Rückeweg, Rückegasse, Rückelinie … alleine schon die Vielfalt der Begriffe lässt erahnen, dass es hier keine klaren und eindeutigen Abgrenzungen gibt. Man muss dabei auch berücksichtigen, dass es Rückewege und Rückegassen schon wesentlich länger gibt als Holzvollernter und Rückeschlepper, und sich die Anlage und Benutzung dieser Wege durch die maschinelle Bewirtschaftung stark verändert hat.
Hier bei uns in Waldhessen kann man 3 Klassen von Wegen relativ gut unterscheiden:
(1) Befestigte Forststraße zur Erschließung des weiteren Wegenetzes, geschottert und verdichtet, geeignet für die Straßen-LKW, die das Holz abfahren. Gerne und oft als Rad- und Wanderweg genutzt.
Wenn diese nicht gepflegt werden, sehen sie alsbald so aus
(2) Mit der Raupe geschobene Rückewege, die im Normalfall mit wenig Gefälle der Hanglinie folgen. Sie sind gar nicht bis wenig geschottert, nur die schlechten Stellen sind besser befestigt. Auf diesen Wegen wird das geerntete Holz zu den Stapelplätzen für die LKW Abholung gefahren. Früher mit Pferdegespann, dann Traktor, heute dem geländegängigen Rückeschlepper. Viele dieser Wege existieren schon über 100 Jahre und werden auch heute noch genutzt. Sie sind oft in das Wanderwegenetz eingebunden.
Wenn sie nicht als Wanderweg oder vom Jäger freigehalten werden, wachsen auch diese Wege zwischen den Erntezyklen komplett zu oder werden durch Fallholz unpassierbar:
(3) Rückegassen, die in Falllinie des Hanges von den Rückewegen abzweigen. Unbefestigt, nur mit entsprechendem Gerät befahrbar. Früher waren dort die Rückpferde unterwegs, dann Traktoren, heute die Rückeschlepper. Wachsen zwischen den Erntezyklen nach und nach zu, man erkennt sie aber trotzdem an der “Lücke” zwischen den größeren Bäumen. Sie können so aussehen
aber auch so:
Viele davon gibt es ebenfalls schon seit Jahrzehnten - man lässt sie einfach zuwachsen und macht sie vor der nächsten Ernte wieder frei.
Heute gibt es noch eine 4. Klasse, nämlich die Fahrspuren, die der Harvester bei seiner Arbeit in den Wald fräst.
Und so sieht der Wald von oben aus, wenn der Harvester dort gewütet hat:
Und dann gibt es noch die Rückeschneisen:
Warum die manchmal in dieser Breite angelegt werden, habe ich noch nicht rausfinden können.
Fazit: Die Faustregel “Wir mappen keine Rückegassen” oder “wenn, dann als Schneise” hält der Praxis nicht stand. Ich mappe jeden Weg, den man als solchen deutlich erkennen kann, als track, ohne lange zu fackeln. Wenn er zugewachsen oder durch Totholz blockiert ist, als “disused” (ganz selten mal einen als abandoned). Und wenn sie gesperrt sind, als access=no.
Nur um die Flächen, wo der Harvester gewütet hat, mache ich einen Bogen.
Und noch ein Blick in die Zukunft
Das alles ist allerdings eh bald Vergangenheit, denn die Zukunft der Waldwirtschaft sieht so aus:
Wer Interesse hat, findet den Bericht dazu hier:
https://www.hessen-forst.de › infomaterial › imdialog-012024
(.pdf runterladen)
Zurück zum NP:
Wenn ein Weg für einen Wanderer deutlich als solcher zu erkennen ist und nicht auf irgend eine Art und Weise so gekennzeichnet wurde, dass jedermann sofort erkennt, es ist keiner der
darf er m.E. so lange begangen werden, bis ein Förster oder Ranger kommt und das Missverständnis aufklärt. Ein Wanderer ist kein Forstexperte und muss daher nicht auf Anhieb erkennen, ob ein Waldweg, unbefestigt aber schön eben, ein Weg oder eine Rückegasse ist. Und das trifft auf einige der Beispiele auf jeden Fall zu.