Österreichs Adressen im Datensumpf

Thomas Konrad arbeitet gerade an einem interessanten JOSM Plugin, welches einen halbautomatischen Import von Adressdaten aus dem BEV Topf in das freie OpenStreetMap Projekt unterstützt. https://github.com/JOSM/austriaaddresshelper

Dazu sollte man beachten wie in Österreich Adressen eigentlich entstehen, und wie sich der weitere Verlauf im Leben einer Adresse gestaltet.
Österreichs Gebäudedaten und Adressen werden in einer zentralen Datenbank, genannt Adress GWR Online kurz AGWRII http://www.statistik.at/web_de/services/adress_gwr_online/index.html gepflegt. Adressgenerator sind Österreichs Gemeinden und Städte. Nur diese haben das Recht an dieser wichtigen Datenbasis zu arbeiten.

Im GWR enthaltenen Adressen sollten daher ein Spiegelbild der in den Bauakten der Gemeinden und Städten abgelegten Informationen sein.
In Wahrheit ist dem nicht unbedingt so, es gibt nämlich keinen automatischen Mechanissmus wie abgerissene Gebäude, also deren Adressen nach einem amtlichen Abbruchbescheid wieder aus der GWR Datenbank gelöscht werden.

In Realität wirkt sich das heute so aus, dass viele “Amtliche Adressen” in der Natur nicht mehr existieren.
Ein halbautomatisches Tool zur Adressübernahme aus den BEV Beständen suggeriert vermutlich Datensicherheit. In Wahrheit entbindet das aktuell nicht vorot Recheren vorzunehmen, ob an der angegebenen Örtlichkeit tatsächlich noch ein Gebäude steht.

Du musst aufpassen, nicht 2 verschieden Dinge zu vermischen.

In der Adress-GWR-Onlie wird eindeutig zwischen dem Adress- und dem Gebäude/Wohnungsregister unterschieden.

Für eine Adresse ist nicht zwingend ein Gebäude erforderlich. Das Adressregister enthält geocodierte Adressen.
Oft wird von den Gemeinden eine Adresse schon vorab einem bestimmten Grundstück zugewiesen, dieses jedoch dann oft jahrelang nicht oder erst viel später verbaut.

Sicherlich werden Adressen oft einem bestimmten Gebäude zugeordnet, dies ist jedoch für die Adressvergabe und -zuweisung nicht immer zwingend erforderlich, ein Grundstück ist bereits ausreichend.

Zu finden auch im Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich vom 19.02.2016, § 1, Abs. 1, Z 6 (“Repräsentative Koordinate im System der Landesvermessung als räumliche Referenz der Adresse”)
https://www.ris.bka.gv.at/Dokumente/BgblAuth/BGBLA_2016_II_51/BGBLA_2016_II_51.html

Wie in § 2 dann weiter zu lesen, können auch für Gebäude im Adressregister festgelegte Angaben eingetragen werden, für eine geocodierte Adresse jedoch nicht erforderlich!

Hallo Erwin,
Du meinst den NTZ Adresscode, also eine jedem Gebäude in Österreich zugeordnete Kennziffer + Nutzlaufnummern. Ähnlich der Reisepassnummer, oder auf der eCard die Personenkennziffer. https://www.google.at/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&cad=rja&uact=8&ved=0ahUKEwjYzMX7s-_QAhUBlxoKHcoUAAwQFgghMAA&url=http%3A%2F%2Fgi000064.host.inode.at%2Ffileadmin%2Fdokumente%2F4_AGWR_II.pdf&usg=AFQjCNFLbY_ppnXAXUGH01cbHW3TStJarw&bvm=bv.141320020,d.d2s

Es stimmt natürlich dass ein Heustadel eine NTZ Nutzeinheit haben kann, nicht zwingend jedoch eine Hausnummer.
In OpenStreetMap beschäftigen wir uns im Moment nur mit Hausnummer, Straße, Ort.

Ich möchte auf die Unzulänglichkeit hinweisen dass ein abgerissenes Gebäude in der GWR Datenbank weiterexistiert. Wir in OSM hingegen für ein nicht mehr existentes Gebäude kein vernünftiges Schema kennen.

