Grundlegende Fragen zu Häusererfassung

Hallo Leute,

ich bin gerade dabei Gebäude die noch fehlen via Bing zu erfassen, dazu hätte ich ein paar Fragen.

1). Bei Wohngebäuden, bei denen via Bing Balkone erkennbar sind, schließt ihr die in den Umriss des Gebäudes mit ein?
Oder zeichnet ihr die extra, und wie werden die dann gataggt?

2). Und wie ist das bei erkennbaren Pergolen (Pergolas), wo über Bing am Schattenwurf erkennbar ist, dass die Sonne durch das Dach durchscheint? Werden diese Dächer als Building=yes getaggt, oder anders?

3). Mir ist schon klar, dass der Satellit von Bing nicht senkrecht über jedem Haus steht und es einen gewissen Versatz gibt.
Ich tue mich aber schwer damit wie weit die Gebäude verschoben werden müssen, damit es der Realität entspricht.
Da ich auch die Adressen erfasse, wäre es eine gute Idee sich an der ALKIS-Karte bezüglich des Versatzes zu orientieren?
Oder wie geht ihr damit um?

Danke fürs Lesen und evtl. Antworten.

Frank

Balkone zeichnen wir in der Regel gar nicht, bei anderen kragenden Bauteilen ist es glaube ich auch nicht ganz klar, manche zeichnen den Schnitt mit dem umliegenden Boden als Umriss, andere den maximalen Umriss über alle (in der Regel überirdischen) Geschosse (was den Vorteil hat dass die Teile implizit mit drin sind).

Bauteile die nur überdeckt aber nicht umschlossen sind kann man als roof eintragen

  1. ich zeichne bei großer Schräglage das Dach und verschiebe es dann so dass der Umriss auf die Schnittlinie der Hauswand mit dem Boden passt. Richtig detailliert sind wir sowieso nicht, und mit dem nächsten Luftbild wird ein Mapper die Sachen sowieso wieder 3 oder 10 Meter verschieben, ich würde da nicht viel Zeit mit verlieren

Worauf ich achte sind die Bezüge, ob eine Straßenachse mittig auf ein Haus führt, die Häuser parallel zur Straße stehen, die Fassaden in einer Flucht stehen, der Eingang mittig oder in eine Richtung verschoben ist, etc.

Hallo,
zu 1
Das wiki sagt:" In der Regel wird die Grundfläche (Grundriss) des Gebäudes ohne Balkone oder Dachüberstände eingezeichnet. Nur beim 3D-Mapping müssen alle überstehenden Gebäudeteile im Umriss eingeschlossen sein. "
Ich mappe Balkone nicht, habe es aber schon als building:part und als Multipolygon gesehen
zu 2
building=roof oder man_made=irgendwas wäre machbar, ich selber mappe es nicht
zu 3
Ich orientiere mich bei der Form meist am Dach. Nicht weil das toll ist sondern weil man das am besten sieht, versuche Dachüberstände zu erkennen und verschiebe die Form dann an sichtbare Gebäudekanten, die an die Erdoberfläche stoßen und in der Schrägaufnahme zu erkennen sind. Beim Versatz versuche ich mich an den bereits gemappten Strukturen zu orientieren. Selbst wenn diese nicht völlig exakt sind, kann man nicht wegen jeden Hauses die ganze Gemeinde verschieben.

Das sind keine ganz so einfach zu beantwortende Fragen.

Im OSM-Wiki steht auf der Seite https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Geb%C3%A4ude:

“Wenn möglich sollte der gezeichnete Umriss der Außenwand am Boden folgen (Grundriss), also z.B. Dachüberstände aussparen. Wird die Geometrie des Gebäudes aber besonders durch solche freistehenden Formen definiert, kann statt des Grundrisses auch die überbaute Fläche gezeichnet werden, also z.B. Balkone, Brücken und Gebäudeteile auf Stelzen eingeschlossen werden. Reine Dächer werden üblicherweise mit dem tag building=roof gemappt.”

Daraus ergibt sich nach meinem Verständnis:

zu 1): Ein nicht überdachter Balkon müsste nach dieser Definition beim Zeichnen des Gebäudeumrisses unberücksichtigt bleiben. Allerdings gibt es meines Wissens noch kein Tagging-Schema zum Einzeichnen eines Balkons als Fläche, es scheint bislang nur balcony=yes als Zusatzattribut z.B. für Ferienappartements zu geben, was dann aussagt, dass dieses Appartement über einen Balkon verfügt.

Nun gibt es aber auch Balkone, die in einer Art Nische des Gebäudes liegen, d.h. rechts und links davon sind Wände (der danebenliegenden Innenräume) und der Balkon ist zudem noch von dem Gebäudedach überdacht. Da könnte man den Balkon auch in den Gebäudeumriss mit einbeziehen (da man Gebäudeumrisse sowieso in der Regel hauptsächlich nach Luftbild einzeichnet, bleibt einem oft auch nichts Anderes übrig).

