Lokalisierung von Straßennamen in Ländern mit kyrillischem Alphabet

Gibt es allgemeine Regeln, wie und ob Straßennamen in Ländern mit kyrillischem Alphabet auf deutsch lokalisiert werden sollen?

Bisher, wenn denn überhaupt ein deutscher Nametag gesetzt wurde, waren das immer wilde Mischungen. Mal wurde ein Straßenname zum Teil auf Deutsch übersetzt: “Mira-Straße”, mal komplett (“Friedensstraße”). Ich finde da brauchen wir einheitliche Standards. Meiner Meinung nach macht das komplette Übersetzen von fremdsprachigen, kyrillischen Namen überhaupt keinen Sinn. Es ist zwar schön für einen deutschen Benutzer, zu wissen, dass “улица Мира” wörtlich übersetzt “Friedensstraße” heißt. Dann könnte man aber auch jeden Straßennamen außerhalb des deutschsprachigen Raums übersetzen, und das bringt nichts. Außerdem stehen diese deutschen Übersetzungen nirgendwo im Ausland und die Leute vor Ort verstehen sie nicht. Im schlimmsten Fall wird eine Karte, die durchgängig name:de verwendet, im fremdsprachigen Ausland nutzlos, wenn man z.B. nach dem Weg fragt oder nach Schildern sucht. Straßennamen wörtlich ins Deutsche zu übersetzen, im nicht deutschsprachigen Ausland, in dem auch nie Deutsch gesprochen wurde, ist also sogar kontraproduktiv.

Daher schlage ich vor, dass wir eine einheitliche Regelung für die Lokalisierung kyrillischer Namen verwenden. Wie schon dargelegt, machen direkte oder teilweise Übersetzungen keinen Sinn, worüber wir uns in einerem anderen Forenthema auch einig waren.

Ich schlage daher vor, in Zukunft eine der folgenden Varianten einheitlich zur Lokalisierung zu verwenden:

Einmal wäre da die Duden-Transkription, die auch von Wikipedia und eben dem Duden verwendet wird (siehe auch Wikipedia-Namenskonventionen)). Bei einer Transkription werden die kyrillischen Buchstaben ins lateinische Alphabet umgeschrieben, und sonst nichts übersetzt oder verändert. Bestimmte kyrillische Buchstaben, die im Deutschen nicht als einzelne Buchstaben existieren, werden in der Transkription zu mehreren Buchstaben. Z.B. wird das kyrillische Ч zu “Tsch” in der Transkription.

Beispiel:

улица Парижской коммуны wird transkribiert zu uliza Parischskoi kommuny
улица Гагарина wird transkribiert zu uliza Gagarina
улица Просвещения wird transkribiert zu uliza Prosweschtschenija

Der große Vorteil einer deutschen Transkription ist es, dass sie vor Ort auch von völlig sprachunkundigen Personen z.B. vorgelesen werden kann.

Dann wäre da die wissenschaftliche Transliteration, wofür es einen internationalen Standard gibt. Bei der wissenschaftlichen Transliteration wird jeder Buchstabe im kyrillischen auch automatisch ein einzelner Buchstabe im lateinischen. Da gewisse kyrillische Buchstaben

Beispiel
улица Октябрьской Революции wird transliteriert zu ulica Parižskoj kommuny
улица Гагарина wird transliteriert zu ulica Gagarina
улица Просвещения wird transliteriert zu ulica Prosveŝeniâ

Eine Transliteration kann von einem nicht kundigen Benutzer aber unter Umständen nicht vorgelesen werden. Es werden Sonderzeichen verwendet, deren Aussprache nicht jedem klar sein dürfte. Dafür könnte eine Transliteration auch von Bots erstellt werden.

Was meint ihr? Oder soll man am Ende vielleicht gar nichts lokalisieren?

Ich finde, eine Transliteration brauchen wir nicht in der Datenbank. Das kann der Nutzer der Daten genausogut für sich machen, wenn er das möchte, auch gut automatisiert. Jedenfalls bei einer улица Просвещения / ulica Prosveŝeniâ kommt auch das anscheinend richtige raus (was dort werkelt ist die Transliteration des ICU-Projekts).

Neben der Duden-Transliteration (nur in den DACH-Staaten verbreitet) und der wissenschaftlichen Transliteration (nur in Wissenschaftskreisen wirklich beherrscht) gibt es die “angelsächsische” Transliteration, die sich in der GUS - und soweit ich weiß auch in Bulgarien - zunehmend als Standard etabliert. Da würden wir von der “Ulitsa prosvesheniya” sprechen.

Vorteile:
a) Man braucht keine Sonderzeichen
b) Aus der Transliteration kann der halbwegs Kundige auch zuverlässig auf die kyrillische Schreibweise zurückschließen, was bei Duden zB nicht funktioniert
c) Die Aussprache wird im Vergleich zu Duden auch recht zuverlässig wiedergegeben.

Einziger Nachteil: Es gibt ganz leicht abweichende Versionen der angelsächsischen Transliteration, zB Ekaterinburg/Yekaterinburg oder krasny/krasnyy.

Brauchbarer Anhaltspunkt ist die BSI-Norm www.uni-oldenburg.de/fileadmin/user…/Transliterationstabelle.pdf /dritte Spalte von rechts. Wobei die Russen selbst die Doppelpunkte über dem Jo-E und den Akzent auf dem verdrehten E konsequent weglassen.

Auf help.osm.org gab es kürzlich eine ähnliche Frage – vielleicht findet man da den einen oder anderen Denkanstoß.

Edit: Sprachverhübschung

Vernachlässigbar, auch wenn eigentlich Е=JE (bzw. YE) richtiger ist. Die allgemein akzeptierte Übersetzung y für ы halte ich für Murx, aber das führt zu weit :slight_smile:

Der Link ist gekürzt und somit falsch. Dadurch kann man auch nicht recherchieren, was Du mit:

meinen könntest.

Vielleicht meint er э.