"Halbgenaue" Daten einzeichnen oder nicht?

Hallo,
ehe ich meine Frage loswerde etwas Hintergrundinformation.

Ich beschäftige mich mit Burkins Faso / Westafrika (nicht nur in Bezug auf OSM).

In so einem 3-Welt-Land ist in Bezug auf OSM nicht viel los. Es mangelt an Geräten und Leuten, die das machen. Eventuell führen ein paar Touristen oder EW-Helfer Geräte mit, flächendeckend ist das aber keinesfalls.

Nun habe ich folgendes durchgeführt: Auf einem Regierungsserver habe ich eine Liste von Siedlungen (Namen, Einwohner und politische Sitze) gefunden.
Diese Namen habe ich in einem ersten Schritt mit “NGA GEOnet Names Server (GNS)” - Daten abgeglichen.

Bei ca. 1600 Einträgen (Weiler, Dörfer, Städte) habe ich eine 1-zu-1 Übereinstimmung der Namen gefunden und damit die Koordinaten
(bei anderen habe ich keine Übereinstimmung gefunden, das liegt teilweise an der Schreibweise wie é / e usw.,
für andere habe ich mehr als einen Eintrag gefunden, … solche Dinge müsste ich mir noch näher ansehen).

Mit den gefundenen Einträgem habe ich ein GPX-File (Wegpunkte) erzeugt und mit Google Earth geladen. Sehe ich mir die Satelliten/Luftbilder an, dann sehen ich, dass
a) alles in Burkina Faso ist (erste Fehlerquelle ausgeschlossen) und
b) meine Wegpunkte “in etwa” dort sind, wo auch Google seinen Eintrag hat und auch auf den Luftbildern Siedlungen zu sehen sind (das habe ich stichprobenartig geprüft)

Das Problem ist das “in etwa”: Teilweise liegen die Punkte einige hundert Meter vom Google-Punkt bzw. der auf dem Luftbild sichtbaren Siedlung entfernt. Auch die Google-Punkte liegen eher selten dort, wo die Siedlung / Häuser zu sehen ist.

Man muss sich das für Burkina Faso (Sahel-Region) so vorstellen: in einer steppenartigen Region sind eine Anzahl von Lehmbauten über hunderte Meter, vielleicht auch 1 km verstreut, diese bilden eine Siedlung (Dorf). Ein exaktes Zentrum des Dorfes ist nicht erkennbar. Wo und wie soll man also das Dorf einzeichnen?

Frage:
Soll ich solche “halbgenauen” Daten in OSM übertragen, ja oder nein?

Pro: es ist besser als gar nichts.
Contra: es täuscht eine nicht gegebene Genauigkeit vor.

Was ist die Meinung der OSM-Community? Davon hängt es ab, ob ich Skripts schreibe, die weiter Daten suchen und diese dann nach OSM übertragen. (Wenn es eine Zustimmung gibt, dann kommen noch ein paar Detailfragen zu Tags)

Grüße,
jomu

das Problem hat man immer in OSM. Wenn ich zum Beispiel ohne 10cm DOP ein Gebäude einzeichne, ist es auch ungenau. Es ist sogar so, dass das Korrigieren von Gebäuden später länger dauert als das Neuzeichnen. Daher habe ich mich auch oft gefragt, ob man es dann nicht lassen sollte. Andererseits motiviert eine bessere Karte andere Leute eher zum Mitmachen bzw zum Korrigieren, als eine, auf der weniger Details sind.
Ich würde es mit source= einzeichen. Die Lage von Dörfer zu korrigieren ist ja nicht schwer und für afrikanische Verhältnisse ist sicher uninteressant ob Du den Node nun genau auf der Ortsmitte machst oder am Rad.
Und jeder, der mit Landsat einzeichnet, hat Probleme mit der Genauigkeit. Wenn man nur mit geringen Toleranzen zeichnen dürfte, würde es kein Landsat Layer geben

Auch ich befuerworte die Maxime: Ungenau ist besser als nix. Mit einer note oder URL, woher die Daten stammen, und wie vertrauenswuerdig sie eingeschaetzt werden kann man sich auch selber ein Bild von der Qualitaet der Daten machen.

Apropos

Das impliziert nicht automatisch die Erlaubnis die Daten frei zu verwenden. Hast Du eine offizielle Aussage, welche die Verwendung der Daten fuer OSM erlaubt?

Das sollte kein Problem sein, alle Daten stammen von GNS. Die Liste vom Regierungsserver (sie enthält nur Namen) habe ich nur verwendet, um aus den GNS Daten die relevanten herauszufiltern. Alles, was in OSM kommt, stammt von GNS - und das ist frei.

Moin Jomu,

deine Daten werden sicherlich nicht super genau sein, aber das kannst du aus dem Vergleich mit Google-Daten oder mit den Luftbildern schwerlich ableiten. Denn auch bei denen duerfte man in der Region von einer erheblich Ungenauigkeit ausgehen koennen.

Bei deinem Contra-Argument moechte ich gerne noch mal nachfrage: Taeuscht das wirklich eine hoehere Genauigkeit vor? Wenn ein Objekt als Punkt auf einer ansonsten leeren Flaeche eingetragen wird, dann ergibt sich die Genauigkeit dochnur in Relation zur Fläche. D.h. wenn in 50km keine andere Eintragung ist, dann ist auch eine Ungenauigkeit von 5km locker vernachlässigbar.
Falls in 100m Umkreis bereits 10 andere Objekte in der Datenbank erfasst sind, dann ist 5km Ungenauigkeit im Ergebnis unbrauchbar, d.h. solche Eintraege wuerden mehr schaden als nutzen.

Nach deiner Beschreibung ist die Datenlage da insgesammt noch sehr duenn (wundert mich nicht). Insofern duerften auch sehr ungenaue Daten noch einen Informationsgewinn bringen. Aus ein paar 1000km Entfernung geschaetzt wuerde ich die Grenze mal so ziehen: Wenn da irgendwo eine Strasse eingetragen ist, dann sollte man aus den ungenauen Daten immer noch abschätzen können, ob eine bestimmte Ortschaft ueber diese Strasse zu erreichen ist.

Gruss
Torsten