Grundlegende Probleme von OSM

Was mich an der Darstellung von OSM nach außen am meisten stört, ist die „Hauptkarte“ (wir nennen sie halt so) auf osm.org. Sie bildet halt nur einen winzigen Bruchteil von dem ab, was OSM leistet – und immer wieder muss man mit dem Irrtum aufräumen, diese Karte sei das eigentliche Produkt von OSM und direkt mit dem entsprechenden Endprodukt von Googlemaps vergleichbar.

Ich würde mir dort eine Karte mit unterschiedlichsten Layern wünschen, die der Besucher ganz nach Belieben zu- und abschalten kann. Ähnlich wie die POI-Karte, aber noch breiter gedacht. Große Straßen, kleine Straßen, Wälder, Gewässer, Bahnlinien, Tracks, Radwege – das könnte alles individuell schaltbar gemacht werden.

Dann die Beschriftung der Karte! Welchem Mitteleuropäer ist mit einer ausschließlich arabisch beschrifteten Ägyptenkarte genützt? Die Labels müssten auch ein eigenes Layer sein, das sich zwischen Sprachen umschalten lässt. Politisch umstrittene Gebiete ließen sich wahlweise in der einen oder anderen Sichtweise darstellen, damit wäre OSM neutral. Das wäre ein interessantes Nebenthema.

Dann denken wir an die Vielfalt der POIs, die in OSM erfasst sind. Wir könnten die Anzeige von POIs sogar davon abhängig machen, welche gerade geöffnet sind und welche nicht. Wäre das nicht ein umwerfender Nutzen einer Online-Karte?

Aber nein, wir pflegen die immergleiche statische Karte, die ihren schmalen Zweck erfüllt, einen Überblick zu bieten, aber mehr halt auch nicht, und doktern nur kosmetisch daran herum, indem wir für Wälder ab und zu mal einen blasseren Grünton wählen.

Wir ziehen uns dann gern hinter die Feststellung zurück, OSM sei kein Kartendienst, sondern nur eine Datenbank, auf die Kartendienste zurückgreifen können. Das stimmt ja auch fast (ganz stömme es, wenn wir gar keine Karte präsentierten), aber wieso ändern wir das nicht und machen einen auf? Die Datenbank-Idee ist vielen Nutzern zu abstrakt. Die wollen keine Datenbank, die wollen auch kein overpass, die wollen eine Karte. Ich wäre sehr dafür, den Satz an „Beispielen“, als den sich die Karten auf osm.org ja verstehen, zu einem Kartendienst auszubauen, der zeigt, was OSM im Vergleich zu anderen kann. Weil Otto Normal halt einen Kartendienst erwartet und keine Geodatenbank.

Es gibt schon viele interessante Auswertungen, aber die sind so versteckt, dass sie niemand findet. Ich denke an die Waymarked-Trails-Karte, an die POI-Karte, an Walters Boundaries- und PLZ-Darstellungen. Wenn wir das irgendwie auf die OSM-Hauptwebsite bekommen statt es da zu hosten, wo Otto Normal es nur nach mühevoller Suche findet, wäre schon einiges gewonnen, dann würde jeder Besucher der OSM-Website sehen, was für ein interessantes, vielseitiges Projekt das ist.

TL;DR: Möglicherweise ist das personell oder finanziell nicht machbar. Dann gestattet mir wenigstens das Träumen davon.

–ks