Als Neuling mappen: Wie bestehende Struktur optimieren ohne auf Füße zu treten?

tl;dr: Neuling möchte in einer Kleinstadt mappen, ist aber unsicher welchem Mapping-Stil zu folgen ist - und wie/wo man ggf. regionale Konventionen rausfindet.

Hey zusammen,

ich habe vor einigen Wochen angefangen zu OSM beizutragen - zunächst per StreetCraft. Inzwischen habe ich mir JOSM installiert, weil mir beim Abspazieren vor Ort fehlende neue oder noch eingetragene aber längst abgerissene Häuser auffielen.

Nach Einlesen ins Wiki und die JOSM-Anleitung habe ich aber Unsicherheiten. Weil Wiki und bestehende OSM-Einträge abweichen - oder an Ort A so, an Ort B aber anders gemappt wird. Im Forum las ich, es gebe wohl unterschiedliche Stile.

Aber wo und wie finde ich nun heraus, welche “regionalen Regeln” ich befolgen soll(te)?

Beispiele:

  • Bürgersteige: Als eigenständiger Track oder getaggt an den Track der Straße? Hier im Ort gibt es beides, es überwiegt das Taggen am Straßen-Track. Ich sehe Vorteile im eigenständigen Track, durch StreetCraft habe ich aber auch schon fleißig Straßen-Tracks getaggt :grin:
  • Ampeln an Kreuzungen: Jede Fahrtrichtung mit eigener Ampel oder eine pro Kreuzung? Auch hier gibt es beide Varianten vor Ort.
  • Hausnummer ans Gebäude taggen oder an eine einzelne Node wo der Eingang ist? Und so weiter…

Kurzum: Mit wem sollte ich mich vor Änderungen abstimmen - z.B. den letzten Bearbeitern von Straßen, Ampeln und so weiter hier in der Region?
Ich möchte niemandem auf die Füße treten oder verärgern, aber mir juckts in den Fingern zu OSM beizutragen.

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Hallo und herzlich willkommen im Forum!

Grundsätzlich kann man auf deine Fragen antworten: Beides geht.
Die Einträge in OpenStreetMap sind meistens iterativ, also von grob nach fein. Zuerst wird nur das Gröbste eingetragen und dann folgen immer mehr Details von verschiedenen Leuten. Es gibt kein pauschales “falsch”.

Grundsätzlich ist beides möglich. Beide Varianten haben Vor- und Nachteile. Manche bevorzugen daher die getrennte Erfassung, andere sehen die Gehwege als Teil der Straße und möchten dafür keine separaten Wege erfassen.
Wichtig ist hier nur: Bitte nichts löschen, was bereits separat erfasst wurde. Nur weil beides möglich ist, heißt das nicht, dass eines davon falsch ist.

Wenn du Zeit und Lust hast und es im Ort bereits separate Gehwege gibt, dann ergänze diese gerne.

Auch hier gilt: Beides ist möglich. Einfacher, schneller und grundsätzlich ausreichend ist es natürlich auch hier, die Ampel einfach in die Mitte der Kreuzung zu stellen. Wer es genauer haben will, ergänzt die Ampel dort, wo sie tatsächlich auch auf der Fahrspur steht, mit der entsprechenden Richtung.

Auch hier ist beides möglich und keine der Varianten falsch. Wenn man weiß, wo der Eingang wirklich ist, ist die Adresse am Eingang genauer. Wenn du anhand des Luftbildes oder mangels Kenntnis vor Ort nicht weißt, wo der Eingang ist, dann ist die Adresse einfach am ganzen Gebäude zu setzen. Ein einzelner Punkt mit einer Adresse irgendwo in dem Gebäude ist jedoch nicht so gerne gesehen.

Vielen Dank, dass du dich im Vorfeld mit der Community in Verbindung gesetzt hast! Das zeigt echtes Einfühlungsvermögen in die Gemeinschaft.

Ich sehe zwei Möglichkeiten: Entweder du fragst immer den Vorgänger im Changeset oder du stellst deine Fragen hier mit einem Link zum Objekt. Ich bin mir sicher, dass es hier auch Leute gibt, die in der Nähe sind und gerne helfen.

Ich wünsche dir weiterhin einen guten Start hier und wir sind immer für Fragen aller Art offen und hilfsbereit!

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Noch einige Zusätze:

Beachte aber, dass das separate Erfassen einer der schwierigeren Aufgaben ist, weil dadurch das Routing leicht kaputt gehen kann, insbesondere bei den Wohnstraßen, wo markierte Übergange selten vorzufinden sind (im besten fall sind die Bordsteine abgesenkt, was bei den neueren Bauten wegen Barrierefreiheit der Standard ist, aber es gibt noch viele Gegenden, wo Übergange standardmäßig inoffiziell sind).

Ich habe hierzu einen Blog errichtet, wo ich mich über das schlechte Mapping davon beschwerte.

