Ausgangspunkt dieses threads ist die Diskussion über die Nachteile des Detailmappings
http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?id=12241
und hier insbesondere die Äußerungen des Users Weide unter #49
http://forum.openstreetmap.org/viewtopic.php?pid=162988#p162988
sowie meine eigenen Äußerungen zu Multipolygonen in verschiedenen threads und die in vielen Forumsbeiträgen erkennbare Unsicherheit im Umgang mit MP’s. Ziel dieses threads ist es, durch Vereinfachung und Eindeutigkeit bei Flächenerfassungen weitestgehend auf MP’s verzichten zu können.
Für die Überlegungen gelten folgende Prämissen:
- Multipolygone sind in einem offenen Projekt, dessen Datenbestand sich dynamisch durch Aktivitäten engagierter Laien mit verschiedenem Wissenstand ändert nicht trivial, fehleranfällig und pflegeaufwändig.
- Die zunehmende Detaillierung bei der Erfassung von Flächeneigenschaften, begünstigt durch zur Verfügung stehende hochauflösende Luftbilder, erfordert eine Erfassungsmethode, die einerseits vom Mapper noch sicher beherrschbar ist und andererseits von Auswertungsroutinen (z.B. Rederern) unzweifelhaft analysiert und dargestellt werden kann.
- Es ist wünschenswert, dass die simple features als offener Standard für GIS-Datenbanken in OSM beachtet werden. Deren Umsetzung ist aber bei den Regeln für Polygone und Multipolygone für Laien eher schwer machbar.
- Abhängigkeiten zwischen Datenbankobjekten, wie sie Multipolygone bedingen, sind möglichst zu vermeiden, da Fehleranalysen und –berichtigungen sehr zeit- und arbeitsaufwändig sind und vor allem bei Mehrfachabhängigkeiten (MP im MP, Teil-ways in anderen Relationen…) neue Fehler verursachen können.
Mein Ansatzpunkt zur Vermeidung von MP’s war, Regeln zu finden, die es Renderern ermöglichen, kleine Flächen in größeren Flächen zu erkennen, um diese dann sichtbar über die großen Flächen zu rendern. Weide setzt bei der Definition von landuse als überwiegende Nutzung von Flächen an. Ich versuche hier nun, beide Ideen zusammenzubringen.
Der Schlüssel landuse als überwiegende Nutzung ist (ähnlich wie boundary) eine eher abstrakte Flächeneigenschaft und sagt primär noch nichts über die tatsächliche Nutzung auf der Erdoberfläche aus. Dies gilt primär für die in der Wiki hinterlegten Werte brownfield, commercial, farm bzw. farmland, forest, greenfield, industrial. Military, recreation_ground, residential und ggf. auch retail. Alle anderen landuse-Werte stehen eher für eine exclusive Nutzung (basin, cemetry, reservoir…) oder sind sogar eher dem Schlüssel surface zuzuordnen (grass). Einige Werte missachten den Grundsatz der Eindeutigkeit für GIS-Datenbanken, wonach es für ein Realweltobjekt nur eine Möglichkeit der Modellierung geben darf (farm und farmland, grass und meadow). Die genannten „Unschärfen" gelten auch für viele der proposed features unter landuse.
http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Proposed_features#Proposed_features_-_Landuse
Der Lösungsweg:
Die Werte unter landuse sind dahingehend zu bereinigen, dass in der wiki nur noch überwiegende Nutzungen genannt werden. Werte, die für eine exklusive Nutzung stehen, werden einem neuen Flächen-Schlüssel purpose, usage, utilization o.ä. zugewiesen. (Aus meiner Sicht bietet sich usage von der Verständlichkeit her am ehesten an, findet aber bei railway als Unterschlüssel für lineare Objekte Verwendung. Abhilfe würde wegen der Eindeutigkeit dort eine Umbenennung in railway_usage schaffen, da dieser vsl. seltener ist bzw. sein wird.)
Der neue Flächen-Schlüssel purpose, usage, utilization o.ä. für exklusive Nutzungen kann analog zu highway, waterway, building u.a. so ausgewertet werden, dass er über landuse in entsprechenden Zoom-Stufen abgebildet wird. Ein Ausschneiden dieser Flächen und die damit verbundene Schaffung von MP’s wird bei der Überlagerung dieser Flächenarten vermieden (auch wenn es nicht dem Standard der simple features entspricht).
Flächenausschnitte, bei denen sich Flächen des neuen Schlüssels für Exkusiv-Nutzungen überlagern, sind denkbar, beschränken sich aber vsl. auf kleine und einfach durch MP’s erfassbare Objekte, die bei Fehlern leichter zu berichtigen sind bzw. die Darstellung durch Renderer nur in kleinen Gebieten verfälschen.
Die vorgeschlagene Lösung ermöglicht es außerdem, dass die Daten für andere Systeme (mit entsprechendem Aufwand) streng nach simple features maschinell übersetzbar wären.
Inwieweit dieser Vorschlag auch für natural=* und dortige Überlagerungen sowie andere Flächentypen übertragbar ist, wäre gesondert zu diskutieren.
Ich bitte um sachliche Meinungen und Vorschläge.