Wie tagge ich eine für Radfahrer freigegebene Fußgängerzone, so dass Radrouten dadurch funktionieren?

Hallo,

das ist mein erster Post hier, seid also bitte nachsichtig mit mir.

Ich habe mir in Esslingen den Bahnhofsplatz mal genauer angeschaut, weil sich die üblichen Router (OSM, brouter) weigern, eine Radroute dort hindurch zu legen:
https://routing.openstreetmap.de/?z=18&center=48.739131%2C9.300785&loc=48.739196%2C9.301906&loc=48.739596%2C9.300527&hl=de&alt=0&srv=1

Der linke Bereich ist mit

bicycle=yes
highway=pedestrian
lit=yes
name=Bahnhofplatz
surface=paving_stones
type=multipolygon

getaggt, der rechte mit

area=yes
bicycle=yes
highway=pedestrian
lit=yes
surface=paving_stones

Ich würde erwarten, dass er eine direkte Linie zwischen Start und Ziel zieht, das tut er aber nicht. Interessanterweise funktioniert das auch nicht als Fußgänger.

Hat es was mit dem multipolygonalen Objekt zu tun?

Vielen Dank schon mal.

Die meisten Navi können nicht über Flächen routen.

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Wow, seid ihr fix… :slight_smile:

Leider geht aktuell sogar der Neckarradweg wegen einer Baustellenumleitung über diesen Platz. Und es ist in Esslingen lokal eine wichtige Tallängsverbindung.

Wie mache ich es, dass darüber geroutet werden kann? Würde eine Relation helfen?

Und anscheinend erst recht nicht über multipolygon. Wenn man das Ziel inden rechten Bereich verschiebt, dann wird zumindest am Rand der Fläche in die Nähe geroutet.

Einen Weg einzeichnen, über den ein Radler vermutlich fahren würde.

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Done:

Vielen Dank!

Willkommen bei OSM!

Wie schon vorher gesagt, funktioniert das generell nicht für Flächen, zumindest in den gängigen Routern. Es gibt Algorithmen dafür und die sind auch interessant, allerdings ebenso aufwändig in der Berechnung. Bei Multipolygonen wird das ganze dann noch schwieriger.

Bei einfachen Flächen kriegt man zwar keine gerade Linie, aber trotzdem eine Route, weil die Fläche in OSM als Way (zu dt. Strecke, Weg) eingetragen wird. Der Umriss wird dann normal getaggt und Router erkennen das. Deshalb kriegst du von den Fahrradparkplätzen aus eine ungefähre Route, wie auch von Gerd beobachtet.
Bei Multipolygonen werden die zugehörigen Ways nicht getaggt (u.A. weil es zu Mehrdeutigkeiten mit den Innenflächen kommen kann). Stattdessen sind die Tags in der Relation und damit die Ways leer - ergo routet da kein Router lang, weil der Way keine Tags hat.

Ja, da sind wir an der wichtigen Frage angekommen. An sich ist die Situation vor Ort schon korrekt eingetragen.
Der OSM-Purist würde auf den Router zeigen, der die vorhandenen Daten nicht (vollständig) auswertet. Der Pragmatiker zeichnet einfach einen Way.
Obwohl weit verbreitet - und auch von mir praktiziert -, ist der pragmatische Weg im Wesentlichen Taggen für den Router. Insofern muss man vorsichtig sein, unten zeige ich eine Möglichkeit auf, wie es gemacht werden kann.


So, Theoriestunde ist vorbei. Jetzt geht’s daran, wie ich den Weg taggen würde. Der Verlauf ist schon da, insofern bespreche ich hier nur die Tags.
Kurzgefasst wäre es etwa so:

highway=footway
footway=link
bicycle=yes
surface=paving_stones

Um das (notwendige) Taggen für den Router kenntlich zu machen, nutze ich gerne footway/cycleway=link (DE:Tag:footway=link - OpenStreetMap Wiki, Tag:cycleway=link - OpenStreetMap Wiki). Einerseits dient es als Hinweis, dass das Objekt nicht existiert und z.B. nicht gerendert werden muss (die gängigen 2D-Karten zeigen sie trotzdem), zum Anderen zeigt es anderen Mappern an, dass es für’s Routing wichtig ist, obwohl da physikalisch nichts ist. Das verbessert die DE:Überprüfbarkeit - OpenStreetMap Wiki und vermeidet späteres Löschen durch andere, die dort keinen Radweg sehen.

Die Tagkombination highway=cycleway und bicycle=yes ist zwar nicht falsch, ist meist aber mit bicycle=designated besser getaggt. Ersteres impliziert auch erstmal bicycle=designated (so, wie highway=footway auch foot=designated impliziert), wird aber bei gemeinsamen/getrennten Fuß- und Radwegen auch gerne explizit getaggt.

