Bin ich der einzige, der mit dem Begriff “Meinungsführer” etwas Bauchschmerzen hat? Vielleicht könnte man den Betreff auf “Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in der Community” ändern oder sowas.
Hier ist ein 4 Jahre alter Artikel
http://tech.eu/features/2065/openstreetmap/
in dem steht folgendes Zitat:
Vermutlich hat das auch in bisschen damit zu tun, aus welcher Generation man ist. Ich bin jetzt bald 50, und für mich ist es viel leichter, mit Leuten zusammenzuarbeiten, die ich schonmal gesehen habe. Die Pläne, im FOSSGIS und der OSMF Abstimmungen auch “remote” machen zu können, haben meine volle Unterstützung, zugleich sehe ich aber auch, wie Leute, die sich auf Mailinglisten benehmen wie der Elefant im Porzellanladen, die mit scharfem Verstand und scharfen Worten alles kleinhäckseln, was ihnen vors Messer läuft, persönlich total umgänglich sind.
In meiner täglichen Arbeit für die DWG erlebe ich das auch zu oft, dass ich es mit zwei Hitzköpfen zu tun habe, die eigentlich größtenteils das gleiche wollen und sich nur in kleinen Stilfragen unterscheiden, die sich aber ums Verrecken nicht einigen können. Man sagt dann immer: Trefft Euch doch mal, trinkt ein Bier (oder alkoholfreies Getränk der Wahl) und lästert gemeinsam über Google! Das sind oft Leute, wo ich denke: Wenn die sich zufällig auf einer Party träfen, kämen sie vermutlich super miteinander aus… solange bis einer seinen OSM-Usernamen sagt
Insofern ist das mit dem “alles remote” auch mit Vorsicht zu geniessen. Es entfremdet die Leute einander, sorgt für mehr Reibungsverluste bei der Zusammenarbeit und härtere Bandagen bei Auseinandersetzungen. Man sollte persönliche Anwesenheit nicht fordern, aber vielleicht fördern? Vielleicht könnte man öfter mal FOSSGIS-Geld in die Hand nehmen und sagen: Jetzt finanzieren wir mal ein Treffen für alle, die das Thema X gründlich herausarbeiten und der Community zur Entscheidung vorlegen wollen. Oder ein Treffen für die Entwickler der Software X, oder die Mitglieder des Projekts Y.
Ich verstehe schon, dass persönliche Treffen auch immer Zeit kosten, also selbst wenn jemand einem die Fahrtkosten und das Hotel zahlt, ist es immer noch nicht für jeden was. Andererseits finde ich auch, dass es nicht schlimm ist, wenn Leute sich das Mitbestimmen ein bisschen verdienen müssen, indem sie eben wenigstens die Zeit investieren, sich in Meinungsbildungsprozesse einzubringen. Und dazu gehört weit mehr als ein hoher IQ und die Überzeugung, Recht zu haben.
Bye
Frederik