Es gibt einige Verbesserungen, von denen ich glaube, dass sie OSM stark voran bringen würden. Zu einem Großteil kann man sie nicht einfach herbei-entscheiden, wodurch sie wohl weniger zu einer Aufgabe der OSMF als zu einer der Community werden. Dazu gehören in meinen Augen auf jeden Fall folgende Punkte:
Vorlagen/Presets verstärkt nutzen!
Die Möglichkeit, neue Tags zu erfinden und einzusetzen, ist zwar ein Kernkonzept von OSM und sollte auch erhalten bleiben. Dennoch ist es nicht sinnvoll, die volle Komplexität von Freitext-Tags auch dann offen zu legen, wenn der Mapper gar nicht das Datenmodell erweitern sondern einfach nur ein bereits etabliertes Attribut nutzen will. Im Grunde verfügen unsere Editoren schon über ein Konzept zur Dateneingabe in grafischen Dialogen (insbesondere Potlatch 2 hat hier einiges verbessert), diese Basis müsste aber noch um zusätzliche Features erweitert und beim Bedienkonzept mehr betont werden.
Vorteile eines fortgeschrittenen Vorlagensystems: Der Einstieg für neue Benutzer wird reibungsloser, das Nachschlagen im Wiki bei bereits etablierten Tags entfällt. Eine Übersetzung wird möglich und erleichtert Nutzern ohne Englischkenntnise die Mitarbeit. Eine Konsistenz- und Tippfehlerprüfung kann direkt beim Eingeben erfolgen, was der Qualität zugute kommt. Die Editoren haben einen standardisierenden Einfluss auf das Datenmodell.
Auf Vektorrendering als Schlüsseltechnologie setzen!
OSM präsentiert sich als internationales Projekt bei dem man eigene Karten erstellen und sie auch für ungewöhnliche Zwecke einsetzen kann. In diesem Zusammenhang wird oft auch die Trennung zwischen Daten und Darstellung betont. Leider erfüllen wir diese Mission noch nicht gut. Die eigene Kartengestaltung ist zwar in der Theorie möglich, aber der Aufwand ist trotz lobenswerter Bemühungen der Community zu hoch. Viele interessante Kartenstile scheitern bald am Wartungsaufwand für Server oder können nur regionale statt weltweite Abdeckung bieten.
Abhilfe könnte hier längerfristig schaffen, auf (clientseitiges) Rendering von Vektordaten zu setzen. Auf Smartphones ist dies teilweise schon verbreitet, erste Ansätze wie Kothic JS machen auch Hoffnung für den Browser. Konzeptionell vielversprechend ist in diesem Zusammenhang MapCSS.
Vorteile des Vektorrenderings: Clientseitige Anpassung der Darstellung, stufenloses Zoomen, Rotieren und Neigen von Karten, an unterschiedliche Geräte angepasste Auflösungen. Entkopplung von Serverbetrieb und kartografischer Gestaltung, erleichterter Einstieg für Designer ohne technischen Hintergrund in die Kartengestaltung auf OSM-Basis. Spezialkarten - einer der Trümpfe von OSM - lassen sich leichter erstellen. Das Anzeigen von lokalisierten Beschriftungen auf Karten wird trivial möglich und erfordert nicht mehr das Aufsetzen eines eigenen Kachelbestandes für jede Sprache.
Die Entwicklercommunity zur Zusammenarbeit ermuntern!
Es ist zwar beeindruckend, wie viel Software es schon für OSM gibt (man scrolle z.B. einfach mal durch die Liste für Android), aber oft erfinden Programmierer das Rad immer wieder neu. Viele von diesen Apps schreiben ihre eigenen Renderer oder setzen, einfach nur weil es einfacher zu programmieren ist, auf Kacheln (und überlasten damit unsere Server …). Es wäre wünschenswert, dass in weit stärkerem Umfang als bisher Open-Source-Bibliotheken entstehen und auch genutzt werden, dass die Entwickler auch mal gemeinsam an einer Software arbeiten statt noch ein neues Projekt aufzumachen und gemeinsame Herausforderungen auch gemeinsam angegangen werden. Vorteile: Offensichtlich. 