Geänderte Taktik bei kritischen Fragestellern beim Mappen vor Ort

Ich bin ja ein großer Fan der Field Papers. Wenn ich unterwegs bin, mache ich nur Fotos von Dingen, die ich nicht einordnen kann, ansonsten habe ich ein Klemmbrett mit 30 bis 40 Seiten Papier dabei und meinen Höhenmesser. Wenn mich jemand fragt, was ich da treibe, sage ich auch meistens nur, dass es um das Verbessern der vorhandenen offenen Stadtkarte geht, insbesondere mögliche Routing-Fehler vor Ort erkennen und die 3D-Darstellung präzisieren.
Mir wurde jetzt im Winter schon mehrmals Kaffee angeboten und wenn ich vom Ordnungsamt wäre, könnte ich den ein oder anderen „gemeingefährlichen“ [sic] Nachbarn aufschreiben. Da ich mittlerweile Häuser nicht mehr fotografiere, sondern Skizzen anfertige und als einziges Gerät meinen Höhenmesser benutze (der in dieser Preisklasse vor allem die männliche Bevölkerung mehr beeindruckt als alles andere), scheint damit auch niemand Probleme zu haben. Im Gegenteil: es wird immer kleinlaut beteuert, dass die Gebäudehöhe so sein darf, aber ich könne ja ruhig mal beim Nachbarn nachmessen, man weiß ja, dass der es nicht so genau nimmt mit so etwas…
Einzig beim Anfertigen von Skizzen der Schleuse Anderten kam die Polizei vorbei, weil ein „beunruhigter Anwohner“ den Verdacht hege, ich würde da einen Anschlag planen. Ich wurde unfreundlich darauf hinhewiesen, dass das hier militärisches Sperrgebiet sei (ist es nicht) und sie mich entfernen müssten, wenn ich nicht selbst ginge. War zwar Unsinn, aber ich bin dann gegange und kam am nächsten Tag wieder, dann ohne Polizei. Hat ja auch wenig Sinn zu diskutieren.

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Dinge die ich mir “aus Gründen” abgewöhnt habe:

  • Spielplatz-Detailmapping - es sei denn ich habe meinen kleinen Neffen oder meine Nichte dabei. Mann über 50 der allein mit Kamera auf oder in der Nähe eines Spielplatzes “herumlungert”, selbst wenn man allein auf dem Spielplatz ist → “sehr verdächtig”

  • Hausnummern - hat sich in NRW ja mittlerweile zum Glück eh weitestgehend erledigt durch ALKIS-Zugriff, aber die Fotografier-Lösung war eine ganz dumme Idee, und auch Fieldpapers und Klemmbrett eher nur so mittelschlau

  • Hydrantenschilder auf Privatgrundstücken, auch wenn klar von Straße/Bürgersteig aus sichtbar

Selbst das Abfotografieren von Öffnungszeiten an Geschäften / Gastronomie hat schon zu seltsamen Begegnungen geführt.

Die seltsamste allerdings: Glas-Ladentür mit Öffnungszeiten klein irgendwo unten, und drüber in etwa in Brusthöhe ein großer QR-Code, aber sich dann beschweren das “in Laden hineingefilmt” wird … die Verkäuferin hatte wohl “das Memo nicht gelesen” und hielt das Quadratmuster für moderne Kunst oder so?

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Ich wurde gestern auch das erste Mal angesprochen, als ich mit StreetComplete unterwegs war. Meine ganzen Erklärungen was OSM ist, wollte er sich dann aber auch nicht anhören.

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Gelber Helm, gelbe Weste, gelbe Fahrradhandschuhe… ich kartiere für Ihren Autonavigator… OKAY.

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Ich vermeide den Begriff Datenbank, das hört sich wohl nach Überwachungsstaat an. Ansonsten sind die Menschen, die sich für meine Aktivitäten interessieren, eher neugierig als feindlich. Manche machen sich einfach nur Sorgen, dass ich von irgendeinem Amt komme und da irgendwas “hinterher kommt”. Wenn ich dann erkläre, dass ich das als Hobby betreibe, dann werde ich meist zurecht als harmloser Spinner eingestuft :wink:

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Ich wurde beim fotografieren der Leerungszeiten eines Briefkastens angesprochen, ob ich von der Post sei. Sie hätten sich schon mehrmals beschwert, dass dieser nicht regemäßig geleert würde. Auf mein ‘nein’ hin konnte ich die Dame schnell “beruhigen” indem mich nach der Addrese von “XZY” in dieser Straße fragte, er sei ein Arbeitskollege von mir. Weitere “Unannehmlichkeiten” gab’s bisher nicht.

Allerdings habe ich nun, wie @flohoff, eine unaffällige Actioncam (kleiner Würfel, GoPro Session Hero) unter’m Lenker des Fahrrades. Die sehen die meisten wohl nicht, fragen sich aber wohl, warum ich mit dem Fahrrad bis ans Haus, die Eingangstür, den “guidepost”, … fahre und gelegentlich das Vorderrad leicht anhebe.

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Ich habe 20 verschiedene Setups - je nachdem was ich so Fotografiere :wink: Das geht mit allen Fahrzeugen :wink: - Sind jetzt typischerweise nicht sooo unaufällig - Entwicklungen der letzten 10 Jahre oder so :slight_smile:


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Ach, dafür ist der Mercedes-Stern. :smile:

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OT: Ursprünglich als Teil des Zielsystems (Kimme + Korn) zum anvisieren von … ja was denn?

