Ich habe mich auch ein bisschen daran gestört, dass unter den Award-Nominierungen ein deutlich höherer HOT-Anteil war als ich es für gerechtfertigt halten würde. Vorallem waren diese Nominierungen dann auch alle wortreich (fast “professionell”) beworben, während sosntige Community-Nominierungen oft aus einem lapidar hingeklatschten Halbsatz bestanden (“XY für AB”).
(Eventuell sollten wir aufhören, den humanitären Aspekt von OSM immer unter dem Label “HOT” zusammenzufassen, denn es gibt ja durchaus auch von HOT unabhängige humanitäre Aktivitäten mit und in OSM, die deswegen nicht schlechter sind.)
Diese Wahrnehmungs-Verzerrung hat, denke ich, mit einer grundsätzlich anderen Arbeitsweise zu tun. Die nicht-humanitäre “map your own backyard”-Community hat es nicht nötig, ständig auf sich aufmerksam zu machen, auf irgendwelche Trommeln zu schlagen, von irgendwelchen Regierungen Geld für ihre Projekte bewilligt zu bekommen - wir machen einfach mehr oder minder bescheiden unser Ding, und wenn sich dafür niemand interessiert, ist es auch recht. Im humanitären Umfeld (und besonders im kommerzialisierten humanitären Umfeld mit festangestelltem Personal) kommt man damit aber nicht weiter; jemand, der sich bei OSM humanitär engagiert, muss einen viel grösseren Teil seiner Zeit auf die Aussenwirkung verwenden. Mittel einwerben, und den Geldgebern dann schöne Erfolgs-Stories präsentieren, das gehört zum humanitären Geschäft einfach dazu. Deswegen darf man sich nicht wundern, wenn überall dort, wo es um Aussenwirkung geht, der “humanitäre Sektor” von OSM überproportional hervortritt - mit Bescheidenheit gewinnt man in dem Geschäft keinen Blumentopf.
Nun kann man den Leuten schwerlich verbieten, PR für ihre Aktivitäten zu machen; ich fürchte, wir “normalen” OSMer müssen einfach auch ein kleines bisschen mehr auf den Putz hauen und das klassische OSM aktiv bewerben. Wir haben da vielleicht auch ein wenig den Dampf verloren, gerade hier in Deutschland - fragt Euch mal selbst, wann habt ihr die letzte Mapping-Party gemacht oder das letzte Mal einer Lokalzeitung erklärt, worin der Erfolg von OSM begründet liegt? Dabei gäbe es durchaus selbst hier bei uns in Deutschland noch genug zu tun.
Und um zu den Awards zurückzukommen - die sollten wir halt nicht als überflüssiges PR-Gehampel abtun, sondern ernst nehmen und und überlegen, was uns im Projekt wichtig ist und wer unserer Ansicht nach Awards verdient hat, und uns entsprechend in den Prozess einbringen.
(Ich finde auch, dass der aktuelle Awards-Prozess zu sehr an “Positivität” leidet - da könnte der größte Datenimportierer wortreich für den “Greatness in Mapping”-Award vorgeschlagen werden und es gibt nicht wirklich eine Handhabe, das zu stoppen oder zumindest eine gegenteilige Meinung einzukippen. Da muss der Prozess noch verbessert werden. Die meisten Wähler lesen am Ende ja nur das, was in der Nominierung steht, und das zeichnet nicht unbedingt ein Bild, das den Wähler ausreichend informiert. Natürlich sind alle happy über neue Luftbilder, aber das ist für Digital Globe ja eine knallharte Business-Transaktion, für die sie bei den grossen OSM-interessierten Firmen Geld eingesammelt haben. Wussten das die Wähler?)
Bye
Frederik