"Küstengewässer einschl. Anteil am Festlandsockel" – Was soll das?

Hallo,

mir ist gerade während einer Tätigkeit, bei der es um Gemeindegrenzen geht, die Gemeinde “Küstengewässer einschl. Anteil am Festlandsockel” aufgefallen. Dass gemeindefreie Gebiete an Land mit boundary=administrative und admin_level=8 getaggt werden, kann ich verstehen, zumal viele von ihnen sogar bewohnt sind. Für das Wasser ist in meinen Augen ein separates Polygon nicht angebracht, auch wenn das Gebiet angeblich eine Nummer vom Statistischen Bundesamt erhalten hat.

admin_level=* impliziert meiner Meinung nach, dass irgendeine Art von Verwaltung besteht. Sei es eine Selbstverwaltung, wie sie bei Gemeinden vorherrscht, oder eine Art von Fremdverwaltung, wie es sie bei gemeindefreien Gebieten gibt.

https://www.openstreetmap.org/relation/3678366

Daher meine Frage in die Runde: Soll ich es löschen?

Viele Grüße

Michael

Von mir aus gerne.

Gruss
walter

Ich würde einmal http://forum.openstreetmap.org/profile.php?id=4960 anfragen, er hat sehr viel mit Ostseeküste und Rostock zu tun.

EDIT: oder offiziell Rostock: https://forum.openstreetmap.org/profile.php?id=72451

+1

Wäre es nicht angebracht (und fair), mal den Ersteller zu befragen, schließlich wird er sich was dabei gedacht haben, so viel Arbeit in ein Polygon zu stecken!?
Wenn ich in seiner Haut stechen würde, hätte ich ab sofort keine Lust mehr auf OSM, wenn das einfach so verschwindet.

… meint Uwe

+1
Dem ist nichts hinzuzufügen außer ein erstauntes Kopfschütteln, wie schnell hier mal wieder Löschen ins Spiel gebracht wird.

Gruß,
Zecke

Das Gebiet (Polygon) würde ich ohne Rückfrage nicht löschen, da steckt Arbeit drin.
Ein AL8 halte ich aber für unpassend, da würde ich je nach Hintergrund ein anderes Tag suchen.

Ich ahnte es: diese Gebiete sind - natürlich ohne Geometrie - in den DESTATIS-Daten mit Gemeinde- und Regionalschlüssel aufgeführt: https://www.openstreetmap.org/relation/3678366

Nun fehlen mir auch die Argumente, diese einfach zu löschen, obwohl die mich in meinen Auswertungen heftig stören. :frowning:

Gruss
walter

Hallo wambacher,

Wie ich schon schrieb, repräsentiert das Polygon keine Gemeinde. Also hat es kein boundary=administrative verdient.

Auch wenn der exakte Grenzverlauf einer Gemeinde nicht vor Ort überprüfbar ist, so ist ihre Existenz überprüfbar, indem man z.B. schwarze Bretter, Hinweisschilder o.ä. sich anschaut oder mit den Einheimischen spricht. Die “Küstengewässer einschl. Anteil am Festlandsockel” sind jedoch keine Gemeinde. Es handelt sich um eine Flächendefinition zu statistischen Zwecken. Wenn wir diese fiktive Fläche unbedingt benötigen, können wir sie ja in boundary=statistical o.ä. umtaggen.

In ihrer aktuellen Form mag die Fläche zwar noch vernünftig aussehen, aber stellt euch mal vor, sie wäre an jedem durch 1° teilbaren Meridian aufgeteilt und hieße “Deutsche Küstengewässer östlich 8° und westlich 9°” usw. Würden wir dann den Spaß noch mitmachen?

Während des Schreibens dieser Antwort stellte sich mir noch folgende Frage: Gibt es die Geometrie nicht einfach direkt beim Statischen Bundesamt oder dem BKG?

Viele Grüße

Michael

Das “Vor-Ort-überprüfbar”-Kriterium würde ich nicht überdehnen: Verwaltungsgrenzen sind (hoffentlich unbestritten) geografische Information. Das kann man in jedem Atlas sehen.

Für mich sind “boundary=administrative” vor allem die Grenzen zwischen Gebieten, die zu unterschiedliche Verwaltungen gehören und nicht Grenzen, die Verwaltungen zu irgendwelchen statistischen oder sonstigen Zwecken intern anlegen.
Wenn sich da ein “boundary=statistical” ö.ä. durchsetzen würde, könnte man das auf etliche “admin”_level oberhalb 10 oder 11 anwenden, die ja meist nur sehr schwammig definiert sind.

Hat eigentlich schon ein OSM-Taucher die Grenzsteine der deutschen Seegrenze überprüft? :sunglasses: :stuck_out_tongue:

Eigentlich umfasst die Relation doch nur Grenzstücke, die eh Teil von OSM sind und auch bleiben werden, oder?

In der Tat gibt es das Mulipolygon hauptsächlich, um eine Parallelität mit den DESTATIS-Daten zu haben. Es handelt sich aber offiziell schon um eine Art gemeindefreies Gebiet (ohne Kreiszuordnung). Das Land MV geht mit diesem “Seegebiet” ja einen Sonderweg in Deutschland. Zwischenzeitlich hatte auch Niedersachsen mal “seine” Nordsee als gemeindefreies Gebiet im Gemeindeverzeichnis. Das war dann aber im nächsten Quartal schonwieder verschwunden.

Ich hänge persönlich (als Ersteller) nicht sonderlich an der Relation in MV und würde einer Löschung zustimmen, obwohl es natürlich viel (nervige) Arbeit war. Alternativ könnte man es als Relation ohne Mitglieder und entsprechendem Kommentar erhalten, damit es logisch erhalten bleibt - auch falls einer erneut auf die Idee kommt. Blöd nur, dass Relationen ohne Mitglieder keine Verortung haben.

Hallo Gehrke,

Ich spreche mich ja nicht gegen gemeindefreie Gebiete im Allgemeinen aus, sondern nur gegen solche ohne Landmasse.

Relationen ohne Mitglieder sind ein historisches Überbleibsel. Da OSM ein Geodatenprojekt ist, sollte alles eine “Verortung” haben, sei es direkt oder indirekt (z.B. Masterrouten).

Die fehlende ID wird künftig zwar bei Abgleichen jedesmal auftauchen, aber die Erfahrung sagt nunmal, dass jeder Datensatz (auch OSM) aus irgendeinem Grund seine Eigenheiten hat [1] und 100%ige Übereinstimmung eben selten zu erreichen ist.

Wenn ich nichts weiter in der Sache höre/lese, werde ich in den nächsten Tagen die Entf-Taste drücken, sofern mir nicht jemand anderes zuvorkommt.

Viele Grüße

Michael

[1] z.B. “stillgelegte” Bahnübergänge im DB-Datensatz der Bahnübergänge, bei denen die Schranken hinter einem Zaun/einer Absperrung noch stehen, weil sich Gemeinde und Bahn seit Jahren noch nicht einig geworden sind.