Handelsblatt: Google Maps droht in Deutschland Sperre wg. Patentstreit

Hallo zusammen,

bin gerade über folgenden Artikel im “Handelsblatt” gestolpert:
http://www.handelsblatt.com/technologie/it-tk/it-internet/sperre-wegen-patentstreit-droht-bald-kein-deutsches-google-maps-mehr/7910532.html

Demnach könnte Google Maps in Deutschland wegen eines Patentstreits mit Microsoft eine Sperre drohen.
Keine Ahnung wie realistisch dieses Szenario ist, aber es liefert ein sehr schönes Argument für Open Data und den Nutzen von OSM.

Seoman

In meinen Augen liefert es nur ein weiteres Argument gegen den Patentwahnsinn.

Argument für Open Data bzw. OSM sehe ich keines, denn eine Anwendung auf OpenStreetMap-Basis könnte genauso ins Visier der Inhaber solcher Patente geraten. Und anders als Google hätten wir kaum eine Chance auf ordentliche juristische Gegenwehr.

+1

Mit solchen allgemeinen Patenten lassen sich Open Source Anwendungen ohne finanzielle Mittel für juristische Auseindandersetzungen oder eigene Gegenpatente flächendeckend unterdrücken oder beliebig erpressen.

bye, Nop

Wobei ich jetzt aber nicht glaube, dass Microsoft OSM die Bing-Bilder zur Verfügung stellt um dann im nächsten Zug gegen OSM juristisch vorzugehen…

Oder soll das nur ein Anfüttern gewesen sein um dann alle auf bing zu zwingen?

Microsoft ist ein grosser Konzern, da wird mit Sicherheit nicht alles zentral gesteuert und abgeklaert. Insofern koennte ich mir gut vorstellen das es auch manchmal zu zeitweisen inkonsistenzen in ihrem Umgang mit dritten kommt. Ausserdem, wenn eine neue Strategie erarbeitet wurde, kann sich das Verhaeltnis auch ploetzlich ganz schnell aendern. Insofern, nur weil Bing derzeit die Bilder zur verfuegung stellt heist das noch lange nicht das sie im naechsten Moment OSM nicht wegen Patentverletzung verklagen. Ausserdem duerfte das Interesse von Bing an OSM seit der Kooperation zwischen Microsoft und Nokia und dem zufolge auch Nokia Maps / NavTeq mit Bing deutlich abgeklungen sein.

Ich glaube / hoffe zwar nicht das MS OSM demnaechst verklagen wird, aber das liegt moeglicherweise eher daran das OSM nachwievor zu unwichtig waere als das es die Kooperation zwischen MS und Nokia stoeren wuerde.

Die Nokia-Karten sind derzeit nur für Autofahrer brauchbar. Ein nicht ganz unwichtiger Bahnhof fehlt seit 2 Jahren, obwohl als Fehler gemeldet. Fußwege und auch Wege, die für Fahrradfahrer nutzbar sind, fehlen an wichtigen Stellen, z.B. wenn es am Ende einer Sackgasse für nicht motorisierte Verkehrsteilnehmer weiter zur nächsten Straße geht. Für mich war das mit ein Grund, mich näher mit OSM zu beschäftigen. Auch G-Maps ist da mit seinen (teilweise vom BKG stammenden Daten) schon wesentlich weiter. Ob bei einem solchen Rückstand im Detailmapping eine Klage gegen OSM Sinn machen würde sei dahingestellt.

Das ist ja genau der Sinn eines gutes Patents: Einen möglichst großen Bereich einer Idee abzudecken.
Streiten kann man nur darüber, was eine (gute) Idee ist.

Beim kurzen Überfliegen ist die Idee des Patents (hier die Informationen von der EPO http://worldwide.espacenet.com/publicationDetails/originalDocument?FT=D&date=20000517&DB=worldwide.espacenet.com&locale=en_EP&CC=EP&NR=0845124B1&KC=B1&ND=4 ) zum heutigen Zeitpunkt gar nicht so überwältigend.
Hier die Zusammenfassung

A map of the area of a client computer (10) is requested from a map server (11). 
Information relating to a place of interest is requested from an information server (12) by the client computer (10). 
The information is superimposed or overlaid on a map image at a position on the map image corresponding to the location of the place of interest on the map. 
The information (or "overlay") server (12) may contain details of, for example, hotels, restaurants, shops or the like, associated with the geographical coordinates of each location. 
The map server (11) contains map data, including coordinate data representing the spatial coordinates of at least one point on the area represented by the map.

Das Patent beschreibt die Überlagerung einer Karte mit Detailinforationen zu vorhandenen POI.
Man muss aber anfügen, dass es vermutlich aus den Jahren 1996 - 1998 stammt (ich kann leider die EPO-Infos nicht interpretieren). Da war noch einiges anders als heute.

Ohne das Patent eingehend zu studieren, lässt sich aber nicht sagen, was man tun könnte, um es zu umgehen oder was ggf. auch unter dieses Patent fällt.

Da OSM im wesentlichen “nur” die Datenbank selbst betreibt, sehe ich hier auf den ersten Blick kein Problem für OSM. Google wurde ja nicht als Datenhalter oder Kartenanbieter vor den Kadi gebracht, sondern weil es die im Patent beschriebene Vorgehensweise genutzt haben soll.
Übrigens ist der Patentanspruch nicht welt- oder europaweit. In Europa scheint er “nur” für DE FI FR GB SE zu bestehen.