Hallöchen.
Ich bin gerade dabei die Lahnseitentäler im NP Nassau zu bearbeiten, dies ist eine ziemlich mühselige Arbeit. Und dabei bin ich auf einen Pfad gestossen den ich noch nicht kannte.
Wie würdet Ihr den folgenden Pfad taggen?
Kontext ist folgender: der Talweg ist größtenteils ein für Fußgänger gedachter Pfad, teilweise gibt es jämmerlich schwache Stege über den Bach, über die man das Rad schieben und die man zu Pferd durchs Wasser umgehen kann, obwohl da keine regulären Furten sind. Dieses Teilstück ist aber ein echter Knackpunkt. Meiner Ansicht kann man auch an zwei der Ecken nicht radfahren, obwohl man das Rad schon irgendwie über den Trail kriegt.
Ich habe hier getagged:
highway=footway (Hervorhebung der Stelle gegenüber dem Rest des Weges, highway=path)
width=0.8
mtb:scale=2 (nicht unbedingt meine Meinung; aber das stand schon so drin und ich bin zu selten im schwierigem Gelände mit MTB unterwegs um mich da als Experten zu bezeichnen)
sac:scale=demanding_mountain_hiking
horse=unsuitable
hazard=Felsen, schmal und ausgesetzt, herausstehende Randsicherungen!
Ich habe hier schon mehrere Diskussionen der Zuordnung von Wegen zu den Kategorien track, path und footway gelesen, die wohl hauptsächlich deshalb wenig fruchtbar waren, weil hier Leute mit ganz unterschiedlichen Kartierungsgebieten miteinander diskutieren, deren für ihr Teilgebiet richtige Ansichten aber nicht auf andere übertragbar sind.
Ich möchte aber kurz begründen warum ich highway=path hier **nicht **für passend halte.
1.) muss man die Stelle so herausheben, dass sie von möglichst vielen Renderern angezeigt wird
2.) es gibt an der Stelle keine “juristische” Sperre. Durch den Umgebungs-Kontext ist eine Verwechslung mit einem städtischen Fußweg ausgeschlossen. Die Zuordnung der Wege zu den Kategorien track, path oder footway erfolgt nicht nach juristischen Kriterien (dazu gibt es die designated oder official Zusatztags) sondern,
3.) nach dem Augenschein (Beurteilung des kartierenden Mappers). Und da habe ich eine recht klare Regel: ein Weg im Wald ist entweder geeignet für Jeep oder Traktor (track), wobei es da noch den Sonderfall highway=service gibt. Oder er ist es nicht, dann ist es grundsätzlich ein highway=path (ich wende highway=path auch dann an, wenn ich mir im Moment unklar darüber bin ob der Weg noch existiert oder vielleicht zugewachsen ist). highway=footway ist ein absoluter Sonderfall für Fälle wo der Weg wirklich nur von Fußwanderern passiert werden kann, was am besten mit dem deutschen Begriff Fußpfad oder Fußsteig übersetzt wird. (cycleway als juristisch-exclusiver Radweg ist ein weiterer Sonderfall, der hier aber bitte nicht diskutiert wird!)
4.) Im Gebiet der Lahn- und Moselseitentälern gibt es nur ein paar solcher ausgesetzter Pfade, die ich meine bald allesamt zu kennen, aber man wird ja alt wie’n Hund und lernt nie aus. Und diese Art von Randsicherungen (auf der verkehrten Seite) für überängstliche Wanderer werden ja im vergreisenden Deutschland vielleicht künftig noch zunehmen, und dann werden noch mehr Wege für Radfahrer oder Reiter unpassierbar. Sie sind also wichtig zu kennen. Überall, wo ich welche kenne, findet sich **dieselbe Zuordnung **als highway=footway mit ähnlichen Zusatz-Tags
5.) In der alten TK25 - vor dem digitalen Modell - gab es die folgenden Zuordnungen:
-Fußweg (in der Regel auch für Reiter und Radfahrer passierbar, aber nicht immer, am besten unserem highway=path vergleichbar)
-Feld- und Waldwege 1., 2. und 3. Ordnung, je nach Ausbauzustand. Entsprechend unserem tracktype
-Fahrwege in der Abstufung befestigt oder (kaum noch vorhanden) unbefestigt.
Diese **sechs **Abstufungen von Wegen sind ohne größere Probleme auf Karten oder Bildschirmen darstellbar und sollten zum Wandern, Radfahren oder Reiten ausreichend sein - in den Gebieten wo ich mappe, sind wohl 99% der Leute an diesbezüglichen OSM Daten interessiert…
Was aber sollen unsere Renderer alles darstellen können?
highway=path,footway,cycleway,track,service (=5)
tracktype=grade1-5 (=5)
surface=asphalt,gravel,fine_gravel,compacted (schwachsinnig),grass,ground,dirt (=7)
sac:scale (5?)
mtb:scale (5?)
Und dann gibt’s ja auch den Traum-Tag smooothness! (=5?)
macht zusammen ca. 32 Abstufungen, und da sie auch noch nahezu beliebig kombiniert werden können sind das ca. 2.700 sinnvolle Abstufungen. Wer darauf warten will dass ein Renderer davon auch nur einen winzigen Bruchteil sinnvoll auswerten kann, glaubt wohl auch noch an den Weihnachtsmann. Auch hat noch niemand, trotz all der Tags, noch keiner eine selbsterzeugte Karte gezeigt, die für die genannten Anwendungen **besser **geeignet ist als die genannte TK25 aus der Zeit von 1980 mit sechs Abstufungen (von den neueren digitalen, mit lediglich 3 Abstufungen von Wegen rede ich hier nicht!) Daher ist es wohl Zeit sich von solch unrealistischen Wunschvorstellungen zu verabschieden und das Taggingschema zu vereinfachen anstatt immer noch auszuweiten.
Wen ich mit dieser (sicherlich etwas pointierten) Darstellung amüsiert haben mag, der darf sich bei mir bedanken. Ich amüsiere mich nicht so sehr, wenn ich lesen muss, was manchmal über das Tagging von Wegen im Ernst geschrieben wird…
Zur Abgrenzungsthematik: Ich hab hier auch mal gefragt wie die gängige Tagging-Praxis für Fußsteige im Hochgebirge ist. Eine richtiggehende Antwort hab ich nicht bekommen, und möchte mich zu dem mir “fremden” Mapping-Gebiet auch nicht äußern. Das hier gesagte soll für Alpengebiete (wo man, anders als im Mittelgebirge, keine für Radfahrer und Reiter tauglichen Pfade als Regelfall erwartet) deshalb nicht übertragbar sein! Und, wie schon angedeutet, auch nicht für den städtischen Raum!
Gruß, T.