Das hängt vom Gebäude ab. Viele Adressen sind an einem Gebäude vergeben und da ist es besser, wenn die Adresse ans Gebäude vergeben ist. Es gibt aber Gebäude mit mehreren Adressen (und von außen auch so nicht erkennbar, wo man es teilen könnte) und da ist die einzige Lösung, die Adresse an den Eingänge der Gebäude zu vergeben. Separate Adressknoten (ohne diese an einen Gebäude oder Eingang zu verbinden) sind aber m.M.n. unnötig.
Falls es aber möglich ist, das Gebäude aufteilen (z.B. Doppel- oder Reihenhäuser), dan tu dies.

Das ist… komplex, um ehrlich zu sein. Viele Änderungen geschehen unabgesprochen, insbesondere, weil dadurch an Informationen gewonnen werden (z.B. separat eingetragene Bürgersteige, zumindest, falls gut gemacht). Die Menschen, die sich daran beschweren, sind i.d.R. die, die Micromapping nicht mögen (und davon gibt es einige…).

Die einzigen male, ich selber nachfragte, war u.a. das Zusammenführen der Straßen in Mainz mit einer Straßenbahn[1][2], das Umändern vieler highway=service + bus/psv=dsignated durch highway=busway in Mainz, Darmstadt und Frankfurt, weil highway=busway originell für BRT konzeptioniert war[3] oder ob man Straßengraben unbedingt mappen soll[4].

Ansonsten gibt es noch die allgemeine Regel, (großflächige) Änderungen nicht einfach so automatisch durchzuführen.


  1. Damals wurden häufig Straßen und Gleise als eine Weg gezeichnet, aber wegen Konflikten mit den Informationen, und der Einführung von embedded_rails=* entwickelte sich später der Standard, die Wege separat zu zeichnen. Leider aber war es aber in Mainz länger so, dass bei der Trennung die Straße häufig über Gleis gezeichnet worden sind, anstelle einen separaten Weg in der Mitte der Gleise, wodurch man auf die Idee käme, dass es sich dort um eine Doppelfahrbahn anstelle einer einzelnen Fahrbahn handelt. ↩︎

  2. Später habe ich das auch in Darmstadt gemacht, allerdings ohne Nachfragen. ↩︎

  3. Allerdings war es am Ende ein Problem mit der Definition mit dem Weg an sich, insbesondere, weil dadurch zwischen Dienst und Infrastruktur verwischt worden ist, und an sich in Konflikt mit anderen Infos auf dem Wiki stand ↩︎

  4. Weil ich einen Straßengraben zeichnete, jemand anderes ihn später löschte, unter der Begründung, dass dieser fehlerhaft sei. Der Löscher ist übrigens ein Gegner von Micromapping. ↩︎

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Nicht umsonst gibt es die best-practice Regel: Bürgersteige nur bei baulicher Trennung separat eintragen.

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Ich persönlich bevorzuge separat gemappte Gehsteige und finde, dass eine Gehsteigkante bereits eine bauliche Trennung darstellt.

Ein bissl schade find ich es, dass hier ein negativ-beispiel genannt wird, ohne den Nutzer darüber zu informieren - der ja immerhin sehr aktiv ist. Ich habe das mal übernommen und ihn informiert.

Aber hier sieht man schön die OSM-Community, beides ist OK, wenn es korrekt gemacht ist und da wird dann viel (meiner Meinung nach unnötig) diskutiert. :smiley: Gehört auch dazu.

Um das ganze etwas hilfreicher zu machen: Wenn du sie separat einträgst, zeichen auch die unmarkieten Übergänge ein, wo nur der Gehsteig abgesenkt ist zum Beispiel. Siehe Tag:crossing=unmarked - OpenStreetMap Wiki

Beim Rest bin ich da bei @mcliquid , der hat da viel richtiges gesagt.

Zu deiner Frage bzgl. “vor änderung kontaktieren” - mache ich im normalfall nie. Wenn ich einen Fehler behebe, mache ich das und schreibe hin und wieder ins CS(=Changeset) der Person, dass ich das geändert habe mit link aufs Wiki warum.

EDIT: Was ist denn “StreetCraft”? Ich finde dazu nur unpassende Sachen. Meinst du da veilleicht Street Complete?

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Vielen Dank für eure Rückmeldungen. Damit nehmt ihr mir schon einige Unsicherheiten; vor allem ist es schön zu wissen, dass eine so offene und freundliche Community im Zweifel da ist, um nachzufragen.

