Hallo,
mir ist gerade eben beim Blick in Pascals Änderungssatzdiskussionsseite ein neuer Benutzer aufgefallen, der sich wie ein SEO-Spammer verhält.
Der Benutzer hat in seinem ersten und einzigen Änderungssatz einen POI als Node eingetragen. Das ist an sich nichts Besonderes. Auffällig und auch Grund dafür, dass highflyer74 einen Änderungssatzkommentar geschrieben hat, ist, dass der “POI” nur ein name=- und website=-Tag hat. Dies ist ein Zeichen, dass es sich um Spam handelt. Es gibt gewisse Firmen, deren Geschäftsmodell darin besteht, ihre Kunden in möglichst viele Onlineportale einzutragen. Man spricht auch von “Online Visibility Services” (deutsch: Eintragungsservice). SEO (Suchmaschinenoptimierung) trifft es nämlich nicht nur bedingt. Google Maps, die Navi-Anbieter, soziale Netzwerke, Foursquare usw. werden von den meisten Wettbewerbern angeboten. Ein paar haben sich die Fähigkeit angeeignet, ihre POIs auch bei OSM abzuladen.
Ich verwende den Begriff “abladen” bzw. “abkippen” absichtlich. Diese POIs fallen durch gewisse Eigenheiten auf:
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Sie haben ein unvollständiges Tagging. name=, website= und Kontaktdaten sind meist erfasst. Ein Tag, das den POI-Typ angibt, wie z.B. shop=* oder amenity=* fehlt jedoch. [1]
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Ihre Koordinaten sind mit Nominatim ermittelt worden. Wenn die Adresse am Gebäude (Way) erfasst war, liegen sie in der Mitte (ST_Centroid in PostGIS). Wenn die Adresse als Node erfasst war, wird ein neuer Node an exakt derselben Stelle angelegt. Wenn es die Hausnummer noch nicht in OSM gibt, landet der POI auf der Straße.
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Ihre Koordinaten sind mit einem proprietären Geocoder ermittelt worden. Solche Objekte müssen aus Lizenzgründen gelöscht werden.
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Die Benutzer haben nur einen Änderungssatz. Dieser Gebrauch von Sockenpuppen ist, wenn es Sockenpuppen sind, nicht akzeptabel.
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Manche Anbieter erfinden Tags für Dinge, für die schon etablierte Tags existieren.
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Der Editor ist (angeblich?) iD.
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Es wird ein description=*-Tag erfasst, das nicht vollständig auf Fakten basiert. “Die Bäckerei Meier ist ein 1898 gegründeter Meisterbetrieb und ist in Hintertupfingen für seine hervorragenden Backwaren bekannt.”
Im oben genannten Beispiel treffen die Punkte 1, 2 (Hausnummernnode) und 4 zu.
Wir sollten zwar über Datenspenden froh sein. Wenn Datenspenden aber ausschließlich den Geschäftsinteressen Dritter dienen und bei uns für Rauschen sorgen [2], brauchen wir sie nicht. Wer sich nicht die Mühe machen möchte, seine Daten an unsere Gepflogenheiten anzupassen, muss in meinen Augen auf OSM verzichten.
Als Community sollten wir einerseits wehrhaft gegenüber solchen Spammern sein, aber trotzdem keine Neulinge verschrecken. Wenn wir also “schießen”, sollten wir uns sicher sein, nicht die Falschen zu treffen. Zudem sollten wir nach Wegen suchen, wie wir Spammer zuverlässiger erkennen können.
Es gibt zwei Herangehensweisen:
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Neben den Daten über einen Benutzer, die veröffentlicht werden, speichert OSM noch die IP-Adresse, von der aus ein Benutzerkonto angelegt wurde sowie natürlich dessen E-Mailadresse. Vor einiger Zeit hatte ich im OSM-Wiki in meinem Benutzernamensraum eine Seite namens Is this SEO angelegt, auf der ich Verdachtsfälle sammle. Ihr seid dazu eingeladen, dort weitere Namen zu ergänzen. Wenn eine Liste zusammengekommen ist, könnte man die Data Working Group bitten, dass sie die Operations Working Group bittet, die Benutzernamen nach Mustern zu scannen (IP-Adressbereiche, Domain der E-Mailadressen).
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Wenn ein solcher “Neuling” der Bitte um Verbesserung seines POIs nicht innerhalb einiger Tage nachkommt, ruft man beim POI selbst an und versucht herauszufinden, wer beauftragt wurde, den POI in Onlinekartendienste einzutragen. Auf diese Weise kommt man direkt an den Namen des Spammers.
Viele Grüße
Michael
[1] Der OpenStreetMap Inspector hat im Tagging-View Layer, die derartige Objekte anzeigen – name/description without important tags.
[2] Schaden richten solche Objekte nur an, wenn die Adresse an ihnen erfasst ist und dadurch falsche Adressen sich in OSM verfestigen.
PS eine Auswahl an Altfällen: WinLocal/NavAds, die Sockenpuppenfarm von 2015, größere Reinigungsaktion von Frederik Ramm vor einigen Wochen, Spammer, die in den USA Straßen missbrauchen