Statt highway=cycleway verwende ich hier highway=footway. Obwohl der Way für das Fahrradrouting hinzugefügt wird, ist der Bereich dennoch eine Fußgängerzone, wo Fußgänger bevorrechtigt sind und Fahrräder nur zugelassen. Das leite ich aus dem bestehenden Tagging ab - falls es sich tatsächlich um einen gemeinsamen Fuß- und Radweg handelt, muss das Tagging natürlich anders aussehen.

Auf einem Gehweg sind grundsätzlich Fußgänger erlaubt und Fahrräder verboten; daher tagge ich bicycle=yes (also “Fahrrad frei”), aber kein foot=*, was ja schon impliziert wird.


Ist der Text doch schon wieder etwas länger geworden. Falls du trotzdem noch Fragen hast, stell sie gerne oder schau in das OSM Wiki, da ist alles ausführlich erklärt und oft auch mit Beispielen versehen.

Ansonsten bleibt mir nur, dir frohes Mappen zu wünschen!

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Holla, da stellt man eine vermeintlich simple Frage und bekommt ein ganzes OSM-Einführungsseminar :+1:

Vielen Dank für die vielen Infos, die gerade für einen Noob wie mich wertvoll sind. Auch wenn man wie ich viel im Wiki liest, so findet man dort Informationen über konkrete Tags, aber die dahinterliegenden Konventionen stehen in Nebensätzen oder gar zwischen den Zeilen. Oder man weiss ungefähr, wonach man suchen muss…
Von daher war footway=link für mich ein echter Büchsenöffner.

Ich habe überlegt, ob der Bereich ein bicycle=designated verdient hat, weil ich mich noch gut an die Diskussionen in der lokalen Politik erinnere, als die Haupt-Talroute über diesen Platz gelegt wurde. Versprochen wurde mehr, entscheidend ist aber auf dem Platz. Herausgekommen ist halt nur eine “normale” Fußgängerzone mit Radfreigabe, von daher ist bicycle=yes korrekt.

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entweder hat der Bereich, das entsprechende Schild oder nicht. Eine Radroute ist kein designated. Unterscheide zwischen Verkehrsrecht und Empfehlung.

Zu deiner Ausgangsfrage, dass der Router um eine Fußgängerzone herum routet, kann auch einfach daran liegen, dass die Fußgängerzone als so ungünstig bewertet wird, sodass der vermeintliche Umweg besser ist. Dies entspricht auch der Realität, bevor ich als Radfahrer Fußgängerkegeln spiele, fahre ich parallel zur Fußgängerzone.

Das dürfte das Ergebnis für den Router verfälschen, weil das ein “normaler” Weg und keine Fußgängerzone mehr ist.

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Es liegt am Multipolygon. Auch gut erkennbar daran, dass selbst wenn Start und Ziel in der Fußgängerzone liegen, außenrum geroutet wird.
Vielleicht ist deine These auch ein Faktor, das werden wir sehen, wenn der Weg aktualisiert ist.

Wenn das Routing dadurch schlechter wird, kommt der Weg halt weg.

Der “normale” Weg ist ein Gehweg mit genau den gleichen Regeln. Kennst du einen Router, der da einen Unterschied macht?

Einen Router programmieren, der das kann… :upside_down_face:

Üblich ist es meines Wissens, dass man einen separaten Weg durch die Fläche legt, damit die Router den Weg routen können. Das könnte man aber auch als “Mappen für den Router” ansehen, was (in anderen Zusammenhängen) nicht gern gesehen wird. Ich denke, diese Wege durch Flächen sind so eine Art Krücke, bis die (wichtigsten) Router so weit sind, dass sie über Flächen routen können. Möglich ist das, das wurde schon nachgewiesen.

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Ja. Brouter. War zumindest so mal im trekking Profil.

Das würde ich in diesem Fall ausschließen, denn die Ersatzroute führt über 3 Ampeln und eine Secondary. Da könnte man das Rad die 100 Meter über den Platz schieben und wäre schneller.

https://brouter.de/brouter-web/?z=18&center=48.739131%2C9.300785&loc=48.739196%2C9.301906&loc=48.739596%2C9.300527&hl=de&alt=0&srv=1#map=19/48.73947/9.30160/standard&lonlats=9.301915,48.73918;9.300516,48.739618

Die Kombination highway=cycleway funktioniert also schon mal im Brouter. Wenn es highway=footway auch tut, wäre es das dann. Schaun mer mal.

Ich bin auf jeden Fall happy, wenn die Neckarradweg-Fahrer in der Esslinger Innenstadt nicht mehr ums Eck geschickt werden, nur weil Router noch nicht multipolygon können.

Leute, das ist eine Fußgängerzone. Nach meinem Verständnis sollte der routingfähige way dann auch highway=pedestrian sein

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Absolut. Alles andere ist definitiv falsch.

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Habe den Weg auf highway=pedestrian umgestellt.

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