Konzept für straßenbegleitende Wege

Moin,

in OSM werden immer Wege im Detail erfasst. Straßenbegleitende Rad- und
Fußwege werden zu eigenen ways, zweigleisige Bahnstrecken zu zwei
Einzellinien. Dies hat natürlich viele Vorteile, verursacht aber auch
suboptimale Karten in kleinem bis mittlerem Zoomlevel oder unnötige
Routinganweisungen.

Ich habe mir Gedanken gemacht, wie man einige Nachteile vermeiden kann.
Vermutlich wurden ähnliche Konzepte schon diskutiert, aber ich habe sie
mangels geeigneter Stichworte nicht gefunden. Im Workshop Linienbündel
[1] werden andere Ideen verglichen.

Im folgenden steht das Wort Radweg für alle Radwege, Fußwege,
kombinierten Fahrrad-/Fußwege und Reitwege. Die Tagnamen sind nur
Platzhalter für bessere Namen.

Straßen, für die ein straßenbegleitender Radweg als eigener way existiert,
erhalten ein Zusatztag:
attendant_cycleway_exists=yes

Straßenbegleitende Radwege erhalten ein Zusatztag
attendant_cycleway=yes

Getrennten Richtungsfahrbahnen einer Straße erhalten ein Zusatztag, das
ihre Lage beschreibt. Bei einer grob in Ost-West-Richtung verlaufenden Straße
wäre dies
dual_carriageway=north (Nordfahrbahn in Fahrtrichtung West) und
dual_carriageway=south ,
bei Nord-Süd-Strecken analog dual_carriageway=east|west. Bei
Nordwest-Südost-Stecken hat der Mapper freie Wahl.

Für zweigleisige Bahnstrecken werden dieselben Tags benutzt.

Das Konzept kommt ohne zusätzliche Relationen aus und ist kompatibel zu
den bislang vorhandenen Daten und Anwendungen.

Vorteile:

  • Renderer können in kleinem Zoomlevel (z<=12) bei Straßen mit
    Mittelstreifen nur eine Doppellinie statt zwei überlappender Fahrbahnen
    zeichnen. Zweigleisige Bahnstrecken können als dickere Linie
    dargestellt werden.
  • Renderer können in kleinem bis mittlerem Zoomlevel (z<=15)
    straßenbegleitende Radwege unterdrücken und die Straße durch z.B.
    andere Randfarbe kennzeichnen.
  • Renderer können Einbahnstraßenpfeile bei Straßen mit Mittelstreifen
    vermeiden (bei vielen Stadtplänen üblich)
  • Renderer können Straßennamen und Ref-Nummern nur für eine
    Richtungsfahrbahn (z.B. north und west) zeichnen. Die Karte wird
    übersichtlicher.
  • Router können leichter erkennen, das mehrere ways zur selben Straße
    gehören und Zielpunkte je nach Verkehrsmittel besser berechnen.
  • Router können Anweisungen optimieren (“Fahren sie auf den
    straßenbegleitenden Radweg.”)
  • für manche Auswertung/Statistik kann die Unterscheidung zwischen echten
    Einbahnstraßen und Richtungsfahrbahnen oder zwischen eigenständigen und
    straßenbegleitenden Radwegen nützlich sein.

Nachteile:

  • ein weiterer Tag pro way muss eingegeben und gepflegt werden
  • manche ways müssen aufgespalten werden (z.B. wenn nur eine
    Teilstrecke einer Straße einen Radweg besitzt)

Wurde ein solches Konzept schon diskutiert?

Wäre es so oder ähnlich umsetzbar?

Rechtfertigen die Vorteile den Zusatzaufwand?

Viele Grüße
Stephan

[1]
http://wiki.osm.org/wiki/WikiProject_Germany/Workshops/Linienb%C3%BCndel

Ich sehe keinen Vorteil zu Relationen. Abgesehen von “man braucht keine Relation”. Wenn es aber keine Vorteile gegenüber Relationen hat, wird es keine besseren Chancen haben, sich durchzusetzen, als ein Relationenkonzept. Letztendlich ist es ja auch genau das: Du modellierst eine Relation (also Beziehung zwischen Objekten) indirekt mit Hilfe von Tags. Ähnlich, wie das hier in der Zeit vor den Relationen war. Der einzige Unterschied, den ich jetzt sehe, ist, dass du keine eindeutige Zuordnung (“dieser Radweg ist straßenbegleitender Radweg zu dieser Straße”) hast. Aber darin kann ich wie gesagt keinen nennenswerten Vorteil sehen.

Kannst du ein Relationsmodell nennen, das die genannten Vorteile bietet? Eine Relation pro Straße mit allen Straßen- und Radwegsegmenten genügt jedenfalls nicht. Man benötigt vermutlich eine Relation pro Straßensegment wie im Proposal [1] vorgeschlagen. Solch ein Modell erfordert für typische Straßen sehr viele Relationen und ist um ein vielfaches schwerer einzurichten und zu pflegen als eine tagbasierte Lösung. Eine Abfrage eines Tags benötigt im Mapnikstyle eine Zeile, eine Abfrage einer Relationsmitgliedschaft zur Unterdrückung einer Darstellung erfordert m.E. eine Änderung der Vorverarbeitungsqueue (osm2pgsql).

Ich will nicht Beziehung zwischen Objekten modellieren (dafür gibt es ja Relationen) sondern Wege klassifizieren (eigenständiger vs straßenbegleitender Radweg, Einbahnstraße vs Richtungsfahrbahn).

Viele Grüße
Stephan

[1]http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Relations/Proposed/Dual_carriageways

Also ehrlich. Was ist der Unterschied zwischen einem relationsmodell und deinem? Nehmen wir eine Straße mit zwei Richtungsfahrbahnen. Bei deinem Modell erhalten beide Richtungsfahrbahnen ein spezielles tag. Bei dem Relationsmodell sind sie beide Mitglied einer Relation.
Kommt jetzt ein Radweg dazu, erhalten der Radwege ein extra tag und die straßen beide ein weiteres. Bei dem Relationsmodell werden die Wege nur als Member der Relation hinzugefügt. Also 1:0 für Relationen.
Was passiert in deinem Modell wenn der Radweg dann nicht mehr weitergeht die Richtungsfahrbahnen aber schon? Richtig du musst die Straße trennen da ein teil ja noch den Tag für den Radweg hat, aber der andere teil nicht mehr. Bei dem relationsmodell muss die Straße auch getrennt werden, aber hier werden dann in die neue Relation nur die beiden Richtungsfahrbahnen aufgenommen. Soweit so gut.
Wie verhält sich dein Modell aber wenn nur eine Seite einen Radweg hat? Bekommen dann trotzdem beide Richtungsfahrbahnen den Tag des begleitenden Radweges? Bei der Relation ist klar das nur jene Wege aufgenommen werden die zusammengehören.
Der Renderer kann bei beiden Modellen nicht feststellen, ob nun ein Radweg links oder rechts oder beidseitig ist. Für andersfarbige Straßenränder wäre aber genau das entscheidend.
Ich kann somit keine Verbesserungen gegenüber dem Relationsmodell feststellen. Vielleicht kannst du auf die genannten Punkte nochmal genauer eingehen.