Da mein vier Jahre alter Oregon 400t inzwischen ein wenig altersschwach wurde (kaum ablesbares, zerkratztes Display, auseinanderfallender Schalter, starke zufällige Schwankungen des barometrischen Höhenmessers), sah ich mich nach einem neueren Gerät um. Der Oregon 600 bietet zusätzlich zum GPS-Empfang auch Glonass und verfügt über ein anders gestaltetes Display. Daher habe ich den Oregon 600 einem Oregon 500 oder 550 vorgezogen.
Ich verwende das Gerät hauptsächlich beim Fahrradfahren. Dabei will ich typischerweise wissen, wo ich gerade bin, und an Kreuzungen, wo welcher Weg hinführt. Da ich gerne durch hügelige Landschaft fahre, ist auch die Höhenangabe wichtig. Routing verwende ich recht wenig, und auch dann lasse ich meistens mir nur die Himmelsrichtung anzeigen, oder ich lasse mir einen Weg berechnen, um die Entfernung abschätzen zu können.
Die Qualität des Displays ist tatsächlich sehr erfreulich: es erscheint sehr groß (obwohl es tatsächlich die gleichen Ausmaße hat wie beim 400t) und ist hervorragend ablesbar. Die Karte lässt sich sehr schnell und sehr flüssig verschieben. Die Reaktion auf Berührung ist jedoch nicht immer sehr gut reproduzierbar: manchmal dauert es ein wenig, bis die erste Berührung erkannt wird, und manche Aktionen, wie zum Beispiel das Zoomen, werden mehrfach hintereinander ausgeführt.
Der Oregon 600 bietet nun zwei Schaltknöpfe an: es lässt sich dabei auch konfigurieren, welche Aktionen beim Drücken auszuführen sind. Auf dem zweiten Knopf ist als Standardwert das Setzen eines Wegpunktes vorgegeben.
Wie bereits beim 400t wird das Display nach wenigen Sekunden abgeschaltet. Dies führt auch dazu, dass die Prozessorlast erheblich verringert wird, da die Anzeige nicht neu berechnet wird. Dies erkennt man, wenn man das Display mit Drücken der Anschalttaste reaktiviert: man sieht, wie die einzelnen Teile der Anzeige Schritt für Schritt neu dargestellt werden. Eine Reaktivierung über Berühren des Displays funktioniert nicht mehr. Wer das Gerät in der Hosentasche oder im Rucksack trägt, wird sich darüber freuen: beim 400t führten die dabei immer wieder geschehenden Berührungen zu einer Aktivierung des Displays und damit zu geringerer Schonung der Batterien. Da ich den Oregon gewöhnlich am Fahrradlenker montiert habe, habe ich kein derartiges Problem mit unbeabsichtigten Berührungen. Hier ist diese Änderung sogar schlecht: man muss während der Fahrt eine Hand vom Lenker nehmen, und dann bei gegebenenfalls sehr holprigen Untergrund eine recht genaue Handbewegung ausführen.
Ich habe daher zunächst die Batterieschonung abgestellt. Dies führte zu einem nicht akzeptablen Batterieverbrauch. Typischerweise mußte ich nach 5-7 Stunden die Akkus wechseln. Aber auch mit angestellter Batterieschonung sind die Akkus meistens nach weniger als 10 Stunden leer. Der Oregon 400t schaffte bei den gegenwärtigen sommerlichen Temperaturen dabei durchaus 15 Stunden.
Mit dem Oregon 600 habe ich mir einen Anschlusskit für das Auto besorgt. Hier zeigten sich eigenartige Effekte: das Gerät wird sehr heiß. Auch habe ich den Eindruck, dass der Oregon 600 den Strom aus den Akkus zieht, obwohl eine externe Stromversorgung da ist. Diese externe Stromversorgung wird auch erkannt: das entsprechende Symbol wird auf dem Display angezeigt, bei Abschalten des Autos wird auch angezeigt, dass die externe Stromversorgung verschwunden ist. Auch waren einmal nach einer mehrstündigen Autofahrt die Akkus des Oregon 600 leer. Als ich jedoch einmal das Gerät mit bereits leeren Akkus im Auto verwendete, wurde es nicht heiß.
