Rechtliche und moralische Aspekte

Hallo,

Nachdem ich lange Nutznießer von OSM war, habe ich kürzlich angefangen am OSM Datenbestand mitzuarbeiten. Ich habe Tracks aus meinen Urlauben einfliessen lassen und um meinen Wohnort herum Daten erfasst.
Die meiste Zeit habe ich damit verbracht Telefonzellen und Briefkästen in Braunschweig zu aktualisieren. Dafür habe ich mit Overpass die Punkte exportiert und in mein Garmin (GPSmap 62s) geladen. Bei Briefkästen habe ich den Briefkasten-Finder der Post manuell bemüht (schrittweises Verschieben der aktuellen Position) und die fehlenden Briefkästen in mein Garmin aufgenommen. Danach habe ich mit dem Fahrrad jeden einzelnen Punkt (etwa 400) angefahren und ein Foto gemacht.
Ergebnis:
1.) Etwa die Hälfte der Telefonzellen aus OSM existiert nicht mehr. Ein paar fehlende Telefonzellen habe ich zufällig gefunden. Ich habe nun fast alle Telefone aktualisiert und die Aspekte (Operator (trivial), covered, payment:coins, payment:telephone_cards eingetragen.)
2.) Die Briefkästen in OSM waren fast alle korrekt. Einige haben gefehlt, einige wurden wohl velegt. Der Datenbestand aus dem Briefkasten-Finder der Post stimmt fast vollständig mit der Realität überein. Einige Briefkästen waren zerstört und auch nach wenigen Wochen noch nicht instand gesetzt. Ich habe collection_times, ref, operator und brand (trivial) aktualisiert.

Ich denke nun darüber nach langfristig alle Hotels, Ärzte und Apotheken in Braunschweig upzudaten.
Nun meine Fragen:
A) Bei den Telefonen und Briefkästen war ich jeweils vor Ort und habe die Daten dort erfasst. Verstoße ich gegen die Nutzungsbedingungen wenn ich zu einem späteren Zeitpunkt, vom Schreibtisch aus, bei den Briefkästen die Collection_times nur anhand des Briefkasten-Finders aktualisiere?

B) Ist es ein Problem wenn ich z. B. Apotheken erfasse und die Telefonnummer dazu aus den Gelben Seiten entnehme?

C) Stellt es ein Problem dar, wenn ich etwa Ärzte nicht vor Ort verifiziere sondern die Daten direkt von den Gelben Seiten übernehme? Sofern die Hausnummern bereits erfasst sind, kann man das ja schnell zuordnen. Wo fangen “fremde Daten” an?

D) Es kann ja ziemlich alles erfasst werden. Und die Wirklichkeit ist nicht immer schön. Wie haltet ihr das mit dem Erfassen von Billigläden oder Zigarettenautomaten oder Schnapsläden?

E) Wie wird mit Objekten umgegangen, die Anwohnern unangenehm sein könnten oder diskret behandelt werden. Ich denke da an Frauenhäuser (Adressen nicht öffentlich bekannt) und Wohnungsbordelle (also quasi auch “Frauenhäuser”). Der letzte Punkt hat ich ergeben, nachdem auf dem 31C3 die Seite “openlovemap.de” vorgestellt wurde.

Hallo johnny_1982,

herzlich willkommen bei OSM.

Ja, da die Daten der Post nur mit deren Zustimmung in andere Systeme übernommen werden dürfen. Es ist natürlich erlaubt, seine Fahrradtour mit Hilfe des Briefkasten-Finders zu planen und vor Ort nachzuschauen.

Ja. Wenn Du die Telefonnummer auf Werbematerial der Apotheke (Flyer, Zeitungsanzeige, direkte Homepage der Apotheke) entdeckst, kannst Du sie übernehmen. Das Gleiche gilt für Ärzte.

Bei den Zigarettenautomaten wären auch Betreiber (operator), Referenznummer (ref) und Zahlungsmöglichkeiten interessant. In JOSM gibt es hierfür bequeme Vorlagen. Es spricht nichts gegen die Erfassung von Billig- und Schnapsläden.

Auf keinen Fall !!! Der Schutz der hilfesuchenden Frauen kann nur durch die Geheimhaltung der Adresse gewährleistet werden.

Wenn ein großes Schild darauf hinweist oder die Adresse öffentlich beworben wird, spricht rechtlich gesehen nichts dagegen. Ansonsten gilt der Grundsatz: Wir respektieren die Privatsphäre und mappen nicht auf “Klingelschildebene”. Die Tags aber bitte nicht an das Gebäude hängen, sondern nur einen Knoten dafür anlegen.

Bei der öffentlichen Vorstellung der Kandidaten zur Wahl des Oberbürgermeisters wurde ein Kandidat von einem genervten Anwohner gefragt, was er gegen die vielen Bordelle in der Stadt tun werde. Der Kandidat antwortete: Ich weiß nicht, wo die sind. Ich habe noch keine gesehen. Da konnte ich es mir natürlich nicht verkneifen, allen Kandidaten den entsprechenden OpenLoveMap-Link der Stadtübersicht zu schicken …

Den moralischen Aspekt muss jeder Mapper für sich selbst entscheiden.