Meine Vorgangsweise: Zusastz ababdoned= yes https://www.openstreetmap.org/node/3941521120

Der Lebenszyklus-Präfix kennzeichnet den Status von nicht mehr oder noch nicht existenten Objekten, z.B. removed:buildung=yes

http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Lifecycle_prefix

Gruß
geow

Hallo,
Ich hatte Deinen ersten Eintrag anders gelesen.

Der Abriss eines Gebäudes hat nichts mit der Löschung einer Adresse zu tun.
Das Gebäude wäre aus dem Gebäude- bzw. Wohnungsregister zu löschen, ist aber nicht unsere Aufgabe.
Die Adresse bleibt jedoch weiterhin bestehen, da sie nicht zwingend ein Gebäude erfordert!

Ich würde nach einem Abriss die Adresse vom Gebäude trennen und einem seperaten Point zuweisen und das Gebäude wie hier beschrieben mit removed:building=yes taggen.

Adresse und Gebäude sind für mich im Grunde 2 völlig unabhängige Informationen, welche jedoch oft zusammen erfasst werden.

Edit:
So findest Du zum Beispiel im TirisMaps Land Tirol in Kufstein die Adresse Hörfarterstraße 18.
Die Adresse ist bereits in Tiris verzeichnet, auf dem Grundstück steht bisher nur die Bautafel, bisher noch kein Baubeginn (Ich wohne gleich um die Ecke :sunglasses:)
Das Erfassen der Adresse in OSM fände ich richtig, wenn wir denn Tiris zur Informationsfindung nutzen dürften :frowning:

Womit wir bei der Frage angelangt sind, ob wir in OSM virtuelle Adressen mappen sollen. Conwise/OSM Verschränkung

Einerseitst stellt sich hier die Frage der Datenherkunft, andererseits die Frage an Plausibilität.
**
So wie sich das aktuell darstellt:**

Objekt in Planung Adressse bereits vergeben
proposed:building=yes
addr:housenumber=17

Gebäude mit Adresse ist real:
building=yes
addr:housenumber=17

Objekt abgerissen, Adresse existiert im Adressregister weiter?
removed:buildung=yes
addr:housenumber=17

Über die Datenherkunft entstehen so aber mehr Fragen als Antworten, vielleicht kann uns hier das von Thomas Konrad geplante JOSM Plugin eine Lösung in die Hand geben.

Bei abgerissenen Gebäuden würde ich es so machen:
removed:building=*
disused:addr:housenumber=17

bei geplanten Adressen die eine Hausnummer haben aber noch kein geplantes Haus:
proposed:addr:housenumber=17
ohne building=*

Haus geplant mit geplanter Adresse
proposed:building=yes
proposed:addr:housenumber=17

Gebäude mit Adresse(standart Schema):
building=yes
addr:housenumber=17

Gebäude in Bau mit geplanter Adresse:
construction:building=yes
proposed:addr:housenumber=17

Abgerissenes Gebäude was gerade neu gebaut wird mit alter Adresse:
construction:building=yes
disused:addr:housenumber=17 oder proposed:addr:housenumber=17

Ich bin der Meinung, eine Adresse existiert ab dem Zeitpunkt, ab dem sie von einer Gemeinde vergeben wird.
In diesem Zusammenhang ist es unwichtig, ob ein Gebäude vorhanden ist oder nicht und eine Unterscheidung in disused oder proposed nicht nötig und macht die Sache nur unnötig kompliziert. :confused:

Viele auf OSM basierende Kartenanwendungen verwenden heute lediglich die Straßen sowie Gebäudeumrisse. Für Adressen hingegen wird im Hintergrund auf Google Daten zurückgegriffen (Beispiel herold.at). Die aktuelle Form der Adresserfassung ist in OSM um wirklich ernst genommen zu werden aktuell zu wenig systematisch, eine Kontrolle im Moment daher auch nicht automatiserbar.

Eine Diskussion über den Status von Adressen, ist meiner Meinung nach für die Zukunft von OpenStreetMap substantiell.