Zu 2): eine Pergola ist nach meinem Verständnis ein schattenspendendes Rankgerüst ohne geschlossene Seitenwände und in der Regel ohne geschlossenes Dach. Damit ist es kein Gebäude. Wenn es sich statt um eine nach oben offene Pergola um eine Terrassenüberdachung handelt, kann man mit building=roof (vgl https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Tag:building%3Droof) arbeiten, was man ja z.B. auch für das Dach über den Zapfsäulen einer Tankstelle nutzt. Ob das Dach dabei durchsichtig oder undurchsichtig ist, spielt dabei keine Rolle. Wenn es sich aber nicht lediglich um eine Terrassenüberdachung sondern um einen Wintergarten handelt, wäre building=conservatory die passende Option (vgl. https://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tag:building=conservatory)

Das ist oftmals gar nicht möglich, weil der Dachüberstand meistens nicht auf dem Luftbild zu erkennen ist. Besonders krass ist das bei Winkelbungalows (eingeschossige Häuser in L-Bauform). Das Dach überspannt oft einen Teil der Terrasse. Das Dach ist als deutlich größer als die eigentliche Gebäudegrundfläche. Anfangs habe ich versucht diese Dachüberstände zu ermitteln. Meistens habe ich pauschal auf Verdacht etwas abgezogen. Das mache ich inzwischen nicht mehr.

wenn man die Situation vor Ort kennt ist es m.E. besser, Dachüberstände abzuziehen, gerade wenn es einen großen Unterschied macht. Andererseits kann man nicht damit rechnen, dass es überall schon so gemacht ist.

Der tag für Balkone ist laut taginfo building:part=balcony https://taginfo.openstreetmap.org/tags/building%3Apart=balcony

Vielen Dank für eure Antworten.

Wie dieterdreist beschrieben hat, so ist bisher auch meine generelle Vorgehensweise.

Danke euch.

Gruß Frank

Solange wir noch Gebäude in der Datenbank haben, die nach schräg fotografiertem Luftbild mit auskragender Dachschräge auf einer Seite gemappt wurden (also einfach der Umriss des Gebäudekleckses auf dem Foto), sind das alles Luxusprobleme :smiley:

die Frage zielte m.E. in die Richtung, wie man es “am besten” bzw. typischerweise macht, klar, schlechter geht immer :wink:

Generell sollte man immer schauen:
Gibt es in der betreffenden Region für OSM freigegebene Luftbilder, die keinen “Schrägblick” zeigen, sondern Blick von oben. Sind die Luftbilder aktuell oder gibt es neuere?
Sind die Luftbilder in der Darstellung /Auflösung gut genug, um auch Gebäudedetails sicher bestimmen zu können. Ist das verwendete Luftbild ausreichend Geo-referenziert, oder muss man es zum Beispiel anhand vorhandener GPS Spuren erst noch ausrichten, um Versatz zu vermeiden. In meiner Region gibt es glücklicherweise qualitativ höherwertigeres Material als Bing, was aber wiederum im Editor ID standardmäßig nicht angeboten wird. Also muss man es manuell zum ID hinzu fügen oder gleich mit JOSM arbeiten.
Was ich mit meinen ganzen Ausführungen sagen möchte, dass man oft Gebäude sieht, die scheinbar mit schlechtem Luftbild ohne vernünftige Versatzkorrektur erzeugt wurden. Daran gemessen ist das Thema “Balkon darstellen oder nicht”, tatsächlich ein Luxusproblem.
Ich stelle Balkons normalerweise nicht dar, größere massive Terrassenüberdachungen aber schon.

Ein kleiner Schrägblick ist eigentlich sogar erwünschenswert, so kann man Gebäudeteile mit unterschiedlichen Höhen leichter erkennen. Wie man mit Versatz umgeht steht (kurioserweise) am ehesten in roof modelling.

Die Hausumrisse der Karten, die auf Vermessungen basieren, sind übrigens praktisch immer die Grundrisse am Boden, also ohne Dachüberstände, Freisitze, überdachte Terrassen und dergleichen.
Wo solche Karten als Grundlage erlaubt sind (z.B. Maps4BW), würde ich immer die verwenden.
Die Geoposition der Hausumrisse ist praktisch immer sehr genau, nur an der Aktualität hapert es bisweilen.

Grundsätzlich ja.
Es gibt aber auch Anbauten und Nebengebäude, die nicht vermessen wurden und trotzdem auch da sind.
Mir ist es schon passiert, daß ich eine Ortschaft komplett und präzise durchgemappt habe nach sehr gutem Luftbild und dann kam ein anderer Mapper und hat dort nochmal “drüber gemappt” nach ALKIS. Dies habe ich mir aber dann nicht im Detail angesehen, habe mich nur gewundert.
Das detaillierte, aktuelle Luftbild ist für mich jedenfalls eher an unserer OSM “on the ground” Regel dran als irgendeine offizielle Vermessungskarte.

Das verstehe ich auch unter “Aktualität”.
Ich würde nie ein Gebäude(-teil) löschen, nur weil es nicht in einem ALKIS-Derivat auftaucht, schon gar nicht, wenn es in einem Luftbild zu sehen ist.
In solchen Fällen das Hauptgebäude nach ALKIS und das andere nach im Versatz korrigierten Luftbild.