Mal angenommen, daß die Grundaussage - auch in DE - richtig sei: Woher weißt Du, daß nicht jemand seine Spuren nachbearbeitet und dadurch “kreativ tätig” geworden ist? Oder ganz gezielt Muster in die Landschaft gelaufen hat, um “schöne” GPS-Tracks zu erzeugen? Das nennt sich dann GPS art.
Spaß beiseite. Womöglich gibt es eine pragmatische Lösung, selbst wenn Tracks von Ablehnern nicht verwendet werden dürfen (rechtlich oder nach Entscheidung der OSMF/LWG, so es irgendwann eine gibt). Frederik hat auf talk oder talk-de mal sinngemäß argumentiert, daß die Daten nach der Umstellung nicht 100% sauber sein müssen, sondern daß auch “fast 100%” genügen, solange die OSMF (um deren Pflichten ging es in dem Faden; läßt sich aber analog auf die Pflichten der Mapper übertragen) nachweisbar einen angemessenen Aufwand betrieben hat, um nicht konforme Daten auszusortieren. In dem Fall wäre die vereinzelte, unbeabsichtigte Übernahme nicht relizensierbarer Daten tolerabel; diese könnten im Nachhinein entfernt werden, wenn sich der Urheber beschwert. Das ist verkürzt dargestellt, gibt aber die Überlegung hoffentlich richtig wieder.
Diese Argumentation, wenn man ihr folgen mag, ist kein Freibrief für die unbeschwerte Übernahme der Beiträge von Nichtzustimmern, heißt aber: wenn man mit der gebotenen Sorgfalt darauf achtet, nichts von Nichtzustimmern zu übernehmen, ist es kein Beinbruch, wenn es versehentlich doch ab und an passiert. (Wer dem Argument nicht folgen will, braucht sich den Rest dieses langen Postings nicht anzutun.)
Was hat diese Abhandlung nun mit der aktuellen Diskussion zu tun? Nehmen wir mal an, daß die GPS-Tracks von Ablehnern/Nichtzustimmern nicht verwendet werden dürfen. Setzt man obige Diskussion auf GPS-Tracks fort, heißt das: man muß nicht absolut sicherstellen, daß die verwendeten Tracks allesamt von Zustimmern stammen; sondern es genügt jeweils eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit. Die Schwierigkeit besteht darin, Tracks, die nicht als “öffentlich” hochgeladen wurden, hinreichend zuverlässig einzelnen Nutzern zuzuordnen.
Kommt man mit dieser Idee in der Praxis weiter? Ich bin nicht sicher. In bestimmten Fällen wäre es aber denkbar:
a) In einem bestimmten Gebiet hat ein Ablehner/Nichtzustimmer A Wege gemappt, die nun ersetzt werden müssen; es ist unklar, ob er auch Tracks hochgeladen hat. Wenn dort niemand anders gemappt hat, ist erstmal davon auszugehen, daß auch die Tracks von A stammen - Pech. Gibt oder gab es dagegen noch andere Mapper, könnten einige oder alle Tracks von ihnen stammen. Eventuell hilft der Zeitstempel (sofern verfügbar) oder die Beschreibung des Tracks (manchmal “Wanderung von I-Dorf nach J-Stadt, November 2010”): wenn die Tracks aus einer Zeit stammen, in der Mapper A nichts (mehr) gemappt hat, andere (Zustimmer) dagegen schon, ist es sehr unwahrscheinlich, daß sie von A hochgeladen wurden.
b) Ablehner/Nichtzustimmer A, dessen Wege ersetzt werden müssen, hat eine größere Zahl von Tracks als “öffentlich” hochgeladen, die in seinem Userprofil aufgelistet sind. Dann könnte man davon ausgehen, daß er alle seine Tracks als “öffentlich” gekennzeichnet hat. Diese dürfen nicht verwendet werden, aber alle anderen Tracks stammen aller Wahrscheinlichkeit nach von anderen Mappern. Wenn ansonsten nur Zustimmer in der Gegend gemappt haben, sind die Tracks wahrscheinlich von ihnen.
c) Alle Tracks, die sich Ablehner/Nichtzustimmer A direkt oder indirekt zuordnen lassen, wurden der Geschwindigkeit nach zu urteilen (falls Zeitstempel vorhanden - farbliche Darstellung der Tracks in JOSM), zu Fuß angelegt, die fraglichen Wege aber mindestens per Fahrrad. Dann stammen sie aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von A. Genauso wenn A sich in seinem Profil als Wanderer ausweist, der Fahrräder verabscheut
Eventuell hilft auch die Punktdichte. Es ist wahrscheinlich, daß der GPS-Empfänger von Mapper A immer mit etwa der gleichen Punktdichte aufgezeichnet hat. Gibt es aber sowohl Tracks mit hoher als auch niedriger Punktdichte, stammen diese vermutlich von verschiedenen Mappern.
d) Es laufen sehr viele Tracks über denselben im Luftbild unsichtbaren Weg. Kann man dann davon ausgehen, daß zumindest einige davon von Zustimmern stammen? Wenn es sich um einen einigermaßen stark frequentierten Weg handelt (der z.B. Teil einer Rad-/Wanderwegroute ist), meines Erachtens ja. Ein abgelegener menschenleerer Waldweg? Eher nicht. Kann ja sein, daß A seine tägliche Jogging-Route hundertmal hochgeladen hat. Siehe auch die Idee mit der Punktdichte.
Wie gesagt, ich weiß nicht, ob diese Überlegungen in der Praxis von Nutzen sind. Im allgemeinen Fall (mehrere Ablehner, mehrere Zustimmer, überlappende “Aktivitätszeiträume”; keine öffentlichen Tracks, kaum Zeitstempel oder Beschreibungen) sicher nicht, aber möglicherweise in manchen Gegenden doch; zumindest, wenn es dort jeweils nur einen Ablehner/Nichtzustimmer mit nennenswerten Beiträgen gibt.
Aber zugegebenermaßen ist obige Argumentation selbst dort, wo sie möglich ist, immer noch schwierig. Also hoffentlich gibt es irgendwann “grünes Licht” von der LWG, sodaß die oben gemachte Annahme hinfällig wird… Oder wenn bei gegenteiliger Entscheidung der Server auch keine Tracks von Ablehnern/Nichtzustimmern mehr ausliefert, wäre das praktische Problem ja auch gelöst.