Ich beobachte zunehmend, dass sich engagierte OSM-Aktive an diversen, immer wiederkehrenden Diskussionen verschleißen, was in OSM hineingehört und was nicht.
Mit zunehmend detaillierten Mapping wird dieses Problem auch nicht kleiner werden.
Schaut euch mal zum Vergleich das Gebiet rund um den Hauptbahnhof und den Dom in Köln (https://www.openstreetmap.org/edit#map=19/50.94126/6.95783) an, und zwar im Editiermodus. Der Dom selbst besteht dank 2D-Mapping aus einem undurchsichtigen Geflecht aus Linien. Das angrenzende Gebiet ist durch Straßen und Fußgängerzonen auf verschiedenen Ebenen auch kaum noch editierbar. Selbst also mit unstrittig in OSM willkommenen Objekten wird eine Bearbeitung zunehmend schwieriger.
Ich hatte an anderer Stelle schon einmal angeregt, ob es nicht technisch möglich sei, eine Bearbeitung auf unterschiedlichen “Themen-Ebenen” umzusetzen, die man dann im Editor ein- und ausblenden kann. In Ansätzen ist sowas ja bereits im iD-Editor umgesetzt.
Damit könnte man z.B. historische Objekte in eine eigene Ebene packen und diese in den Hintergrund stellen, sofern man sie nicht gerade bearbeiten möchte. Oder Details wie Kanaldeckel, Gullis, Hydranten wahlweise aus- oder einblenden. Oder eine Ebene “Routen_Relationen”, d.h. man könnte in dieser Ebene alle Routen (z.B. Wanderrouten) komfortabel bearbeiten, aber bei den dafür verwendeten highways keine anderen Attribute wie Geschwindigkeitsbeschränkungen. Oder man wähle die Ebene aus, um Geschwindigkeitsbeschränkungen zu ändern und dafür blendet man die Routenrelationen aus.
Eine Weiterentwicklung in eine solche Strukturierung der Daten fände ich weit hilfreicher als die immer heftiger geführten Grabenkämpfe darum, was in die Datenbank hineingehört und was nicht. Natürlich gäbe es auch dann weiterhin Diskussionen darüber, was in OSM gehört. Aber das immer wieder vorgebrachte Argument, die Datenbank werde zunehmend nicht mehr zu bearbeiten, wäre dann entschärft.
Die aktuelle Möglichkeit, einzelne Objekte auszublenden (im iD-Editor) kommt bislang schnell an seine Grenzen, da sich zwar einzelne Objekttypen ausblenden lassen (z.B. alle Wasserweg), diese aber teilweise mit anderen Objekten verklebt sind (durch gemeinsame Nodes) und sich der iD-Editor zu Recht weigert, ein Objekt zu bearbeiten, dass mit einem versteckten Objekt verbunden ist.
Ich bin absolut kein Techniker und habe keine Ahnung, wie sich so etwas realisieren ließe. Doch wenn sich OSM nicht in dieser Richtung weiterentwickelt, sehe ich die Gefahr kommen, dass es irgendwann für mühevoll 3D-modellierte Gebäude wie der Kölner Dom heißt: Gehört nicht in OSM, wird gelöscht. Oder dass es zu mühevoll per Indoor-Mapping in die Datenbank eingepflegte mehrstöcike Einkaufszentren oder ein ebensolcher Bahnhöfe heiß: Indoormapping gehört nicht in die OSM-Datenbank. Sowas ist nicht mit vertretbarem Aufwand zu pflegen und viel zu fehleranfällig, sowas gehört nicht mehr in die OSM-Datenbank und wird gelöscht.
Die vielen Wanderwegrelationen: Auch da könnte man zu der Auffassung kommen, dass sowas nicht in OSM gehört, weil es dafür ja diverse Spezialanbieter gebe, die gerne OSM als Datengrundlage nehmen können, aber bitte die Routen in einer eigenen Datenbank speichern.
Ich erinnere an die Diskussion die Tage, ob die Richtungsangaben auf Wanderwegweisern in OSM hineingehören. Oder die Diskussion, ob es zulässig ist, alle Fragmente des Limes in einer Sammelrelation zusammenzufassen.
Dann zum Thema Grenzen: Auch da gibt es inzwischen eine Vielzahl von Grenzen. Neben den klassischen Verwaltungsgrenzen gibt es inzwischen in OSM PLZ-Gebietsgrenzen, Schutzgebietsgrenzen. Daneben aber auch Grenzen von Regionen (wie “Schwarzwald” oder “Teutoburger Wald”. Während man bei Verwaltungsgrenzen Grenzsteine “on-the-Ground” finden kann, gibt es die bei PLZ-Gebieten nicht. Und Regionen wie der “Teutoburger Wald” haben sowieso keine klar definierte Grenzen.
Im Moment lebt OSM noch von einem gewissen kreativen Anarchismus. Jeder kann sich sein Spezialgebiet heraussuchen und vorantreiben. Das Projekt lebt davon, dass man dort auch exotischere Dinge vorantreiben kann. Wenn jemand das Bedürfniss hat, Biber-Dämme einzutragen, dann kann er/sie das tun und die Community berät ihn, welche “tags” dafür in Frage kommen. Man könnte aber auch diese Motivation und Kreativität abwürgen, z.B. sagen: “Biberdämme verändern sich Jahr für Jahr, gehört daher nicht in OSM, sind auch vor Ort nicht als solche ausgeschildert. Gehören daher nicht in OSM.”