Neues habe ich dank euch auch wieder gelernt: Über das Fußwege-Routing wäre ich nämlich sicher auch gestolpert (bei separatem Erfassen von Gehwegen) - jetzt weiß ich aber direkt von Beginn, worauf ich achten muss. :+1:

@Negreheb Oh hoppla, Street Complete meinte ich natürlich. Da muss ich gedanklich wohl zu viel im Videospiel-Kosmos gehangen und an Minecraft gedacht haben :sweat_smile:

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ich hatte noch was per mail zu den Adressen ergänzt, aber seit ein paar Tagen funktioniert das Antworten per Mail nicht mehr (Fehler kommt auch keiner):

den Eingang kann man ja auch dann einzeichnen wenn man die Adresse woanders taggt. Adressen werden in Deutschland mindestens den Grundstücken gegeben (Bundesrecht), im Detail kann aber jedes Land eigene Regeln machen und in manchen Bundesländern bekommen tatsächlich Häuser die Nummern, wobei ein “Haus” dann z.B. auch nur der Teil dessen sein kann, was wie ein Gebäude aussieht, das siehst du dann meist daran, wieviele Nummern vergeben wurden (z.B. ob die Eingänge jeweils Nummern haben oder nur eine Nummer an der Zuwegung). Teilweise ist es auch möglich, “bei Bedarf” weitere Nummern zu vergeben, z.B. für Tore, Treppenhäuser etc. (insbesondere bei größeren Liegenschaften).
Wenn man die Adresse einem Polygon gibt (z.B. Gebäude) hat das den Vorteil, dass alle Punkte innerhalb und auf dem Umriss ebenfalls “automatisch” die Adresse haben (aus Datensicht), aber wenn dann dort Pois sind gibt man denen meist trotzdem nochmal die Adresse (“zur Sicherheit” gegen Verschieben bzw. als Bestätigung dass man diese Adresse überprüft hat). Außerdem machen nicht alle Anwendungen diese Vererbung, weil es aufwendiger ist als es nicht zu tun.

Eigentlich würde es ja logisch scheinen, die Grundstücke soweit erkenntlich zu zeichnen und denen die Adresse zu geben, das machen wir aber nur wenn es ein POI ist (z.B. Firma, Feuerwehr, etc.), weil die Gebäude oft ausreichen und schon da sind.

Das gilt übrigens nur für Deutschland, andere Länder haben ggf. andere Gebräuche

Mit wem sollte ich mich vor Änderungen abstimmen - z.B. den letzten Bearbeitern von Straßen, Ampeln und so weiter hier in der Region?

das kommt ein bisschen drauf an, du musst dich erstmal mit niemandem abstimmen (bis die auf dich zukommen), aber wenn du siehst dass einer der letzten Bearbeiter aktiv ist und selbst kein Anfänger mehr, dann würde ich bei solchen Fragen durchaus den Kontakt suchen, auf Dauer kann man ja sowieso nur gemeinsam die Sache voranbringen.

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Das war in Frankfurt (insbesondere Nordend West) auch so, wo das Bürgersteigmapping an der Stelle so schlecht war, dass viele von den isoliert waren und zudem mit den einzelnen Zufahrtswegen nicht verbunden waren.

Das Mapping an der Stelle war hierbei so grauenhaft, dass ich hierzu das Ultimatum verwendete: Die Wege einfach löschen, da sidewalk=* schon gesetzt war (und zudem unverändert war).

Das ist aber zugegebenermaßen eher die Ausnahme als die Regel, da ich mich sonst bemühe, diese zuerst zu beheben, weil das Ausmaß an diesen Stellen auch eher klein und dementsprechend leicht zu beheben ist.

Willkommen bei OSM :slight_smile:

Eine Möglichkeit herauszufinden wer bei dir in der Gegend häufiger aktiv ist ist sich durch die diversen Werkzeuge von @pitscheplatsch zu klicken:

Unabhängig davon bist du hier natürlich richtig, wenn du fragen hast.

Happy mapping

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Dazu und zu deinen “vor Kurzem entfernten Pollern” ergänze ich noch:
wiki/DE:Lebenszyklus-Präfix
(also z.B. demolished:building=apartments
oder removed:barrier=bollard
oder disused:shop=clothes )

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Vielen Dank für den Hinweis. Im angesprochenen Beispiel hat die Stadt die Poller unwiederbringlich entfernt um den Radverkehr zu verbessern, also auch die Poller-Aussparung im Boden zugepflastert.
Wäre das denn ein Fall für removed: gewesen? Weil im verlinkten Wiki steht, wenn “ohne Bedeutung für den heutigen Zustand” dann gehöre das Objekt nicht in OpenStreetMap.

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Eigentlich könnte man den Poller schlicht löschen. Es gibt aber manchmal sehr gute Luftbilder, auf denen man auch den Schattenwurf von Pollern sieht. Oder das ganze ist noch sehr frisch, so dass der Vorgänger glaubt, das Löschen sei ein Versehen, da doch “neulich” dort noch ein Poller gestanden habe (und er vielleicht sogar ein Foto gemacht hat bzw. der Poller auf Mapillary zu sehen ist). Dann ist es hilfreich mit dem Präfix zu arbeiten.

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