieren (oder ändern).

Die Revaler Straße könnte man evtl. als tertiary sehen, bis zur Modersohnstraße wahrscheinlich nur, Tempo 50 ist m.E. ein Indikator für Durchgangsstraße, die Revaler Str verläuft sich danach und die Querstraßen haben maxspeed 10.