Ich fotografiere und filme so wenig wie möglich, und ganz speziell nicht in der Nähe eines

oder Kindergartens, da muss man höllisch aufpassen. Mein Werkzeug der Wahl ist ein Mini-Diktiergerät, damit lassen sich auch im langsam Vorbeifahren oder Laufen ausführlich alle Details verbal aufzeichnen, die es zu mappen gilt und es geht wesentlich schneller als Notizen zu machen.

Die besten Erfahrungen habe ich mit der Benutzung eines Liegedreirades gemacht. Zum einen kann man jederzeit stehen bleiben, ohne das Rad irgendwie halten zu müssen und dadurch, dass man relativ niedrig sitzt (und stehende Leute auf einen herunterschauen müssen) scheint man einfach harmlos zu wirken, bin jedenfalls auf diesem Rad noch nie unfreundlich angemacht worden. Ganz im Gegenteil, die Ansprache erfolgt eher freundlich und häufig auch mit Interesse an dem Radl.

Je nach Gegend ziehe ich auch schon mal eine Warnweste an, und falls mich einer nach meinem Tun befrage, verweise ich ebenfalls auf Geodatenkontrolle für Navigstionssysteme. Alles in allem: no wahalla!

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Wer öfter solche Begegnungen hat kann sich ja den frischen OSM-Flyer mitnehmen :upside_down_face: Dann spart man sich im Zweifelsfall ausschweifende oder missverständliche Erklärungen.

Als Großstädter kenne ich solches Interesse an meinem “verdächtigen” Hobby gar nicht aus dem Alltag. Ich kann so viele Fassaden, Läden oder Schilder fotografieren wie ich will und ne halbe Stunde mit großer 360-Grad-Kamera auf dem Helm im Kreis fahren - das ruft hier keinerlei Reaktionen hervor. Nervosität kenne ich nur von Falschparkern, wenn ich neben ihnen einen neuen Fahrradständer oder sowas fotografiere…

Ich bin erst einmal gefragt worden (und zwar in einer Ferienhaussiedlung), wieso ich denn die Häuser fotografiere. Eine kurze freundliche Erklärung reichte dann aber aus. Ich achte aber auch darauf, in Siedlungen nicht zu verdächtig herumzufotografieren. In Wald und Feld kümmtert das sowieso niemanden, wenn ich als Gedächtnisstütze einen Wegweiser, eine Wegekreuzung, eine Schutzhütte, … fotografiere.

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Ich würde Mal gefilmt und verhört warum ich denn mit Handy in der Straße herumlungern würde.
Hab’s versucht zu erklären, kam aber nicht zu Wort.

Erst der Blick auf meinen Perso und der Hinweis, dass ich schon 20 Jahre länger in der Wohngegend wohne als er brachte etwas Entspannung.

Davor gab es eine kleine Einbruchsserie …

Das vermeide ich tatsächlich möglichst, genauso auch Menschen auf meinen Fotos. Die hier wollten aber ganz genau wissen, was ich da mache, standen vorher irgendwo auf der Weide und dann plötzlich alle hinter mir :wink:

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Ich hatte bislang nur kritische Rückfragen beim Erfassen von Hausnummern (trage ich mir in Osmand als Waypoints ein), ob man nun mit Werbung zugeschissen werde. Meine Versicherung, dass das nicht zu befürchten sei, sondern ich nur dafür sorge, dass die Navi-Apps von Besuchern die Adresse auch fänden, hat bislang ausgereicht.

Ach, wenn es nur das wäre … :roll_eyes:

Dazu kam bei mir schonmal Nötigung, Bedrohung, versuchter Diebstahl, Freiheitsberaubung und weil das alles nicht die gewünschte Reaktion von mir erzeugte, die 110 anrufen, weil Jemand Fotos in einer Straße macht und die Polizei dann gefälligst dem “bösen” Radfahrer verklickern soll das ihm diese Straße (welche aber öffentlich ist) “gehört” und er will das die mich in den Knast stecken - von Anfang an unterstützt durch diverse seiner Nachbarn. (Wer das noch nicht kennt → klick)

Danke für den Tipp. Das werde ich ausprobieren.

Hallo zusammen,
danke für den Tipp, dass man für Navigationssysteme kartographiert.
Ich wurde bisher nur einmal angesprochen als ich einen Stadtpark erfasste. Das hatte ich mit einem Tablet gemacht, Wege mit dem GPS, Bänke, Mülleimer und Denkmäler erfasst. Naja, ich hatte noch 2 andere Handys bei, um mehr GPS-Spuren zu haben. Nachdem ich OSM erwähnt habe und erklärt habe was das ist, kamen keine weiteren Fragen.
Gruß Icke

2009 hat ein Journalist der Financial Times Deutschland (gibts nicht mehr) Jacques und mich im Hamburger Umland bei einer Mappingsession begleitet.

Der Anfangs geschilderte Vorfall fand tatsächlich so statt und hat den Kollegen von der FTD damals stark beeindruckt. Er hatte so eine Reaktion nicht erwartet und es änderte sein Bild von dem, was wir da machten, grundlegend. Eben nicht nur harmloses Hobby, sondern eben auch Aufgabe, die Engagement und Leidenschaft erfordert.

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