Hallo,
ich bin nicht der Grenzspezialist (traue mir aber zu, Grenzen zu bearbeiten) und betrachte diesen Thread ein wenig von außen.
Beim Import von virtuellen Objekten, sollte man den Nutzen für die Allgemeinheit berücksichtigen. Gemeinde-, Kreis-, Regierungsbezirks-, …-Grenzen haben für das praktische Leben eine Bedeutung. Sie werden einerseits zur Lagebeschreibung verwendet. “Nordhausen im Landkreis Heilbronn” oder geben politische Zuständigkeiten an (man muss sein Auto auf dem Landratsamt in Heilbronn anmelden). Selbst wenn Grenzen keine politische Bedeutung haben, sollten sie in OSM rein, wenn sie zur Lagebeschreibung verwendet werden. Das wären z.B. die Grenzen von Ortsteilen, wo es keine Ortschaftsräte und Ortsvorsteher gibt. Dennoch sind diese Namen auch heute noch in Verwendung.
Wenn ich mir den LOR-Datensatz (PDF 27,5 MB) anschaue, dann besteht dieser aus vier Ebenen:
-
Bezirk
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Prognoseraum
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Bezirksregion
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Planungsraum
Der Datensatz scheint für stadtplanerische Zwecke entworfen worden zu sein. Stadt- und Regionalplanung tut (und sollte) grenzüberschreitend denken. (Nicht, dass sich Mainzer für ein Mega-Outlet-Center entscheidet, das die Wiesbadener nicht wollen)
Beispiel 1
Friedrichshain-Kreuzberg – Kreuzberg Süd – Tempelhofer Vorstadt – Urbanstraße.
Ebene 1 sind immer die Bezirksgrenzen, welche schon in OSM vorhanden sind. Ebene 2 ist hier eine virtuelle Grenze, die vermutlich nicht von den Einwohnern zur Beschreibung verwendet werden. Oder sagt jemand “Ich wohne in Kreuzberg Süd”? Ebene 3 klingt für mich nach einer gebräuchlichen Bezeichnung. Ebene 4 ist ein Straßenname und wurde verwendet, weil dem Planer wohl nichts Besseres einfiel. Zusammengefasst kann man sagen, dass in diesem Fall nur die dritte Ebene ein für OSM sinnvolles Datum (Singular von Daten) enthält.
Beispiel 2
Charlottenburg-Wilmersdorf – Charlottenburg-Wilmersdorf 1 – Charlottenburg Nord – Paul-Hertz-Siedlung
Charlottenburg-Wilmersdorf – Charlottenburg-Wilmersdorf 2 – Heerstraße – Kranzallee
Charlottenburg-Wilmersdorf – Charlottenburg-Wilmersdorf 2 – Westend – Reichsstraße
Ebene 2 klingt im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nach einer sehr künstlichen, einfallslosen Namensgebung. Das sind IMHO Grenzen, die im CAD (früher auf dem Reißbrett) entstanden sind. Daher sollte Ebene 2 im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf nicht in OSM eingepflegt werden. Ebene 3 ist teilweise OSM-würdig (Westend), teilweise aber nicht (Charlottenburg Nord). Oder ist Charlottenburg Nord ein allgemein gebräuchlicher Begriff? Ebene 4 ist, wie mal so mal so. Paul-Herz-Siedlung wäre etwas, was ich sehr gerne in OSM sehen würde. Es könnte nämlich Geocoding-Ergebnisse verbessern, sodass der User erkennt (“Ahh, Ergebnis 3 ist der Bäcker in der Paul-Hertz-Siedlung. Ja, genau den habe ich gesucht!”). “Kranzallee” ist jedoch auch ein Straßenname. Das kann man mit Buffern selber berechnen.
Ein blindes Importieren ist hier nicht richtig. Einzelne Inhalte kann man jedoch gerne übernehmen.
Manche Grenzen sind schon drin (z.B. Westend als Admin Level 10). Ob man jetzt AL10 oder 11 nimmt, hängt davon ab, ob es in dem Gebiet schon AL10-Relationen gibt oder nicht. Wenn es schon ein AL10 gibt, dann AL11 (d.h. hierarchisch untergeordnet), ansonsten AL10 (nächst höhere Ebene wäre dann der Bezirk).
Da Ortskenntnis gefragt ist, rate ich dazu, den Import von einem Einheimischen machen zu lassen. Noch besser wäre, wenn du, atpl_pilot den Plan einfach ausplottet, mit zum Stammtisch nimmst und dann gemeinsam mit den anderen entscheidet, was man für OSM-würdig hält. Berlin ist so groß, da habe ich meine Zweifel, ob einer aus Wansee entscheiden kann, wie/ob die einzelnen “Bezirksregionen” und “Planungsräume” in Hellersdorf gebräuchliche Namen oder aussprechbare alphanumerische IDs sind und wie die Hierarchie ist (vielleicht wird AL12 nötig).
Ich möchte “Charlottenburg-Wilmersdorf 2” nicht in OSM sehen.
Viele Grüße
Michael