Das Routing mit OpenStreetMap-Karten ist bedenklich. Der Oregon routet sehr häufig über Fahrradwege und Fußwege, was wohl an „Activity Routing“ liegt. Für den Oregon 600 gibt es keine Firmware, bei der das Activity Routing nicht vorhanden ist. Und es liegen zurzeit noch keine Erkenntnisse vor, wie diese Probleme zu beheben sein könnten. Ein anderer störender Effekt ist das Drehen der Karte, wenn man anhält. Die Routing-Anweisungen bleiben unverändert, d.h. die Firmware erkennt schon irgendwie, dass keine Drehung des Fahrzeugs stattgefunden hat.
Beim Speichern eines Tracks werden nicht mehr alle Wegpunkte im Track abgespeichert. Stattdessen werden zwei Dateien erstellt: eine Datei enthält nur den Track als solchen, und die andere enthält die Wegpunkte, die während des Tages gesetzt wurden. Die Standardnamen für diese beiden Dateien haben dabei unterschiedliche Formate: zum Beispiel Waypoints_04-JUL-13.gpx und Track_2013-07-04 185014.gpx
Beim Starten des Gerätes gibt es häufig eine sehr lange Verzögerung in einer frühen Phase des Bootvorgangs. Das Garmin-Logo ist bereits erschienen, jedoch dauert es dann durchaus 1 Minute, bis auch am unteren Rand des Displays der Schriftzug „Garmin Oregon 600“ erscheint. Anfangs war ich hier ein wenig voreilig, und ging von einem Absturz aus. Inzwischen weiß ich jedoch, dass ich einfach nur sehr lange warten muss.
Es passiert auch immer wieder, dass ein Profil verändert wird. Dann werden zum Beispiel andere Werte am Dashboard angezeigt, als zuletzt eingestellt. Oder die Belegung der Schalter ist anders.
Ich habe es bisher nicht geschafft, zu erkennen, ob diese genannten Fehler mit irgendwelchen anderen Dingen zusammenhängen. Bisher erscheinen sie mir rein zufällig aufzutreten.
Da das Gerät ja nun auch Glonass beherrscht und nicht nur GPS, sollte die Ortung doch besser sein, oder? Wenn man nur GPS verwendet, ist die Ortung häufig grottenschlecht. Es gab zwar auch beim Oregon 400t immer wieder mal Fälle, wo meine tatsächliche Position zig Meter von der angezeigten entfernt war, beim Oregon 600 habe ich jedoch sehr häufig Abweichungen von über 100 m geschafft. Man muss Glonass zusätzlich verwenden, um zu einer brauchbaren Ortung zu gelangen. Trotzdem kann auch bei der Kombination eine erhebliche Abweichungen auftreten. Bei Verwendung im Auto habe ich einmal kurz nach dem Anfahren Abweichungen von mehreren Kilometern feststellen müssen (womöglich war das Gerät noch beschäftigt, die Satelliten zu orten).
Beim Radeln durch Alleen fällt mir auf, dass die vom Oregon 600 festgestellte Geschwindigkeit plötzlich erheblich geringer ist als die Geschwindigkeit, welche der Fahrradtachometer anzeigt. Normalerweise zeigt der Fahrradtachometer 2 % mehr an als der Oregon 600. In Alleen oder im Walde können es jedoch auch mehr als 50 % sein. Eigenartigerweise passen die vom Fahrradtachometer und vom Oregon 600 gemessenen Wegstrecken jedoch weiterhin zusammen.
Insgesamt zeigt sich also ein sehr durchwachsenes Bild, einige Problemchen dürften durch neuere Firmware gelöst werden können. Das Activity Routing muss noch von unseren Kartenspezialisten angegangen werden. Allerdings dürften die Ortungsprobleme und der hohe Akkuverbrauch auf Hardware zurückzuführen sein.